Zahlreich sind nun schon die Schilderungen, die wir von diesen täglich anwachsenden
Staaten erhielten, und es fehlt nicht mehr au guten statistischen Werken
über dieáeu Gegenstand. Wir besitzen selbst allgemeine, vortreffliche Werke
über den physischen Zustand jenes Continents, worunter V o ln e y ’s tableau du
climat et du soi des états unis ^'^3 immer noch eine Hauptstelle eiuuimmt; allein in
Hinsicht der anschaulichen Beschreibung der Natur des nördlichen America’s ist
bis jetzt wenig geschehen, und mit Grund kann mau behaupten, dass höchst wenige
Reisende uns ein lebendig-deutliches Bild der natürlichen Anschauung und Be-
scliaifenheit desselben entworfen haben. Die Beschreibungen der americanischeu
Schriftsteller selbst können wir in dieser Hinsicht meistens nicht berücksichtigen,
wenn wir C o o p e r’s und W a sh in g to n I r v in g ’s lebensvolle Schilderungen ausnehmen
5 denn jene setzen meistens die Kenntniss ihres Landes bei dem Leser voraus,
da sie für Landsleute schreiben.
Aus dieser Ursache habe ich in gegenwärtigem Werke versucht, jene Lücke
nach Kräften auszufallen, und mich mehr der anschaulichen Beschreibung des Landes,
als der Angabe statistischer Nachrichten befleissiget. Die nachfolgende Reise-
beschreibuug ist aus dem angegebenen Grunde mehr für den ausläudiscben, als für
den americanischeu Leser bestimmt, der darin wenig Neues, dagegen viele ihm
bekannte Dinge finden dürfte.
*) V o ln e y gab in diesem Werke In wenigen Worten eia aascltauliches Gemälde der Vereinten Staaten,
welches auch je tz t noch richtig ist, wenn man die seitdem durch die uogeheuere Einwanderung hervorgebrachten
Veränderungen, besonders die Bebauung und grosse Verminderung der Waldungen berück-
sichtigL In Hinsicht der Schreibart der englischen Namen und Worte ist sein Beispiel nicht nacli-
abmungswürdig; denn man darf heut zu Tage bei dem grössten Tbeile der Leser wohl eine gewisse
Kenntniss der englischen Sprache voraussetzen. Für meine Landsleute sind meine Reisebemerkungen
nt, und Ich darf annehmen, dass ihre gebildetere Classe in keiner der lebenden Sprachen gänzlich
unwissend sey.
Es giebt flir die Betrachtnug jenes merkwürdigen Landes zwei verscbiedene
Gesichtspuncte. Ein Theil der Reisenden wird mehr durch die rohe, ursprüngliche
NaturbeschalTenfaeit von Nord-Äraerica und seiner Urbevölkerung angezogen, deren
Spuren in den meisten Gegenden der Vereinten Staaten schon kaum mehr aufzuiin-
den sind; ein anderer Theil hingegen, und dies ist wohl der zahlreichere, ist mehr
geneigt, die eingewanderte Bevölkerung, die von derselben eingeführte Civilisafion
mit ihren riesenhaften Fortschritten zu hetrachteu. Der Versuch meines Reiseberichts
durch einen Theil jener Länder, welchen die nachfolgenden Bogen enthalten,
ist mehr für die zuerst genannte Classe der Leser bestimmt. Kr soll die Wiederholung
zahlreicher Nachrichten vermeiden, welche man sich aus den verschiedenen
statistischen Publicationen verschaffen kann, dagegen hat er mehr eine einfache
Schilderung der Natur zum Ziele. Da in diesem Werke ohnehin die Vereinten
Staaten nur als Basis der grösseren üulernehmung, der Untersuchung des oberen
Theiles des Missouri - Laufes zu betrachten sind, so kann ihre Schilderung nicht
der besondere Zweck dieser Beschreibung seyn, und der Leser darf von einem
kurzen Aufenthalte von wenigen Monaten, unmöglich ein ürtheil über den Zustand
der Civilisalion, über das geseUige Lehen und die Characteristik jener bunt ge-
ulischten Bevölkerung erwarten.
Um mit nachsichtigem Blicke dem Verfasser zu folgen, wird der Leser sein
Auge bald über die Grenzen der Vereinten Staaten hinaus, auf jene weiten Ebenen,
jene traurigen, öden Prairies*} richten müssen, deren westliche Grenze die
• ) D»r A«.dr«ok Pralrle, deraen wir un. In dor F olge .ehr oft bedienen werden, l .i .eben In n e lr .n
n e ,»b ..eb r e .b n n g en erklärt worden. D le .e . an, der trenao.l.ehen Sprache hergenonimone Wort wen-
TI im inneren Nord-Amenca auf a lle offene, baumlose, mehr oder w en iger ebene L.andstriche an,
nn uio «u-vu ‘ -nden Hügelketten durchzogen sind, Selbst kleinere und wenn sie aucit selbst von t ebene Steilen