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den folgenden systematischen Abschnitten ist daher dieses System
mit wenigen Abänderungen beibehalten worden').
Ziemlich scharf prägt sich schon bei äusserer Anschauung der
Unterschied eines gallertartigen und eines mehr leder- oder krustenartigen
Thallus aus. Die Flechten mit gallertartigem Thallus bilden
die ächten Gal l e r t f l e chf en. Die andere Abtheilung der Flechten
welche bei weitem den grösseren Theil ansmachen, werden hier als
„Ur f l e c h t e n , “ sonst auch wohl als „echt e F l e c h t e n “ bezeichnet,
bei ihnen unterscheidet man einen k r u s t e n a r t i g e n , b l a t t a
r t i g e n und s t r a u c h a r t i g e n Thallus. Die Bezeichnungen erklären
sich selbst, genauer ist in der Charakteristik der einzelnen
Gruppen auf ihre Unterscheidung eingegangen. Es kann nicht verschwiegen
werden, dass zwischen diesen Formen des Thallus Uebergänge
stattflnden, welche es manchmal schwer machen zu entscheiden,
in welche Gruppe eine bestimmte Fleohtenform zu stellen ist. —
Beiden Abtheilungen steht eine kleine Zahl von Flechten gegenüber,
die sich durch fadenförmige, verzweigte Gestalt auszeichnen, sie sind
hier als F a d e n f l e c h t e n bezeichnet.
Wie schon erwähnt, ist der Thallus der Flechten aus zwei verschiedenen
Bestandtheilen zusammengesetzt, den farblosen Fäden
(Hyphen) und den farbstoffführenden Zellen (Gonidien). Die Hyphen
sind langgestreckte Zellreihen mit Spitzenwachsthum, welche sich
vielfach verzweigen und unter einander verflechten. Die Verflechtung
kann so dicht sein, dass alle Lücken zwischen den einzelnen Aesten
ansgefüllt sind, und ein feiner Dnrohschnitt dann das Bild eines
parenchymatischen Gewebes zeigt, eine solche dichte Verflechtung
wird als p s e u d o p a r e n c h yma t i s o h e B i l du n g bezeichnet; bei
lockerer Verflechtung kann man die in verschiedener Richtung verlaufenden
Hyphenstüoke und die zwischen ihnen znrückbleibenden
Lücken erkennen. Das lockere Gewebe bildet gewöhnlich den mittleren
Theil, das „Ma r k “ , das Pseudoparenchym in einer oder
mehreren Lagen die „Rin de “ des Thallus. Auf der Aussenfläche
gehen die Hyphen nicht selten in einzelne haarartige Gebilde aus,
auf der Unterseite laufen sie in die Haftorgaue „Rhi z i n e n“ aus,
welche den Thallus mit der Unterlage verbinden, und die also, wie
die ähnlichen Organe der Pilze aus einfachen Zellfäden oder Faden-
bündeln bestehen. Ihrem morphologischen Verhalten nach sind die
1) Die Abänderungen beziehen sich nicht au f die Thallusformen, sondern
a u f den Fruchtbau, der je tz t bei einigen Gattungen (besonders bei den Fertu-
ariseen) richtiger erkannt worden ist.
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Hyphen den Pilzhyphen ganz gleich, ihre Wände sind meist cylindrisch,
die Membran farblos, doch nimmt letztere auch oft in den
äusseren Schichten eine bräunliche, ja schwärzliche Färbung an, so
dass das Gewebe auch hierin, wie in anderer Hinsicht oft den
Sclerotien einiger Pilze ähnelt. Auch in chemischer Beziehung sind
die Hyphen in den meisten Fällen ebenfalls den Hyphen der meisten
Pilze gleich; ihr stets farbloser Inhalt wird durch Jod meist gelbbraun
gefärbt und zeigt nie in seinem Inneren Stärkeeinlagerung.
Die Membran wird in diesen Fällen durch Jod nicht gefärbt, durch
Zusatz von Schwefelsäure folgt auch bei den meisten Fäden keine
deutliche Cellulosereaction, sondern die Fäden zerfliessen meist farblos
oder indem sie sich vorher bräunen, seltener nach lebhafter
Violettfärbung. In einzelnen Fällen z. B. bei Cetraria islándica
werden die Membranen der Rinde schon durch Jodlösung blau. Diese
Hyphen geben durch Kochen eine amorphe, schleimige Gallert
(Plechtenstärke, Lichenin).
Der zweite Bestandtheil des Thallus, die Gonidien, gleichen ganz
einzelnen Algenformen. Im Allgemeinen stellen sie rundliche, in
Haufen lagernde oder kettenförmig verbundene Zellen dar, die von
einer farblosen Membran umschlossen und von einem gefärbten Inhalt
erfüllt sind. Nach letzterem hat man schon früher bestimmte Arten
von Gonidien unterschieden, die mit bestimmten Abtheilungen der
Algen correspondiren. Besonders hervorgehoben worden sind in
dieser Beziehung die Gonidien mit chlorophyllgrünem (ächte Gonidien)
und die mit blaugrünem Inhalt (Glaucogonidien). Th. P r i e s hat auf
Farbe und Bildung der Gonidien ein Plechtensystem gegründet, in
dem er als ArcMlichenes Flechten begreift, die von den Gonidien
mit chlorophyllgrünem Inhalt, dicker, fester Membran und unregelmässiger
Theilung begleitet sind, in rundlichen Häufchen gelagert;
als Sclerolichenes die, deren gelbgrüne, rothbraune, röthliche oder
entfärbte Gonidien, gleichfalls von dicker Haut umgeben, zu ästigen
Reihen verbunden sind; endlich als Gloeolichenes die, deren Gonidien
blaugrünen Inhalt führen.
Ein genauerer Vergleich mit deu Algenformen führt darauf hin,
dass die Gonidien nicht nur bestimmten Algenklassen, sondern sogar
bestimmten Arten entsprechen, und je weiter die speciellen Untersuchungen
fortgesetzt werden, desto mehr mehrt sich die Zahl dev
Fälle, in denen man die Gonidien bestimmter Flechten mit den
Formen bestimmter frei l e b e n d e r Algen indentiflciren kann; eine jetzt
erkannte nicht unerhebliche Schwierigkeit bei solchen Untersuchungen
bietet es, dass die in der Flechte enthaltenen Gonidien den Typus
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