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naturbistorisclie Äustalteii, woliiu ein Paar zieiulicli aiisehiiliclie Rluseen gehören,
unter anderen das des Herrn P e a l e , welches aher dennoch dem seines Bruders zu
Philadelphia bedeutend uachstehl. Viele iuteressaute Thiere befanden sich hier aus-
gesiopft, auch mehre lebend, u. a. eine Bieseiiscblaiige^ mebre Vögel und Scliild-
lixöteu. Um auch Philadelphia zu seheu, eilte ich bald dortlüu und verliess das
von der Cholera täglich heftiger angegriffene New-York.
Um 6 Uhr früh des IG. Juli verliess ich die Stadt mit dem Dampfschiffe Swan,
welclies mit Passagieren dergestolt augefüllt war, dass man kaum Platz zum Sitzen
fiudeu konnte. Der Seearm, auf welchem man schiffte, verschmälert sich allmählig.
An seinen Ufern zeigen sich bald Wiesen mit weidendem Viehe, dahinter behaute
Felder uud Wald; Ortschaften wechseln mit einander ab. Heuschober, welche iu
deu zum Theil sumpfigen Wiesen standen, waren frei oder nach holländischer Art
mit einem beweglichen Dache versehen. Die Schnepfen- und Wasseijagd soll hier
sehr ergiebig sejm. Hier uud da bemerkt man kleine Wäldchen von ziemlich abgerundeter
Gestalt, welche die Einförmigkeit der Wiesen unterbrechen. Die Wohnungen
sind sämmtlich leicht vou Holz erbaut. Man hat zur Linken Stateiilaud,
wendet sich aber bald zur Rechten in deu Fluss Raritau, an Avelchem New-Bruns-
■wick gelegen ist. Wir schifften bei dem Dorfe Amboy am linken Ufer vorbei, vou
wo eine Eisenbahn C^ail-roaä) bis Camdeu gegenüber Philadelphia jetzt im Baue
begriffen war. Das Land ist niedrig uud waldig. Das uns zur Rechten gelegene
Ufer hatte einen breiten Wieseusaum mit hohem Schilfe, Wald bildete deu Hinter-
gniud, überall erblickte man Wohnungen von Holz mit Schindeln gedeckt und die
hölzernen Feldzäune.
New-Brmiswick ist ein iu mehre zerstreute Strassen erbautes Dorf, wo die
ganze Gesellschaft des Dampfschiffes landete und sich in eine hinläugliche Anzahl
bereitstehender vierspänniger Postwagen vertheilte. Die Hitze war gross, die Gei^
Seilschaft sehr gemischt, und ich hatte das Unglück, eine sehr lärmende unangenehme
Begleitung zu erhalten. Ein langer Hügel mit steilem Ufer zieht sich bei Brunswick
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längs dem Wasser hin, der aus einem röthlichen Thone zu bestehen scheint. Auf
der Höhe über dem Orte war derselbe nackt und ziemlich steril, dabei der Weg
schlecht, und wir erhielten bei der schnellen Fahrt heftige Stösse. Grasplätze,
Klee -, Korn-, Hafer- und Maisfelder wechselten in der Nähe der Wohnungen ab,
so wie Baumstücke mit europäischen Obstbäumeu voll grosser Raupennester, übrigens
iu kräftigem Wüchse. Die schöne rothe Trompetenblume C^ignonia Radicans)
bedeckte zum Theil mit ihren blühenden Ranken die Wände der Wohnungen, hei
denen italienische Pappeln und babylonische Weiden sehr häufig angepflanzt waren,
besonders die letztem oft sehr hoch und ausgebreitet. Das Rindvieh war zum Theil
uugehörnt; Schafe und Schweine zeigten sich in Menge. Während man zu Kingston
umspanute, beeiferten sich kleine Neger- u. a. Kinder Milch, kleine Kuchen
uud halbreifes Obst anzubieten, welche in Menge gekauft ^vurden. Deutsche, kürzlich
aus Europa angekommene Bauern, welche von ihren schon im Lande angesle-
delteu Verwandten abgeholt wurden, füllten ein Paar Wagen gänzlich an, und lärmten
nicht wenig in ihrer niederdeutschen platten Sprache, worüber sich die Ameri-
caner lustig machten. Vou hier an war die Gegend etwas sandig. Hier und da
zeigten sich schöne Wälder, deren Schatten bei der gegenwärtigen Hitze sehr erfreulich
war. Der Holzwuchs war hier vortrefflich; eine hübsche wilde Rose blü-
, hete iu den Gebüschen der Wiesen. Eichen-, Sassafras-, Wallnuss-, Kastanien-,
Platauus- und Tulpenbäume strotzten von ihrem üppigen, verschieden grünen, oft
glänzenden Laube. Die letzteren zeichnen sich im jüngeren Alter durch ihre pyramidale
Gestalt uud schön hellgrünes Laub aus, sie waren jetzt mit ihren schon aus-
gebUdeten, aber noch unreifen Samenkugelu bedeckt. An den Wegen wachsen über-
aU die hohe Kermesbeere (Phyäolacea decandra) und der Stechapfel fD^tura Stramonium)
mit seinen grossen, weissen, jetzt geöffneten Blüthen, so wie mehre aus
Europa herüber gebrachte Pflanzen, ferner Sumacharfeu zum Theil von wildem
Weine durchraukt, uud üu Walde hefand sich ein Unterholz von Rhododendron
maximum. Wir durcheilten Priucetown uud erreichten dann Treuton am Delaware.
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