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In xLreii Lagern und Zelten sind diese ludianer, selbst die gefährlichen Blood-
Indians gastfrei. Weisse, welche sie in» kalten October besuchten, wurden sogleich
in dem Zelte eines Chefs beherbergt, und der Hausherr mit seiner ganzen
Familie schlief unter freiem Himmel, Niemand durfte die Gäste belästigen. Die
Pferde wurden reichlich versorgt uud man hatte nicht nöthig, nach ihnen zu sehen;
denn sie waren unter diesen Uinstäudeu vollkommen sicher, so wie alle Habselig-
keiten der Fremden, die in auderen Fällen unbedingt geraubt worden wären. Deu
Indianern fällt es nicht schwer, die wenigeu Weisseu zu füttern; dagegen ist es
den letzteren unmöglich, bei den zablreicben indianischen Besuchen dasselbe zu
ilmii, und dennoch verlangen sie dieses. Diese indianischen Besuche sind so zahlreich
und dauern so ununterbrochen fori, dass es durchaus unmöglich is t, die nö-
lliigeii Nahrungsniittel für sie herbei zu schaffen. Dies ist oliue Zweifel ein Hauptgrund
der Erbitterung der Indianer gegen die Weissen, und man mag ihuen das in
der wechselseitigen Zahl obwaltende IVlissverhältniss noch so deutlich vor Augen
legen, so sehen sie dieses dennoch nie eiu. Herr 3 1 itc h ill erhielt einst bei
deu Dacotas am Missisippi auf diese Art eine harte Lection. E r war in ein Zelt
eingeladeii und bekam daselbst, obgleich er sehr hungrig war, nicht einen Bissen
zu essen. Am folgenden Morgen kam der Dacota mit der Aeusserung: „wiewohl
er ilm habe hungern lasseu, so habe er es doch nicht aus bösem Herzen gethan;
OS sey ihm aber neulich bei Herrn M itc h ill ebeu so ergangen, uud er habe ihm
also bloss eiuen Wink geben Avollen, iu Zukunft in dieser Hinsicht nicht mehr
zu fehlen.“ —
Die Blackfeet siud arge Bettler, d. h. sie siud durch ihre beständigen Bitten
oft lästig, stehen aber in dieser Hinsicht den Grosventres des prairies noch nach.
Pferdestehleu ist eine ausgezeichnete Kunst bei ihnen, der geschickte Pferdedieb
eine ausgezeichnete Person.
Um sich untereinander zu unterhalten, haben sie mancherlei Spiele erdacht.
Bei dem einen derselben z. B. sitzen sie iu einem Kreise und man bildet mehre
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HäufcLen von Glasperlen oder anderen Gegenständen, um welcLe man spielt. Einer
»0.1 ihnen nimmt ein Paar Steinchen in die Hand und bewegt sie nach dem Tacle
hin und her, indem er dazu singt, ein anderer sucht die Zahl zu errathen. Man
gewinnt oder verliert anf diese Art oft bedeutende Summen. Tänze hahen die
Blackfeet mehre, z. B. 1 ) den der Moskiteu (la danse des marlngouins), 2 ) den
Tanz der Hunde (Ia danse des chiens), 3 ) des Bison mit den dünnen Hörnern
(la danse des boeufs à corne fine), 4) der Prairie-rüchse (la danse des chiens
de prairie), 5 ) den Tanz derjenigen, welche den Raben tragen (de ceux qui portent
le corbeau), 6) der Soldaten (des soldats), 7) der allen Stiere (des vieux boeufs),
8 ) der Tollkühnen (des imprudens ou des téméraires), 9) den Medecine-Tanz (la
danse de medecine), 10) den Scalptanz (danse de la chevelure). Die ersten sieben
Tänze werden sämmtlich anf eine und dieselbe Art getanzt, nur der Gesang macht
die Verschiedenheit. Dieser ist gewöhnlich bald laut, bald leise, bald hoch, hald
lief, immer aus kurzen, oft wiederholten Tönen zusammen gesetzt, und höchst einförmig,
dabei oft von Lauten Ausrufungen — Ei! Ei! oder — Hey! Hey! Hey! unterbrochen,
bei allen Missoui-i-Stämmen etwa derselbe, und von Zeit zu Zeit
durch den Kriegsrnf nnlerbrocheii. Der Medecine-Tauz der Weiber fällt nicht
alljährlich vor. E r ist ein Medeoine-Pest für die letzteren, wobei aber auch einige
Männer flgnriren. Man erbaut eine grosse Holzhülte, die Weiber kleiden sich
auf die möglichst schöne Art, und alle tragen eine grosse Federmütze auf dem
Kopfe. Nicht alle Weiber tanzen mit, und diese letzteren so wie die Männer bilden
die Zuschauer. Männer schlagen die Trommel (Stohkimähtiss) uud rülteln das
Auanay (aua gelremil) oder Schischikué, Wenn mau am letzten Tage deu Tanz
endigt, so wird der Bisonpark nachgeahmt. Die .Männer, Kinder und übrigen Weiber
bilden zwei abweichende Linien, h und c, die von der Medecine-Hülle