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der gestielten Körper. Es sind Glockcntliierclicn oder Gloekcnbiiimiclien mit staiTCm Stiele, d. i. ohne Muskel
im Stiele.
Die Gattung der Siiulenglückclien besteht jetzt aus 12 sicliern Arten, und ist zuerst im Jahre 1830
in den Abhaiidl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 3 Arten gegründet worden. Im Jahre 1831 erhielt sie ebenda
11 Arten. Die ersten Formen beschrieb LEECÎVENHOEK aus Holland 1703, nnd ein anonymer Engländer
fand sie in gleichem Jahre bei London auch. Umständlicher beobachtete sie der scharfsinnige TBEMKLEY im
Hang 1744. Seine für die damalige Zeit ausgezeichneten, und allgemeine Aufmerksamkeit erregenden, Beobachtungen
über die Entvvickelung der Strausspolypen durch Tlieilung machte er, wie es scheint, an JS/n-
Hhjlis AnostaUca, und er wiederliolte sie an Zoothamniunt Arlmscula. Sehr schöne, noch jetzt vortreffliche,
Abbildungen von 5 EpMylis-hxtKn gab der Maler HÖSEL von Rosenhof in Nürnberg 1755, und diese
sind, von LINNÉ nnd PALLAS an, bis in die neueste Zeit die Grundlage der Systematik für die Glockcntliierchen
geblieben. BAKER scheint nur 1 Carchesmm und 1 Zoot/iamnium gesehen zu haben. LINNÉ nahm
1758 diese 5 Arten in seine Gattung Hydra, nnd 1767 in seine Gattung Varticella auf. PALLAS verzeichnete
sie als 5 Arten seiner Gattung Brachionus 1766. MÜLLER wiederholte die Thcilungs - Beobachtungen
1773 an Epmtylis Anastatica, die er Vort, racemosa nennt, und nnr durch den schuppenlosen
Stiel unterscheidet, wobei er zu dem von keinem späteren Beobachter bestätigten Resultate kam, dass der
verlassene Stiel, wie ein Pflanzenstamm, auch wieder neue Thiere treiben könne. Er unterschied 1773
10 Arten mit starrem Stiele, 1786 14, überdicss eine als Volvox vegetans. COLOMBO unterschied 1787
2 Arten, deren Selbsttbeilung er beobachtete, eine langgestielte an Meerlinsen {E. Anmtatica), die andere
mit kurzem Stiele an Scbneckenschaalen nnd Daphnien (E. digitalis). GOLDFISS bildete 1820 die Gattung
VorticeUa aus steifen nnd schnellenden einfach gestielten, und die Gattung Campanella aus steifen (und
schnellenden) verästeten Formen. BOHY DE ST. VINCENT verzeichnete 1824 6 Arten als Dendrella nnd Digitalina
ohne Wimpern, und 7 als VorticeUa mit Wimpern bei den Infusorien, stellte sie aber seit 1825 in sein
Reich der Ualbpflanzen. üeberdiess bildete er ans einigen Formen die Gattungen Myrtilina, Mespilina nnd
Anthophysis, und verzeichnete die freigewordenen Leiber, obwohl ihm dieses Verhältniss nicht fremd war,
doch offenbar mit in seinen Gattungen Urceolaria, Rinella, Kerobalana n. s. w. Die speciellere Synonymie
ist im Anhange übersichtlich gemacht. — Die thierische Organisation, seit 1830 vollständig ermittelt,
zeigt als Bewegungssystem einen einfachen beständigen Wimperkraiiz an der Stirn nnd einen periodischen
am Rücken bei 8 Arten, nur den vorderen bei 3 Arten, E. arabica, Boti-ytis und vegetans, bei deren
letzterer er nur in der Wirkung erkannt ist. Bei einer Art fehlt die Beobachtung. Der Stiel scheint überall
eine bohle Röhre zu seyn. — Die polygastrische Stmctur des Ernährungssystems ist sammt der vereinigten
Mund- und Analstelle bei allen Arten durch Farbenahrung ausser Zweifel gestellt. Bei E. plicafilis
ist der ganze Darmveriauf direct beobachtet. — Vom weiblichen Sexualsystem sind bei 6 Arten die Eikörnchcn
erkannt nnd gemessen, rückständig sind: E. nutans, digitalis, Botrytis, parasitica, arabica, vegetans.
Eine contractile männliche Blase ist bei E. flavicatis, leucoa und nutans, neuerlich auch bei Anastatica
und plicatilis beobachtet; schon RÖSEL zeichnete sie bei E. flamcans?. Eine kurze bandartige
männliche Drüse ist bei E. plicatilis, fiavicans und leucoa, bei E. nutans aber eine kugelförmige beobachtet.
Selbsttheilnng ist von mir bei E. Anastatica, Galea, plicatilis, flamcans, leucoa, digitalis und
nutans beobachtet. Die freien Formen haben vielleicht auch ftueertlieilung, die aber noch niclit beobachtet
wurde. Knospenbildung sah ich nur bei E. nutans und plicatilis, bei keiner Art sah ich den Stiel selbst
Knospen treiben. Die freien Körper nehmen die Form von Ecclissa, Urceolaria, Rinella, Kerobalana und
Ophrydia an.
Die geographische Verbreitung ist über ganz Europa und in Carolina in Amerika im Süsswasser,
im Seewasser der Ostsee und Nordsee nnd im ganzen rothen Meere von Sues bis Habessinien bekannt.
396. Epistnlis Galea, lielmarti^es Näulcn^Iöchchcn. Tafd XXVII. Fig. I.
E. cor|)(ire maxiino conico, plicatili, ore lateral! rostrato, iicJicello friiticuloso crasso, articnlato.
Epistylide Casque, a corps ires-grand conique, pliant, ayant la bouche latérale saillante en forme
de bec et le pédicule épais, rameu^^ articulé.
Fürtitrii» omWtoo, BO«T DE ST. VINCBKI? Encyclopé.l. méth. 18M. Efiskjla Gnim, ABHANDI. DER AKA.LEMIS IL. WIS.ENSOLI. 211 BERLIN, 1831. P. 97.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin nnil vielleicht in Belgien nnd Flandern.
Diese sehr grosse nnd ansgezeichnete Art bildet fast 2 Linien grosse Bänmchen an Ceratophyllum hei Berlin, ist aher selir
selten. Ich fand sie nur im August 1831 und 1835. Nur % des Körpers sind eierfülircnd, das hintere Drittlieil hat Längsfalten
(Muskeln.), kerne Eier, nnd wird hei der Contraction stark qncergefaltet. Der Anfang des Wimperkranzes ist unter dem Munde, sein
Ende üher demselben. Der dicke SHel hat innen einen breiten Canal nnd bei jeder TheUungsstelle einen Absatz. Die .näiuilidieu Or-
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gane blieben wegen Mangels an hinreichender Durchsichtigkeit des Körpers und Fretjuenz der Beobachtung unerkannt. — Körpergrüsse
bis Vio Linie. Eier Vsoo Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXVIL Fig. Í.
Es ist ein SOOmal iiu Darcbmcsscr vcrgrösscrtos Bämndim dargestellt, der Stiel aber abgekürzt, audi ist es nur du Thcll de« Bäumchon». Die mittelste
Figur unter der Nummer zeigt die runde MundüfTnnng en face, die andera zeigen sie meist im Profil.
39». Mpistylis Anastatica. straassartiges SäuieiiglSckchcn. Tafel xxvn. Fig. It.
E. corpore i)arvo conico, ncc plicato, frontis dilatatac margine proininulo, jicdiccllo dichotomn laevi aut particulis
alienis sqnamuloso.
Epistylide Rose de Jéricho, à corps conique sans plis, ayant le bord du front large saillant et le
pédicule dichoiome lisse ou hérissé de petits corps étrangers.
KM-til,, LEHew.sKOEK, Pl.iLo». Tran.«et. 1703. Vol. XXill. Nr. 383. p. 1308. Fig. 8.
Pol^e, I, S™,,,«, TK.MMET, Philos. Tran»acl. Vol. XLIII. p. 171. Tab. XI. Fig. 5 -7. 17«. D.ntïcl, ,N TEIÎMBL. Polj,.»n|;«.cl,.
von GÖZE, p. 476.»•««dire Art »0.1 H'rasertSÙTm, DE Gíín, Ab bT.nadf.l .X IdVe.r F»iogb. wI e—d.H At. kademie d. Wi.senicb. 1746. Taf. 6. Fig. 2 - J .
Der Jfl«T^<JP, KÖSEI, Inseetenbelo.lignngen, III. p. 604. Taf. XCVIll. Fig. 1 -3. Í7S5,
Hifdra trntncffnrin, LiNwé, Systema Naturae, ed. X. 1758.
üracSion,» und acmom, PALLÍ., Elenelius Zoophjtornra, p. 100. und 101. 1766.
FORÍÍCCÍÍRT IITINSÍNFÍCN und CRNÍÍICÍ/NRÍRT, LINNE, S y s t ema Na tur a e , ed. XII. 1767. , .. ^ , , FM, A„Mka, ri«,™.. MÜHE. , Vermium tluv. bist. 1773. p. 139. Shd-Sa.rr«-™, N. SamI af Dan.k V. Saoläk.
Sfcritt. II p 254. Aniin. Infus. 1786. Tab. XLIV. Fig. tO. XLVI. Fig. 5. XXXVIII. F.g. 18.
Die J!in„»!„.m, E.CEHORN, Beitrüge .ur Kenntnis» d. kl. Wasseltl,. p. 35. Taf. III. Fig A. B 1775^
rajpi (Alb^Mi) « » focc, COIOMBO, Osserv. mieroso. Giornale dolla me,l,c. Vene,.. 1787 Deal.cb p .,7. Flg. III.
r o l l ,.lmL und cr»f»i,»nV,, M.BEE», Abbandl. der »cbwed. Akaden.ie d. Wis.en.ch. 1790. B. XI. p. J41. XII. p. 8.
PbrtM» neto, SOHRANK, Nalurtorsebor, XXVII. p. 26. Tat. 3. Fig. 10-15. 1793. Forticellii crntnegaria, ticims/t und mroiion, SCHRANK, Fauna boica, III. 2. p. 123. 1803. Cnmjuineltit, GOLDFÜSS, Handbuch d. Zoologie, 1820. I. p. 71. mVû^mTÎnkaelIa Tingens, . «-»i™,»™. BORT »E ST. VMCENT, Encyclopédie méth. Vers, und Diet. das.. 1824. Digilaltnit anastatica,
EjÄVis JnnsMim, Abhandl. der Akademie d. Wisselisch, zu Berlin, 1830. p. 41. 1831. p. 96.
A u f e n t h a l t : Sicher nur bei Copeuhagen, hei Conegliano in Italien, in Frankreich nnd bei Berlin beobachtet, vielleicht auch hei Dclft
in Holland, im Haag, hei Nürnberg, bei Dauzig, in Schweden und Baiern.
Diese bei Berlin auf Ceratophyllum und auch auf kleinen Wasser-Schaalthieren im Sommer und Herhst häniige Form pas.st
am besten auf MÜLLER S Abliildung der V. anastatica. Sclmn LEEÜWENUOEK'S Abbildung einer steifen verästeten Vort icel l c von
1703 llisst sich auf diese sehr veibreitcte Form anwenden, welcbe BORY DE ST. TINCENT sogar auf alten Karpfen gefunden haben
will. TREMBLET scheint, seiner Abbildung nach, mit dieser Art seine ersten berUhuit gewordenen Beobachtungen der Selbsttlieihuig
gemacht zu haben. DE GEER hat sie wohl bei Stockholm mit Carchesimn gemischt anf Wasser f löhen beobachtet, und scheint
nach dem Carchesium seine Beschreibung, aber nach dieser Epistyli» seine Abbildung entworfen zu haben. ^ HÖSEL hat, wie mir
scheint, diese Art von Nürnberg anf Wasserflöhen, (Cyc/o/,» quadricornis-) zierlich abgebildet. LINNE gab dieser einzelnen
Art 2 Namen, 1 nach RÜSEL'S und einen nach DE GEER'S Beobachtung. Letzterer ist VorticeUa anastatica 1767. LINBIE s Jsis
anastatica 1761 ist aber offenbar Carchesium gewesen, welches er auch VorticeUa polypina nannte. MODEER hat d.ess schon
weitläufig erörtert und daher den anf diese starre Form von L.NNÍ) 1767 selbst Übertragenen Namen der sich abwechselnd entfaltenden
nnd schliessenden Jericho-Rose, Anastatica, an die VorticeUa polypina, das Carchesium, zurückgegeben. MÜLLER hat die starre
Form anastatica genannt, und um niclit die Yerwirrung der Synonyme, welche auch MÜLLER auf LINNE schiebt, zu mehren, ;!iel.c
ich vor, MÜLLER ZU folgen. Hier wird demnach die EpistyVu, anastatica nicht ihrer ContracHlität halber anastatica genannt, sondern
weil sie mit dem Carchesium, oder der Isis Anastatica LINNÈ S, die meiste Aehnliclikeit in der Körperforin hat. SCHRANKL
hUdete unter dem Namen Vort. acinosa eine ähnliche Ait ab, die er am Kopfe der Larve der Wa f f e n -Fl i e ge (Stratiomys Chamaeleon)
in Baiern fand. — Die kleinen, nicht immer, aher zuweilen vorhandenen, Schuppen am Stiele {V. monadwa bciiRANK)
sind Junge, Brut; ich sah sie bei Carchesium schon ganz der Mutter gleich, nur kleiner, so dass um die Hälfte kleinere ^orticell
en mit an den Stielen der grossen sassen. Hieraus erklärt sich wohl auch MÜLLER'S fethnin mit dem Knospenireiben der Stiele.
Zuweilen scheint sich auch die Brut von Carchesium an Epistylis zu setzen nnd dadurch .Ue Erscheinung zu bedingen, a s sassen
contractile Zweige an starren Stämmen, welches letztere ich hei scharfer Critik nie bestätigen konnte (s. E. phcatths). Ueberdiess
heften zuweilen Räder thier c ihre Eier an die Zweige, was man nicht für verschiedene Körperform, wie bei Opermlarta, halten
darf. - Mageuzellen, Stoiraufnahme, vereinte Mnnd- und Auswurfsöffnung sind ausser Zweifel gestellt, der Canal de., Darmes .st noch
nicht direct gesehen. Eiköriichcn sind beobachtet als weisse, bei dnrchgchcndcm Lichte gelbliche, Körner von etwa '/,««« Lime Grosse.
Eine sich auszeichnende helle Blase, männliche Sexualhlase, ist oft, aber ihre Contraction nicht gesehen. Eine Druse ist noch nicht
beohachtet. Selbsttheilnng ist als Längstheilung schon von TREMBLEÎ gut hcobacbtct. Knospenliildung ist noch nicht gesehen. —
Körpergrösse bis '/»Linie; Hölie der Bäiuncben '/i. - ' / s Linie ; Grösse der Eier etwa '/.ooo Linie; Entmckelungscyclns also /„„„
(—«/s) Linie. Aut Tbieren entwickeln sich die Stiele nicht so lang, als anf Pllanzen.
E r k l ä r u n g der Abhildnngen Taf. XXVH. Fig. H.
Fiï 1 ist ein ausgedehntes Bilumcl.en, dessen Thiere wirbeln und mit Indigo geuahrt sind. Fig. 2. ist dasselbe bei ErsehUttening, wo sieh alle
T i L ; aber mdit^die Zweige coutraMreu, letztere sich nur einander -äbern. Vergrüssermig SOOmal in, Durchmesser. Fig. 3. >st Cyclop. Castor
mit dieser Form besetzt, 12mal vergrOssert.
3 9 8 . Epistylis plicatilis, faltiges Säulenglöcfeclien. Tafel xxvra. Fig. i.
E. corporc parvo conico - elongato, plicatUi, frontis düatatae truncatae margine vix proniinulo, pcdiceüo dichotomo
lacvi aut particulis alienis siiuamnloso, sacpc corymboso.