chen die Bauern iu ihrem schlechten deutsch Gehlspecht nennen. An allen Zäunen
lief in Menge die Feiice-mouse (Tamias striatus), deren wir mehre erlegten. Ihre
Backen waren mit Waizenkörnern voUgepropft, obgleich diesem Thiere wahre Ba-
ckentaschen fehlen. Nachdem wir in dem lichten, etwas mit Sumpfstellen und
Sumpfgräsern angefüllten und mit Tulpeubäumen (Liriodenäron tulipifera) gemischten
Waldungen die grosse Schnepfe (Scolopax minor Linn.) gefunden, führte uns
der Weg an einzeluen Log- oder Blockhäusern vorbei, vor deren Thüren die nüt-
unler sehr ärmlich uud schmutzig gekleideten Kinder der Eigenthümer spielten, deren
einzige Habe sie zu seyn schienen. Der Himmel hatte sich bewölkt und es
regnete bei grösser Wärme, welche uns zwang, die kühlen Ziehbrunnen der Bauern
zu besuchen. Vou hier au war der Wald immer mehr mit Blöcken von ü rge-
birge angefüllt, mit Hornblende und Quarz gemischt, und diese Blöcke lagen irregulär
umher, zum Theil sehr gross und mit mancherlei Flechten (Lichen) bedeckt.
In dieser wilden, waldigen Gegend wussten sich unsere Führer selbst nicht mehr
zu fiudeu, bis uus eiu deutscher Bauer den ziemlich versteckten Pfad zeigte, der
in deu vielen Steinblöcken kaum zu erkennen war. üeberall wuchs hier vier bis
fünf Fuss hoch, gleich der Digitalis purpurea in deu gebirgigen Waldungen unserer
Bheingegend, die Actaea racemosa»), mit ihren laugen, weissen Blumeiiähren. Hier
und da im Walde, wo es gänzlich an Nachwuchs für das sehr geschätzte Kastanienholz
fehlte, halte man junge Stockausschläge dieser Art mit einem besonderen
Zaune umgeben, um sie vor dem Viehe zu schützen. Der Wald wurde nun dichte
r, mehr mit Gesträuch angefüUt; wir erreichten das Bette eines ausgetrockueten
Baches, ebenfalls gänzlich mit Steinhlöckea aiigefüllt, dem wir von Block zu Block
springend etwas aufwärts folgten, und nun die SteUe erblickten, welche deu Namen
Rocky-VaUey trägt. Hier hat mau an einem sanften Hügel eine freie Aitö-
sicht durch den Wald längs dem Bache hinauf, wo eine ungeheuere Masse von
grossen Steiublöckeu oder Trümmern dergestalt über einander gelagert oder ge*
) S ie te Pursh Toi. U. pag. 3 7 8 . Cimicifuga serpenlaria oder Cimicifuga raccmosa JSuU. —
schoben ist, dass eiu etwa 150 oder 3 0 0 Schritte breiter, aher hoch an dem Hügel
aufwärts ausgedehnter Kaum vOUig nackt mit diesen Gesteinen bedeckt erscheint,
gerade wie man auch in Deutschland ähnliche Steinanhäufuiigen, besonders des Basaltes
beobachtet, deren u. a. in den Gegenden des Bheiiies einige niiler dem Namen
der Beilsteine Vorkommen »). Kein Strauch oder Grashalm kann iu diesem
SleingeröHe wurzeln, und hei dem jetzt unaufhörUch fallenden Kegen waren diese
Steine höchst schlüpfrig, ihre Besteigung daher für die Füsse ein gefährliches Beginnen.
Lebende Wesen zeigten sich in dieser WUdniss gar nicht, auch wie gesagt
unmittelbar auf dem SteingcröUe durchaus keine Vegetation. Jene Trümmer
scheinen hier durch eine gewaltige Wasserflnth aufgehäuft nnd zusammengeschohen,
anch soll man in weniger heissen uud trocknen Perioden des Jahres das Wasser
unter deu Steinen rausclien hören.
Wir kehrten von hier nach der Wohnung des deutschen Bauern zurück, der
uns deu Weg gezeigt halle, wo wir uns mit Branntwein nud Wasser erfrischten.
Die Bewohner des Hauses arbeiteten luer zum Theil im Schatten der Bänme
sitzend, um Schindeln zn schnitzen, welche sie verkaufen. Unsere Doppelllinleu
mit Percussions-Schlössern und Versicherengsdeckeln setzten sie nicht wenig in
Erstaunen. Jagd giebt es in diesen Wäldern nicht viel mehr; beinahe nur der graue
Fuchs (Canis cinereo-argenUm), das pennsylvanische Murmelthier ( 1 ) (Groundhog
oder Wood-ckuk), das graue und das röthHche Eichhorn haben der Zerslömngs-
sucht der eingewanderteu Usurpatoren widerstanden.
Bei unserer Bückknirft nach Freiburg fand ich dort unseren Landsmann, Herrn
Dr. S a y n is c h aus Bethlehem, dessen Bekanntschaft ich schon früher gemacht hatte
E r ist Naturforscher nud kannte diese Gegend gut, komüe mir daher mancherlei interessante
Notizen über dieselbe miltheUen. E r blieb ein Paar Tage bei uns nnd
schon am Nachmittage nuternahmen wir eine Jagd-Excnrsion. Wir kehrten mit Vö
H ierlier g e h ö rt 2. B. auch d e r sog en an n te BeUstein bei G re ifen stein im Solms-Braiinfelsisclien.
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