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U U N D E R T N E U N Z E I I N T E GATTUNG: SCHILDTIIIERÇHEN.
A s p i d i s c a . Aspiclisqne.
CHARACTER: Animal Aspidisciiioniin familiac cliaractercs prao se fcrens. (=Euplotes ano terminali.)
CARACTÈRE: Animal pourvu de tous les caracteres de la famille des Aspidmcines.
Die Gattung der Scliildtliierchen trägt alle Cliaractere der Familie der Scliildthierchcn.
Die Gattung Asptdisca wurde gleichzeitig mit der gleichnamigen Familie 1830 zuerst genannt und
enthielt damals nur 1 bekannte Art. Das Geschichtliche ist weiter bei der Familie angezeigt. Die Verwandtschaft
der Formen mit den Entoniostracis, welche MCLLBR nur beiläufig erwähnt, hat seinen Grund
in einer Täuschung, indem der scheinbare, dem des lynceus ähnliche, Schnabel nur eine helle, vom Scliildchen
{Scutsllum) überdeckte, geschlossene Stelle ist, etwa wie bei Bursaria cordiformis oder Loxodes
erscheinen würde, wenn sie ein Rückensehild trügen. Es ist die zum Mnnde führende Furche des Körpers.
Diese Tliierchen haben die meiste Achnlichkeit mit Euplotes, allein bei letzteren überragt das Schildchen
den Körper auch nach hinten, so dass die Afterstelle so wenig als die Mundstelle am Ende liegen. Die
Bewegung ist sehr rasch im Kreise drehend, hüpfend, kletternd und schwimmend. — Die Organisation ist
bei der Familie angegeben und bei den Arten zu vergleichen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist die der Familie.
4 9 6 . AspidUca iynceus, geschnabeltes § cUi i a t I i i e r c I i en, l y n c e u s . Tafel x x x i x . Kg. I.
A. sciitollo siiborliiciiluri, |)ostic(i fine truncato, fronte uncinata.
Jspidisr/iic Lyncce, a carapace ¡>resi/ue orbiculaire, trom/uée au bout postérieur, le front crochu.
'jvíf/ioíírt Lynceus, MÜLLEH, Veriiiiiim flu v. h i s t o r i a , j.-86. 1773. Los-S/JÎHtri-n. NYe Saiiil. af Dans t ( . Y i d e n s k . Saelsli. Skrift.
D. 3. p. 359. Taf. i. Fig. VI. 1780.? Animale. Infus, j.. 2 » . Tab. XXXII. Fie. "S l i .
Ilnluliis Li/Ticms, HORT, EnCyc loj i é i l . mét i iod. Vers. 1834.
L t j n n a , Abl ian. l l . ilet A k a J e m i e d. W i i s e n s c l i . zn B o r l i n , 1830. p. 4 3 , 53 , 61. 1831. p. 21, 106.
A u f c n t l i a l t : Bei Coiienhagcii, Berlin, "Wismar, Uralsk nnil Cafharinenbiirg ¡m Ural.
Der Lynceus scheint eine tier genieinsíeu nntl atn weitesten verbreiteten Infusorienfonnen zu seyn, obschon er nie in grossen
Massen bcisaniiiienlobt. In bestäubten Infu.sionen ist er mir seit 1826 im Winter und Sommer vorgekommen ; û iiber sab ich ibn selten.
Er lobt aaeli häufig zwischen Wasserlinsen und Confervcn. Ich sali ihn 1826 ganz grün, mit Chlamidomonas erti'iUt, in grünen Wasserkiibeln.
Im Jahre 1829 zeichnete ich ibn auf tier Reise mit Herrn vos HÜHEOLDT in Uralsk und Catbarinenburg. An letzterem
Orte glaubte ich mehrere Längslinien, Wimperreihen (?) über tlem Körper zu sehen. Die Anfüllung mit Indigo gelang schon 1830.
Am 19. Nov. 1834 sah ich ilin im Ostseewasser bei Wismar und am 20. Ajiril 1835 mit Euplotes turritus in Berlin. Ansser MÜLLEH
hat iliii vorher niemand beobachtet, und dieser sali die selir durchsichtige Schaale nicht. Was er von der Begattung sagt, dazu verführte
ihn seine Vergleichnng mit den £yj ice««-Krebschen. Er sagt, beide Tliierchen hingen mit den Hintertheilen zusammen, und
giebt die Lage der Scxualtbeile an, die er nicht gesehen haben kann. Er scheint also Queertheilung oder von vorn nach hinten gehende
Längstheilnng im Moment der Abscbliessnug beobachtet zu haben, was mir nicht gelang. Was er als Darm bcsclireibt, könnte
tlie wirbelnde Wimperreihe am Munde gewesen seyn. Das Tliierchen schwimmt meist mit dem Rücken nach unten, oder es kriecht
verkehrt an der Oberiläche des Wassers. Am Munde sind feine Wimpern. Der Körper hat auf der freien Bauchiläche hinten 5 — 6
Griffel und vorn 5 — 8 Haken, wie Euplotes oder Stylonychia. Viele, bis 20, kleine Magcnzellen fdllen den mittlcicn Körper,
worin in der Nähe des Mundes eine contractile Blase liegt. Den übrigen Raum füllen Eierchcn. Auf l'latínblech oder Glimmer ist es
spurlos verbrennlich. — Grösse bei Berlin VTS — Via Linie, bei Wismar Vie'", bei Uralsk Vae'", bei Catharinenburg Viiio—Vis Liuic
beobachtet.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXK. Fig. 1.
Fig. 1 — 3. sind mit Indigo genährte Eïcmphirc von Berlin. Fig. 4. und 5. sind von Wismar aus der Ostsee. Vergrbsserung 300mal im Dnrchracsser.
» tlie Sexualblase.
4 9 3 . Asptdisca denticulata, gezäbneltes Ncbildttaierclien. Tafel x x x i x . Eig. n.
A. scutcllo suborbiculari, antico et postico fine rotnndatis, sinistro latere truncato, denticnlato.
Aspitlisf/ue denticulée, à carapace prestfue orbiculaire, arrondie aux deux bouts, le côté gauche
tronqué et denticulè.
Asj>i<l¿scn :leininílfíln, Alilianill. d e r A k a d emi e d, W i s s e n s c h . zu B e r l in, I8.W. p. 331.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin.
Es fand sich am 16. Juni 1832 rasch bewegt tinti kletternd zwischen Wasserlinsen im Thiergarten bei Berlin und seitdem
nicht wieder. Das Scbildchen gleicht dem abnehmenden Vollmonde in den ersten Tagen. Der linke Scitenrand ist abgestutzt und gezahnt,
der übrige Umfang gerundet, glatt. Am gezahnten Rande sind wirbelnde Wimpern, und am hintern Ende von deren Reihe,
heim hintersten Randzahne, Sellien der Mond zu liegen. Wach innen sind 2 grosse belle Flecke, deren einer eine stete ovale Drüse,
fier andere eine contractile runde Sexualblase TAÍ seyn schien. Der Rücken ist gewölbt, die Bauchseite llacb, und an dieser sind beim
Klettern Haken oder Griffel sichtbar, welche beim Ruhen und Schwimmen unsichtbar blieben. Die den scheinbaren Schnabel bedingende
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— Grös.se
Körjierfurclie der vorigen Art fehlt. Die Afterstelle ist nicht beobachtet, mithin könnte die Form zu Euplotes gehören.
Vi0 Linie. (Vergl. Loxodes plicatus,)
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXXIX. Fig. II.
Es sind 3 Stellungen eines Exomplares. Flg. 1. Bauchseite, Fig. 2. rechte, Fig. 3. linke Soitenanskltl; totere beide Formen klftterad. « wahrschebiliche
Scxualdrüso, < contracllle Blase. Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
Z W A N Z I G S T E FAMILIE: BÜSENTHIERCHEN.
C o l p o d e a . Itolpoclés.
CHARACTER: Animalia polygastrica lorica destituta, enterodela, tubi eibarii orificüs duobus, discretis,
neutro terminali (catotreta).
CARACTÈRE: Animaux pohjgaslriqnes sans carapace, ayant deux orifices séparés au canal
alimentaire, aucun aux. bouts du corps.
Die Famille der Busenthierchen mnfasst aile p a n z e r l o s e n Magenthierchen, welche einen dentlichen,
durch 2 getrennte Mündungen hezeichneten, Ernährungscanal haben, bei denen aber keine dieser
Mündungen an einem Körperende liegt.
Eine Familie der Kolpodlnées bildete BORT DE ST. VINCENT 1824 in der Encyclopédie méthodique
fF/äst. nat. AH. Microscopiques mit den 4 Gattungen Triodonta, Kolpoda, Amlba und Paramaecmm,
und obwohl diese auf ganz andere Cliaractere gegründet war, so passen doch viele Formen auch m die jetzige
Familie. Diese wurde 1830 nach den Structurvcrhäiltnissen mit den 3 Gattungen Colpoda, Paramedum
und Amphileptus begründet, wozu 1831 noch die Gattungen Uroleptus und Ophryoglena gefügt
worden sind. Diese 5 Gattungen mit 27 Arten, nämlich Paramecium und Amphileptus jede mit 8, Uroleptus
mit 5, und Colpoila sammt Ophryoglena jede mit 3 Arten, bilden auch hier die Familie. Wohl
schon LEEEWENHOEK beobachtete 1676 die ersten Formen der Ihrer Verbreitung halber besonders merkwürdigen
Gattungen Colpoda und Paramecium, welche JonLOT 1718 deutlicher gezeichnet hat. JOI.LOT unterschied
aucli zuerst Formen der Gattung Amphileptus. Mehrere Urolepti {Piscis und Musculus) wurden
von MCLLER 1773 zuerst beobachtet und als Trichoda beschrieben. Sännmtliche Arten der Gattung
Ophtyoglena sind erst seit 1831 von mir beobachtet. - An Organisation ist in dieser Familie eine besonders
reiche Ausbeute für die Beobachtung gewesen. - Bei allen 5 Gattungen sind Bewegungsorgane als
Liingsreihen von Wimpern ermittelt. Das beständige Wirbeln der Bewegungsorgane dient zugleich zum Heranziehen
der Nahrung an den Mund. - Als Ernährungsorgane sind sehr zahlreiche polygastrische Magen be.
allen 5 Gattungen durch Farbenahrung ausser Zweifel gestellt. Auch sind 2 Mündungen eines Darmcanals
direct ermittelt. Der Verdauungssaft ist überall farblos. - Als Se.xualtheile sind bei sammtlichen Gattungen
Eikörnchen so beobachtet, dass der Eierstock den grösseren Körperraum erfüllt und von ihm alle übrigen
Organe dicht umgeben und eingehüllt sind. Bei Colpoda ist das Auswerfen der Eierchen beobachtet. Ausserdem
sind milnnliche Scxualtbeile in doppelter Form sichtbar geworden. Die seit 1831 von nur als mannliche
contractile Sexualblasen angesehenen, straldigen oder runden, veränderlichen hellen Stellen kannte schon
SPALLANZANI, welcher sie 1776 (I. p. 214. Tab. II. Fig. XVIII.) für Respirationsorgane hielt. Be, ^ ">•.
t i c e l l e n bildete sie ROSEL schon 1755 ab. Die eigentlichen Scxualdrüsen erkannte ich zuerst bei Stentor
„nd Chilodon, dann aucli in dieser Familie. Beide Organe sind hier hei vielen Arten von 4 Gattimgen ermittelt,
bei einer noch unerkannt. Die strahlige Form der Blasen findet sieh bei 2 Gattungen, die runde
bei den übrigen. Die Form der Drüsen ist rund, oval oder pcrlschnurförmig, und all diese Formen finden
sich schon in der alleinigen Gattung Amphileptus. Vollkommene Selbsttheilung ist in der Familie baufig.
Frühere Beobachter hielten sie für Begattung. Sie tritt sowohl als ftucertheilung, als a s Längstheilung
nicht selten abwechselnd bei einem und demselben Individuum auf. Nirgends giebt es Tbierstockbildung,
auch sind keine Knospen beobachtet. - Die von GRI-ITBIISEN angegebene Blutbewegung in Paramecium
Aurelia (Isis 1828. p. 506.) kann nur Danubewegung gewesen seyn. Ich glaubte früher zuweilen ein feines
Gefässnetz auf dem Körper derselben zu sehen, es mochten aber die inneren Eierschnüre seyn. - Das Empfindungssystem
ist bei einer Gattung, Ophryoglena, durch Augenpunkte bezeichnet. - Sehr merkwürdig