Zellen des Fadens oder der Aeste aus ihrem Verbände mit der Mutterpflanze
und bringen einen neuen Faden hervor.
Bei allen diesen Vorgängen scheint jede beliebige Zelle oder
jeder Complex von Zellen, ohne dass dieselben für diesen Zweck
noch besonders ausgestattet wären, zur Fortpflanzung dienen zu
können.
Bei einer Anzahl chlorophyllgrüner Fadenalgen ist eine unter
besonderen Vegetationsbedingungen (vielleicht abnorm) eintretende
eigenthümliche hierher gehörende Vermehrung beobachtet: sie beruht
darauf, dass in den Zellen des Fadens Theilungen in veränderter
Richtung und oft ganz regelloser Folge auftreten, wodurch Zell-
complexe gebildet werden, die sieh durch Auflösung der äusseren
Zellhantschichten in Gallerte von einander ablösen ( V e r g a l l e r t u n g s -
p r o z e s s ) und, dem Mutterorganismus ganz unähnlich, einzelne kugelige
Zellen darstellen (Palmella- oder ProiococoMS-Zustand), die durch
weitere Entwickelung wieder eine jenem gleiche Pflanze hervorbringen
• Ulothrix, Stigeoelonium).
Der Uebergang zu e ine r zwe i t e n F o r m u n b ew e g l i c h e r
P o r t p f l a n z u n g s z e l l e n wird durch einen Da u e r z u s t a n d der Gattung
Zygnema gemacht, bei welchem vegetative Zellen sich mit Reserve-
stoffen und Chlorophyll dicht füllen, mit einer dicken Membran umgeben,
und den Winter über unverändert verharren, um im nächsten
Frühjahr durch Quertlieilungen wieder vegetative Zygnema-Vaäien von
normaler Beschaffenheit hervorzubringen. Gewöhnlich ist dieser Dauerzustand
jedoch deutlicher ausgeprägt, und auch durch die Gestalt
der dafür bestimmten Zellen erkennbar. Schon bei den Ghroococcaceen
(Gloeocapsa) finden sich Zellen, die sich von den vegetativen
durch ihre Organisation unterscheiden, die sogenannten D a u e r z e l len
oder D a ue r s p o r e n . Sie haben eine dicke, meist gefärbte,
körnige oder warzige Membran, in ihrem Inhalt anfgespeicherte Reser-
vestoflfe, nnd sind im Stande, ungünstige äussere Verhältnisse (Kälte,
Austrocknung n. s. w.) zu überdauern, während die vegetativen Zellen
zu Grunde gehen. Solche Dauerzellen begegnen uns in mannigfaltiger
Form im Verlaufe der vegetativen Fäden, oft in bestimmter
Beziehung zu den Grenzzellen, bei den meisten Schizosporeen (Nostoceen,'
Gloeotrichia, Scytonemeen, Stigonemeen). Bei den grünen
Algen ist die Bildung dieser Dauerzellen gleichfalls verbreitet; bei
Tetraspora finden sie sich regellos, oft in grösser Menge, zwischen
den vegetativen Zellen eingelagert, bei Ulothrix scheinen sie sich
selten zu entwickeln, bei Botrydium bilden sie sich in dem oberirdischen
sowohl wie in dem unterirdischen Theile meist in grösser
Menge, bei Gongrosira stehen sie an den Enden der Verzweigungen,
bei Chaetophora und Draparnaldia bilden sich mitunter sämmtliche
Zellen der Verzweigungen letzter Ordnung zu Dauersporen um, und
bei Stigeoclonium giebt es sogar zwei Arten derselben, die eine
denen von Ghaetophora entsprechend, die andere in den an der
Unterlage binkriechenden Verzweigungen entstehend.
Alle bis jetzt erwähnten Fälle kann man unter der allgemeinen
Bezeichnung u n b ew e g l i c h e r ode r r u h e n d e r Gonidi e n zusammenfassen;
bei allen diesen Vorgängen ist die Fortpflanzung eine
u n ge s c h l e c ht l i c h e.
Eine zweite Art u n ge sc h lech t l i ehe r Fortpflanzung geschieht
durch b e w e g l i c h e P o r t p f lau z u n gsz ei l en (Sch wärmze I le n ,
S c h w är ms p o r e n , Zoospor en) .
Dieselben sind nackte Primordialzelleii, welche, in sehr verschiedener
Anzahl im Innern einer Mutterzelle aus deren gesammtem
Plasma-Inhalt erzeugt, in den meisten Fällen aus dieser ausschlüpfend,
mit 1 bis vielen, meistens 2 oder 4 F l i m m e r f ä d e n (Flimmerhaaren,
Geissein, Cilien) versehen sind und mit deren Hilfe umherschwimmen,
bis sie zur Ruhe kommen, um sich in mannigfaltiger
Weise weiter zu entwickeln. Die Schwärmzellen sind an ihrer
äusseren Fläche nie von einer starren Zellhaut umkleidet, sondern
lediglich durch die Hautschicht ihres Protoplasmas nach aussen abgegrenzt;
dieser gehören auch die sehr feinen, meist langen Cilien an,
welche eben so wie die Hautschioht selbst ein homogenes, farbloses
Aussehen haben. Das Plasma der Schwärmzellen hat die Beschaffenheit
desjenigen der Mutterpflanze, auch dieselbe (meist chlorophyllgrüne)
Farbe, doch ist von dieser fast immer das eine, nämlich das vordere
Ende, welches die Cilien trägt, frei; es ist farblos. Im grün gefärbten
Inhalt befinden sich meist Stärkekörnchen, und an der Grenze
gegen das farblose Ende, an der Aussenfläche, oft etwas erhaben,
ein rundes oder langgezogenes orangefarbenes oder purpurrothes
Körperchen, der sog. Augenfleck. Jede Schwärmzelle besitzt ausserdem
eine, auch zwei oder mehr Vacuolen, an welchen in vielen Fällen
eine eigenthümliche Pulsation beobachtet worden ist. In bestimmten
Perioden nämlich verkleinert sieh die Vaouole, verschwindet ganz,
erscheint wieder und vergrössert sich, um nachher wieder abzunehmen;
sind zwei Vacuolen vorhanden, so lösen sich diese Erscheinungen
bei beiden ab , sodass die eine ihre grösste Ausdehnung
erreicht hat, wenn die andere verschwunden ist. Der Zeitraum einer
solchen Periode beträgt bei Ulothrix 12— 15, bei Gonium 24—45
Secunden. Man nennt diese Vacuolen wegen ihrer rhythmischen Ver