schneebedeckte Kette der Rocky-Mountains oder des Oregon bildet, und wo mancherlei
Stämme der Urbewohuer sich noch einer ruhigen Wohnstätte erfreuen,
während ihre Brüder in den östlichen Theilen des Continents, von der stets zunehmenden
Einwanderung verdrängt, aufgerieben, entartet, oder über den Missisippi
hinüber geschoben wurden und grösstentheils uiitergegaugen sind.
Die weilen Strecken des inneren und nordwestlichen Americas sind im Allgemeinen
noch wenig bekannt, und es gereicht allerdings der Regierung der Vereinten
Staaten zum Vorwurfe, nicht mehr für deren Erforschung gethan zu haben.
Einige wenige wisseuschaftliche Expeditionen, unter welchen die beiden des Major
L o n g die erfreulichsten Resultate für die Naturgeschichte, obgleich auch nur in
eingeschränktem Masse geliefert Laben, sind von der Regierung veranlasst worden,
und nur unter ihrem Schutze würde eine gründliche Untersuchung jener weiten
Wildnisse, besonders der Rocky-Mountains ausgeführt werdeu können. Selbst die
Expeditionen des Major L o n g waren in naturhistorischer Hinsicht nur ärmlich ausgerüstet,
indem uns die Kenntniss jener Länder und ihrer Urbewohner ohne einen
schönen treuen Atlas, von der Hand eines geschickten Zeichners, nie auschaulich
vor Augen gelegt werden konnte.
Bei der Beschreibung einer Reise deu Missouri aufwärts, welche iu deu nachfolgenden
Blättern enthalten ist, habe ich den Mangel eines geschickten Malers zu
ersetzen gesucht, welchen ich bei meiner früheren Reise in Süd-America so
drückend empfand. Zwar haben wir über das an Naturschönheiten so reiche Brasilien
ein Werk von R u g e n d a s erhalten, welches uns eine Idee seiner Landschafin
bergigen Gegenden oder Hügelketten werden daselbst Prairies genannt Sie sind in den nord-
westlichen Gegenden des Landes meist aterU und vertrocknet, dürfen daher nicht mit den Sawannen verwechselt
werden, welche üppige, grasrelcUe Flächen in mehr südlichen Gegenden sind.
ten giebt, das aber iu vieler Hinsicht sehr mangelhaft ist, besonders was die Darstellungen
der ürvölker betrifft. Die Scenen der Portugiesen und Neger geben eine
richtige Idee des Lebens der eingewanderten brasilianischen Bevölkerung; allein die
der Indianer haben meistens nicht den Character der Wahrheit, sind grösstentheils
aus der Imagination unrichtig zusammen gestellt und haben daher durchaus keinen
wissenschaftlichen Werth. Hier ist für alle Indianer nur eine pausbackige Physiognomie
angenommen, die in der Natur nicht existirt, Soldaten mit Baionetten liefern
deu Eingebornen ein aus der Idee zusammengesetztes Gefecht, und der Flamingo
ist in den Urwald verpflanzt, wo ihn die Natur nimmer hinsetzte u. s. w. Herr
B o dm e r hat dagegen die auf meiner ReisS^n Nord-America beobachteten indianischen
Nationen mit grösser Wahrheit und richtiger Auffassung der characteristischen
Züge dargestellt, und sie können dem Anthropologen, wie dem Ethnographen als
ein wichtiger Beitrag zu der Kenntniss dieses bis jetzt so wenig beachteten Menschenstammes
gelten. Eben so sehr darf ich die landschaftlichen Scenen dieses
ausgezeichneten jungen Künstlers empfehlen.
Die Beschreibung der Reise auf dem Missouri selbst, habe ich nach reiflicher
UeberleguDg in die Form eines Tagebuches bringen müssen, da der täglichen Aufzeichnungen
mehre, der Abwechselungen aber sehr wenige waren, weshalb in diesem
Theile der Beschreibung die Geduld des Lesers leider wohl etwas auf die
Probe gestellt werdeu dürfte. In jenen menschenleeren, öden Ländern bleibt dem
Reisenden nichts als die Schilderung der nackten Flussufer und ihrer wenigen Man-
nichfaltigkeit, aUenfalls durch Jagdereignisse oder die Zusammenkünfte mit Indianern
unterbrochen; der Leser möge daher manche Bemerkung und unbedeutende Beschreibung
entschuldigen, welche bei einem an Veränderung reicheren Stoffe weggefallen seyn