|l fi
11 p,
li;
I ‘
In norflweslliclier Bichtung lefand sich einige Meilen von Harmony im dichten
Walde eiu schmaler Teich, eigentlich ein langer breiter Wassergraben, Long-Pond
genannt, der au gewisser Jahreszeit mit dem Fox-Biver in Verbindung steht, und
nach welchem wir eheiifalls zuweilen unsere Excursionen richteten. Jenseit des
Wabasch hat der hohe Wald in dieser Richtung Sandboden, welcher indessen bald
dem feiten Waldboden Platz macht. Ein der Gegend kundiger Mann führte uns
anfänglich bei dieser Excursion durch das wilde Waldrohr hindurch, wo ohne allen
Weg unsere Kleidungsstücke von den rauhen Rohrstengelu zerrissen wurden.
Ueberall vernahm man die Glocken des Rindviehes uud der Pferde und unser Führer
fand seiue eigenen Thiere, welche den Ruf seiner Stimme kannten. E r hatte
gewünscht, ich möchte eiuen Compass niitiiehmeii, welches aber nicht geschah, und
wirklich verirrten wir uns ein paarmal, da man sich in solchen Bohrdickungen
schwer orieiitirt. Spechte nud Eichhörncheii waren in dieser Wildniss unsere gewöhnliche
Jagdbeute. Wenn man an ein Paar isolirten Wohnungen vorbeigekommen
war, erreichte man in hohem Holze eiue Vertiefung, welche sich etwa eme
Meile lang ausdehnle nnd mit Wasser angefüllt stand. Dies ist der sogenannte
Long-Pond, iu welchem mehre Arten von Wasserpflanzen wachsen.
Unser Führer hatle eine Hacke uud einen Korb mitgenommen, um die Wurzeln
einer hier in Menge wachsenden, gelbblülienden Nymphaea auszugraben, die
er als Aufschlag bei einer Gesicht-Geschwulst aiiweuden wollte»). Die Oberfläche
des Wassers war mit eiuer zierlichen Pflanze (AssüUa caroliniana W illd ) bedeckt,
welche moosartige Flecken auf derselben bildete, und hier anf allen stehenden
Gewässern gefunden wird. Der Cardinal und der blaue Häher hielten sich an
dieser Stelle auf, besonders aber in der Nähe eines Maysfeldes im Walde grosse
Gesellschaften von Papageyen (Ps. caroUnensis), deren wir iu kurzer Zeit oft
*) Diese Nymphaea hatte im Januar nahe an ihrer knolligen Wurzel tief unter Wasser kurze peduncuH
g eirieben, auf welchen dicke, runde, gelbe Blumenknospen standen. Die pfeilförmigen Blatter waren
griin, standen aber jetzt tief unter Wasser.
viele erlegten. Sie waren nicht schüchtern und fielen nach dem Schüsse gewöhnlich
bald wieder ein. Ihre Manieren und Stimme glichen sehr denen der verschiedenen
kleinen, ianggeschwänzten Papageyen (Perikitlos') von Brasilien. 31it girrendem
gellendem Rufe pfeilschnell umher streichend, werfen sieh diese Gesellschaften
vou eiuem Baume auf den ändern, wobei ihre schön hellgrüne Farbe eineu
allerliebsleu Anblick giebt. Herr Bodmer bat eme solche Gesellschaft auf
der V. Tafel sehr treu dargestellt. Sie frassen an den Früchten der Platanen, und
liess mau ihnen Zeit, so setzten sie sich bei dem schwachen Schimmer der Ja-
nuarsoune dicht neben einander in eine Reihe hin, um sich zu erwärmen. Wir
fanden hier ferner öfters um ein todtes Stück Vieh versammelt, eine grosse Menge
von Geiern (Turk ey-Buzzards), theils auf den hohen Bäumen gedrängt sitzend,
theils in weiten Kreisen in der Luft umher schwebend; allein es war nicht leicht
ihnen beizukommeii. Zuweilen kamen im dichten Walde Pferde zu uns, welche
in dieser Wilduiss den Menschen suchen, um Salz zu erhalten. Bei der Rückkehr
hatten wir öfters deu schönen Anblick eines feurigen Abendhimmels am Wabasch;
die hohen Kronen der Waldbäume schieueu zu brennen, wobei die schnee-
weissen, hohen Platanenäste eine rosenrothe Farbe anuahmeu und sich in der glänzenden
Wasserfläche schön abspiegelten.
Der Winter, welchen wir zu Harmony zubrachten, war im AUgemeiiien gelinde.
Spechte, Tauben, Drosseln, die grosse Staarlerche, der Cardinal, der Blue-
bird so wie eiuige andere Vögel sah man währeud des ganzen Winters abAvech-
seliid iu deu Obstgärten des Ortes. Die Gesellschaften oder Ketten der Rebhühner
lagen in den Maysfeldern oder Dorngebüscheu vor der rauhen Luft gesichert. IVIit-
ten im Winter gab es oft sehr warme Tage. Ich fand einst nach einem solchen
(am 31. Januar) Mittags bei einer Wärme vou + 5° Reaum., am Fusse eines dicken
Platauus eine grosse Menge der schön roth und schwarz gezeichneten Cocci-
nella 1 0 punctata, welche halb erstarrt Avaren. Schildkröten sah man an warmen
Tagen Avährend des ganzen Winters. In der Mitte Februars blühete iu den Wal