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allen Bichtungen umher laufen, und Gruppen der rothhraunen Menge waren überall
vertheilt. Diese Scene war höchst unterhalteud uud die mannichfaltigen Beschäftigungen
der Küche, des Spielens und der ersten Einrichtung verbreiteten überall reges Leben
über die traurige Prairie. Ein Assiuiboin fiel mir hier besonders wegen seines
nachher noch öfter geseheueu Kopfputzes auf, uud der Dolmetscher rief ihn herhei.
Sein Name Avar N o ap eh (eiu Trupp Soldaten), und seine Physiognomie uud
ganze Figur characteristisch-indiauisch. E r trug quer üher den Kopf einen ledernen
Eiemen, an welchem au jeder Seite ein Horn, und zwischen diesen kurzge-
echuitteue schwarze Federn befestigt waren. Die Hörner, aus denen der Antilope
passend geschnitten, trugen au ihrer Spitze einen Büschel von gelbgefärbten Pferds-
Laaren uud au deu Seiten hiengen mit Fedeni hespitzte und mit gelben Stachel-
schweinstachelii umsponnene Lederschnüre herab. Herr Bo dm e r entwarf eine sehr
treue uud ähnliche Zeichnung dieses Mannes, da er iu seinem ganzen Anzuge gern
als Modell stehen wollte (siehe Tafel XII.). Wir besuchten mehre der neu eut-
staudenen Hütten, wo schon in der Mitte die kleinen Feuer brannten. Ueberall
forderte man von uns Whisky und Tabak, wovon hier und da nur der letztere aus-
getheilt Avurde. Wollte mau irgend einen Gegenstand eintauschen, so war immer
Bi-auntwein die geforderte Bezahlung, es war daher kein bedeutender Tauschhandel
zu Stande zu bringen. Noch am späten Abeud vernahm man im Forte den Gesang
und die Trommel dieser beweglichen Meuge, uud Unruhe und Getümmel dauerten
während der ganzen Nacht fort.
Schon am frühen Morgen des 38. Juni waren auch wir in Bewegung, um
keinen Augenblick von den neuen uns umgehenden Ereignissen zu verlieren. Noap
e h wurde früh herbei geschafft uud stand mit anhaltender Geduld dem Maler,
obgleich seiue Verwandten sich häufig bemüheten, ihu uns zu entführen. E r hatte
seiue besten Kleiduiigstücke angelegt, und auf der Brust eine Rosette von gefärbtem
Porcupine von acht oder zehn Zollen im Durchmesser. Ein grösser Andrang der
Indianer war heute in dem Forte, um verschiedene ihrer Kleidungstücke zu vertauschen,
ein Theil von ihneu zog aber schon heute wieder ab; denn als wir nach
Mittag das indianische Lager besuchten, fanden wir die meisten Laubhütten schon
leer, ünd mau sah in der Ferne in drei Hauptrichtungeii überall einzelne Indianer
ahziehen, selten mehr als zwei oder drei zusammen. — Ein grosser Theil von ihnen
folgte der Richtung parallel mit dem Missouri aufwärts, vermied jedoch deu Uferwald
und durchscimitt die Prairie iu westlicher Richtung, ein anderer Theil zog nordöstlich,
und diese giengen, etwa 1 0 0 an der Zahl, um sich zu einer Kriegsunier-
nehmuüg gegen die Mandans und Mönnitarris zn vereinigen. Bei Gelegenheiten
wie die gegenwärtige, wo sich um die Handelsposten der Weissen viele Indianer
versammeln, ist für diese Leute die höchste Vorsicht uöthig, da ihre Feinde solche
Augenblicke auszukundschaften und zu ihren üeberfäUen zu benutzen pflegen. Am
Abend dieses Tages hatten Avir ein heftiges Gewitter mit Donner, Blitz und Regen,
und auch am folgenden Tage (2 9 . Juni) dauerte der Regen fort, so dass
dadurch die erwartete Ankunft neuer Assiniboins verzögert wurde. Sie reisen mit
ihren Lederzelten nicht gern bei Regenwetter, da ihr Gepäcke alsdann schAver wird;
dennoch erschienen bald mehre Indianer, im höchsten Grade durchnässt und his an
die Knie beschmutzt, welches sie aber durchaus nicht beachteten. Unter ihnen wurde
eiu grosser junger Krieger gezeichnet, (Tab. XXXII. im Hintergrund), der seine höchst
ernst lakonische Miene bewahrte, bis Herr Bodme r seine musicaUsche Dose spielen
liess, worauf er zu lachen begann. Eiu anderer interessanter junger Mann vom
Stamme der latöpahine oder Stone-Iiidians (siehe Tab. XXXH.), dessen Name
P itä ta p iü war, diente später als ModeU. Seiue Haare hiengen gleich Löwenmähnen
herab, besonders über die Augen, so dass man diese kaum sehen konnte. Ueber
einem jeden derselben befand sich an einem Haarstränge eine kleine weisse
Seemuschel befestigt. In der Hand trug er eine lange Bogenlanze, dergleichen sie
nur zum Staate führen, an Avelcher eine Menge Bänder oder Streifen von den Därmen
des Bären befestigt und mit röthlicher Farbe bestrichen waren. Auf dem Rücken
trug dieser schlanke junge Mensch seinen ledernen buut bemalten Schild