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I I . Thamnoliaceae.
Lager strauchartig, rund, ringsum berindet. Früchte a u f
einem gem e i n s c h a f t l i c h e n F r u c h t b o d e n in der Markschicht
g e s e l l i g e n t s p r i n g e n d u nd im L a g e r s t e t s e i n g
e s e n k t bl e ibend.
Ueber die Anheftung des ju n g en Lagers an das S u b s tra t ist nichts Sicheres
bekannt; bei Thamnolia, der vorläufig einzigen hie rhe r gehörigen Gattung, s itz t
das alte Lage r mit seinen abgestorbenen P a rth ien locker auf, während es oben
weiter vegetirt.
M a s s a l o n g o wa r der E rste , welcher eine Beschreibung — allerdings
eine s eh r oberflächliche — der eigenthümlichen Fru eh tv e rh ä ltn isse gab. Sehr
genau und eingehend hat M in k s (Regensburger F lo ra 1874) die überraschenden
Einzelheiten des Baues d e r F ru c h t und des Fru ch tb o d en s beschrieben.
7. Thamnolia Ach.
Lager röhre nförmi g . Fruchthoden in s e i t l i c h e n A n s
c hwe l l u n g e n des Lagers. Schlauchschicht punktförmig, auf
gelblichem weichem Schlauchboden ruhend, mit fast cylindrischen
8sporigen Schläuchen. Sporen klein, einzellig, eiförmig-elliptisch,
wasserhell.
Die aus rundlichen, locker verbundenen Zellen bestehende Rinde deckt die
schmale, hellgrüne Gonidienschicht, u n te r welcher die aus verfilzten, längslaufenden,
langzeiligen Hyphen gebildete Markschicht die Höhle des Lagers
umschliesst.
Der F ruchtboden ru h t — bei der einzigen bekannten A rt — in seitlichen,
rundlichen, blasigen Auftreibungen des Lagers, von diesem gleicher, gelber
oder schmutzig-fleischröthlicher F a rb e und rau h e r Oberfläche; gebildet wird
e r durch Anschwellung der Markschicht. In ihm bilden sich und verbleiben
die 0,08 — 0,1 mm gro ssen Früchte, deren Schlauohschicht aus lockeren haar-
förmigen Füllfäden und fa st cylindrischen Schläuchen b e steh t und eine p u n k tförmige
Scheibe bildet. Die Riiidenparthie des Lagers, welche die F ru ch t
bedeckt, lö s t sich a u f und es en tsteh t eine feine, g la ttrandige Po re, durch
welche die Fruehtscheibe sichtbar wird. Die F ru ch t is t gehäuselos, der einfache
.Schlauchboden sitzt, wie erwähnt, in der Markschicht.
Die Schläuche enthalten 8 wasserhelle, fa s t elliptische einzellige, 5—8 fi
lange und 3—5 fi bre ite Sporen.
Die Spermogonien sitzen in kleinen, seitlichen W a rz e n des L ag e rs und
enthalten gegliederte Sterigmata, welche stäbchenförmige oder an beiden Enden
verdickte, grade oder gekrümmte Spermatien abschnüren.
{Ich kann an dieser Stelle die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die
Fruchtbildung einen so „abnormen“ Ch arac te r — wie M a s s a l o n g o sag t —
zeigt, dass ich bei der Betrachtung viel eher an einen Schmarotzerpilz als an
Flechten-Früchte erinnert wurde.)
23. T h . v e rm ic u la ris (Sw.). Lag e r aufrecht oder aufsteigend, ra sen artig,
fa st hornig-zäh oder p ap ie ra rtig brüchig, gla tt oder leicht grubig-fur-
chig, feinkörnig-rauh, weiss, grauweiss oder gelblich, matt, einfach, selten
ästig, cylindrisch oder aufgeblasen röhrig, in fa s t gleichfarbige, glatte Spitzen
aiisgezogen. F r u c h t b ö d e n e i n z e l n o d e r z u s a m m e n f l i e s s e n d , s e i -
t e u s t ä n d i g , in f a s t h a l b k u g e l i g e n , e tw a s r a u h e n , r ö t h l i c h e n o d e r
g l e i c h f a r b i g e n A u f t r e i b u n g e n d e s L a g e r s , z a h l r e i c h m i t F r ü c h t
e n b e s e t z t . F rü ch te s eh r klein, mit flacher, schwarzer Scheibe.
A u f nackter E rd e , zwischen Moosen und Flechten im HGb., nicht unter
1400 mtr, häufig, doch meist steril, fruchtend im Geröll der Schneekoppe (St.).
Die Frü ch te sind, einmal gesehen, nie wieder zu verkennen. Die F ru ch tböden
erscheinen nadelstichartig punktirt. Das Lag e r misst 3 6 cm Höhe
und 1,5—4 mm Dicke und kommt nicht selten mit Oladonien innig verwachsen
vor, so dass die Fle chte frü h er von mehreren Seiten für eine krankhafte
Cladonie e rk lä rt wurde.
TIT. Cladoniaceae.
Lager in d o p p e l t e r F orm a u f t r e t e n d , (als Lagerstiele
und Lagerschuppen oder -blättchen), fruchtend s t r a u c h a r t i g ,
f a s t d r e h r u n d , d u r c h Ma r k h y p h e n f e s t s i t z e n d oder
aus d en L a g e r s c h u p p e n e n t s p r i n g e n d . Früchte von
A n f a n g an ge ö f f n e t , gewölbt bis kopfförmig, k e i n e Go n i d
i en e n t h a l t e n d .
Bei einigen Arten dieser höchst natürlichen Familie en tsp rin g t das Lager
einem dichten Geflecht w eisser Faserzellen, welches wahrscheinlich als Vorlager
(P rotothallus) zu betrachten ist, bei den meisten Arten aber fehlt ein Vorlager.
Die doppelte F o rm des L ag e rs hat vielfache Deutungen hervorgerufen,
indem die Lagerschuppen (protothallus Kbr., thallus Autor.) bald nur als V o rlager,
bald als das alleinige Lager, a ndererse its die Lagerstiele (thallus Kbr.,
podetia Aut.) als das allein richtige L ag e r oder als blosse Fruchtstie le (analog
denen von. Baeomyces etc.) gedeutet wurden.
Da beide Formen des L ag e rs den gleichen inneren Bau haben, so is t es
sicher gerechtfertigt, sie beide als Lager, nur in verschiedener Fo rm auftretend,
zu betrachten, um so mehr da sowohl die Stiele aus den Schuppen, als
auch die Schuppen aus den Stielen entspringend verkommen. Der innere
Bau des L ag e rs is t bei den beiden bei uns vorkommenden Gattungen wesent-
lieh verschieden.
Die Frü ch te sind l e c i d i n i s c h d. h. vom ersten Beginn ihre r Entwickelung
an geöffnet, während die l e c a n o r i n i s c h e n Frü ch te anfänglich geschlossen sind
und sich e rs t nach k ü rz e re r oder län g e re r F r is t öffnen. In der Regel sitzen
sie an den — zuweilen sehr verkürzten — Lagerstielen, nur ausnahmsweise
direct a u f den Lagerschuppen.