Leute. Einer unserer Nachbarn zu St. Louis peitschte u. a. auf öffentlicher Strasse
einen seiner Sclaven aus, ohne dass sein Arm ermüdete. E r hielt dazwischen zuweilen
eiu, um auszuruhen, und begann das Geschäft alsdauu von neuem.
St. Louis war in diesem Augenblicke für uns um -so wichtiger, da wir hier
die ersten nord-americanischeu Indianer iu ihrer ganzen Originalität zu beobachten
Gelegeuheit bekamen. Es befiudet sich nämlich in St. Louis das Bureau für alle
indiauischen Angelegenheiten des Westens, dessen Director unter dem Titel „Su-
perintendaut of Indian affairs“ gegenwärtig, der durch seine Reise mit Captain L e w
is nach deu Rocky-Mouiitaius und dem Columbia-River berühmte General C la r k e
wai'. E r leitete alle diese Angelegenheiten, und vou ihm haben alle Fremden, welche
das innere westliche Gebiet zu besuchen wünschen, einen Pass zu empfang
e n » ), so wie auch alle Indian-Agents und Sub-Agents (die Agenten der Regierung
bei den verschiedenen indianischen Nationen»») unter ihm stehen. Es fügte
sich, dass zur Zeit unserer Anwesenheit zu St. Louis eine Deputation zweier iu-
dianischer Stämme, der Sakis oder Saukis (Sacs der ITranzosen) und der Foxes
oder Utagämis (Renards der Franzosen) deu Missisippi herab kam, um sich für den
in den Jefferson-Barracks gefangen gehaltenen Black-Hawk zu verwenden. An der
Spitze dieser zahlreichen Bande stand Kiökuck, ein Säki-Clief, uud zwar derselbe,
welcher den unglücklichen Black-IIawk iu die Hände der Americaner überliefert
hatle »»»). General C la r k e , welchem ich durch die Güte des Herzogs B e rn *
) Am 2 9 . April I S IS gab der Congress ein Gesetz, dem zufolge nur Bürger der Vereinten Staaten mit
den Indianern in üiren Grenzen Bändel und Verkehr haben durften, ohne eine besondere Erlaubniss zu
besitzen; Fremde bekommen deshalb einen Pass, deu sie auf Verlangen bei den Militürposten vorzeigen
müssen. CS. Warden i. c. Vol. IJI. p. Sb'ö.)
**') Solcher Agenten sind verschiedene für jen e "Nafionen angcstellt und wohl besoldet. Sie sollen eigentlich
beständig bei ihren Indianern wohnen, und man hält ihnen Dolmetscher; gewöhnlich machen sie aber
nur von Zeit zu Zeit eine Reise dorthin, iiherhringen die Geschenke der Regierung, und die Indianer
theilen ihnen ihre Wünsche oder Beschwerden mit, welche sie alsdann bei der Regierung zu vertreten
haben.
** * ) Siehe Life o f M a - k a - la i-m e - s h e - k ia - k ia k o r Bla ck -H aw k etc. Boston 1 8 3 4 und History o f the w a r
between the United Slates and the S a c - and Fo x -nations o f Indians etc. by I. A. Wakefield Esq. — J a ck-
sonoOle 1 8 3 1 und Sr?ioolcr«/i na ira t. o f an exped. to Ilaska lake ( 1 8 3 4 } . pay. 1 2 8 .
h a rd von Sachsen-Weimar empfohlen war, hatte mich höchst zuvorkommend von,
den Zusammenkünften (Councils) benachrichtigt, welche er mit deu Indianern hielt,
und wir hatten die Freude, diese originelleu Menschen hier recht beobachten und
mit Müsse studieren zu können. In einem grossen Magazine in der Nähe des Hafens
halte man den Indianern Quartier angewiesen, wohin wir uns sogleich begaben.
Schon am Strande bemerkte man einen Auflauf des Pöbels und sah zwischen
dem Haufen der Neugierigen die fremdartigen dunkelbraunen Gestalten, in rothe,
weisse oder grüne woDene Decken eingehüllt. Als wir sie erreichten, befanden
sie sieh schon im Hause, und ihr erster Anblick, der mich nicbt wenig überraschte,
überzeugte mich*sogleich von ihrer grossen Verwandtschaft mit deu Brasilianern,
80 dass ich sie unbedingt für dieselbe Menschenrasse hallen muss »).
Sie sind starke woiilgebildete Männer, viele vou mehr als ]>'Ottelgrösse, breit,
muskulös und fleischig. Die Gesichtszüge der Männer sind ausdrucksvoll, stark,
ausgewirkt, die Backenknochen vortreteud, die Flügel des Unterkiefers breit nnd
eckig, die sehwarzbraunen Augen lebhaft und feurig, und besonders in der Jugend
am inneren Winkel etwas hiuab gezogen, jedoch nicht immer so stark, als bei den
Brasilianern. Der äussere Augenwinkel steigt weder bei den Nord-, noch bei den
Süd-Americanern in die Hohe, wenigstens habe ich dieses nur höchst selten bemerkt.
Die Stirn scheint mir bei den Nord-Americanern nicht so sehr zurück zu.
weichen, als man dieses im AUgemeiucn aageuommen hat, eben so wenig bei deu
Brasilianern. M e y e n » » ) bestätigt dieses für die Völker westlich von der Cordillera.
Die Zähne sind stark, fest und weiss, und bis iu das hohe Alter meist vollkommen
gesund. Die Nase ist stark und vortreteud, sehr häufig gebogen, jedoch
nicht immer; ein Zug, der bei deu Brasilianern weit seltener vorkommt»»»). Der
Für ilie Aehnliclikeit der Americaner unter einander haben wir v. Humboldts und anderer Reisenden
Zeiigniss anzufiiliren (s. über den polit. Zustand von Neu-Spanien B. I. p. 1 1 5 ). M e y e n hat eine peruanische
Mumie abgebildet (N . Acta Acad. Caes. Leop. Car. T. X V I. Sttppl. I. Tab. J.}, welche vollJconunec
den Character der Nord-Americaner zeigt.
**) s. Meyen l. c. pay. 4 5 .
*.**) Ea giebt auch iu Nord-America ganze zahlreiche Stämme, wo dieser Zug der gebogenen Nase nw
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