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S/eutor, ilorli kiiiiiitcn audi alio Jci-scllicn Gattung und Art angchiirt haben. LicIitentivickdnJe iilinlicLe Tliierclien fand erst 1830
Dr. JlficiiAKLis witMlcr in der Ostsee liei Kiel, und er nannte sie Vorticella. Ifli erhielt auf meine Bitte von ihm im Herbst 1831
dergleichen Lenehtwasser in Berlin, und es leuehtctc wirklich nnch. Ich isolirte die Infusorien, wornnter auch diese Synchaeta war,
sali aher keines von ihnen leuchtend, dagegen leuchtete eine kleine Polynoc, die ich P. fulgurans nannte, ganz überzeugend. Im
August und Sejitember 1833 erhielt ich nochmals dergleichen leuchtendes Seewasser in Berlin und sah wieder die grosse St/itchacUl
darin zweimal, allein sie leuchtete nie, sondern das Licbtgebende waren die kleinen Peridinien «nd vielleicht Dasselbe
Thiercben fand ich auch im Sept. 1833 im Seenasser hei Copenhagen mitCoryncn luid S e r t u l a r i e n , und sah es nicht leuchte
«. A^ielleicht bcgrilf es daher SIÜLLER mit unter seiner Vort, tremula. Herr Dr. MICHAELIS rechnet diess Thiercben zu den 5
von ihm am schärfsten isniirtea Leuchttbieren, hat es aher immer mit anhängendem Eie abgebildet. Ich sah nur Thiercben mit unentwickeltem
Kierstocke. Vielleicht ist die Zeit der Eientwickclnng auch die des Lencbteus. Lu Jabre 1834 gab ich eine grössere detnillirte
Abbildung, habe aber, des grösseren Interesses an den Leuchtthierchcn halber, damals die Structurdctails nicht mühsam genug
studirt. Die grösste Aehnlicbkeit mit den andern Arten der Gattung springt ans dem Erkannten dennoch hervor. BASTER liltrirtc %
Quait Lcucht-AVasser bis auf den Rückstand eines Löffels voll, worin er denn in jedem Tropfen sehr viele dieser Tbiere fand Das
Räderorgan besiebt aus 4 Theilcn, von denen 2 seitliche Ohren bilden. Zwischen den 2 mittleren liegt ein unpaarcr horstiger, nicht wirbelnder
Stii-ntbeil, ein Kamm oder Oberlippe. Ein sebr grosser Scblundkopf mit 4 langen Griffeln, die vielleicht vorragende Zähne
sind, gellt mit einem engen zieialicb langen Schlünde in einen kurz conischen dicken, mit gelber Speise erfüllten, Darm über. Yorn
hat der Darm 2 kuglige Drüsen, die nicht immer von gleicher Grösse waren, und hinterwärts lag neben ihm eine andere drüsige Masse,
die wohl Eierstock war. Von männlichen Sexualtheilen wurde vielleicht eine his zum Auge reichende, bei der Contraction gebogene,
Sexualdrüse erkannt. Fünf Queergcfässe waren bei einem Thiereben ziemlich deutlich. An Muskeln war einmal ein etwas vor der Körpennitte
ausgehender hinterer Riickeninuskel anschaulich. Vom Emjilindungssystem ist nur ein grosses rothes Auge im Nacken beobachtet.
— Grösse Vo Linie, des Eies nach Dr. MicHAËirs Zeichnung '/• <lcr Mutterliingc, ¡dso VJO Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildnngen Taf. LITI. Fig. V.
Fig. 1. rcciite Seitenansicht; älteres Thierclien mit Bläschen-Krankheit; Zeichnung von 1831. Fig. 2. RUckenansicht eines jüngeren Thierchens;
Zeichnung von 1832. Flg. 3. zusammengezogen mit passiv gebogener Samendrüse, die daher kein Muskel seya kann. Ganz anders verhält sich der
daneben liegende wahre Muskel, contrabirt wird er breiter und kürzer ohne Biegung. ;?++ Grlifel, w üarmmündung. Linearvergrösserung 300mal.
61. Synchaeta oblonga, gestreckter Borstenkopf. Tafel Lm. Fig. VI.
S. coi-jiorc ovato-ohlongo, fascicnlis rotatoriis scnis, stjlis quaternis, crista media singula sessili.
Stjncitcie ovale-oblong^ à carpa oblong avec six faisceaux rotatoires^ ijnatre styles et nue seule
crête sessile au milieu.
sinchemicr, EICHHOHN, B e i t r ä g e z. Kenntni s s <Ier kl. Wassertii. p. 77. Taf. VU. Fig. K. 1775.
VulelmaU, TUtr, Müiir», Natiirforsclier, IX. p. 513. 1776.
ricrslachlines Gtufd, OKEK, Lehr l juch .1. N a t n r g e s c l i . III. 1. p. 40. ÏSI5. nacli EICHHORN.
Synchneln oblonga^ Abhan Jl. der Akademi e d. Wissenscl i . zu Berl in, 1831. p. 135. 1833. p. 221.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin und Danzig.
Diese Art ist bei Berlin zwischen Conferven und Meerlinsen im Frühjahre die häufigste und zeichnet sich durch lang-ovalen
Körper ans. A'on der folgenden unterscheidet sie sich bestimmter durch die Form der pancreatiscben Drüsen, aber auch durch Gestalt
nnd Räderorgan. EICHIIOHX entdeckte sie 1768 am 18. Sept. und hat sie nur einmal gesehen, aber mit manchem guten Detail beschrieben.
Ich fand sie seit 1831 wieder am 8. April 1832 und am 26. Februar und 30. März 1835. Bei dieser Art schien es mir
wieder, als wären die Griffel zangenartig weit vorstehende Kiefer, dann aber fi-eilich je 2. Die Strncturverhiiltnisse sind deutlich denen
der S. pectinata ganz ähnlich. Ich sab diese Art ein Ei legen, welches nicht am Thiere hängen blieb. Bei co ist die Darm- und
Eiercanal-Miindung. Der mitüere unpaare Theil der gewimperten Stirn wirbelt nicht, hat nur Borsten. — Grösse V12 — Vs Linie, des
Eies '/ae Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildnngen Taf. Lm. Fig. VI.
Fig. 1. Hückenansicbt eines grösseren Thierchens; Eierstock mit 7 Eikeimen und 1 reifem Ei. Fig. 2. dieselbe eines kleineren. Fig. 3. ein gelegtes
Ei. s contractile Blase, w Darm- und Eierstock-Müaüung.
62. Synchaeta tremula, kreiselnder Borstenkopf. Tafel Lm. Fig. vn.
S. coqiorc argute conico, fascicnlis rotatoriis scnis, st;Iis (luatcrnis, crista nulla.
Synch 'ete tremblante, h corps exactement conii/ue avec six faisceaux rotatoires, quatre styles et
paint de crête.
roriicelta nuricuinin?, HERRM.^IITI, N a t u r f o r s c h e r , XIX. p. 54. Taf. II. Fig. 18. 1783. {vergi, ^otommata liinnuiatn.)
roriiielia (reniH/.i, MüLtBR? Animale. Infos, p. 289. Tab. XU. Fig. 4—7. Ï786. und Fort, inciitulnla M. mit aniiangondein Eie?
AIOTTOCITCFL voriiccllaris. BORT DE ST. VISCEKT, Encyclopédie inétiiodiijue, Vers. 1824.
Syirfoel» Ir™»)», Abliandl. der Akademie d. Wissenscli. zu Berl in, 1831. p. 135, 138. 1833. p. 221.
A u f e n t h a l t : Bei Co]ienhagcn (im brakischen? Uferwasscr) und bei Berlin! beobachtet.
HERBMAKK'S Thiercben von Strasshnrg war langsam, was auf die blitzartigen Bewegungen aller Arten dieser Gaitnng, denn
ihr Wirhelorgan ist im Verhältniss zum Körper sehr gross, nicht pa.sst. MÜLLER fand sein Tliierchcn selten in Scewasser-Infusioncn
der Viva, und 1784 im ersten Frühlingc fand er im Uferwasser bei Copenhagen mehr als 50 kleine und grosse in jedem Tro|ifen.
Ich hatte der Form halber 1831 MÜLLER S Abbildung auf diess Berliner Thiercben bezogen und hatte öfter gesehen, dass im brakischen
Masser die Berliner Süsswasserthicrchen auch vorkamen. Bald darauf erhielt ich die Anschauung des Kieler Lcnchtthierchens
S. baltwa. Nun hätte ich freilich letztere können Ä. tremula nennen, allein da MÜLLER vom Leuchten nichts sagt und doch soviel
gesehen hat, so mag sie wohl von der seinen verschieden seyn. MÜLLER'S Thierchen unterscheidet sich auch durch die zapfenartige
(Respirations?-) Röhre im Nacken. Die Fnsszange mag er wohl, wie EictmonN, übersehen haben. Einmal sah er den Fuss eines
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grossen im Manie eines kleineren eingeklcinnit, olinp dass es sich befreien konnte. — Icli Rali es Eiterst zwi.srhen W!ia8er|jÎlanzen im
December 1830, tiann wieder am 30. März 1835 znit S. oblonga. Es ist durdi seine scliurf conisdie Gestalt sclir aufTallend und
niclit so gross, als die übrigen, liat wenigSîr deutliclie Wirbeloiiren, keinen borstigen Kamm in der Stirnniitte, 6 \Vini)jerbQndcl al«
Räderorgan, und 4 GrifTel. Die drüsigen Obren am Darme sind eigentliümlicli coniscli und hängen vorn mit 3 Fäden am Kopfe fest.
Ein Eierstock, eine contractile Blase, 4 Queergefässe, 2 Fussmuskeln sind bcobaclitcie innere Tbeile.— Grosse VIH—'/lo Linie beobachtet,
der fast reifen Eier Vas Linie. Einmal sah ich ein Thicrchen, wohl dieser Art, mit anhängendem Eie (s. 1831. p. 138.).
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. LIH. Fig. VTI.
Fig. 1, Riickenansicht, etwas von redits, im Indigo-Wasser wirbelnd. Fig. 2. linke Seitenansicht. Fig. 3. Riickenseito eines Jungen (dieser Artï)
von 1835. Fig. 4. Riickenansicht eines Erwachsenen bei leichtem Druck. Die 4 Griffel schienen hier niclit deutlich mit dem Schlundko|ifc verliiiu.
den. g p pancreatiscbc Driiseu, s' contractile niiinnliche Blase, w Darm-Mündung auf der Seite des rotbeu Auges oder der Rückenseite. Linearvergrösserung
300mal.
Nachtrag zur Gattung Synchaeta und zum Lcuchteu der Riidertliicre.
Die bei IS. haltica erwähnte Beobachtung des Dr. FOGKE ans dem adriatischcn Meere bei Venedig bezieht sieb vielleicht
auf eine 5tc und zugleich 2te leuchtende Art dieser Gattung. Die mir von ihm gesandten Skizzen lassen mehrere nutersclicidcnde Charactere
allerdings erkennen, und wenn auch die Auffassung dieser Thiercben so schwierig ist, dass eine noch detaillirtere Kenntni.ss jener
Form erst der Begründung einer neuen Art vorausgehen muss, so ist doch durch diese Mittbeilnngen nöthig, die Aufmerksamkeit
darauf besonders zu richten. Ucber das Lcncbten des Meeres durch Infusorien ist schon ]i. 258. dieses Werkes ausfübrlich gehandelt.
Seit dem Drucke jener Bemerkung sind neuere Ex])erimcnte von MATTEÜCGI, LIKARI nnd COLLADON bekannt worden (s. POOOEÜ-
DOnrFS Annalen d. Physik nnd Chemie, B. 37, 38 , 39 , 40.), zufolge welchen die thicriscbe Electricitiit, besonders des Zitterrochens,
sich immer enger an die der unorganischen Körper anscbliesst, ancli ebenso condensirt nnd in Flinken sichtbar gemacht werden
kann, wodurch die in der Abhandlnng über das Meeresleuchten 1834 von mir hervorgehobene Erscheinung des Blitzens und Funkeln»
auch der Infusorien in immer klarere Verbindung mit den grösseren electnschen Phänomenen tritt.
Ein Herr v. MEIDISOER in Wien hat 1776 in den Berliner Bcschäftignugen III. B. p. 149. das Leuchten des faulen Holzes
durch Infusorien irrig hebaoiitet, die er aber nicht erkennen konnte, und Dr. MrcHAÄLis hat in dem leuchtenden FischOeische Infusorien
umsonst gesucht. Alle Leucht-Infusorien sind Scethiere, und nur 1—2 Arten sind Räderthiere.
Sollte sich immer mehr feststellen lassen, dass die Griffel der Sjnchaetcn Zähne wären, so würde dadurch der bisherige Character
tfer Gattung verloren gehen, da aber die Formen sich von Notammata durch die grilfelartig immer vorstehenden, nicht ganz
einziehbaren, Zähne doch auffallend unterscheiden, so lässt sich die Diagnose der Gattung leicht darnach abändern und aus ihnen eine
immer sehr natürliche Untergattung bilden.
D R E I U N D Z W A N Z I G S T E GATTUNG: SPRINGER.
IScarldium. Scaride.
CHARACTER: Animal ex Hydatiuaeorum familia, oeello uuico occipitali, organo rotatorio, uncino frontal!
armato et pcde bicrurl longissimo ad saltum apto instructum.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Hydatinés, ayant un seid oeil à la nuque, torgane rotatoire
armé d'un crochet au front et le -pied fourchu très-long 'propre au saut.
Die Gattung der Springer aus der Familie der Crystallfischchen zeichnet sich durcli einfaches
Nackcnaugc, ein durch einen Stirnhaken bewaffnetes Räderwerk und einen gabelartigen sehr langen Spningfuss
aus.
Die erste Sonderung der Gattung geschah in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1830. Sie
enthielt damals, we jetzt, nur 1 Art. Diese Form entdeckte MÜLLER 1779 in Pyrmont und verzeichnete
sie als Trichoda longicauda. Die Späteren haben sie Vaginaria, Bürstel, Trichocerca, Vaginicola
und Furcularia longicauda genannt, indem sie dieselbe mit andern ganz verschiedenen Thierchen verbanden.
— An Organisation ist ein in viele Muskelbündel vertheiltes Räderwerk an der Stirn vorhanden, über
welches eine krumme Stirnborste ragt. Ein schiefer Sclilundkopf mit ungleichen gabelzahnigen (einzahnigen)
Kiefern gellt in einen kurzen engen Schlund, dieser in einen weiten einfacli conischen Darm über. Vorn
am Darme sind 2 kuglige Bauclispeicheldrüscn. Hinten liegt neben dem Darme ein geknäueltcr Eierstock
und eine contractile Sexualblase. Im Fusse sind 2 lange keulenförmige Muskeln, und zwischen den Muskeln
des Räderorgans liegt ein zapfenartiger Hirnknoten mit einem etwas linsenförmig platten rothen Auge. Sehr
merkvrtlrdig sind die scheinbaren Gelenke des Fusses.
Die geographische Verbreitung der Gattung und einzigen Art ist in der Grafschaft Waldeck, in
ISaieni, Dänemark und Preussen bekannt.