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Die e i g e n t l i c h e Conj ugat i o n (Cop u 1 at i o n im engeren Sinne)
ist die Vereinigung zweier der Bewegungsorgane entbehrenden Plasmakörper,
wie sie sich bei der ßeproduction der BaciUariaceen, Desmidieen
und Zygnemeen findet. Bei den ersteren vorzüglich ist zu beobachten,
wie dieser Vorgang sich aus einem rein ungeschlechtlichen
entwickelt. Bei einigen Arten derselben geht nämlich eine einfache
Regeneration der Zelle dadurch vor sich, dass die beiden Hälften
des Kieselpanzers sich aus einander schieben, ohne dass aber die
Bildung einer Scheidewand einträte, sondern der Plasma-Inhalt drängt
sich aus der Spalte heraus, die beiden Zellwandhälften ganz bei
Seite schiebend. In das Freie gelangt, wächst diese Primordialzelle
bis zu dem mehrfachen (meist doppelten) Volumen der ursprünglichen
Mutterzelle heran und bekleidet sich dann mit einer Zellliaut,
welche verkieselt und Gestalt und Strnctiir der Mutterzelle annimmt,
nur an Grösse diese bedeutend übertrifft. Diese Regeneration hat
bei den BaciUariaceen den Zweck, der in Folge der eigenthünilichen
Theilung derselben immer weiter fortschreitenden Verkleinerung der
Zellen Einhalt zu thun, und gleichsam mit einem Sprunge wieder
an den Ausgangspunkt der Reihe zurückzukehren, von dem die
nach vielen Generationen zwerghaft gewordenen Zellen herstammen;
dieselbe Regeneration findet sich aber auch ausnahmsweise bei den
Zygnemeen (Spirogyra), wo gleichfalls der Plasma-Inhalt einer
Zelle, hier ohne dieselbe zu verlassen, sich zusammenballt, als Dauerspore
ausbildet nnd später in einen vegetativen Faden auskeimt
(Az ygospor e ) . Boi aaAem BaciUariaceen ist es Regel, dass zwei
(manchmal auch mehr) Individuen sieh neben einander legen, ihre
Kieselschalen aus einander schieben und ihren Inhalt austreten lassen.
Die beiden so entstandenen Primordialzellen legen sich entweder dicht
an einander oder sie fliessen sogar zu einer einzigen zusammen und
es entstehen im weiteren Verlaufe auf diese Weise eine einzige oder
zwei ausser der bedeutenderen Grösse den Mntterzellen gleich
gebaute Tochterzellen. Man bezeichnet im Allgemeinen diese Fort-
pflanzungszelleu der BaciUariaceen als Au x o s p o r e n oder, wenn
zwei mit einander verschmelzen, wohl auch als Zyg o sp o r e n .
Der letztere Vorgang, die Vereinigung zweier ganz gleich gestalteten,
der Bewegungsorgane entbehrenden Plasma-Inhalte ist der bei
den Desmidieen und Zygnemeen typische, der auf verschiedene
Weise z u sta n d e kommt und als C o n j u g a t i o n , oder Co p ul a t i on
bezeichnet wird; das Product desselben heisst Z yg o s p o r e . — Bei
den Desmidieen geschieht die Conjugation ähnlich wie bei den
BaciUariaceen, unter Aufbrechen der Zellmembranen und Zusammenfliessen
der Inhalte zweier Zellen; bei den fadenförmigen Zygnemeen
wird sie dadurch eingeleitet, dass entweder röhrenförmige Verbindungsstücke
zwischen zwei Zellen einander entgegenwachsen oder
zwei Zellen sich knieförmig biegen und so an einander legen, dass
im Winkel des Knies ihre Wände sich berühren; darauf löst sich
die trennende Wand durch Resorption, und die Inhalte der beiden
Zellen fliessen einander entweder so entgegen, dass sie sich in der
Mitte des Weges treffen, oder der Inhalt der einen fliesst in die
andere hinüber, um sich mit dem Plasma dieser zu vereinigen. Der
höchste Grad der Ausbildung dieses Vorganges tritt uns bei manchen
Arten von Spirogyra entgegen, wo von zwei in Copulation tretenden
Fäden sich der eine in so fern als weiblich verhält, als seine Zellen
anschwellen und das Plasma der mit ihnen copulirenden Zellen des
ändern Fadens in sich aufnehmen, also später sämmtlich Zygosporen
enthalten.
Die zweite Art der geschlechtlich zu nennenden Fortpflanzungsweisen,
die P a a r u n g o d e rCo p u l a t i o n von S c hw ä r m s p o r e n , ist
der eigentlichen Conjugation in so fern ähnlich, als die beiden miteinander
verschmelzenden Primordialzellen auch hier in den allermeisten
Fällen an Gestalt und Grösse ganz gleich sind; nur sind diese beiden
Primordialzellen durch Cilien beweglich. Uebergänge von der unge-
sohleobtlichen Vermehrung zu einem sexuellen Act lassen sich auch hier
constatiren, und zwar besonders deutlich bei der Gattung Ulothrix.
Diese bildet neben Zoosporen, die sich immer vegetativ entwickeln und,
weil sie 4 Cilien und meistens eine bedeutendere Grösse besitzen,
Ma c ro z o os p or e n heissen, auch solche von kleinerer Gestalt, die nur
mit 2 Cilien versehen sind, die M i cr o z o o sp o r e n . Letztere können
sieb ganz so wie die Macrozoosporen verhalten, nämlich zur Ruhe
kommen und einen in der Regel dünnen Ulothrix Faden entwickeln.
Dieselben Microzoosporen können aber auch miteinander copuliren,
indem je zwei, die sich einander nähern, zuerst mit ihren vorderen
liyallnen Enden mit einander verschmelzen, sich dann seitlich vereinigen
und so zeitweise eine Schwärmzelle mit 4 Cilien und 2 rothen
Pigmentflecken vorstellen. Die ans diesem Process hervorgegangene
Zelle kommt dann zur Ruhe, umkleidet sich mit einer Zellhaut und
fülirt lange Zeit ein selbstständiges Leben, indem sie einzellig bleibt
und nur an Grösse bedeutend zuniramt. Nachdem sie eine Zeit
lang in diesem Stadium verharrt hat, entwickelt sie Zoosporen, die
den Macrozoosporen gleichen und wahrscheinlich sich bei der Keimung
wie diese verhalten. Ans diesen Eigenschaften der Microzoosporen
ist zu scliliessen, dass dieselben zwar bestimmt sind,