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Capitei zu lesen ist. Der Feind schoss und stach Männer, Weiher uud Kinder
ohne Unterschied mit Flinten, Pfeilen, Lanzen und Messern nieder, nnd scalpine
auch die Weiber, die man öfters auch zu Gefangenen macht und als Sklaven fortfuhrt,
sie aber alsdann gewöhnlich nicht übel behandelt. Von der Erbitterung, mit
welcher man die Todten verstümmelt, und an welchen niemand vorbeigeht, ohne sie
mit Schüssen, Schlägen oder Steinwürfen zu misshandeln, werde ich ebenfalls im
nachfolgenden Capitel reden. Von deu Martern der Gefangenen, welche ehemals
unter den Nord-Americanern im Gebrauche waren, findet man wenigstens jetzt hei
den Blackfeet keine Spur mehr.
Nähern sich nach einem Gefechte die Krieger ihrem Lager, so singen sie und -
einer reitet oder läuft voran, oft in Schlangenlinien an den Zelten hin und her,
mau hebt und rüttelt die Scalpe hoch und zeigt sie von fern. Hat jemand eine
Waffe erbeutet, so hebt und zeigt er auch diese und ruft dabei seinen Namen,
dass er sie geiiommeu habe. Nach einem glücklichen Gefechte singen die Männer
den Gesang, welcben sie Aninay nennen, d. h. „sie sind schwarz,bemalt.“ Sie
versammeln sich alsdann neben den Zelten und steileu sich im Freien auf, das Gesicht
schwarz angestricheu, Leggings und ßobeu schwarz gefleckt und singen alsdann
ohne begleitende Musik, auch sind die Scalps nicht gegenwärtig. Worte sind
diesem Gesänge uicht unterlegt, sonderu er besteht aus den gewöhnlicbeii Tönen.
Die Waffen der Blackfeet uiiterscbeiden sich nicht bedeutend von denen der übrigen
Missouri-Indianer, sie sind aber nicht so schön und nett gearbeitet als bei den
Crows, Mönnitarris und Mandans. Bogen von E lk - und Bighorn-Hörnerii machen
sie nicht selbst, man findet sie daher nur einzeln unter ihnen. In ihrem Laude
wächst keiu vorzügliches Bogenholz, daher tauschen sie gern das Bow-Wood oder
Yellow-Wood (Maclura aurantiaca) vom Arkansa-Flusse ein, uud nehmen Eschenholz
zu ihren Bogen. Zu dem Köcher wählen sie am liebsten das Fell des Panthers
(Felis concülür Linn.), das sie wie gesagt, mit einem Pferde bezahlen. An
einem solchen Köcher hängt der Schwanz lang herab, ist an der Fleischseite mit
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rothem Tuch besetzt, mit weissen Glasperlen gestickt und am Ende oder an anderen
Stellen mit Riemen vou Fell gleich Quasten besetzt. Lanzen sah ich bei den
Blackfeet nicht häufig, dagegen mehre Kopfbrecher oder War-Klubs, welche sie
zum Theil von deu Flat-Heads erbeutet hallen. Schilde (Pare-fleche) führen viele.
Sie sind rund aus dickem Leder geschuitten, gewöhnlich grün und rolh, gemalt, mit
Federn und allerhand anderen abergläubischen Zeichen behängen. Gewöhnlich
wickeln sie, wenn sie sich schlagen wollen, ihr ledernes Gewehrfutteral turbanartig
um den Kopf, Wolfsfelie sind ihnen alsdann von Nutzen, besonders wenn sie den
Feind beobachten wollen. Sie tragen sie quer über die Schulter, wickeln sie, W'enn
sie sich unbemerkt dem Feinde nähern wollen, um deu Kopf, und legen sich hinter
an e r Höhe oder Erhabenheit des Bodens dergestalt nieder, dass man glaubt es liege
daselbst eiu weisser Wolf.
Die Medecine-Männer oder Aerzte der Blackfeet sind sehr ungeschickt. Die
Verwundeten be.spieen sie iu unserer Gegenwart immer mit Wasser, welches sie
iu deu Mund nahmen, vielleicht auch mit Speichel. Man wusch die Wunden durchaus
nicht ab oder reinigte sie, uud es befand sieb am zweiten Tage noch das geronnene
Blut daran. Dass die schwer Verwundeten ohne alle sorgsame Behandlung
dennoch sämmtlich genasen, zeugt für die starke Natur dieser Menschen, wovon
man sich überhaupt mannichfaltig überzeugen kanu. Trommel und Schischikué wurden
täglich bei deu Kranken in dem geschlossenen Zelte angewendet. Tödtlich
verwundete Kinder lagen ohne alle Fürsorge unbedeckt der glühenden Soune aus-
gesetzt auf dem Boden, sie starben auch sämmtlich bald. Einige schwere Wunden
sollen diese Indianer gut geheilt haben; alleiu nach dem was ich selbst beobachtete,
sind solche Kuren wohl hauptsächlich auf Rechnung der kräftigen Natur dieser rohen
Menschen zu setzen. Beinahe in allen Missouri-Stämmen sah man einzelne
scalpirte Personen, welche geheilt waren uud eine Mütze trugen, auch unter den
Blackfeet befanden sich solche, wie man uns sagte. Diese Indianer besitzen einige
wirksame Mittel aus dem Pflanzenreiche, hierliin gehört u. a. eine weissliche Wur-
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