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vorhanden, die anderen 4 mit je 2 Arten; 13 Gattungen sind ausschliesslich
Kalkbewohner und Lichina lebt bekanntlich nur am
Seestrande.
Schlesien eigenthümlich sind die fünf Gattungen: Harpidium'&.kx.,
Belmia Kbr . , Phylliacum N y l., Sorothelia Kbr . mit je einer Art
und Qmgylia Kbr . mit 2 Arten, ausserdem sind 51 schlesische
Arten in Deutschland sonst nicht beobachtet, 16 hiervon sind bisher
nur am Basalt der kleinen Sohneegrube — dem Eldorado der
Lichenologie — aufgefunden und auch der weitaus überwiegende
Theil der anderen Arten gehört dem Riesengehirge an.
Wenn wir die Zahl der deutschen Plechten-Species anf rund
1300 annehmen, welche Zahl ziemlich genau der Wahrheit entsprechen
dürfte, so besitzt also Schlesien 4.5% ihm eigene Arten und die
endemischen Arten der kleinen Sohneegrube tibersteigen erheblich 1 %.
Dabei muss immer wieder berücksichtigt werden, dass der artenreiche
und formverändernde Kalk uns fast ganz fehlt, und wo er ist, nur
in Spuren zu Tage tritt, nicht als felsbildende Masse.
In die Abtheilung der Flechten werden diejenigen Thallophyten
vereinigt, d e r en L a g e r aus ein er Verbin d un g von g e g l i e d e r t
en F ä d e n (Hyphen) und c h l o r o p h y l l - o d e r p h y c o c h rom-
h a l t i g e n Zel l en (Gonidi en) b e s t e h t , und de r e n F r u c h t k
ö r p e r S p o r e n in S c h l ä u c h e n e r z eugen.
Die Fruchtkörper selbst gleichen in allen wesentlichen Merkmalen
den Früchten der Schlauchpilze. Auch Letztere bilden wie bekannt
zum Theil ein beträchtliches Lager aus (z. B. unter den Discomy-
oeten die Gattung Tapesia P u c k e l , unter den Pyrenomyceten besonders
die Gattungen Xylaria Hill, Gordioeps Fr., Dothidea Fr.,
Hypocreopsis Karsten u. m. a.), während dies andererseits bei einer
Reihe von Flechtengattungen (z. B. Sphinctrina Fr., Goniocyhe Ach.,
Acolium, .Galycium P e r s .) , sehr schwach entwickelt ist, ja „zuweilen
fast ganz fehlt.“ -D e r einzige wesentliche Unterschied zwischen Ascomy-
ceten und Flechten besteht nur in der Anwesenheit der Gonidien in
dem Lager der letzteren, es dürfen daher Formen, welche in ihrem
Gewebe keine Gonidien enthalten, nicht als Flechten angesehen
werden, und viele Arten und manche Gattungen, welche von früheren
Llchenologen als Lichenes oder Psendolichenes aufgeführt worden
sind, werden jetzt als Ascomyceten zu bezeichnen sein; dies gilt
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von schlesischen Formen für die Gattungen: Tromera, Karschia p. p.,
Acolium p. p., Goniocyhe p. p.Q.
Es ist bezeichnend, dass in derselben als eine Gattung zusammengefassten
Gruppe gonidienführende und gonidienlose Arten verkommen,
und schon aus dieser Thatsaohe lässt sich ersehen, wie schwer es
ist, eine wesentliche Trennung der Flechten und Ascomyceten durohzuführen.
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In neuerer Zeit hat die Botanik dem Studium der Flechten ein
neues Interesse abgewonnen. Eine Reihe von Untersuchungen,
besonders die Untersuchungen S c hw e n d e n e r ’s über den Plechten-
Thallus, hatte gezeigt, dass die Gonidien vieler Flechten moiTho-
logisch die grösste Aehnlichkeit mit bestimmten Algen-Arten zeigen;
es wurde weiterhin bekannt, dass diese Gonidien auch ohne die
Hyphen des Plechtenthallus ein selbstständiges Leben führen konnten,
nnd man kam nach und nach auf die Vermuthiing, dass Gonidien
und Thallusfäden mit den Früchten verschiedene Organismen waren,
ein Ascomycet, der parasitisch auf Kosten einer Alge (der Gonidie)
lebte. Diese Vermuthung ist durch viele neu erkannte Thatsachen
gestützt worden. Die meisten Llchenologen bekämpfen diese Annahme
mit Eifer und suchen naohzuweisen, dass sich die Gonidien
aus den Hyphen entwickeln.
Es ist hier, wo die Abtheilung der Flechten als ein geschlossenes
Ganze betrachtet werden soll, wohl nicht der Ort, ausführlich darauf
einzugehen, ob dies vom Standpunkte einer strengen Systematik
gestattet sein dürfte. Wenn sich auch nicht abläugnen lässt, dass
eine einheitlichere Naturanschauung gewonnen werden könnte, wenn
man die ganze Abtheilung der Ascophyten (Ascomyceten und Flechten)
im Zusammenhänge bespräche, so kann man doch zugeben, dass die
Flechten eine Anzahl Eigenthümlichkeiten haben, die sie zum Gegenstand
eines Specialstudiums und einer Specialdarstellung sehr geeignet
machen. In morphologischer Beziehung besteht dies besonders (von
einzelnen Ausnahmen abgesehen) in der starken und oft ganz eigenartigen
Entwicklung des Thallus, die wahrscheinlich mit der Vegetation
der Gonidien in genetischer Beziehung steht. Die Formation
des vegetativen Lagers ist es, welche den Flechten ihr eigenthüm-
liches Gepräge giebt; ein System, welches, wie das von Kö r b e r
in seinem Systema Lichenum Germaniae durchgeführte, seine Haupt-
eintheilungen auf die Hauptformen des Thallus gründet, entspricht
daher sehr gut den Bedürfnissen einer speciellen Pleohtenkunde. In
1) Nach B. F r a n k ’s Untersuchungen auch Arthonia p. p.