höhen, welche die Prairie zu unserer Rechten nach dem Lande hinein begränzten,
lagen Bänke von Sandstein und Thonschiefer am Tage, und die losgebrochenen
Steinbrockeu, welche in der Nähe umher lagen, waren mit schönen orangenfarbigen,
gelben, bläulich weisseu und schwärzlichen Flechten (hicheti) bedeckt. Mehre
tiefe Schluchten oder Risse waren sämmtlich trocken und öffneten sich nach dem
hohen steilen Missouri-Ufer hinab. An gewissen zugänglichen Stellen waren diese
Schluchten vou den tief ausgetretenen Pfaden der Bisonheerden durchschnitten, welche
sich über die ganze Prairie, längs der Hügelketten und längs dem Flussufer
fortwinden. Als wir uns au einer Höhe umsahen, wo wir das Boot mit günstigem
Winde segelnd erblickten, bemerkten wir einen colossalen Bisonstier, der sorglos
im langsamen Schritte sich uns näherte. Wir verbargen uns schnell hinter
Gesträuchen am oberen Bande eines tiefen Grabens, und als das stolze Thier
durch die Schlucht gieng, erlegten wir es mit drei wohlgezielten Schüssen. Auf
der Höhe etwa 4 0 Schritte von der Schlucht lag der prächtige Stier ausgestreckt,
und nur der Vorsprung, welchen unser Schiff gewonnen, nöthigte uns unsere Beute
zu verlassen. Es gelang uns endlich auf den steilen Höhen des Flussufers durch
Schüsse unsere Leute aufmerksam zu machen, und man sandte uns das Boot. Wir
benutzten diese Frist, noch einen zweiten Versuch mit der Bisonjagd zu machen
und D r e id o p p e l, der bemüht war, mir einige dieser Thiere zuzutreiben, erlegte
noch einen jungen Stier, worauf das Boot anlangte, dessen Leute die Zungen, so
wie etwas Fleisch unserer Beute mitnahmen. Sehr ermüdet und erhitzt erreichten
wir am Nachmittage gegen 4 Uhr das Schiff wieder, nachdem wir seit Morgens
8 Uhr ohne eiuen Tropfen Wasser die nackten ausgetrockneten Prairies im
Sonnenbrände nicht verlassen hatten. Herr B o dm e r hatte währeud unserer Abwesenheit
einige interessante Kuppen der benachbarten Höhen skizzirt, wovon die
eine (Tab. XXXV. Fig. 15.) die Halfway-Pyraniid genannt wird, da sie den halben
Weg zwischen dem Milk- und dem Muscleshell-River bezeichnet. Die ganze
Hügelkette hatte hier mit ihren tausendfältigen Kuppen, Schluchten und Verliefun-
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gen eine grünlich-graue Farbe, hier uud da mit eiuzelnen schwarzgrünen Flechen
des Nadelholzes bezeichnet, und diese Gegend, mit ihren frischgrunen Wald- und
Weiden-Niederungen am Flussufer, gewährt einen höchst originelleu sonderbaren
Anblick.
Am 25. JuU früh durchstreiften wir die Prairie des nördlichen Flussnfers,
wo wir Blackhirds, Fliegenfänger und den Finken mit dem gestreiften Kopfe
CF. grammaca) fanden, anch eine zahlreiche GeseUschaft (Kette) des grossen
Prairie-Cock (Tetraa Vrophasianus) auftrieben, welche mit lautem Flügelgeräusche
Tor uns aufflog, aber leider bei dem Mangel eines guten Hühnerhundes
niebt wieder aufgefonden wurde. Eiu Hase und eiii Uhu (S tr ix virgmiarm) waren
unsere ganze Jagdausbeule, so wie einige Vögel, deren sich viele versammelt hatten,
nm den lichtscheuen Tyrannen der Dämmerung zu necken. Wir fanden in
dieser Gegend hänlig die Eisler nnd ein Nest derselben, welches ganz nach Art
ihrer Geschlechts-Verwandten in Europa erbaut war. Herr B odme r skizzirte einige
sonderbare Kuppen (Tab. XXXV. Fig. 16 mid 1 8). I,i der Gegend von Fig. 16
kamen einige unserer Jäger mit zwei Hirschen uud einem Kalbe von der Art des
Blacktailed-Deer zurück, auch wurden bald darauf zwei Bisonstiere erlegt, von
welchen man viel Fleisch milnahiu, da wir uns den sogenannten Mauvaises-Terres
näherten, in welchen man wenig grosses Wild zu treffen erwartete. Am Nachmittage
erblickten wir unter hohen Pappeln am Ufer einige indianische Jagdhütten,
und am nördlichen Ufer wurden sonderbare Bergkuppen skizzirt. Üeberhaupt waren
hi»r die nackten grauen Massen der Uferhöhen so origineU gebildet, dass man nolh-
wendig wünschen musste, ein tüchtiger Geologe möge diese Höhenzüge einer genauen
Untersuchung unterwerfen. Ihre Kuppen, gleich Thurmen, Säulen und dergleichen
malten sich gegeu den blauen Himmel und die Sonne verursachte greUe
Schatten an ihnen; leider musste ich bei einem güusü'geu Segelwinde meinem ungünstigen
Geschicke folgen, welches mich hier nur durchtliegen liess. Diese Berge
nahmen nun immer an Höhe und nacktem, sterilem Ansehen zu, ihre Farbe war