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Das 1831 zwisclicn 3Icerlinspn Iicobiiclitete Tliierclien ist seitdem niciit wieder vornekoniineii. Es liat die griisste AclmliclikcU
niii Nof. saccigertty aber kein achicfcs Räderoigan, keinen 3iaikljeiiiel, und unterscheidet sich durch andere inanuigfache Cliaraftore.
Das WirbcJorgan liat 2 kleine seitliclic Olircn, das Ange ist queerovaJ, der Sclilundkojif vorn gebriiunt. Neben dem Auge sind
2 diinkle körnige Massen, die man nicht mit den Augen bei Triophthalmus zu. verwechseln bat. Eine kurze SollItindrölire, ein einfarh
cyliiidrisclicr Dann mit 2 drüsigen Ohren, hinterwärts daneben einige drüsige Andeutungen des Eierstocks und 2 Fussmuskeln sind
bisher beobachtet. — Grösse '/io Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. LT. Fig. IIT,
Fig. 1. Iliickenjinsictit. Fig. 2. linke SeUenansiclit, wobei vorn das seitliche Ohr und liinteu der Ausschnitt Tiii- die Darm-Miiadung sichtbar waren.
Fig. 3. ilii> gabelRImiigeu Kiefer mit 3 Zühneu. Liuearvergrösserung 300mal.
Nachtrag zur Gattung' Notommata.
Zu dieser Gattung geliören vieliciclit noeli Cercaría Crumetia, Vorticella mccollaia, fogata und coiistricta von MÜLLER
mit ihren Synonymen: Lciodina Crumena^ FurcuJaria succollata^ Rattulus togatns, Furctilaria constricta von BORT.
Da die Gatlnngscliaractere von den Autoren übersehen wurden, so wird man bcild für diese, bald für jene Stelle dieser Formen besser zu
ratlicn glauben, es aber nie mehr wissenschaftlich begründen könneu.
Die im Jalire 1836 in WEixENWEHEa's Beiträgen zur gesaniinteu Natur- «nd lleilwissenschaft Heft II. j). 178. beschriebene
inid abgebildete neue Gattung der Rädei tliiercben, Ct/siophihalmns Ehrenbergii, welclie man zur Familie der Ichihydma stellt,
scheint mir eiue Speeles der Gattung Noiommata zu scyn. Sie fand sich im Frühjahr 1834 gesellig linterhalb Prag an der obern
AV'ehre zwischen den Inseln der 3Ioldau bei Lieben. Die sehr aiisgefülirte Beselireihnng ist sammt der Abbildung in vielen Stückeu
ideal, und die Characterc der Gattung und Familie sind, ungeaclitet grosser Schärfe des Ausdrucks und der Zeichnung, nicht klar zu,
ermitteln. Das Räderorgan scheint zurückgezogen gewesen zu seyn, daher stellt das Auge mehr nacb vorn und der Fuss war mithin
wohl doch ein zusammengefalteter Gabelfuss. Innere JMuskeln sind nicht erkannt, auch keine männlichen Sexualdrüsen. Aber die Anatomie
des Auges ist detaillirter beschrieben, ala sie mit den jetzigen besten optischen Hülfsmitteln bei den grössten Räderthieren zu erkennen
war. AVas Angcnkajisel heisst, war wohl das ganze Haupt-Hirn-Ganglion; sein Markknoten war wolil nur der Pigmentileck
des Auges; seine Hornhaut ein Theil der wahren Augenkaj)sel, und die Crystalllinse etwas weniger Dentliciies. Die Vergleichung mit
dem Dajihnien-Auge bezog sich bei mir 1831 auf das einfaclie Auge dieser Thiere, welches keine Crystalllinse hat und haben kann,
weil es niciit scharf umschrieben ist, dort wird aber von einer bekannten Crystalllinse desselben gesj)rochen, was sich nur auf das zusauiniengesetztc
Auge der beziehen kann, wo aber nicht eine, sondern viele Linsen sind(l). Ferner kann das gezeichnete Rükkengefäss
schwerlich cxistiren, und das Cyclo-, Para-, Peri-, Cata- und Epi-Vertebral-Elemcnt des Schlundkopfs sammt jener Augen-
Anatomie, den 4 Urwirbeln des Skelets der Räderthiere, dem Schweifwirbel and dem Auge als Wirbel im Wirbel der Räderthiere sind
nicht Feinheiten der Untersncliung, sondern Worte und Darstellungen, welche leicht 3Iisstrauen gegen ernste mikroskopische Forschungen
herbeiznnihien geeignet sind. (Abhandl. d. Berl. Akad. der Wissensch. 1835. (1837.) p. 235. Vergl. Navícula Sigma,^
Z W E I U N D Z W A N Z I G S T E GATTUNG: BORSTENKOPF.
N y n c h a e t a . Syndic te.
CHARACTER: Animal ex llydatiuaconim fomilia, ocello unico occipitali, organo rotatorio stylis armato,
pedo furcato.
CARACTERE: Anhnal de la famUle des Hydatinés^ avec un seul oeil h la nuque^ Targane rotatom
arme de styles y le pied fourchu.
Die Gattiing: Borsteiikopf unterscheidet sicli in der Familie der Crystallfisclichen durch ein einzelnes
Nackenauge, durch ein mit Griffeln bewaffnetes Räderwerk und einen Zangenfuss.
Die Gattung ist 1831 mit 3 Arten in den Abhandl. d. Beri. Akad. d. Wiss. gegründet worden. Eine
4te Art ward 1833 ebenda von mir zugefügt, und eine 5te zweifelhafte Art ist 1836 bei Venedig von Dr.
FOCKE beobachtet worden. Die erste Kenntniss dieser Formen sclieint Dr. BÄSTER in Ciriesee in Holland
1759 gehabt zu haben, indem er unter den Lenchtthierchen der Nordsee eine, der S. baltica selir ähnliche,
Form gezeielinet iiat. EICHHORN beobachtete dann S. oblonga 1775, und HERRMANN vielleicht S. trenmla
1784. MÜLLER hiit S. baltica niciit erkannt, aber wohl eine ähnliclie andere Form 1786 als Vorticella
tremula verzeichnet. Diese nannte dann BORY 1824, durch MÜLLERS Zeichnung verleitet, Monocerca vorticeUaris.
Seit 1831 ist die Aufmerksamkeit mehr auf die Organisation gewendet worden, und seitdem
liaben sich auch die Formen klarer entwickelt. Besonders interessant war Dr. MICHAELIS erneute Beobachtung
eines solclien Thierchens 1830 als Ursache des Meeresleuchtens der Ostsee bei Kiel (s. S. baltica).
— Die Organisation ist sehr mannigfach und klar beobachtet. Ein 6—lOtbeiliges Wirbelorgan mit 2 bis
4 starken, dazwischen stehenden, Gritfein, die vielleicht Zähne sind, bildet die Stirn, welche gegen den
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kurzen Körper scLr breit ist, ilini iliilicr eine kurze Kegclgestalt giebt. Innere Länssinuslieln sind bei allen,
sehr (leutlieli bei 3 Arten, und Fussnuiskeln aucb bei 3 Arten erkannt. — Ein sehr grosser Schliindkopf
mit 2 einzalinigen, weniger harten, daher beim Druck leicht unsichtbaren, Kiefern ist Uberall, aber nur bei
2 Arten mit den Kauorganen deutlich gesehen, IUHI vielleicht aucb die Griffel (Ziihne?). Eine bei 2 Arten
lange, bei den übrigen kurze, dünne Scblnndrohre führt zu einem weiten cinfach conischen Speisecanal, welcher
2 rundliche, nur bei S. trenmla conische, pancreatische Drüsen hat. Ein gekniuieltcr Eierstock ist
bei allen Arten beobachtet. Milnnliche contractile Blasen sind bei 3, Sexualdrüsen bei 2 Arten erkannt.—
Vier bis zehn ftueergefasse sind bei 2 Arten beobachtet, vielleicht ist auch eine Respirationsöffmnig bei TV.
pecUnata und trenmla, und bei ersterer ist auch wenigstens vorläufig eine zitternde Kieme erkannt. —
Das Haupt-Nervennmrk bildet eine knotige Umgebung des Sclilnndkopfs, und in der Mitte derselben liegt
ein grosses rnndliclies rothes Auge im Nacken. Uebcrdiess sind bei S. pedinata noch 3 Ganglieiipaare und
starke Nerven sehr wahrscheinlich geworden. Die grosse Durchsichtigkeit und Beweglichkeit der Formen
erlaubt nur allmülig, die weitere Organisation zu verfolgen. — Dr. MICHAËLIS hat sein lichtgebendcs Thiereben
mit iiusserlich anhängenden Eiern gesehen und gezeichnet, vergl. aucb S. tremula.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in der Nordsee, der Ostsee und dem adriatischen
Meere, aber auch im Süsswasser bei Berlin erkannt.
59. Synclmeta pecUnata, kammtragender üorstenkopf. Tafel Lffl. l'ig. IV.
S. corpoi-c conici), lirevi, stylia diiolius.
Syuch 'ete h crête, le corps conii/ue, court, avec deux styles et deux crêtes eu forme de contes nu front.
Siflichneln pedinala, AbliandI. der Akademie d. Wissenscli. zu Ber l in, 1831. p. 135. 1833. p. 221, 335. Taf. X. Fig. III.
A i i f c n t l i a l t : Bei Berlin.
In toriigen Lachen ist diese Art zwiaclieu Meerlinsen und Conferven zuweilen liäiiiig, dodi nie in Menge Ijeisaniinen. Icli
fand sie seit 1831 meist im April, auch ivieder am 9. April 1836. Sie ist üusserst dnrchsiclitig, aber wenn sie den Darm crfiillt liât,
gut zu heobachteu. Das Räderorgan sah ich 1831, wo ich schon ansfiilirliche Abbildungen iiiittlicilte, aus 4 Stirnliiindeln und jederseits
2 ohrartigen Seitenbündelu gebildet, und mitten auf der Stirn waren 2 mit nicht wirbelnden Borsten besetzte Hörnchen oder Kämme.
Sind diese Hörnclien vielleicht 2 Respirationsrühren, wie auch bei Polyarthra und Auuraeai Die mittleren 4 Wimperbündel babe
ich 1836 nicht wieder erl<annt, an ilircr Stelle aber 4 (Nerven?-, Musiicl?-) Knoten gesehen, und etwas seitlich jederseits ein anderes
Borstenhiiudel erkannt. Die grosse Lebendiglieit dieses Thierchens und seine Durclisiclitigkeit erschweren gar sehr die scliarfe Beurtheilung
der Verhältnisse. Ein überaus grosser Schlnndlvopf von Vs <ler Köriierlänge hat vorn 2 einfaclie Iiakenartige Zäliiie, und
auch die beiden grossen GriiTel sind in seine Muskeln eingesenkt, als wären es noch 2 weit ausgespreizte Kiefer mit einfaclien Zälinen.
Auf diesen Schlimdkopf folgt eine lange schwancnhalsartige Schlundröhre, die in einen kurzen dicken und einfaclien S|)eisccanal üliergcht,
vorn aber 2 kiiglige pancreatische Drüsen hat. Im geknäuelten Eierstocke zählte ich bis 9 Eikeime. Zu beiden Seiten des Körpers
sah icli 1831 2 Sexualdrüsen und an der Fussbasis eine contractile Blase als männliche Theile, letztere sah ich auch 1836, aber
die Drüsen nur kurz, so dass ich 1831 einen der Seitcnmnskel als Fortsetzung der Drüsen angesehen hatte. Queergefässe zählte ich
1831 9—10, 1836 niu- 5 oder 6. Sie sind schwer za erkennen. Am Ende der rechten Sexnaldrüse sah ich 1836 eine zitternde Kieme
und nahe aiu Auge eine strahL'ge Mündung, vielleicht einer Respirationsröhre. Von Muskeln sali ich ausser den 8 Wirbelinuskelii noch
2 Seitenmnskeln und 1 Rücken- und 1 Bauchmnskcl sammt 2 Fussmuskeln, 1836 sah ich 6 ( — 10?) Wirbelmuskeln, 2 Rücken-,
2 Bauchmuskeln und 2 Seiteninuskelu sammt den 2 Fussmuskeln. Das Gehirn hat vorn eine dicke Anschwellung, dann eine Verengerung,
auf welcher das grosse bald rnude, bald queerovale, rothe Auge sitzt, und hinter diesem noch eine Anschwellung. Ueberdiess
sind 4 rundliciie Knoten am Schlundkopfe, die Hirnmark seyn könnten. Zu beiden Seiten ziviseben dem Auge und den Wirbelohren
sind je 2 Ganglien, das zweite mit 3, nach den Räderorganen gehenden, Strahlen und einem 4ten nach hinten gerichteten, welcher am
Isten Queergefässe wieder eine Auschwcllnng hat. Anhängende Eier sah ich nicht. — Grösse — Vio Linie.
E r k l ä r u n g der A b b i l d u n g e n Taf. L f f l . Fig. I V .
F i g . 1. Rückcnansidit; Zeichnung von 1831. Fig. 2. Biachseile; Zoichniiug von 1836. Eierstock mit 9 Eikcimcn. Fig. 3. eingezogener Zustand.
F i g . 4. mit ausgestülptem Schluiiiikopfe beim Tode diircL Erhitzen, wobei das, was ich frülier Zähne nannte, sicii wohl als Scbluniigerüst, und d ie
Griffel als Kiefer mit oinfachcn Zähnen erweisen, a' auriculae, VViibclohren; b' Kieme; c Hirn; g- ' erstes Ganglien-Paar; g- zweites; g'' drittes;
m^ Seiteumaskel; Hückcnmuskel; m^ Bauchmuskel-Paar; o' Munii; Griffel; / ) t Kämme; ï/" Queergeflisse; i contractile Blase; t männliche
Sexualdrüscu; co Darm-Mündung. Liuearvergrösseruug SOOmal.
60. Synchaeta baltica, baltiscber Borstenkopf. Tafel Lin. Fig. V.
S. corpore ovato, fasciculis rotatoriis stylisque quaternis, crista unica sessili.
Synchete baltii/ue, a corps ovale, avec quatre faisceaux rotaioires et 4 styles, pourvu d une seule
créte sessile.
Anhmhuì» CInsecIn) mnrìm îucenlia, BASTER, Oi - i i s c u l a subsec.iva, I. p. 32. Tab. IV. Fig. 1. 1759.
Vortici'lirt, non. spire., MICIIAÜLIS, ü ebe r das Leuchten der Ostsee, p. 38. Taf. 1. Fig. links unten. 1830.
1>UOOEK1)OHW'S Annalen d. l ' l i j s i k und Clieuiie, 1831.
Syiiehaeta ùnllien, Abbandl . der Akademi e d. Wissenscli. zu Berl in, 1833. p. 220. 1834. p. 536 , 538 , 572. Taf. I. Fig. II.
Ssmimela Wir™?, B'OCKE, Mi t t l lei l . d. Ber l in. Gesellscli. naturf. Freunde, 1836. p. 16.
A u f e n t h a l t : Bei Ciriesee in Holland iu der Nordsee, bei Kiel und Copenhagen in der Ostsee, vielleicht auch bei Venedig beobachtet.
Die von BASTER schon 1759 beobachteten und gar nicht nndentlicb abgebildeten Tbierchen sind durch Foriu und Lichtentwickelung
mit dieser Art sehr verwandt. Er hielt es für 3 Alten, und allerdings ist die Gestalt verschieden, erinnert zum Theii an
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