
Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Theilung vegetativer
Zellen von bedeutenderer Grösse (P a r t h e n o g o n i d i e n), wodurch
neue Familien hervorgebracht werden, die sich, nachdem die
Geissein der einzelnen Zellen gebildet sind, von der Mutterfamilie
trennen.
26. Gatt. Volvox Ehrb.
Die Familie besteht a u s sehr v i e le n (bis 12000) einze lnen
Z e l l e n , welche in einer einzigen Schicht gelagert zu einer
ziemlich grossen Ho h l k u g e l zusammengeordnet sind, die durch
Verschmelzung der Gallerthüllen der Zellen als eine continuirliche
farblose Membran erscheint, in der die Plasmakörper der Zellen
eingebettet sind, und die im Innern Wasser enthält. Jede Zelle
ist kugelig oder linsenförmig mit einem nach aussen gerichteten
Fortsatz, welcher an der Spitze 2 lange Cilien trägt, die aus
der gemeinsamen Gallerthülle herausragen. Durch die Thätig-
keit der Cilien wird die ganze Kugel in einer immerwährenden
rollenden lebhaften Bewegung erhalten. Die Seitenwände der
Gallerthülle einer jeden Zelle sind mit einer Anzahl (5 — 6)
Tüpfel durchbohrt, durch welche eine Communication zwischen
den einzelnen Zellen ermöglicht wird. Das Plasma der Zellen
ist durch Chlorophjdl grün gefärbt, enthält ein Stärkekörnchen,
zeitweise zwei contractile Vacuolen und einen rothen Pigmentfleck
(Augenfleck).
Die Oogonien sind grosse, mit ihrer Gallerthülle in das Innere
der Hohlkugel hineinragende kugelige Zellen, die mit einem
flaschenhalsförmigen Fortsatz an der Oberfläche der Kugel befestigt
sind, dichtes dunkelgrünes Protoplasma enthalten, und in
jeder Zellfamilie in grösserer Anzahl erscheinen. Die Antheridien
sind gleichfalls grosse kugelige Zellen, deren Plasma sich durch
suecedane Zweitheilung zu einem Bündel zahlreicher cylindrischer
oder spindelförmiger Zellen, der Spermatozoiden, umbildet. Letztere
sind nackte Primordialzellen von hellgelber Färbung, im frei
gewordenen Zustande lang spindelförmig mit einem dickeren und
einem in einen dünnen, farblosen, beweglichen Hals ausgezogenen
Ende; etwa in der Mitte befindet sich ein rother Augenfleck
und 2 lange Flimmerfäden. Die Befruchtung erfolgt, indem die
Spermatozoiden die Gallerthülle des Oogons durchbohren und mit
der Oosphaere verschmelzen. Letztere bildet sich darauf zu
einer Oospore mit dichtem rothem Inhalt aus, die nach einer
Kuheperiode 8 Schwärmzellen entwickelt.
Die ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt dadurch, dass sich
in der Hohlkugel zwischen den vegetativen Zellen grössere (in
der Regel zu 8) ausbilden (Parthenogonidien), die durch succe-
dane Zweitheilung allmählich je eine anfangs tafelförmige,
Gonium-ähnliche Familie hervorbringen, welche sich später zu
einer der Mutterkugel ähnlichen Hohlkugel zusammenschliesst.
Nachdem die einzelnen Zellen derselben ihre Geissein entwickelt
haben, rotirt die Toehterfamilie in einer gemeinschaftlichen Gal-
lerthüÜe, welche von der Oberfläche ins Innere der Mutterkugel
hineinragt, gelangt nach Verflüssigung derselben in die Centralhöhle
der Mutterkugel und wird nach Sprengung dieser frei.
95. V. G lo b a to r E h r b . M o n ö c i s e h , Oogonien und Antheridien en twickeln
sich in derselben Zellfamilie; O o s p o r e n b i s 40 in e i n e r B 'am i l i e ,
mit rothem Inhalt, Ep isp o r durch kegelförmige Höcker s t e r n f ö rm i g , Endospor
dick, gallertig. P a r t h e n o g o n i d i e n und also auch die ju n g en Zellfamilien
IU 8 in d e r M u t t e r k u g e l .
Erwachsene Zellfamilie —GSO p im Durchm.
Veget. Zellen 2— 3 dick.
Oogonien 50 p dick,
Antheridien 3 5— 40 dick.
Spermatozoiden 5— 6 p lang.
Um Breslau häufig in stellenden Gewässern u n te r Lemna trimlca, Stratiotes
und S y d ro ch a r is : am Margarethendamm, bei Marienau, Scheitnig, Karlowitz
und Oswitz.
96. V. min o r S t e in . D i ö c i s c h ; Zellfamilien kleiner, als bei vor.,
und aus weniger Zellen bestehend; O o s p o r e n z u 6 — 1 0 , m e i s t 8, mit
g l a t t e m E p isp o r; P a r t h e n o g o n i d i e n und Tochterfamilieu z u 1 — 8,
m e i s t 4 in der Mutterkugel.
Mit dem vor., doch seltener, an denselben S tandorten. ■
27. Gatt. Eudorina Ehrb.
Familie in derRegel a u s 16 od er 32 Z e l le n b e s t e h e n d ,
von e i förmige r G e s t a l t , mit einer hyalinen Gallerthülle umgehen;
Zellen kugelig, mit enger Membran und je 2 Cilien versehen,
mit grün gefärbtem, am vorderen Ende farblosem Inhalt,
einem Amylonkern, einem rothen Pigmentfleck, und vorn am
farblosen Ende mit zwei sehr kleinen pulsirehden Vacuolen; die
Zellen stehen in g l e i ch e n Ab s t ä n d e n an der Oberfläche der
gemeinsamen Hülle angeordnet, aus der die Cilien, wie bei Volvox,
hervorragen. Die Antheridien entstehen zu 4 aus den
4 vorderen Zellen der (32-zelligen) Familie, während sich die
übrigen 28 sämmtlich zu Oogonien umbilden '). In jedem einzel-
*) Nach G o r o s h a u k i u ist E u d o rin a diöcisch.