ihre Anzahl zu vermindern. Nachdem wir am ersten Tage nach unserer Ankunft
unsere Einrichtung getroffen und das indianische Lager ndt seinen vielen Hunden
uud meist alten bräunlich beschmutzten Lederzelten in Augenschein genommen hatten,
wurden wir mit Herrn M itc h ill schon am nächsten Tage vou dem Piékaim-
Chef Mehkskéhme-Sukáhs (dem eisernen Hemde, la chemise de fer) zu einem sogenannten
Feste eingeladen. Wir traten in der Mitte des Lagers in einen grossen
runden, mit dicken uud dannen Baumzweigen zaunartig umgebenen Platz, welcher
einen Theil der Zelte enthielt, und bestimmt war, während der Nacht die Pferde
aufzunebmeu; denn die Indianer sind so grosse Freunde des Pferdestehlens, dass
sie in dieser Hiusicht einander wechselseitig nicht trauen. Bas Zelt des Chefs war
gross und geräumig, nie hatten wir noch ein so schönes gesehen; es hatle wohl 15
Schritte im Durchmesser und war höchst sauber und nett aufgeputzt. Wir setzten
uns ohne Umstände auf ausgebreitete Bisonfelle zur Linken des Hausherrn, um das
in der Mitte befindliche, mit Steinen umlegte Feuer nieder, uud eine feierliche Stille
herrschte rundum. Unser Wirth war ein grösser starker Manu, der in diesem Augenblicke
keine andere Kleidungsstücke trug, als sein Breecheloth. Weiber und
Kinder Hessen sich nicht sehen. Man setzte uns eine blecherne Schüssel vor, in
welcher sich ein Gericht von trockenem geriebenem Fleische mit süssen Beeren
(Poires) gemischt befand, welches wir mit den Fingern aufnabmen und gauz wohlschmeckend
faudeu. Nach uns ass der Chef den in der Schüssel befindHchen Rest,
nahm dann aus einem Sacke eine scharlachrothe Chefs-Uniform, mit blauen Aufschlägen
uud gelben Borten, die er von den Engländern erhalten hatte, feruer sechs
roth uud schwarze Federbüsche, einen Dolch mit seiner Scheide, ein buntes Schnupftuch
und ein Paar Biberfelle, und legte alles dieses als Geschenk vor Herrn Mitc
h i ll nieder, der diese Gegenstände wohl oder übel annehmen musste; dadurch
aber auch schon die VerbindUchkeit übernahm, Gegengeschenke, uud besouders eiuen
neuen Chefs-Anzug zu gehen. Als der Hausherr seine Pfeife von grünem
Talk zu stopfen begann, standen wir auf und entfernten uns ganz nach indianischer
Art, stille und ohne Complimente. Wir krochen durch die kleine, von zahlreichen
Hunden belagerte Thür, und stiegen über die ersteren hinweg, die zum Theil scheu
und feindselig uns die Zähne zeigten. Auf ähnliche Art wurde Herr M itc h ill sogleich
noch zu drei bis vier ändern Festen eingeladen, eine Ehre, die nur mit einem
indianischen Magen verträglich ist. Am Nachmittage brachten uns die Engagés
des Forts das sogenannte Baptême, einen Willkomm für unsere glückliche Ankunft
in dieser abgeschiedenen Wildniss, indem sie in dem Hofraum des Fortes
mehre Gewehrsalven ahfeuerten, wogegen man ihnen alsdann Getränke zum Besten
zu geben oder eiu Geschenk zu macheu pflegt. Unsere Abendunterhaltung war das
Getöse der Trommel in dem indianischen Lager, welches nicht uur bei dem Austreiben
des bösen Geistes bei Kranken, sondern auch bei Tänzen und anderen Lustbarkeiten
angewendet und daber beinahe täglich und stündlich gehört wird. Eine
andere zugleich naturhistorische Unterhaltung gewährten uus drei junge, schon starke
Bären (ürsus fe ro x ), welche in dem Hofraume umherliefen und uus durch die drolligsten
Sprünge und Gebehrden unterhielten. Man hatte auch ein anderes sehr niedliches
Thier, einen jungen Prairie-Fuchs (Canis velox S a y ) im Forte aufgezogen,
weicheu ich von Herrn M itc h ili zum Geschenke erhielt, und der uns durch seine
Zahmheit und Munterkeit deu nacbkommendeu Winter erheitern half. Mäuse wareu
in solcher Menge in unserer neuen Wohnung, dass sie uns währeud des Schreibens
an den Füssen herumliefen und die aufgestellten Fallen unaufliörlich in Bewegung
erhielten, so wie denn aucb mein kleiner allerliebster Fuchs zu dieser ihm
neuen Art von Jagd angeführt und darin bald zum Meister wurde. Die europäische
Batte war noch nicht bis zu dieser Höhe am Missouri vorgedrungen, worüber weiter
unten mehr.
Am 10. August wurden die Anstalten zu dem feierlichen Empfange der Indianer
gemacht, welcher stets dem Tauschhandel vorangeht, und auf weicheu die
Indianer ausserordentlich viel halten. Zwei kleine in der Mitte des Hofraums
aufgestellte Kanonen geben nach aufgezogener Flagge Signalschüsse für den An
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