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sich vom Biberfaiige nnd der Jagd, kam aber in diesem Angenhlicke von Fort-
Union, nnd überbrachte Briefe von Herrn M 'k e n z ie . Auch der früher erwähnte
Chef der Grosventres des prairies N iä to h s e kam an, ein Mann auf weicheu man
viel hielt, und der desshalb gut empfangen wurde. Herr P a tlo n , Clerk der Compagnie,
der bisher die Direction von Fort-M'kenzie geführt hatte, ein in den Rocky-
Mountains sehr bekannter, and den Geschäften des Pelzhandels erfahrener Mann,
verliess nns an diesem Tage mit 11 Engagés in einer starken Pirogué, nm nach
Fort-Union und von da nach St. Lonis znrückznkehren. Der Kaum, welchen die
Abgeheuden im Forle liessen, wnrde schnell durch die Menge der aukommenden
Indianer gefüllt, und wir erhielten den Besuch des neulich am Bighorn-Biver gesehenen
M e x k em a u a s la n , welcher von Herrn Bo dme r abgezeichnet wurde;
siehe die Vignette dieses Capitels. Diese Beschäftigung zog eine Menge von Indianern
herbei, welche uns oft lästig waren. Wenn ein solcher Mann ähnlich gezeichnet
worden war, so sagten die Indianer „B o dm e r könne sehr richtig schreiben“
da sie keinen besondern Ausdruck für „Zeichnen“ haben. Ein gewisser Blood-
Indian mit seiner Frau befand sich als eine lästige Plage den ganzen Tag gegen-
wärll. und lud uns wiederholt iu sein Zelt ein, welches wir denn endlich nicht
mehrlblehnen konnten. Auf dem Wege nach seiner Wohnung erblickten wir im
iudianischen Lager eine Menge von Weibern mit abgeschnitlenen Nasen, eine schenss-
liche Entstellung! Strafe für Untreue, die, wie früher gesagt, bei diesem Volke
hänfiv ihre Anwendung findet. In dem geräumigen und hellen Zelte fanden wir
den Hausherrn, einen sohlimmen Menschen, der noch erst im vorigen Jahre einen
Weissen mit Schrot in das Gesicht geschossen hatte, anf einer von Weidenzweigen
geflochtenen und mit Bisonfell bedeckten, mit einer Bücklehne versehenen Euhebank
hegend. In der Mitte des Zeltes brannte ein kleines Feuer, welches grosse Hitze
verbreitete. Man setzte uns getrocknete Beeren vor, und der Aufenthalt in diesem
netten Zelle war nicht unangenehm, da diese Leute keine Kinder hatten und grosse
BeinUchkeit bet ihnen herrschte. I s id o r S a n d o v a l machte den Dolmetscher bet
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der Unterredung. Täglich hatten wir Uiiterliallungen dieser Art, bei welchen es
immer etwas zu beobachten gab.
Herr M itc h ill dachte jetzt an die Erbauung eines neuen Fortes, wozu er die
zweckmässigste Stelle auszuwählen suchte. Am 16. August ritten wir iu dieser Absicht
früh aus, erstiegen die Hügelkette Iiinter dem Forte, sahen daselbst die kleinen
Prairie-Dogs mit quiekendem Laute in ihre Erdhöhlen flüchten, uud erblickten dann
zwei bewaffnete Indianer, welche, sobald sie uns gewahrten, ihre Pferde wendeten
und auf uns zu galloppirten. Sie hatten unsere Doppelflinten nicht bemerkt, welche
wir quer überliegeud auf dem Sattelknopfe trugen, und kamen ohne Zweifel nur
heran, um uns zu erschrecken uud ihr Glück mit uns zu versuchen; denn sobald
sie nahe heran wareu uud unsere Waffen erblickten, wendeten sie schnell um und
trabten davon»). Auf unser Zurufen hielten sie iu einiger Eutfernung wieder an,
der eine gab dem anderen seine Flinte, kam dann auf seinem mageren Schimmel
wieder zurück uud erzählte durch Zeichen „ein Indianer babe seine Schwester,
die Frau eines dritten entführt, und sie seyeu nun auageritten den Thäter aufzusu-
cheii und zu erschiesseu,“ worauf sie den Spuren iiachsuchend bald aus unsern Augeu
verschwaudeu. Etwas weiter hin trafen wir etwa 2 0 unserer Leute, avelche
ausgescbickt wareu, um für die Anlage des neuen Fortes zu arbeiten. Sie waren
wohl bewaffnet und führten auf Karren ihr Bettzeug uud andere nöthige Geräthschaften
mit sich. Sie hatteu den Befehl, während der ganzen Woche auszubleiben
uud erst am Sonnabend zurückzukehreii. Andere Leute waren ausgeschickt, um
Holzkohlen für deu Schmied zu brennen, wozu das Pappelholz sehr brauchbar ist.
Wir ritten diesen Leuten voran und hatten zur Rechten eiuen schönen Blick in das
*) Herr M ii c l i i l l liatte im vergangenen Sommer einen aiiDliclien F a ll, wo er die Art solcher indianischen
Zusammeukimfte kennen lernte, ünbewallnet mit einem Begleiter reitend, begegnete er zwe i Indianern,
welche sogleich Tabak forderten. Er gab ihnen was er hatte, konnte sie aber nicht befriedigen, worauf
sie sein Messer verlangten, ihm den erhaltenen Tabak in’s Gesicht warfen und in drohender Stellung den
llogen spannten. Nur nachdem er versprach, ihnen Morgen am Schiffe mehr zu gehen, liessen sie ihn
»iehen, kamen auch am anderen 'Tage an Bord, wo aber Herr M it c h i ll keine Notia von ihnen nahm.
In Folge dieser unangcneluneii Friahrung ritt er nie mehr unbewaffnet aus.