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ducoh viele Tliaien ausgezeichnet, so darf er die grosse Federmätze mit Ochseu-
höruern tragen, welche später beschrieben werden wird. Diese Mütze von Adlerfedern,
welche auf einem über dem Rücken hinab hängenden rothen Tuchstreifen
befestigt sind, wird von allen Völkern des Missouri sehr hoch gehalten, und mau
gieht sie nur gegen ein gutes Pferd hin. In eiuem Gefechte gegen die Pähni’s
wurde ein Dacota-Chef getödtet, der eine solche Mütze trug. Der Sieger bediente
sich uun selbst der erbeuteten Federmütze und die Dacotas erkannten ihn mit seinem
Hauptschniucke im nächsten Gefechte. Sie gaben sich viel Mühe ihn zu erlegen,
verwundeten ihn auch; allein sein Pferd war zu schnell, und er entkam immer.
Wer den Feind zuerst auskundschaftei und seine Cameraden von dessen Annäherung
benachrichtigt, darf eine kleine Feder aufstecken, welche, ausgenommen
an der Spitze, ihrer Seitenbärte beraubt ist. Siehe den Holzschnitt pag. 341. Die
im Gefechte erbeuteten Scalpe werden auf kleine Reife gezogen und oben an deu
Stangen des Zeltes aufgehängt. Wer einen Gefangenen macht, trägt eiue besondere
Aniibiude. Oefters besitzen diese Indianer 3 0 bis 4 0 Pferde, man nennt sie dann
reich. Die Zelte werden gewöhuiich aus 14 Fellen gemacht, deren eiu jedes eiueu
Werth von zwei Dollars hat. Reiche Leute sollen zuweilen bis zu 8 und 9
Weiber haben, weil sie dieselben ernähren können. Krankheiten verstehen die
Dacotas nicht zu heilen, dagegen Wunden gewöhnlich sehr gut. Sie bestimmen gewöhnlich
vor ihrem Tode, wie sie beigesetzt seyn wollen, ob in der Erde, auf einem
Gerüste oder auf einem Baume.
Es befand sieb hier ein junger Punca-Indianer bei den Dacotas, dessen Namen
H ö -T a -3 I ä war, ein hübscher freundlicher Mensch, der sich häufig die Zeit
mit Spielen verkürzte. Man sah ihn mit einem Cameraden häufig das Reifspiel
(Sangkodeska-Kutepi in der Dacota-Sprache) spielen, wobei mau mit Leder be-
zeichnete Stöcke durch einen gerollten Reif wirft. Am Tage sah man die Indianer
häufig auf ihren Pferden umher sprengen, meist auf dem blossen Rücken sitzend.
Sie liessen alsdann zuweilen ihre Pferde um die Wette laufen, wie Herr Bodmer
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auf der Vignette des 30. Capitels dargestellt hat. Abends trieben sie ihre Pferde
in das Fort ein, da sie vor einem feindlichen Besuche nie sicher sind, und Pferde-
stehleii ein Hauptgegenstand der indianischen Industrie ist. Die hier lebenden indianischen
Familien sind meistens mit den weissen Bewohnern des Fortes verwandt,
sie bleiben deshalb immer in dessen Nähe. Die Männer führen ein liöchst uuthäü-
gcs Leben; denn ausser Jagd und Krieg sind Essen, Rauchen, Schlafen und die
Verfertigung der Waffen ihre einzigen liescliäftigungen.
Wir waren während unseres hiesigen Aufenthaltes an Rord des Schiffes beständig
von Indianern blockirt, welche uicht von der Stelle wichen; unsere Zeit
war daher zwischen diesen Besuchen und unseren Excursionen in die Prairie getheilt.
Am 2. Juni belud man deu Yellow-Stone mit etwa 7 0 0 0 Bisonroben und anderem
Pelzwerke, womit er nach St. Louis zurückkehreu sollte, für uns war zur Fortsetzung
der Reise der Assiniboin bestimmt. Wir benutzten diese Gelegenheit, um Briefe nach
Europa zu senden. Das Wetter war in dieser Zeit sehr ungünstig; es regnete bei
einer Temperatur von 57° Fahr., und man brannte während des ganzen Tages Kamiufeuer.
Der Assiniboin hatte unser Gepäcke schon au Bord genommen, lag aber
am östlichen Ufer; denn der Versuch ihn herüber zu führen war wegen des niederen
Wasserstandes misslungen. Als wir am Nachmittage Herrn L a id lo w im Forte
besuchten, kamen eben sechs Dacota-Indianer aus der Prairie angeritten, deren
Horde, 3 0 0 Zelte stark, etwa eine Tagereise von hier gelagert war. Sie brachten
die Nachricht, dass zwei Tagemärsche von hier die Heerden des ilmen so wichtigen
Tatanka (Bison) zahlreich anzulreffeii seyen. Unter den neuen Ankömmlingen
befanden sich eiinge ältliche Männer. Sie trugen ihre Haarzöpfe mit Streifen
von Fell umwickelt, das Gesicht roth aiigestrichen, ihre Leiber waren fleischig, ein
Beweiss, dass sie weniger gehungert hatten, als die Dacotas des Fortes. Zuerst
machten sie ihren Besuch auf dem Assiniboin, dann bei Herrn L a id low , wo man
ihneu zu essen uud zu rauchen gab. Herr L a in o n t, welcher heute von uns Abschied
genommen, um mit dem Dampfschiffe nach St. Louis zu reisen, schiffte sich
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