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hoi'steiiartige Fortsiitzc, oft in Form eines (iiirtels oder Wiiiipcnikrmizes, besitzen, eine einzige Pnnzeröflfnun^
nüirCM und wirbeln.
Die Familie der Kraiiztliiercben fsehürt zu den interessantesten. Sic wird jetzt von 17 Tliierarten
gebildet, welclie in 4 Gattungen vcrtlieilt sind. Gegründet wurde sie 1830 in den Äbliandl. d. Berl.
Alcad. d. Wiss. mit den 5 Gattungen Peridinimn, Cyctidiiiin, Pnntotrichum, Gonmm und Votvox, die
seitdem in 3 Familien vcrtlieilt worden sind. Die Sclicibentliierclicn wurden 1831 (ebenda) abgesondert,
und 1833 (1832) die Kugeltliiere. Die ersten Formen beobachtete 0. F. MÜLLER 1773 als Binsarin
hiiiinilinetUi niul Vorticella citwta, und 1776 als Cercarin Tripos, wclchc sännntlicli Arten der
Gattung Peridinium waren. SCHRANK beschrieb 1793 2 Arten der Gattmig als Cerntmm und
1 8 0 3 eine dritte. NITZSCII nannte 1827 MLIXER'S Cercaria: Ceratmm Tripos. BORY DE ST. YINCENT,
w e l c h e r MCLLEB'S Abbildungen neu classificirte, nannte 1824 die Bursaria: Hirundinella quadricmpis,
die Cercarin: Tripos MüUeri, die Vorticella war ihm unklar. Im Jahre 1831 waren 2 Arten der Familie
als Pantofric/m beschrieben. Im Jahre 1833 vrarde aus ihnen die Gattung ChaetotypJda gebildet
und gleichzeitig die Gattung Clmetoglena errichtct. Im Jahre 1835 wurde die Gattung Olenodinium hinzugefiigt.
Seit 1836 sind fossile Arten beobachtet. — Die thierischc Organisation ist in ziendicher Vollendung
ermittelt. — Als Bewegungsorgan ist ein fadenförmiger Rüssel bei 4 von den 5 Gattungen ermittelt.
Ausserdem ist ein VVimpernkranz um die Korpermitte, oder es sind zerstreute Wimpern oder doch Borsten,
kleine Spitzen u. dergl. Anhiiuge vorhanden. — Stoffaufnahme in innere Behälter gelingt schwer zu beobachten,
nur htX Peridinium Palvisculm und P. cinctum ist sie erkannt. Die polygastrischen Behälter sind
ausserdem meist dnrch die farbige Eiermasse sehr verdeckt. — Das Scximlsystcm ist tbeilweise bei allen
Arten aller Gattungen erkannt, bei Peridin. Tripos ist auch die miinnlichc Sexualdriise beobachtet. Alle
Arten aller Gattungen sind farbig, grün, gelblich oder brauu, und bei mehreren Arten besteht diese Färbung
deutlich ans inneren eiartigen Körnchen. Contractile männliche Blasen sind noch nicht erkannt. — Ein Empfiudungssystem
ist bei 4 Arten durcli rothe Augcnpnnlite bezeichnet und diese sind zu Charactcren zweier
Gattungen benutzt.
Die geographische Verbreitung der lebenden Formen ist nur in Europa, jedoch im Süsswasscr und
auch im Seewasser der Ostsee, beobachtet. Zwei ganz deutliche fossile Formen der Gattung Peridinium
finden sich iu den Feuersteinen der Kreide mit Xanthidien und Algen. Ganz besonders interessant ist
nucii die durch Dr. MICHAELIS 1830 entdeckte Fähigkeit der Lichtcntvvickelung bei mehreren Arten dieser
Familie, welche in den Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wiss. 1834 bestätigt, und auf 5 Arten der Gattung
Peridinium ausgedehnt wurde. (S. den Nachtrag.)
U e b e r s i c h t der 4 Gattungen der Kranzthicrcben:
l'nnzcr „nt steifen Borsten n.lcr S|,itzon besetzt, ohne Qneerfnrehe . . 1 " l " ' " / «®™! " ^ ' Ch a e t o t y p i d a
( mit Augenirankt Ch a c t o g l e n a
P.n^ei- glatt oiler ranl,, mit einer l,e«i,n|,erten Qaeerfurche ) ohne Augen],nnkt Pe r i d i n i u m
mit Angeniranlit Gl enodiniuui
D R E I U N D A C H T Z I G S T E GATTUNG: KLETTENTHIERCHEN.
C b a e t o t y p h l a . Chétotyplile.
CHARACTER: Animal e familia Peridinaeorum, lorica (silicea) hispida aut rigide pilosa, Integra (sulco
trausverso nnllo), nec ocellatum.
CARACTERE: Animal de la famille des Péridinés, à carapace {siliceme) hérissée de pointes ou
garnie de poih raides, sans sillon transversal, sam oeil.
Die Gattung der Klettentliierchcn unterscheidet sich in der Familie der Kranzthiercheu durch
gleichförmigen steif behaarten oder rauhen (Kiesel-) Panzer (ohne ftueerfurche), und durch Mangel eines
Augenpunktes.
Diese Gattung wtirdc 1833 in den Abhandlungen der Berliner Akad. d. Wiss. mit 2 Arten zuerst
publicirt. Ihre beiden Formen waren 1831 ebenda ohne Erkennen des Panzers unter den Arten der Gattung
Pantolrichum verzeiciinet worden. Die Organisation ist noch nicht hinreichend ennittelt. Es sind
Monaden ähnliche frei bewegte Körperchen, deren Panzer die Durchsichtigkeit beschriuikt. Beim Druck
zwischen gescidiffeuen Glasplatten platzt dieser und lässt das innere Thierclien frei. Seine Oberfläche ist
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überall mit kleineu Spitzen und Borsten besetzt, die sich bei beiden lebeu<lcii Arten aui hintern Ende etwas
verstärken. — Die um die Längsaxe drehende Bewegung mag wold doch ein fadenförmiger einfacher
Rüssel am vorderen Ende vcrniittchi, doch könnten es auch mehrere Wimperu seyn. Das Wirbeln daselbst
ist bcobaclitet, die Organe sind unklar geblieben. — Vom Ernälirungssysteni ist niclits speciell unterschieden.
Gefärbte Nahrung ward nicht aufgenommen. — Vom Sexualsystenie ist nur die braiuie innere Färbung,
welche dem Thierleibe angehört, als vernuitidiclie Eienuassc wahrnehmbar geworden. — Man kann sie als
b o r s t i g e Panzcrmonaden betrachten, und sie würden auch in dieser Familie eine passende Stelle linden.
Die geograpldsclie Verbreitung beschränkt sich bis jetzt auf die Umgegend von Berlin. Vor Kurzem
hat sich iu Fcucrstciueu von Delitzsch eine längliche, den Doppelkletten {Xanthidium) untermischte,
Form gefunden, wclchc auch wohl eine Art dieser Gattung seyn könnte (ChJ Pi/rifae). Die Ichenden
unterscheiden sich von Xanthidium durch Wirbeln und Schwimmen. Sind vielleicht alle fossilen Xantiiidicn
Chaetotyphlae? Dann würde der Kieselpanzer dieser Formen sich zum Feuerstein gciuiu wie der
von Gnilionella zum Halb-Opal verhalten.
3 5 » . ChmetotypMa armata, stacbliges K l e t t e n t h l e r c b e n . Tafel x x n . Fig. X.
eil. coriiore ovato suligloboso, ntrmi|nc rotiinilato, fiiseo, iibiqne sctis brevibus bis|iiilo, eonina a|iiculoruiii postica nigra.
Chétotyphle armée, a corps ovale preafptG sphén//ue, arrotidt aux deux boni», hrun, garni de mies
raides courte» et ayant mie couronne de poiiäe» noires, courtes et grosses (m bout postérieur.
FMricMm nrmoi™, Abhandl . der Akodümi e d. Wissensol i . 211 B e i l i n , 1831. p. 76.
Chaelolypkia ormnio, A b h a n d l . der Akademi e d. Wiseenscl i . zu B e r l i n , 1833. (1832.) p. 287.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin.
Man findet diese von mir im Juli 1830, zuletzt am 16. Febr. 1837 beobachteten. Formen mit den Panzermonadei i , Peridinien
und Xaviculis in klaren Wässern zwischen Conferven. Die kurzen Stacbelu am hintern Kör|ier sind an Zahl nicht immer gleich,
zuweilen 8 als regelmässiger Stern, oft mehr. Die Haare oder feinen Borsten der übrigen Oberlläcbe sind zuweilen undeutlich. —
Länge bis '/s: Linie, Dicke wenig geringer.
E r k l ä r o n g der Abbildungen Taf. XXII. Fig. X.
Fig. 1. sind 2 haarige, eine davon eine wirbelnde Form. Fig. 2. ist glatt und wirbelnd, sSmmtlicb Seitenansichten. Fig. 3. ist vom hintem Bude
gesehen, alle sind 300mal vergrössert.
3 5 8 . Chnetotyphla aspera, rauhes Klet tenthlercl iei i . Tafel x x n . Fig. XI.
Ch, corpore oblungo, fusco, utrinque rotnndato, nhique setis brevibus hispido, apiculis ]iosticis minorihas stne ordine
sparsis.
Chétotyphle âpre, a corps oblong, brun, arrondi aux deux bouta, âpre de soies courtes, ayalU de
petites épines éparses sans ordre au bout postérieur.
Pitnlolrkfium liSferitm, Abliancil. tier Akademi e d. Wissenscl
ChaetoUjvhla <!s;«r«, Abi iandl . der Akademi e il. Wissenscl i . s
1 B e r l i n , 1831. p. 76.
l e r l i n , 1833. (1832.)
A u f e n t h a l t : Bei Berlin.
Diese inelir walzenförmige Art lebt mit der vorigen gleichzeitig. Im Juli 1830 und am 13. März 1835 war sie besonders
häufig. — Länge V^s Linie; Dicke doppelt iu der Länge.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXIL Fig. XL
Es sind 2 Exemplare bei SOOmaiiger Vergrösserung des Durchmessers.
3 5 9 . Chaetotyphla» Py r i t a e . Feuersteln-Klettentliierclieii.
Ch. corpore oblonge cylindrico, apicihus rotundatis, setis snbtilibus elongatis, apiculis nuUis.
Chétotyphle? du Pyromaque, à corps oblong• cylindrùjue, arrondi aux bouts, pourvu de soies fines
allongées, dépourvu d"épines.
A u f e n t h a l t : Nur fossil in Feuersteinen bei Delitzsch.
Diese Art findet sich ziemlich selten zwischen den Xanthidien und Pcridinien. Sie könnte zur ersteren Gattung gehören,
kann aber auch veranlassen, dass alle Xanthidien fiir Chaetotyphlae oder Chaetoglenae zu halten sind. — Grösse '/je Linie;
zweimal so lang als dick.
Eine Abbildung konnte nicht mehr anfgenommcn werden.