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H U N D E R T D R E I Z E H N T E GATTUNG: SCHNECKENTHIERCHEN.
S l p l r o s t o m u m . iSpirostome.
CHARACTER: Aiiimul e Tnichclinoruin familia, corpora uudique cilinto, fronte continua, ore inermi, spiral!,
val villa treuiiila nulla.
CARACTERE: Animal tie la famille ties TracJtéliens, ayant le corps cilié tie tous côtés, le
front continu, la bouche en spirale, sans tlents, point tie lame tremblante.
Die Sclineckenthierchen bilden eine Gattung^ der Familie der Halsthierchen, welche sich durch
überall bewimperten Korper, ununterbrochen fortlaufende Stirn, zahnlosen spiralförmigen Mund und Mangel
einer zitternden Klappe daran unterscheidet.
Die Gattung wurde 1833 von mir in den Abhandl. d. Herl. Akad. vorgeschlagen. Sie enthält nur
2 Arten, vielleicht aber doch eine dritte. Die erste Kenntniss einer ihrer Formen hatte wahrscheinlicli
schon JOIILOT 1718, wclcher wohl das Spirostomum ambigumn vielfach beobachtet und gezeichnet hat.
Eine Art ist erst 1833 entdeckt und als Bursariti beschrieben, aber die fragliche dritte Art (s. Bursaria
cortliformis) würde die älteste seyn, indem sie sciion LEEcwENnoEK 1683 abbildete. — Die Organisation
ist sehr glücklich ermittelt. Ueber den ganzen Körper reihenweis vertheilte Wimpern sind die zahllosen
Bewegiingsorgane, welche, am schiefen Stirnrande etwas länger, einen spiralförmig sich in den Mund senkenden
Kranz, wie bei Stentor, bilden. Bei Sp. ambiguum sind Stirn und Kranz unverhältnissmässig
lang. — Viele, bis 90, polygastrisclie Magenzellen sind durch Farbestoffe bei beiden Arten ausser Zweifel
gestellt, auch ist die dem Munde entgegengesetzte {Stentor fehlende) Afteröffnung ermittelt. — An Fortpflanzungsorganen
haben alle Arten Hennaphroditismus erkennen lassen. Eine bandartige dicke Drüse zeigte
Sp. Virens, eine perlschnurartige Sp. ambiguum und die fragliehe Art hat eine nierenförmige. Erstere besitzt
auch eine grosse contractile Blase. Grüne Eikürnehen hat Sp. virens, weisse Sp. ambiguum sammt
der dritten Art. Selbsttheilung ist noch nicht beobachtet, aber sehr wahrscheinlich als Queertheilung vorhanden.
Die geographische Verbreitung der sichern Arten ist in Paris, Copenhagen und bei Berlin beobachtet.
4 8 1 . Spirostomum virens, grünes Scl ineckentbiercben. Tafel XXXVT. Fig. I.
Sp. corjjore ovato-oblüogo, depresso, antico fine trnncato, ¡tosiico rotuadato.
Spiroêtome vert, à corps ovale - oilong, déprimé, tronyué au bout antérieur, armndi en arriéré.
Xursnrm spiriffcrn, Ablian.II. der Akademi e d. Wissenscli. za Berl in, 1833. p. 234.
SpinMiomum, Abliandi. der Akademi e d, Wissensch, zu Berl in, 1833. p. 252 , 313.
A u f c n t l i a l t : Bei Berlin.
Ich cntdcclite diese Art am 14. nnd 15. Jnni 1832 zwisclien Conferren bei Berlin, nud fand sie am 2. Sept. «ieder. Sic
Iiat grosse Aelmliciikeit in der Form mit Ste/itar pohjmorpluii, liursaria vernalis und Leucophryt patula, ist aber dcutücL verscbieden.
Der Mund ist in einer grossen seitliclien Grabe am Tordern Ende, ivelclie nielit, wie bei Leucophrya, der Mund selbst
ist, sondern sich ganz auf die Bauchseite hinab trichterartig verengend in einen schneclienfdrmigen Mund endet, und nicht, wie bei
Stentor, auch zum Auswerfen dient, sondern welchem eine Afteriilfnang am hintern Ende entgegensteht. In einem der vielen, aucli
sich mit FarbestofTen anrjllenden, Magen des Thierchens entdeckte ich den ersten Culeps a?npliacantlms. Ich zühlte auf der Halbansicht
20 bis 30 Lüngsrcihen von Wimpern, und vom Munde abwärts eine Fortsetzung des längeren Wimperkranzes der Stirn, wie
hei Stentor MüUeri. Letzteres ist mir später unklar geworden, indem ich den anfangs beobachteten breiten, vom Munde abgehenden,
Schlund-Canal später für eine daselbst liegende grosse cjlindrische Drüse anzuerkennen vorgezogen, and da sich auf deren Dunkelheit
die Wim]jern deutlicher sehen Hessen, so könnte die erst beobachtete Fortsetzung des Wimperkranzes nur dieselbe Drüse gewesen seyn.
Arn hintern Körperende dicht am After ist eine grosse langsam contractile Blase, neben welcher ich das Auswerfen der genossenen
Stoffe sah. Der Körper ist mit grünen (Ei-) Körnclien durchwirkt, welche ich bei einigen in sehr geringer Zahl, bei andern ganz
fehlend sab. Die Bauchseite ist flach, die Rückenseite gewölbt. — Grösse bis '/lo Linie, der Eierchen '/mo Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXTI. Fig. I.
E s sind 3 Exemplare boi SOOmaligcr LincarvergrössoruDg dargesiellt. Fig. i. Bauchseite. Im Auswerfen bei co begri«Fcucs Exemplar. Im Innern liegt
ein Colept ampkacani/mt !n einer grossen Magcnzelle, umgeben von farblosem Magonsafle. Die sehr iiusgcdebnto Sexualblase mag ilie Artersiolle
zur Seite gedrängt haben. Fig. 2. rechte Seitenansicbl. Fig. 3. kürnerloses Exemplar, welches gegen 90 Magen mil einzelnen dtlamidmnoiMS
und etwas Indigo orlullt hat. Jeder Magen enthält viel Venlauungssari. & Mimd, t iniinnliclie Drüse, i Sexualblase, Aftcrstelle.
4 8 2 . Spirostomum ambiguum, wurmförmigesScbncckenttaierchen. Tafel XXXTI . Fig.n.
Sp. corporc filiformi tereti, plicatili, albo, antico fine obtaso, postico truncato, maxima ¡larte frontcm referente.
Spirostnme Vert, u corps blanc, filiforme, cijUndrir/ne, pliant, ohtnn an bout antérieur, trom/ué en
arriéré, le corps dépasse la bouche en forme de front très-allongé.
IWan«.- Chtniüt dorée, ChaugMÎU ou GuêWt, Cornet à 6o«<,iiin, Nante, Houffon, WnssiiC, .S<md>se, Ko^Hoti, Corolle, Elégant, Bouteille, JOBI.OT,
O l - i e t ï . t . fail, avec le mienjsc. 1718. (ed. I75J. p. 81.) T.f. Xll. Fie. A —V.
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Leiicophrn, I ]viiit,,EB Aninialc. Infus. 178Ö. p. 140. nota. p. 200. Tal,. XXVIIi. Fig. U- I f i .
Tridmiln awhlgm'i, i ' '
Leucoi>l>rn h/drnenntpit und JohMit, HOBT DE ST. VINCENT, Encyclopéd. métii. Veia. 1824.
Oxllriehi mélmo, Bonv DB ST, VIUCENT, KnCjclopéd. mélli. Vers. 1824.
,™Í«„„S, Abhandl . der Akademie d. Wisson.cl i . zn Ber l in, 1830. p. 42. 1831. p. 107.
i/olo,il.ra« Ab h a n d l . der Akademie d. Wissensch. zu Berl in, 1831. p. 102.
« J , . r i „ ? Ab h a n d l . de, Akademi e d. Wi s .onsch. zn Berl in, 1833. p. 252 , 276.
Sfirotmmm mUiiam, Abhandl. der Akademi e d. Wissenscli. zn Berl in, 1835. p. 165.
A u f e n t h a l t : Bei Paris und Berlin im Süsswasser, vieUeicht auch im Irtisch bei Tobolsk und im Seewasser bei Copenhagen.
Diess sehr grosse fadenartige weisse Thicrchen findet sich bei Berlin häufig in den Gräben des Thiergartens, besonders in
solchen, worin faulende Eichenblätter nnd faules Holz liegen. Gerade dieser Umstand bewog mich, ohne Kückhalt JOULOTS Fische,
die er mit so viel wunderlichen Namen belegt hat, hierher zu beziehen, obschon sie der Form nach auf Tnrbei 1 a n e n , Stentor nnd
allerlei andere Tbicrgattiingon passen könnten. Er fand sie im Aufguss von Eichenrinde. MÜLLEK fand seine Trichoda M klarem
Seewasser, vielleicht aber doch in schwach salzigem mit Holzfäule, wovon sie leben. Ich sah es 1827, 1828, 1830, 1831, am 21.
April, 14. Juni, 5. Juli 1832 nnd seitdem jährlich den ganzen Sommer und Herbst hindurch. Im Jahre 1829 fand ich ein sehr ähnliches
Tbierchcn in Sibirien bei Tobolsk, doch könnte diess auch eine Turbellaria gewesen seyn. Schon bis 1830 hatte ich durch
FarbestoITe die polygastrisclie Natur der sonst den Turbel lar icn sehr ähnlichen Tbierchcn erkannt. Allein sehr allmalig hat sich erst
die weitere Kenntniss des Organismus entwickelt, weshalb ich es 1831 noch in 2 Gattungen vertheilte, aber 1833 (p. 276.) kannte
ich es schon besser und hatte auch die perlschnurartige Saniendriise ermittelt. Tom bilden die etwas längeren, wirbelnden Wimpern
oft eine kegelförmige Erscheinung, die man, wie MÜLIEH, leicht fur einen besondern Zapfen oder Rüssel hält. Sehr eigenthnmlich
ist die Bildung des Körpers, wonach der ganze Korjier mit allen Eingeweiden, zu Vt JT ganzen Länge, die Stirn bildet, an deren
Grunde ganz hinten der spiralförmige Mund nicht weit vom After liegt. Tom Munde bis zur stumpfen Spitze der Stirn geht eine langer
bewimperte Furche. Der Hintertheil vom Munde an ist halbcylindrisch ausgehölt. Ich zählte wenigstens 14 — 15 Langsreihen von
Wimjieru anf der Halbansicht, doch können leicht viel mehr seyn. Der sehr biegsame Köhler kann alle die Formen annehmen, wciclio
JOBIOT bewunderte nnd zeiclinetc. Es scbwimmt meist lang ausgestreckt, und ist dem blossen Ange sehr gut sichtbar. — Grösse fast
1 ganze Linie, etwa Ve'", Eierchen '/looo Linie. (Tergl. üroleptus Filum.)
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXTI. Fig. H.
Fi"-. 1 — 3. sind die Formen, welclie ich 1830 TracheUu, amiigmu iiannto, % Linie gross.
F i g . 4 - 6 . sind die, welche ich 1831 Holophrya ambigua namite, und mgleicb der erwachsenere Zusl.™d der vorigen, o Mund, + .aptenartiges
^ f ä l l i g e s Wimporbönäcl, c» At ter, t männliche perlschnurartige Drüse. Magenzellen nnd Eierchen sind deutlich, die contractile Blase noel, nicht beobachtet.
Vergrösscrnng 300mal im Darcbmesser.
H U N D E R T V I E R Z E H N T E GATTUNG:
F b l a l i n a . Pliialine.
ZAPFENTHIERCHEN.
CHARACTER: Animal e Tracbelinorum familia (corpore cUiis destituto), fronte sulco circulari (collo)
ciliato a corpore discreta, ore inermi, lateraU, simpliei. (=Lacrymaria ore laterali coronato.)
CARACTÈRE: Animal tie la famille des Trachéllens {sam cih du corps), le front sépttré du
corps par un étranglement (cou) cilié, la bouche hitéraie, simple, san» dents.
DicGattnng der Zapfenthierchen unterscheidet sieh in der Famille der Halsthierchen (durch Mangel
an Bewimperung des Körpers), durch eine ringartige bewimperte Einschnürung am Munde hinter der
Stirn, und durch einen zahnlosen, seitlichen, einfachen Mund. ( = Tbränenthierchen mit seitlichem
bekränzten Munde.)
Eine Gattung Phialiiia ist von BORY DE ST. VINCENT 1824 mit 5 Arten errichtet worden, von denen
aber nur 1 mit Sicherheit in der jetzigen Gattung verbleibt, 3 der übrigen sind fraglich beibehalten;
die von ihm gemeinte Hauptforra aber ist Trachelocerca Olor. Seit 1831 ist die Gattung von mir mit
2 selbstbeobachteten Arten physiologisch schärfer umgrenzt worden; dieselben 2 Arten bilden sie noch jetzt.
Eine dieser Formen beobachtete zuerst MÜLLER 1786, die andere ist von mir 1830 entdeckt. — An Organisationstheilen
sind schon 1831 Farbestoff aufnehmende Magenzellen erkannt. Bei beiden Arten ist die
Afterstelle durch die helle Sexualblase bezeichnet. — Die behende Bewegung geschieht durch das Wirbeln
des kräftigen Wimperkranzes am Halse, dicht über dem Munde, doch konnten auch sehr feine Wimpern
über den ganzen Körper vorhanden seyn, wie sie MCLLER bei Trichoda irwlitea gesehen hat. — Als Fortpflanzungsorgane
liessen sich nur grüne oder weisse Körnchen als Eier, und bei beiden Arten eine grosse,
schon MCLLER bekannte, contractile Blase am hintern Körperende, vielleicht sogar 2, wahrnehmen, welche
wohl den Hermaphroditismus anzeigen. SelbsttheUung ist als aueertheUung wahrscheinlich vorhanden, aber
nicht direct beobachtet.
Die geographische Verbreitimg ist bei BerUn und Copenhagen bekannt.