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von hier aufwärts getrieben wurde, bis er sich endlich gänzlich von den Ufern des
Missouri entfernte. Folgt man dem Laufe des Chayenne ein Paar hundert Meilen
aufwärts bis in die Black-Hills, so erreicht mau deu Wohnsitz der Chayenne-Indianer,
welche Feinde der meisten Missouri-Nationen sind. Man sagt, sie seyen
grosse schlanke Männer, mit langem schmalem Gesichte, und ihre Sprache soll sich
vou allen übrigen des Landes unterscheiden »). Ehemals wohnten sie an der Mündung
des Cbayenne-Flusses. Sie behaupten vou Nord-Osten her an den Missouri
gekommen zu seyn. Dr. M o rs e » » ) giebt ihre Zahl auf 3 3 5 0 Seelen au.
Jenseit der Gebüsche an der Mündung des Chayenne liegt vor deu Hügeln
eine Prairie, gänzlich weissbläulich-grün gefärbt von den sie bedeckenden Artemisia
Gesträuchen, welches von nun an höher aufwärts gewöhnlich der Fall ist.
Hier bemerkte man eingesteckte Stangen, als Ueberreste indianischer Jagdhütten.
Am linken Ufer sahen wir röthlichgraue Sandstein- oder Thonschieferwände, deren
Schichten zum Theil gänzlich horizontal liegen. An den kleineu vom Wasser
elngerisseuen Schluchten zeigten sich merkwürdige Thon-Kegelkuppen und Spitzen,
dabei viele krause, niedrige und vertrocknete Cedern (Juniperus) uud blühende
Rosengebüsclie. Mau erblickt auch wohl sauft abgeilächte Seitentbäler, mit einzel-
. neu Thon- und Sanderbebuiigen, welche conische Hügel bilden, öde und nackt,
das Thal nur hier und dort mit einzelnen Cedern und Artemisia bewachsen. Die
carolinische Taube bewohnte alle Schluchten der Hügel. In dieser Gegend bemerkten
wir zuerst einen weiter abwärts am Flusse nicht vorkommenden Vogel, die
americanische Elster (Pica americana), welche sich im Aeusseren nicht bedeutend
von der europäischen unterscheidet, und wovon weiter unten mehr die Rede seyu
wird. Um ’/„S Uhr Morgens 70° Fahr., am Mittage um 13 Uhr '83°. — Wir
waren heute nur sehr langsam vorgerückt und blieben, nachdem die Böte in allen
Richtungen soudirt hatten, um 3 Uhr nach Mittag gänzlich sitzen, dabei war unser
♦I*) h. C. pag. S S I.
Holzvorratli verbrannt, und man schickte die Holzhauer in den Wald des linken
Ufers. Nach etwa einer halben Stunde sah man die Bote eilig mit der Nachricht
zurüclikehren, man habe feindliche Indianer im Walde bemerkt, und die Arbeiter
batten sich geweigert ihr Geschäft zu beginnen. Um ihnen Muth zu machen und
sie während der Arbeit zu beschützen, bewaffneten sich auf dem Schiffe alle, welche
abkommeii konnten, unter ihnen die C le rk s C u lb e rts o n , D a n n in g , H a rv
e y , die Dolmetscher B e rg e r und L a c h a p e lle , die Herren S a n fo rd , M itc h ill,
Bo dme r, die Jäger D re id o p p e l, De ch am p , P a p iii und mehre andere. Die
Büchsen und Gewehre wurden scharf geladen und 36 Schützen stiessen sogleich
nach dem Lande ah. Sie bildeten im Walde hinter deu Bäumen eine Vorposten-
linie, in deren Schutz die Holzhauer arbeiteten; allein es blieb alles ruhig, und
entweder hatten die Indianer sich davon geschlichen oder das ganze Gerücht war
ein blinder Lärm. Die Böte kehrten endlich zurück, und mit ihnen der Dacota-
Dolmetscher O rtu b iz e , der schon seit dem frühen Morgeu auf der Jagd gewesen
war. Er Latte eine weibliche Cabri erlegt, an welcher sich die Bemerkung bestätigte,
dass beide Geschlechter dieser interessanten Thierart gehörnt sind, obgleich
das Weibchen nur kleine Hörner trägt. Ich erhielt hier ebenfalls eine vorzüglich
schöne Schlange mit orangenfarbigem Rückenstreifen (1 ) , welche nicht selten am
oberen Missouri vorkommt. Für den Abeud legte man am westlichen Ufer an. Es
hatle sich bei bedeutender Wärme ein starker Wind erhoben, der wie die hohe
Temperatur, am folgenden Morgen, dem 10. Juni noch fort dauerte.
An diesem Tage erreichte man schon frühe eine Insel, wie es scheint L ew is
und C la r k e s Cautiou-Island, wo uns ein Paar weisse Wölfe ohne die mindeste
Scheu beschauten. Links der Insel gegen über befand sich ein sanftes Prairie-
Thal mit frischem Grase, und ein wenig abwärts am jenseitigen Ufer die Landspitze,
welclie die Franzosen Pointe aux frênes, die Dacota aber Psächte-Oju (ch
iu der Kehle) nennen. Um 7 Uhr legte man au einem Walde des westlichen
Ufers an, wo besonders viele Eschen (Fraxinus platycarpa) wuchsen, dereu Holz
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