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schwer beladeu, sie gehen tief im Wasser uud treiben daher ohne Masten und
Segel sebr langsam fort. Sie werden mit grossen Rudern bewegt uud können nur
stromabwärts schiffen. Zu eiuer Reise nach New-Orleans gebrauchen sie mehre
Monate und habeu häufig als Ruderer neue europäische Ankömmlinge für geringen
Lohn gemiethet, oft blos für die freie Passage. Manche dieser Archen gehen zu
Grunde, daher werden sie häufig versichert. In New-Orleans verkauft man sie als
altes Holz.
In dem Thale des Ohio haben die Waldungen schon einen weit höheren und
üppigeren Wuchs als jenseit des Alleghany-Gebirges; Weinranken durcbkriechen
die Räume uud geben ein schwaches Bild der Wälder warmer Länder. Der Eisvogel
war liäufig, die Schwalben hielten sich hier noch überall auf, und an den
steinigen Stellen der Ufer sah man Straudläufer (Tringa, Charaärius) hin und her
laufen. Bei allen Wohnungen weideten Rindvieh, Pferde, Schweine, grosse Schafe
und zahlreiche Gesellschaften europäischer Gänse uud Enten; hier sah man zuweilen
auch die Papaw-Bäume in Reihen gepflanzt. Der Fluss nahm au Breite zu,
aber nicht an Tiefe, wovon wir deu Beweis vor Augen hatten; eiu Flachboot sass
auf dem Grunde fest, und die Leute standen im Wasser, um es flott zu machen.
In dieser Gegend wohnen im Staate Ohio viele Schweizer-Colonisten, deren Fleisa
man sehr lobt. Der Boden ist hier ausserordentlich fruchtbar und bedarf des Düngers
nicht. Die Wohnungen dieser Leute waren kleine vou Stämmen erbaute Loghouses,
gerade wie die Sennhütten der europäischen Schweiz. Gegen Mittag, bevor
wir Poiut-Pleasant erreichten, zeigten sich an mehren Stellen am Ohio Steiu-
kohlengruben von Bedeutung, deren Schwefelgeruch bis auf das Dampfschiff zu uns
herüber zog. Eiue Menge vou Booten lag bereit, um Ladung emzunebmeu. Neger-
kiuder sassen an verschiedenen Stellen am Ufer bei iliren ausgedehnten Mayspflan-
zungen. Diese Menschenrasse ist auch im Staate Ohio frei. — Nachdem wir bei
Poiut-Pleasant, einem Dörfchen des linken Ufers, vorbei geschifft waren, wo prachtvoller
Wald die niedrigen Ufer an dem hier mündenden Great-Kenhava-Biver
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deckt, erreichten wir nach etwa 2 0 Minuten am rechten Ufer Gallipolis, eine alte
französische Colonie, wo man jetzt noch französisch spricht. Sogleich unterhalb des
Ortes zeigte sich hoher schöner Buchenwald, am Wasser Platanen-Gebüscbe, und
zwischen ihnen nahm bier der Papaw-Baum die Stelle ein, welche iu Pennsylva-
lüen von Rhododendron maximum besetzt ist, vor deu Platanen wachsen Weiden.
Die Sonne verschwand hinter deu Uferbergeu, der Abendhimmel war heiter
und klar, ruhig glänzte der Spiegel des schönen Ohio in der Nähe des Raccoon-
Creek, wo sich Schwärme vou Enten zeigten. Mau wollte die Reise während der
Nacht fortsetzen; allein schon gegen 9 Uhr, in der Gegend des Indian-Guyandot-
River, wo ein kleines eben so genanntes Dörfchen liegt, stiessen wir heftig auf
den Grund, uud da nun auch dicker Nebel entstand, so wurde 6 Meilen unterhalb
Guyandot angelegt.
Am 12. October früh bedeckte dichter Nebel den Fluss, und der Thermometer
stand um 6 'A Uhr auf+ 1 0 ° Reaum. Man schiffte die Mündung des Symes-Creek
uud dann Burlington vorbei, ein kleines zerstreutes Dorf in Lawrence-County, wo
das Schiff auf die Steine stiess und sich etwas auf die Seite legte. Am linken
Ufer folgte CaÜetsburg mit dem Big-Saudy-Creek, dann Haiiging-Rock, ein kleines
Dörfchen, wo das meiste Eisengeräthe für den ganzen Ohio verladen wird.
Die Lage des Ortes ist malerisch uud wild von Wald uud Felsen bekränzt. Am
linken oder Kentucky-Ufer erreicht mau nun Greenupsburg, eine Reihe von 17
oder 1 8 kleinen Häuschen auf dem hohen Ufer. Die Industríe der BcAVohner hat
hier Zeichen errichtet, wodurch sie deu Vorbeiscliiffeuden ihre Gasthöfe, Vorrälhe
oder Lädeu bemerklich machen. Ein thorartiges Gestelle ist errichtet, weiss angestrichen
und oben mit einer Inschrift iu grossen Buchstaben versehen. Die Buchenwaldungen
dieser Gegend waren vorzüglich schön, ihre Blätter grün und gelbbunt.
Rechts öffnete sich der Little Scioto-River, dann erreichten wir am Ohio-Ufer den
Flecken Portsmouth au der Mündung des Scioto-River, von wo der bekauute Ohio-
Canal abgeht, welcher letzteren Fluss mit dem See Erie verbindet. Mau nahm hier