geöffnete Blüthen bemerkte; die Weinranken hatten dicke Blüthenkiiospen, so wie
Cornus, Viburnum u. a. Gesträuche. Auf dem Strande war es kühl und angenehm;
allein die Moskiteu (Culex) wurden bald höchst lästig. Feuerfliegen (Idampyris)
flogen überall im Walde umher, an den dämmernden Flussufern riefen überall die
wilden Gänse sich zusammen, und in den Waldungen zu beiden Seiten des Missouri
vernahm mau unaufhörlich die Stimme des Whippoorwill. Am Ufer sah man
überall die Spuren der Wölfe und Hirsche, nach welchen man vergebens umherschlich
uud dabei die von deu Omaha-Indianern gebahnten Pfädchen benutzte. Herr
B o dm e r hatte sich hei der Verfolgung eines wilden Truthahns verspätet und beinahe
verirrt. Sein Hund hatte eine junge wilde Gans lebend eingebracht, aber
ausser dieser bestand die Jagdbeute nur in einer Ente und einigen anderen Vögeln.
Am folgenden Tage (8. Mai) früh erreichten wir Floyd’s -Grave, das Grab
des Sergeanten F lo y d , welchen L ew is und C la rk e hier begruben. Der Uferrand
ist an beiden Seiten niedrig, am linken mit Pappelwald besetzt, am recbten
hingegen steigt über dem üferwalde eine Hügelkuppe winkelig, gleich dem Dache
eines Gebäudes hervor; dort oben ist F lo y d beerdigt. Ein kurzer Stock bezeichnet
die Stelle des Grabes uud ist öfters von den Reisenden erneuert worden, wenn
ihn die Prairie-Brände verzehrt hatten. Etwas weiter aufwärts tritt FIoyds-River hervor,
und an den Floyds Hügeln zeigen sich einzelne Nadelholz-Bäume, über denen
der weisse gabelschwänzige Milan (Falco fur caías) iu der Luft schwebte. Die grünen
Prairie-Hügel wechseln mit gelben Thonwänden und Wald am Ufer ab, bis man
etwa eine halbe Stunde über Floyd’s-River die Mündung des Big-Sioux-FIusses
erreicht, desseu Ufer mit Weideu und Pappeln bewachsen sind. Dieser Fluss ist
deshalb von Interesse, weil er die Grenze des Gebietes der Dacota- oder Sioux-
Nation macht. Seine Breite beträgt au der Mündung etwa 60 Schritte, uud er soll
1 0 0 Meilen aufwärts mit Mackina-Böteu beschifft werden können»). Etwa 1 3 0
* ) An einem kleinen Seitenflusse etwa 4 0 Meilen über der Mündung des Big-Sioux-Kiver, dem Pipe-Creeh
ist c s , wo der Pfeifenstein bricbt, aus welchem die Dacotas ihre von allen Nationen so geschätzten roth.
braunen Pfeifenköpfe machen, wovon weiter unten mehr. —
Meüen aufwärts woliut an ihm der Stamm der Dacotas, welcher unter dem Namen
Wahch-Peküteh (denlsch ansausprechen) bekannt ist. Dieser und nooh ein anderer
Stamm dieses Volkes am Missisippi und in der Nähe des Sees Pepin, sind tlie
einigen ihrer Nation, welche Mays p t e e n ; alle anderen Horden der Dacotas sind
nmhermehende Jäger. Das Gebiet dieser Leute dehnte sich ehemals noch weiter
südUch ans, bevor der oben erwähnte Länderverkanf mit den Indianern gesohlos-
sen war.
Am Mittage hatten wir hei einer Temperatur von 7 3 “ einen so heftigen Wind,
dass der feine Sand der Sandbänke bis in das Innerste unseres Scbiifes cindrang.
Der breite Fluss, jenseit dessen Wendung sieb die grünen, nackten Prairie-Hügel
xeiglen, war so vom Winde bewegt, dass der Steuermaim die Sandbänke nicht erkennen
konnte, weshalb wir auch schon vor der Dämmerung an einem schönen
Pappelwalde auleglen, welchen die Hokhauer sogleich zn lichten begannen. Ihrer
4 0 bis 30 erstiegen das steile Flussufer, welches den Aiibick der Erstürmung
einer Festung gab. Wir vertieften uns in den aus Pappeln (Populus angulatu)
und Weiden, so wie wenigen anderen Holzarten bestehenden Wald, dessen Unterholz
von verschiedener, jedoch wenig manniclifaltiger Art war, wo der Ked-Willow
(Cornus sericea) häufig wuchs, und die Weinranken jetzt ihre Blumenknospen
zeigten. In einem kleinen Waidwiesohen am Ufer sah man die grossen Fnsslritte
der Elke, so wie der gemeinen Hirsche, denen wir gerne gefolgt wären,
wenn uns nicht ein drohend aufsteigendes Gewitter zurück getrieben hätte. Heftige
Blitze durchzuckten rundum den Horizont, Begen stürzte bald herab nnd mit der
Nacht entstand Sturm, der nm Mitternacht so heftig war, dass er Besorgnisse hätte
erregen können, wenn das SclülT nicht durch das Ufer so wohl gedeckt gelegen
hätte. Der Sturm trieb die Thüre der oberen Cajüte öfters auf, nud der Begen
schlug in das Zimmer. Gegen den Tag kam das Gewitter mit erneuerter Stärke
zurück, es folgte Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag während der Dämmerung;
jcdermaiiU glaubte das Schiff müsse geiroffeu werden.