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sanft hügelige Gegend; die Eicheuarten (ßuercus coccinea, ruhra, tinctoria, alhä)
der Sassafras, luglaus nigra und die Hickory-Stämme bildeten das Hauptgebüsche,
sehr häufig kommt aber auch die schöne Kaslanieu-Eiche (Quercus prinos) vor,
welclie eiue grosse Eichel trägt, und deren Blatt dem des Kastanieubaumes gleicht
Den Boden des Waldes überzog an vielen Stellen die sonderbare Comptonia asple-
uifolia, eine Pflanze, welche früh vor dem Laube blühet uud hier etwa zwei Fuss
hoch wächst. Das Kastanieuholz hat mau iu diesen Waldungen überall sehr stark
mitgenommen, da man dasselbe sehr schätzt, zwar nicht als Braudholz, da es leicht
und locker ist, sonderu, wie schon gesagt, zu Umzäunungen, indem es, wie man
behauptet, in der Erde an 6 0 Jahre ausdauern soll.
Die schöne hochrothe Taugara war hier in den Waldungen nicht selten, allein
man fand keine gänzlich rothe Exemplare mehr, da die alten Männchen gegen den
Herbst das einfache oliveugrüne Gefieder des weiblichen Geschlechtes annehmen.
Viele dieser schönen Vögel waren gegeuwärtig noch schön roth gefleckt, also im
üebergange des Gefieders. Nur ein Paar Arten des schönen Geschlechtes Tana-
gra, das so zahlreich die Wälder und Gebüsche von Brasilien belebt, kommen im
nördlichen America vor, allein überall bleiben diese Thiere in Manieren uud Lebensart
sich völlig gleich, überall siud sie stille Vögel, welche keinen bedeutenden
Gesang haben, dagegen aber desto mehr durch den Glanz der Farben entschädigen.
Der kleine Hase (Lepus americanus) und das graue Eichhorn waren beinahe die
einzigen Quadrupedeu, die wir in diesen Waldungen zu sehen bekameu, dagegen
aber aus der Classe der Amphibien mehre. An dem Fusse hoher Waldbäume fanden
wir im feuchten Moose und auf grossen faulenden Schwämmen (Agaricus) den
kleinen schön orangenfarbigen Salamander mit rothen AugeuJlecken, der überall in
Pennsylvanien gemein zu seyn scheint (5 ), so wie mehre Arten vou Fröschen,
u. a. den hiesigen Laubfrosch ( 6) , dessen Stimme man in den Gärten der Ortschaften
vernimmt, ferner deu Frosch mit gepaarten Rückenflecken ( 7 ) , den gelblichen
Waldfrosch (8) u. a. Li der inneren Region der Waldberge fanden wir
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besonders Spechte und mancherlei kleine Vögel, besonders Sänger-Arten (Sylvia;
Vireo und Muscicapa). Die Jagd der grösjereu Tliierarfen ist Ider gänzlich ver-
schwuuden. Ehemals war ganz Nord-America eiu endloser Wald, nur in den
westlichen Gegenden jenseits der AUeghany-Gebirge gab es sogenannte Prairies;
allein das ganze weite PenusylTanieu, ein Staat von 4 4,500 DMeilen oder von
der Grösse von Franfaeioh, war ein Urwald und wurde in kurzer Zeit durch die
Menge der zuströmenden Ansiedler gänzlich gelichtet. In demselben Masse sind
auch die grösseren WUdarten versohwuiiden, und unmittelbar bei Bethlehem giebt
es selbst keine Hirsche mehr. Als eine grosse Seltenheit erzählte man, dass sich
vor ein Paar Jahren ein Bär hier gezeigt habe, und sogleich to u den Tcreinten
JagdUebhabern Tergebens verfolgt worden sey. Noch einige kleine Thierarten leben
in diesen Waldungen, welche sich jedoch nur hei Nacht aufliiiden lassen; hierher
gehören das Beuleithier (DkUlphys virgmiana) und das Slinklhier (Mephilis americana).
Das erstere ist nicht häufig iu dieser Gegend, das letztere dagegen nicht
selten.
Um das Slinkthier zu erhalten, giengen unsere Jäger bei Nacht in die Le-
cha-Berge und suchten den Wald mit Jagdhunden ab, wobei man denn beinahe
immer seinen Endzweck erreichte. Die Hunde bissen das TMer todt und waren
zuweilen eiu wenig parfümirt. Man bat erzählt, dass sie seinen Geruch scheuen;
allein ich kann bezeugen, dass wir diese Erfahrung durchaus nicht bestätigt fanden.
Die Nachrichten von dem tihlen Gerüche dieses Thieres sind überhaupt etwas übertrieben
worden, indem unser europäischer Iltis öfters in dieser unangenehmen Eigenschaft
nicht gar weit hinter dem Stiiiklhiere zurück bleibt. Die Jäger brachten
mir einst ein halberwachsenes Stliiklhier lebend nach Hause und wir hielten es in
einem Kasten in dem Garten, wo es sich sehr zahm und friedUcb benahm, auch
nie den mindesten Geruch verbreilele. Man öffnete den Kasten und liess es frei
umher gehen, wobei die nette Zeichnung des Felles uns unterhielt. Bloss in der
Angst wird das Stinkthier den Geruchsnerven unangenehm. Die hohlen Bäume in
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