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Nachtrug zur Gattung Pyxidictün.
Im Auiiiist 1836 ontdM-ktc ich in ilrn Feuersteinen ilcr Bei-lincr Umgegend selir viele kngeininnise Körper von ziemlich gleiilier
Grösse, deren Dillerenz des Dnrcliniessers nur z\iiselien '/,„ Iiis '/ds Linie schiMinkte. Dieselljen fanden sieh sehr hiinlig in den
ll:illm|Kilen von Cliiiiii|]ign\, viin Steinlieijn in Hessen niid von Kosemil?. in Sclilesien (Berielit der Berl. Akad. il. Wissenscli. 18. Ansnst
18:t6). loh hnlje diinn iliesellicn rnndcn Körper, ivelelie den rnnden staláetitiselien Coneretinnon nicht vciglcichbar sind, bald darauf
in dem S(divviiiinistein der Mark des Herrn Klüden nnd in der kieseleriligen Rinde der Fenersteine der Jlark heoliachtot (PoooENnoniiF's
Annalen 1830. p. 464.). Es ist hiielist «ahrsciicinficii, dass diese Körper zn den Kicsel-Infnsoricn gehören, da sich Kicaelnadeln
von Spnnsi l len, zuweilen anch Xanthidien nnd Peridinien mit ihnen gleichzeitig linden. Oli diese Formen der (Jat-
(nriK l'ijic'nlkula \iirklicli angehören, ist insofern noch zweifelhaft, als die Queerfnrehe der 2 Sehaalenhälften nicht erkannt ist; doch
lässt sich nicht seilen eine äussere Seliaale von eijiem inneren Steinkerne gesondert sehen, nnd da die (Jueerfurelie nnr in einer hestijnmten
Lage siclitliar ist, sn könnte der Mangel durch die Schwierigkeit der Beoljachtung hedingt sejn. Ich l)in daher geneigt, diese Formen
mit dem Naiaen Pyccidk-ula jirtsca vorliiulig hier anzuscliliesscn nnd sie fernerer Aufmerksamkeit in dieser Bezieliung noch mehr
zu cmpfeiilen. — Pijxid'wula verhält sich zn GaUkmella wie Navícula zu FragHaria n. dergl. (Vergl. Tesrnrarthra [He/ernrarfiplla
monadina\.)
S E C I I S I I N D F U N F Z I G S T E GATTUNG:
O a l l i o n c l l a . Oaillonellc.
DOSENKETTE.
CIIAIIACTER: Animal e fauiilia Bacillarioruni, liberum, lorica simplici, bivahi, (silicea); cylindricum,
globosum aut (liscifiirmc, spontanca imperfecta divisione catcniformc.
CARACTÈRE: Animal de ta famille des Jtacillariés, ¡ihre, a carapace simple, bivalve, (siliceuse),
ayant tme forme cylindrii/iie, glolmleuse ou discoïde et se multipliant par la division
spontanée imparfaite en forme de cliaine.
Die Formen der Familie der Stabtliicrclien, welche freie Selhststiindigkeit hîiben, einen einfachen
2schaaliscn Kieselpanzer, eine länger oder kürzer cylindrische Gestalt uud eine kettenartige Familienform
durch unvollkomnuie Selbsttheilnng besitzen, sind Dosenketten.
Bis jetzt besteht die Gattung aus 7 lebenden und 3 fossilen Arten. Gebildet vMirde sie 1823 von
B o r y nr. S t . V i n c e n t als Glied seiner Algenfaniilie der Confervées, im Dict. classif/ue tC hist. nat. ohne
Angabe der Arten. Der Name Gallionella (Gaillonelle) ist nach Herrn G a i l l o n , Zolleinnehnier in Dieppe,
gebildet, welcher mit vielem Fleisse, aber ohne scharfe Critik, die Entwickelung der Naunemata verfolgt
hat. Eigentlich ist aber der Name Lysigonium von L i n k vorzuziehen, welcher 1820 der schon länger
bekannten Conferva moniliformis und lineata als Algengattnng gegeben wurde, der wohlgebildet und
sehr bezeichnend ist. A g a i i d u nannte diese Formen 1824 Meloseira nnd beschrieb 5 Arten bei den Algen.
Boiiv verzeichnete 1825 im Dict. classi//. 2 Arten seiner Gattung Gaillonella, welche auch A g a r d d aufgeführt
hatte, und rechnete 1827 (vhcmVA Art. Nema%oaires) GwiA^m"» Girodella comoides dahin, welche
ein Naunema ist. Agaruh rügte diess 1830 im ersten Theile seines Conspect/us crit. Diät. p. 12. und
hatte 1827 in der Flora eine neue Art beschrieben. Im Jahre 1833 (1832) wurde die Gattung unter Bo-
Rv's Namen in den Ahhandl. d. Berl. Akad. p. 294. aufgenonuuen und zuerst unter den Infusorien verzeichnet.
Link's bezeichnender, von ihm selbst 1824 verlassener, Name wurde nicht aufgenommen, weil mir
die Conf. moniliformis unbekannt war und physiologisch verschieden erschien. Agardh fügte 1832 eine
neue Art zu seiner Gattung Meloseira, und K ü t z i n g verzeichnete 1833 7 Arten als Pflanzen in der Linnea
unter demselben Namen, worunter 3 neue waren, die er in seinen Decaden getrockneter Algen vertheilt
hat. Seitdem siiul die fossilen Verhältnisse in den Berichten der Berliner Akad. d. Wissenschaften 1836
gemeldet worden, nnd eine neue Art ist ebenda 1837 angezeigt.
An Structurverhiiltnissen ist ermittelt, dass die kettenartigen Fäden ans einzelnen kieselhäutigen,
kürzer oder länger cylindrischen, zuweilen scheibenartigen, Einzeltbieren bestehen, welche in einer oder 2
undaufcnden ftuecrfurchen (richtiger Längsfurchen) mehrere Oeffnnngen besitzen. Der Panzer ist oft wie
eine runde Münze gestaltet, brüchig nnd unverbrennlich. Bei G. ferruginea erscheint er als ein Eisensilicat.
Die Einzelthiere sind mit den Seiten aneinandergeheftet, und ihre unvollkommene Längstheilung bewirkt
eine cylindrische Kettenforni. Im Innern ist ein 4- bis vieltheiliges gefärbtes, wie aus soviel Köriierhäufchen
oder Zellen traubenartig gebildetes, Organ, welches einem Eierstocke von feinkorniger Masse vergleichbar
ist. Der eigentliche Körper ist farblos, und neuerlich haben sich besondere, ebenfalls farl)lose,
Bläschen erkennen lassen, die wohl Magenzellen sind. Ortsveränderung ist nicht beobachtet. (Man vergleiche
Actinocyclus.) Die Selbsttheilung geschieht unter einer kieseligen Oberlüuit, welche eine vergängliche
Hülle und Röhre für die Kettenfonn bildet.
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Die geographische Verbreitnng der lebenden Arten ist von Paris und Venedig? bis England nnd Sciiweden
durch ganz Europa beobachtet. Im fossilen Zustande sind einige derselben in Italien, Böhmen und Finnland
vorgekommen, die G. ferruginea vielleicht in Sibirien uud Amerika. Letztere Form ist wegen ilires
Eisengehaltes einer der merkwürdigsten Natiu-körper.
202. Gailionella lineata, gestreifte Bosenliette. Tafel X. Fig. II.
G. corimscnlis ntrin(|ne cnmprcssis, snhcylindricis, longitudinaliter lineatis, ovario «avo-viridi aut luteo.
Oalllunelle rayée, h corpuscules comprimés des deux côtés, presque ctjlmdrii/ue», rayés longUudi-
•nalement, ayant V ovaire jaunâtre ou verdàtre.
Conferun iinenta, Di l i .wyne? Brit. Conf e rva e , 1809. _ mmmIclJcs, Smi th? Engl . Ijotany. Tab. 2287. 1811. Fragilaria lineata, L y k g b t k , Tent . Hydrophyt . dan. p. 184, Tali. 63. C. 1819.
•• cniiim, L ink, Horde physicae berol. Nkes AB E s enbbck, p. 4. 1820.
Meloseira moniliformis,
— Jiiri/eiisii?
— liiiealn,
Gaillonella lineala, Alihandl. de
I ÄGABDH, Sys t . Ale. 1824. p. 8—9.
r A k a d emi e d. W l s i e n i c t . i n Ber l in, 1833. (1832.) p. 294, 319.
A u f e n t h a l t : Bei Hoffinannsgavc auf Fühnen, in England? nnd hei Wismar in Mecklenburg heohachtet.
Diese Art ist mit G. motiiliformis verwechselt worden, «eiche letztere M ö l l e r ' s Form bleiben muss. Agardii's, aus den
Dimensionen der Glieder genommene, Charactere verschiedener Arten sind nnbestiindig, wie die Farbe. Diese Art habe .ch nur ,m
Ostseewasser beobachtet und L v t ^ o b t e ' s Figur der Fr. limata ,,asst darauf; anch könnte D . l l w y n e ' s Form in brak,sehen, Wasser
(des Lea-Flusses bei LnndonJ vorgekommen sejn. Mir schien der Name lineata anch dosshalb noch natzl.eh, weil er den von nur
gefundenen Character anzeigt, obschon die Linien, welehe D. l lwtne nnd Ltngbt e sahen, nur die Mittelfurchen und Tbeilnngshnien
waren, ivelche die andern Arten anch besitzen. Müiler beobachtete bei Copenhagen, D.llwyne in England, Lïngbye ani Fulmen
im Wasser der Nordsee, Agardh in der Ostsee, ich bei Wismar in der Ostsee im August. - Grösse oder D.cke der Kugeln /„„
bis '/30 Linie. Diese Dicke ist die Länge des Thieres, die Axe des Gliederfadens liegt in seiner Breite. Ketten sind bis J Z.0II
lang beobachtet. Jede dergleichen enthiUt also 1266 bis 3720 Thierchen.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. X. Fig. IL
Fig.
E s sind 3 Ketten verschiedener Länge nnd Dicke, SOOmal vergrössert. ,. . . , . , .. .. , u r- h, 1
' U Linie dick, mit gelblichen Eiertranbcn; Fig. i . «/.s Lini e dick; Fig. ». '/t. Linie dick, nut grunhcheii Eiertrauben.
303. GalUonella nummuloides, fcuglige Bosenkette. Tafel X. Fig.m. nnd Tafel xxi. Fig.l.
G. corpnscnlis ntriniine convexis, subgloliosis, glabris, ovario flavo-viridi ant Inten.
Gaillouelle sphérique, à corpuscules convexes des deux côtés, presque sphériques, lisses, ayant
V ovaire jfume ou verdàtre.
Conferva mnimaloides, D i l lwt n e ? Br i t ish Coníervae, 1809.
Mtlaseira nanvnnloiiles, 1 Sy s l c m a Alg. 1834. p. 8. — ilisci¡jera, (
Gaillonella «iimiimfoírfes, B o b t de .St. Vincekt , 1825. Dict. class. IHehsira „mmnloijes, K ü t . i s s , L innea, 1833. p. 588. Tab. XVLL. Fie. 27.
A u f e n t h a l t : In England, Norderncí?, Fiihnen, bei Artern in Thüringen!.
Es ist nnmöglich, mit voller Sicherheit iibor die Synonjnie zn entscheiden, da die Autoren die Formen selbst verwechselten
nnd meist mehrere Arten beisainnienleben, auch die bisherigen Charactere der Arten nnr verschiedene Znstande einer nnd derselben ^ t
bezeichnen. Die niiinzenförinig gesehenen Glieder sind rund gezeichnet nnd müssen also kugelförmig gewesen seyn, daher habe ic diese
Namen einer Form gegeben,'welche kugeltörinige glatte Glieder besitzt nnd i,„ Salzwasser ebt. ^^ ^ l l ^ ' X mit
ist sprachwidrig nnd ich w'irde ihn mit W a . . r o t i . in nummulina verwandeln, wenn er nich jf r S
Charicter nocl^nebr bezeielinete. Ich sah sie lebend in dem Soolrinnen-Schleiiae von Arten, in Berlin am 8. Juli Í8i6, wo sie auch
K ü t z ^ g sammelte. Ob D,..,vy»e s Form sich im brakischen Wasser fand nnd nicht vielmehr G moml,/or'Uis war, ,st „ngewis .
m l sie fusslange Büschel bilden, .eiche einer dicken fluthenden Conferve glichen und von gelbgr „er Farbe waren Die jng^ -
liehen Ovarien bestdien ans 4 griinlichcn Körnerhaufen in jeder Kngelhiilfte, welche sich zuweüen nnd spater 11,11,. ^
len. Der farblose gallertige Kör,,er liegt zwischen den 8 Körnerhanfeii in der Mitte jeder Kngel. In der (^eerfurche fcr Ket ,
,velche die Liingsfarcdie des Einzelthieres ist, ist am Rande jedcrseits in jeder Lage eine Oeffnnng zn sehen. Bei " ^
theihing entstehen 2 (,)ueerfnrchen dicht nebeneinander, zwisclieu denen sich, während sie immer weiter auseinanderriicken, 2 neue Sch alenhälften
entwickeln.' So entsteht aus der Kngel erst ein so grosser Cylinder, dass er
sind die G,össen-Ve,hiiltnisse der Glieder nicht constant und können keine,, Artcharacter abgeben. f/ ; ; , , ' ^ ^
geschieht unter der glasigen Oberhaut, «elche zwischen den Gliedern, wie eine Rohre, lange stehen bleibt, dann aber allinahg abbricht
und sich verliert. — Grösse der Einzelliiigel '/«i Ws 'In Linie.
E r k l i i r u n g der Abbildungen Taf. X. Fig. ID. nnd Taf. XXL Fig. L
Es sind anf Taf. X. 4 Galliondlen-Ketten in verschiedener Dicke im reiferen Alter hei gleicher Vergro^serang von 300n,ul im Darchmesser
abgebildet. S e n lmi , noch glncklicberen, Untersuchungen Uber die allmülige SelbsttheUang sind an jugeadhcben Formen anf Tal. XXI. Fig.l. ». - ..
dargestellt.
2 0 4 . Gallionella tarian», veränderliche l iosenket te. Tafel x . Fig. IV. und Tafel x x i . Fig. IL
G. corpnscnlis ntrinqne planis, ejlindricis ant nummiformihns, a dorso glabris, a latere radiatin, striolatis, ovarus IIavis
ant Iiiivo-viridibus.
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