wieder. Gegen %10 Ubr Abends bemerkte man ein schwaches Nordlicht, welches
seine Strahlen aufwärts schoss, dabei Avar die Temperatur angenehm, der Himmel
aber uicht gänzlich wolkeuleer, welches den Glanz des Meteors minderte. Ein
TheU unserer Leute übernachtete unter einigen hohen Pappeln am Ufer.
Am Morgen des 11. Juli nalim Herr Bo dm e r die Skizzen der sonderbaren
Kuppen der Hügelketten auf, iu deren Nähe unsere Leute durch Einsinken in den
Schlamm grosse Schwierigkeiten fanden, und öfters schwimmen mussten; 39 von
ihuen hatte man an die Cordelle gestellt, bis ein sehr heftiges Gewitter mit Platzregen
uns zAvang, am üfer unter dem Schirm des hohen Pappelwaldes Schutz zu
suchen. Das Regenwasser lief durch das Verdeck iu die Cajüte hinab und benetzte
unser Gepäcke; allein der Schauer dauerte zu unserem Glücke nicht lange. Wir
hatten jetzt eine Stelle zurück gelegt, welche man L’isle au coupé (The-Cut-Off)
nenut, weil hier der Missouri an einem seiner grossen Bögen quer durchbrach, und
gerade gegen über einer sumpfigen Landspitze eine grosse flache Insel bildete. Das
Fahrwasser folgt dem neuen Durchbruche und der Fluss ist oberhalb dieser Biegung
sehr breit und stolz, gegenwärtig war er hoch und voll An den Flussufern
AVuchs häufig Helianthus petiolaris in voller Blüthe und Grösse, so wie Gebüsche
von zwei Arten vou früher erwähnten Weiden (S a lix longifolia und lucida). Ibre
Gehäge sind hier einer ewigen Zerstörung unterworfen, der Fluss reisst sie in
grossen Stücken hinAveg und stürzt sie in seine wilden Fluthen, jedoch der rege
Bildungstrieb der Natur ist nicht zu bändigen, auf dem neu aufgeschwemmten Lande
erzeugen sie sich schnell wieder, man beobachtet hier jedoch meist nur junge
schlanke Weiden. Ein Paar Schwäne (Cygnus huecinator) wurden in der Nähe
des kleinen, am nördlichen Ufer mündenden Porcupiue-River (Stachelschwein-Bach)
vergebens beschossen, und ein von Dechamp erlegtes Elkthier hielt uns etwas
auf, bis das Fleisch an Bord geschafft war, Avorauf wir den am südlichen Ufer
einfallenden, von L ew i s und C la rk e sogenannten Two-Thousand-IVliles-River
(Zwei tausend Meilen-FIuss) erreichten, von welchem man bis zur Mündung des
Missouri in den Missisippi 2 0 0 0 Meilen zählt. An der oberen Landspitze des Baches
stiegen wir znm Jagen ans Land, da man hier Wildpret gesehen hatte. Der
Wald schloss sich hier an eine weite, an dieser SleUe mit Artemisia-Gesträuchen
bewachsene Prairie an, wo wir anf dem Bodeu starke abgeworfene Eltgeweihe
fanden. Viele isolirt stehende Bänme waren hier völlig vertrocknet und von silber-
grauer Farbe, ohne Zweifel durch einen Prairie-Brand. In dem einen derselben
vernahmen wir das Zirpen der jungen Vögel eines Paares des Falco Sparverius,
der hier sehr häulig war; die alten Vögel flogen äiigstUch nmher. Hier hielten sich
auch eine Menge der grossen Tyrannen oder Fliegenfänger auf (Muscicapa Tyrannus
und crinita Wils.J, Elke und Hirsche wareu in allen Bichtungen nmher getrabt,
und hatten stark ausgetretene Pfade nach dem Flosse gebahnt. D re id o p p e l
trieb endlich einen Hirsch auf, der seine Bichtung nach dem in der Prairie nmher
gehenden Tischler S a u c i e r nahm und von diesem die tödtliche Kugel erhielt. Die
Prairie dehnte sich ununterbrochen ans, so weil das Auge reichte, sie trägt den
Namen der Prairie ä la corne de cerf, weil hier die durchstreifenden ludianer eine
Pyramide von Hirschgeweihen erbaut haben. Da man dieses Gebände vom Flusse
aus wahrnahm, so giengen wir in Begleitung von Dechamp nnd S a u c ie r dahin.
Etwa 8 0 0 Schritte vom Flusse entfernt haben die J ag d - oder Kriegspartheien
der Blackfoot-Indianer nach und nach eine Menge von Elkhirschgeweihen aufge-
hSuft, wodurch eine Pyramide von 16 bis 18 Fuss Höhe und 13 bis 13 Fuss im
Durchmesser entstanden ist. Ein jeder vorbei ziehende Indianer sucht seinen Beitrag
zu liefern, welches nicht schwer ist, da man überall Hirschgeweihe nmherliegen
sieht, und oft wird die Stärke der Kriegs- oder Jagdparthei auf den hinzugefügten
Geweilten mit rothen Streifen angemerkt. Alle diese Geweihe, deren sich hier
gewiss mehr als 1 0 0 0 befinden, liegen unordentlich auf und dnrch einander nnd
sind dabei dergestalt in einander geschoben, dass es uns schwer wurde einen starken
Vierzehnter ans der Pyramide frei zu machen und milznuchmen. Die Geweihe sind
theils von dem Kopfe des Thiers mit der Hirnschale abgeschlagen, theils sind es eiu