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einen Prozess einzugehen, in dem wir mit Recht den Anfang
eines geschlechtlichen Vorganges erblicken, dass sie aber, an der
Paarung verhindert, sich auch vegetativ entwickeln können. Eine
ähnliche Entwickelung der Zoosporen zeigt die Gattung Botry-
dium. Auch sie bildet zweierlei Schwärmzellen, Macrozoosporen
mit einer einzigen Cilie, welche nie sich paaren, und endlich zn vegetativen
Pflänzchen auswachsen ; ferner Microzoosporen mit 2 Cilien,
von grüner oder rothgelber Farbe, welche zur Paarung bestimmt
sind, und wenn dieselbe verhindert wird, zu Grunde gehen, sobald
sie aus jungen Mntterzellen abstammen; dagegen können sie weniger
leicht copuliren und sich auch vegetativ entwickelu, wenn sie von
alten Mutterzellen erzeugt sind.
Aehnlich wie Ulothrix verhalten sich wahrscheinlich Gonferva
und Gladophora, ja vielleicht alle Gonfervaceen, bei welchen aber
die betreffenden Vorgänge noch gar nicht, oder nicht genau genug
untersucht sind, ferner Pandorina und die Gattung Hydrodictyon,
vermuthlioh auch ihre nächsten Verwandten. Bei den genauer
bekannten von diesen Gattungen werden nämlich ausser den für die
vegetative Verbreitung bestimmten Schwärmzellen, den Mac r o z o o s
p o r e n , auch solche gebildet, welche sich paaren können, Mi c r o z
o o s p o r e n . Man nennt bei ihnen die aus der Paarung zweier
Scliwärmzellen hervorgegangene Zelle wohl auch Zygospore wegen
der Analogie ihrer Entstehung mit der bereits besprochenen Copulation
der Zygosporeen.
Eine gewisse Differenzirung der beiden sich paarenden Schwärmzellen
ist bei der Gattung Ghlamydomonas eingetreten, indem die
beiden Schwärmer an Gestalt nnd Verhalten einander nicht gleicli sind,
sondern der eine sich als männlich dadurch deutlich kennzeichnet,
dass er kleiner ist und bei der Copulation seinen Inhalt an den
ändern vollständig abgiebt.
Weit vollkommener ausgebildet als bei der Conjugation und
Sohwärmsporenpaarung ist die D i f f e r e n z i r u n g z w e i e r Ge-
s c h l e c l i t e r auf der nächsthöheren Entwickelungsstufe, wo die beiden
copulirenden Zellen eine wesentliche Verschiedenheit sowohl in Gestalt,
wie auch in ihrem Verhalten zeigen, sodass man deutlich die eine
als w e i b l i c h e , die andere als män n l i c h e unterscheiden kann.
D ie w e i b l i c h e n Ze l l en s i nd u n b e w e g l i c h e Go n i d i e n , hier
E i k u g e l n , Oo s p h a e r e n oder Be f r u c h t u n g s k u g e l n , Gono-
s p h a e r e n genannt, d. h. nur mit Hautschicht bekleidete Primordialzellen,
welche aus dem gesammten oder dem Theilinhalt einer Mutterzelle,
des O o g o ni u m, hervorgehen. D ie m ä n n l i c h e n Ze l l en
( S pe r ma t o z o i d e n , S am e n k ö r p e r c h e n ) d a g e g e n s ind b e wegl
i che S c h w ä r m z e l l e n , welche den geschlechtslosen Zoosporen
gleich gebaut, durch Theilung oder freie Zellbildung aus dem Plasma
einer Mutterzelle, An t h e r i d i u m , hervorgehen. Die männlichen
Scbwärmzellen oder Spermatozoiden schwärmen aus der Anthe-
ridienzelle aus und dringen in spontaner Bewegung mit Hilfe ihrer
Bewegungsorgane (Cilien) in’s Innere des Oogoniums ein, welches znr
Zeit der Geschleclitsreife auf verschiedene Weise sich öffnet. Einzelne
Spermatozoiden heften sich an die Hautschioht der Oosphaeren nnd
verschmelzen mit ihnen, worauf die aus der Paarung oder Copulation
von Oosphaere und Spermatozoid entstandenen Plasmakörper sich mit
einer mehrschaligen Zellhaut bedecken und nun als E i s p o r e n oder
Oospor en bezeichnet werden; sie nehmen nach der Beschaffenheit
ihrer Membran und ihres mit Reservestoffen (Oel, Stärke) reich erfüllten
Inhaltes, in derRegel den Charakter von Da u e r s p o r e n an.
Bei der Keimung wachsen sie meist nicht unmittelbar in eine neue
Pflanze gleicher Art aus, sondern vermehren sich vorerst auf unge-
schlechtlicbe Weise, indem ihr Plasma in eine gewisse Zahl von
Primordialzellen zerfällt; diese werden zu Zoosporen, welche die
Schalen der Mntterspore dnrchreissen, ausschwärmen nnd erst nach
längerer oder kürzerer Bewegung jede in ein neues Individuum auskeimen.
Eine derartige Erzeugung von Fortpflanznngskörpern, die
offenbar nur einer höheren Differenzirung der Copulation entspricht,
wird als Be f r u c h t u n g im engeren Sinne bezeichnet.
Bei der Gattung Sphaeroplea bildet sich der gesammte Plasma-
inhalt einer Mntterzelle (Oogonium) zu grossen, kugeligen, getrennt
neben einander liegenden Primordialzellen (Oosphaeren) um, die, der
Cilien entbehrend, nicht ausschlüpfen, sondern in der Mutterzelle
liegen bleiben und dort die eintretende Befruchtung erwarten. Die
Wand ihrer Mutterzelle öffnet sich mit mehreren Löchern, durch
welche die befruchtenden Schwärmzellen oder Samenkörperchen ein-
dringen. In ändern männlichen oder Antheridien-Zellen nämlich hat
sich inzwischen der Plasmainhalt in Microzoosporen-ähnliche kleine
Schwärmzellen getheilt, welche ausschlüpfen und sich frei im Wasser
umher bewegen. Diese Schwärmzellen aber haben die Fähigkeit zu
vegetativer Entwickelung vollkommen verloren, sie sind zur Copulation
mit den kugeligen grossen Primordialzellen bestimmt, und gehen
zu Grunde, wenn sie jene nicht erreichen. Dadurch, sowie durch
das äussere Kennzeichen, dass sie keine grüne Farbe, sondern eine
gelbliche oder röthliche besitzen, charakterisiren sie sich als männliche
Schwärmzellen, als Spermatozoiden oder SamenkOrperchen, obwohl
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