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liehe Schlange, indem man glaubt, dass sie, auf gewisse Art zubereitet, ein wirksames
IVlittel gegen mehre Kranklieiteu sey. Wie vou der pennsylvaiüscheu Rattle
Siiake, so hat man auch in Brasilien von der dortigen Klapperschlange (Cohra
Cascavela der Portugiesen) ähnliche Aberglauben uud Wunderraährchen aufgebracht.
In Pennsylvanien fehlt es, so wie au anderen Orten, nicht an rohen unwissenden
Menschen, welche oft in gewöhnlichen Naturerscheinungen Wunder seheu, die
zum Theil mehr Anklang finden, als mau in unserer aufgeklärten Zeit erwarten
sollte. So findet z. B. der Glaube au das Bezaubern der Klapperschlange noch immer
Vertheidiger, selbst unter gelehrten Naturforschern und Reisenden»).
Wir hatten hier schon einen kleinen Vorschmack der wilden iiord-americani-
scheu Natur, die w'ir auf dem Pokono iu ununterbrochenen Urwaldungen, im voU-
komuiensten Zustande zu finden erwarten durften; daher hielten wir uns hier nicht
auf, sonderu eilten deu immer melir unbewohnten höheren und wilderen Gegenden
zu, wo jetzt schon die Mischung des Waldes mit Nadelholz immer mehr überhand
nahm. Bei einem isolirten Wirthshause, das einem gewissen M e e rw e in , von
deutscher Abkunft, gehörte, hielten wir an, und nahmen das Mittagessen ein. Waldung
umgab uuiiiittelbar die das Haus einschliesseuden frisch grünen Wiesen, in
welchen die Waldschnepfe (Scolopax minor) häufig war. Ich fand hier auf einem
kieineu Gange im Walde prachtvolle Gebüsche vou Rhododendron maximum, von
Kalmia, Andromeda, Rhodora Cauadensis, Ceauothus, Vaccinium und im Schatten
der ersteren Orchis ciliata mit ihren schön orangenfarbigen Blumen, welche auch
mehr in der Nähe von Bethlehem schon vorkommt.
Unsere Bewirthung in dem einsamen Hause war ziemlich gut und billig, die
Bewohner bis auf einen Manu, sämmtlich deutsch. Wären Avir über Nacht hier
>!=) Wir lesen z . B. in der in teressanten Beisebesclireibung des Herrn Professor P tip p ig CB. II. pag. 3 3 4 .)
eine Bestätigung dafür, so w ie , dass die Affen sich von der Unze ergreifen lassen; allein icli bin ganz
vollkominett von dem Ungrunde dieser Sagen überzeugt. In anderen Werken findet man noch immer den
Irrthum, als wenn die Zahl der Klapperringe am Schwänze jener Reptilien ihr Alter bestimme, z . B. in
B o s s C o x Beise nach dem CoIumbia-Rivcr (pag. 8S) u. s. w.
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geblieben, so würden sie für mich gejagt haben, da hier Hirsche und Fasanen
gefunden werden. Nachdem wir durch die vorbei eilende Stage die gesammelten
Natui’alien nach Bethlehem abgesandt, setzten wir die Reise fort. Die Strasse
steigt von hier durch schönen dichten Wald aufwärts, öfters über den Bach führend
und anfänglich noch kleine Wiesen abwechselnd durchschneidendj bald aber
wird der Wald wild, Rhododendron und Kalmia bilden ein dichtes Unterholz, über
welchem dicht gedrängt Eichen-, Kastanien-, WaUuussbäume u. a. Arten, mit Tannen
und Kiefern gemischt sich erheben. Sobald man die Höhe erreicht, nimmt der
Wald einen sonderbaren, einförmigen Charakter an. Ein Unterholz von niederen
Eichen (Scrub-Oak) und Kastanien ist einförmig ohne Unterbrechung über die
ganze Gegend verbreitet; aus ilim steigen die schon erwähnten Kiefern hervor, die
meist vom Feuer gelitten habeu. Hier haben häufig grosse Waldbrände in der trockenen
Jahreszeit den reichen Vorralh vou Holz zerstört, welche meistens durch
Nachlässigkeit der Holzhauer und Jäger entstaiideii sind. Auch jetzt stiegen in
der Ferne Rauchwolken auf und verkündeten eiuen Waldbraud in dieser grossen
wUdeu Einöde. Man hat lüer den Postweg gerade durch den Wald fortgeführt,
und er ist grösstentheils mit Holz belegt uud mit Erde überschüttet, welches Wagen
mit guten Federn erfordert.
Wenn man in dieser Wildniss beinahe die höchste Höhe erreicht hat uud sich
umwendet, so hekoimnt mau eiue hnposaute Aussicht. Hohe Rucken erheben sich
in einem schmalen Thaleinsclmilte hinter einander, alles ohne Unterbrechung finster
mit Wald bedeckt, rechts und links hohe Waldwäiide, die deu Eiiischnitt begrenzen.
So übersieht man auch von Brasiliens Höhen endlose Urwälder, nnd ein
grösser Theil vou America blieb vor seiner Urbarmachung in der nördlichen, wie
in der südlichen Hälfte diesem Charakter der dichten Bewaldung treu. Wir erreichten
nun bald die höchste Höhe des Pokono, oder der zweiten Kette der Blue-
Mountaiiis, welche, wie gesagt, die östlichste der AUeghany-Gebirge bildet. Hurch
den niedrigen verdorbenen Ueherrest der ehemals hier so hohen, geschlossenen
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