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zer mit einer solcbeii Scblange angekommen, der das Gesagte beweisen wolle.
Man liess den Mann herein treten, und fand nun, dass er das Schwänzende eines
Opbisaurus veiitralis wohl eingewickelt bei sich trug. Herr S a y warf nun die
Frage auf „ob er sterben müsse, wenn er dieses Schwänzende der Schlange mit
seinem Blute in Berührung bringe?“ und die Antwort war „unbezweifelt!“ Jetzt
verwundete S a y seine Haut und bohrte mit der Hornspitze darin umher, starb aber
nicht, und der Betrüger, der die Wirkung des Stachels selbst gesehn zn haben behauptete,
entschuldigte sich damit, dass er die Schuld auf seinen Nachbar schob,
von welchem er die Schlange erhalten habe. Die meisten Menschen glauben hier,
dass die giftigen Schlangen mit Zunge und Schwanz zugleich siechen, dass sie
Thiere bezaubern, eine alte, längst widerlegte Fabel, die aber doch von Zeit zu
Zeit in americanischen Journalen wieder aufgewärmt wird, und dergleichen mehr.
Hat doch neuerdings ein gewisser Beobachter der Natur die Klapperschlangen auf
Bäume steigen la ssen*), welches eben sowohl eine Fabel ist.
Der Wabasch ernährt vielerlei Arten von Fischen, etwa dieselben wie der
Ohio und Missisippi. Grosse Katzenfische (Catßsh, Pimetodiis) sollen ein Gewicht
von 1 0 0 und mehr Pfunden erreichen. Man hat mehre Stör-Arten (Acipemer),
Hechte (Esox), den Hornhecht (E. ossem), den Bnffaloe (Catastomus Carpio Les.),
einen grosseu, dem Karpfen ähnlichen Fisch, aber mit weit grösserem Kopfe u. s.
w., so wie besonders den merkwürdigen Paddlelish mit seinem breiten horizontal
abgeplatteten Schnabel, oder laugen, spaleiförmigen Fortsatze vorn am Kopfe, der
indessen nicht hänfig ist, und auch nicht in allen Gewässern vorkommt**). L e s
u e u r hat Um Pfalyrostra genannt, und mehre Exemplare davon nach Paris gesandt.
Mit dem Polyodon feuUIe des L a c e p e d e ist er sehr verwandt, unterschei-
* ) Ein verdienstvoller americanischer Naturforscher hat diese falsche Beobachtung zwa r zu entschuldigen
gesucht} allein sie ist dennoch g ewiss unrichtig. Dass Mergus Merganscr Frucht fra ss, kann wobl
nichts beweisen, da Ich ein zahmes Beh gekannt habe, welclies das Fleisch seines Gleichen verzehrte.
* * ) Auch im oberen Missisippi bat man diesen Fisch gefunden (s. Loiig’s exped. io SC. Peters Rive r Vol. I.
pag. 385.).
det sich aber besonders durch den Mangel der Zähne, weshalb Ihm L e s u e u r em
besonderes Genus anwiess. Dieser Naturforscher hat während der langen Zeit seines
Aufenthaltes zu Harmony diesen Zweig der Zoologie mit vielem Fleisse slu-
dirt. Er besitzt eine reiche Samndung von Zeichnungen nnd Beschreibungen aus
dieser Classe, und die Exemplare ebenfalls grösslentheUs ausgestopft. Viele von
ihnen hat er schon an das National-Museum nach Paris abgegeben, und Beschrei-
hnngen seiner nenen Entdeckungen in verschiedenen americanischen Zeitschriften
milgetheüt. Herr L e s u e u r hatte die Absicht bald nach Enropa zu reisen, nnd hier
seine ichthyologischen Schätze zn pubUciren, welches zn C u v ie r ’s nnd V a le n c
ie n n e s grossem Werke über die Fische ein wichtiger Beitrag seyn würde.
Eine interessante Merkwürdigkeit des Ohio-Flussgehieles, also auch des Wabasch
und der in denselben einfallenden Bäche, besonders des Fox-River, sind die
zweischaligen Muscheln CUnio, Alasmodon und Anodonta), deren es hier eine
grosse Menge verschiedener, zum TheU sehr schöner und grosser Arten gieht*).
Mehre americanische Naturforscher haben über diesen Gegenstand geschrieben. Die
ersten Nachrichten davon gab S a y in der americanischeu Ausgabe von N ic h o ls
o n 's encyclopedia, Artikel Conchology, dann folgte L am a rk (s. d. animmix sm.s
verteln-es), nach ihm E a f in e s q u e in den Schriften der Brüsseler Gesellschaft»»),
später B a rn e s in S illim a n n ’s Journal. — Eiuige kleine Aufsätze gah S a y im
Disseminator, einer in New-Harmony herausgegebenen Zeitung, und G re e ii he-
schrieh eine Art in den Annals of the Maclureau Lycemn. Auf B a r n e s folgte
I s a a c L e a und im Octoher oder November 183 8 puhlicirle B a f in e s q u e wieder
mehre neue Genera und etwa 3 4 neue Species von U n io , mit welchen indessen
S a y durchaus nicht einverstanden war. S a y , als ein gewissenhafter gründlicher
* ) ZweischBlige Muscheln kommen überall in Nord-America selb.st m den grossen . Vom Lake
Pepin sagt es S c h o o l c r a f t (s. Eü3/)e<i. o f Gov. Cass. etc. pag. 329.).
* * ) Monography o fth e Bivalves o f the Ohio. R a f in e s q u e ’s Beschreibungen sind zu kurz und oberflächlich
a ls dass m.an nach ihnen bestimmen könnte, und er hat sogar Genera nach blosser Erzählung aufgestellt,
ohne das Thier selbst g esehea zu haben.