Länge, und zu unseren Füssen lag der freundlich ausgedehnte Ort Wilkesbarre,
dessen Strassen wir übersehen konnten, eine überraschende Landschaft! Man erkennt
sogleich, dass dies ganze weite Thal ehemals mit einem dichten Urwalde
bedeckt war; denn überall sieht nian die Felder noch von Waldstreifen durchkreuzt.
Wir setzten die Reise fort und erreichten bald ein isolirtes Wirthshaus, wo
w il eine lebendige Klapperschlange vorfanden. Ich kaufte sie und sie wurde iu
Brautweiii gesetzt, da eiu lebender Reisegefährte dieser .Art nicht zu den aiige-
uelimsten Gesellschaftern gehört. Diese Schlange befand sich bereits seit drei Wochen
in einem Kasten und hatte durchaus keine Nahrung zu sich genommen, weshalb
sie nur schwach und kraftlos rasselte, wenn man sie reizte. Da sie sehr
gross und schön war, so bezahlte ich sie mit 2 Dollars. Die corpulente Haus-
wirthin befand sich in einem sehr leichten ländlichen Morgenanzuge, als sie den
Handel mit mir abschloss, uud warf sich, da sie keine kleine Münze besass, um
zu wechseln, sogleich in ihreu Sonntagsstaat, um unserem Wagen zu Fusse zu
folgen und zu Wilkesbarre die Bezahlung richtig zu machen. Ihr Kopf wurde mit
einem grossen modischen Strohhute geziert, seidene Kleider umflatterten sie und ein
seidener Souueuschirra, welchen sie sich füglich hätte ersparen können, schützte
ilir basauirles Gesicht vor der Sonue. Auffallend war es, dass sie mit ilirem
schweren Körper das Städtchen so schnell erreichte als wir, da wir doch noch
eiue halbe Stunde dortliin zurück zu legen hatten. Wilkesbarre in Lucerne-County
ist ein Ort von etwa 1 3 0 0 Seelen, mit 3 Kirchen, einem Courthouse, einer Bank
u. s. w., mit ziemlich regelmässigen Strassen, deren Gebäude durch Gärten und
Zwischenräume getrennt sind. Der Ort hat seinen sonderbaren Namen von seinen
ersten Ansiedlern, welche W i lk e s und B a r r e Messen. E r besteht aus Handwerkern,
Ackerbauern, Krämern (Store-Keepers) und Kaufleuten, auch haben Mer
mehre Personen Antheil an den wichtigen Steinkohleinverken, welche westlich von
dem Wege liegen, welchem wir gefolgt waren. Diese Kohlenlager sollen 14
Meilen weit an dem Hange des Susquehanna - Thaies fortstreichen, und sich dann
über andere Höhen fortwenden, von welchen später die Rede seyn wird. Für die
Verschiffung der Steinkohlen hat man jetzt Mer eiuen Canal gegraben, der noch
nicht gänzlich vollendet war, und welcher die Verbindung zwischen den Kohlen-
werkeii uud dem Susquehanna herstelleu soll. Jenseit dieses Flusses ist jetzt schon
der grosse Pennsylvauien-Caual vollendet, welcher Pennsylvanien mit Maryland,
uud zwar durch den Susquehanna verbindet. Dieser letztere Canal, der in mehre
Theile zerfällt, wird nach seinem Hauptlmfen, Baltimore führen; allein er ist bis
jetzt auch noch nicht gänzlich vollendet. Pennsylvanien ist bereits von einer Menge
von Canälen durchschnitten, welche seine Flüsse unter einander in Verbindung
setzen, und für die Haiidelscommunicatioii vou der grössten Wichtigkeit sind.
Der Gasthof zu Wilkesbarre, wo wir abtraten, war von einem Deutschen gehalten,
einem gewissen C h r is t, der sich Doctor nannte; es schien indessen eben
so wenig rathsam, sich seinen mediciuischen Kenutnisseu, als seiner Küche anzu-
vertrauen. Unser Wirth empfahl uns einige interessante Punkte der Umgegend, wir
folgten daher von Mer aus nicht dem gewöhnlichen Wege auf der SoMe des Thaies,
sondern wendeten uns bald wieder von dem Susquehanna ab in eiu wildes
Seitenthal Mnauf, in welchem man schöne Wasserfälle findet. Nachdem wir am
südlichen Susquehanna-Ufer deu aiigefangenen, bis jetzt noch trockenen Canal zurückgelegt,
erreiehten wir kaum eiue Stunde Weges von Wilkesbarre entfernt, am
Fusse des Gebirges, eine wilde, dicht bewaldete Schlucht, wo Avir bald das heftige
Rauschen des Salomon-Creek vernahmen. Bei einer Mühle, deren Besitzer
ein gewisser General R o s s war, bildet dieser Bach ein Paar höchst malerische
Fälle über schwarz bemooste, zum TheU senkrechte ghiiie, unten kesselartig
gestaltete Felsen herab, in einem wilden Walde von Nadel- und Laubholz.
Zwei Cascadeu befinden sich über einander, wovon die zweite die grössere ist,
alsdauu folgt die letzte und höchste, wo das Wasser von dem hölzernen Mühlen-
cauale quer über die Schlucht geführt senkrecht etwa haushoch über einen steHen