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E r k l i i n i n g der ALbildungen Taf. LX. Fig.-V.
[¡'ig. I. Hiickonausteilt, aiisgedühnt, ohne zu wirbeln, abnorm mit siricbrörmigeD Augen. Fig;. 2. mehr eingezogen. Fig. 3. Bauchseite bei leichtem
Drucke. Im luiierli ein Junges mit ganz eut\vickelien Iläderorganen. Säuimtliche Zeichoungeu von 1832 und Ì834; Vergrüsserung 300m;il. Fig. 4.
Hintertheil nach einer Zeicbüuiig von 1826. Vergrüsserung lOOmal.
131. Hotiferf erythraeus, arabisches Rüsselrädcben. Tafel LX. Fig. VI.
R. corpore oblongo, subito in podcin longum atfcnoato, uano.
Hotifère cFAraòie, a corps naìn, oblonge brusfjueinent amììici en un pied /ofig-.
liolifer erythraeus, HKMPRICH U. EHRENBBKG, Synibola
Rotifer erylhraeus, Abliandl. d. Akademi e d. Wissei
p h y s i c a e . Evertebrata I. Phytozoa, Tal.. II. Fig. IV. 18. 1828. Text 1831.
seil. 2U Bor l in, 1829. p. 17. 1831. p. 145.
A u f e n t h a l t : TU den Gicssbacben des Sinaigebirges in Arabien am rotben Meere.
leb Ijeobaclitclc diese Art zwischen Conferven des Wadi Ess'lc iiu November 1824 auf der Reise mit Dr. HEAIPRICII, betracliiete
und zeichnete sie aber nur mit lOOiiuiliger Vcrgrösserung. Sie liat grosse Aehnlicbkeit tait M. macrnrntt^ ist aber ausgestreckt
nur so gross, wie ein Ei des letzteren. Ich habe deshalb Bedenken getragen, ihr jenen Natuen beizulegen. Ueberdiess ist sie
frcilirb auch nicht-liiurcicbend beobachtet. Die beiden Stirnaugen, welche der Abbildung fehlen, sind iu der Besclaeibung angemerkt,
und der Cabclfuss mag auch eingezogen gewesen seyn. — Grosse VÎU Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildung Taf. LX. Fig. VL
Es ist die 1824 in Tor am rotben Meere von mir entworfene Zeichnung, nach lOOmaliger Vergrösserung des Durchmessers.
13Ä. Rotifer tnacruruH» lang-füssiges Rüsselrädchen. Tafel LX. Fig. TIL
R. corpore ovato oblongo, subito in pedem longum attenuato, magno et albo.
Rotifer e a pied long, ayant le corps blanc ovale-oblonge grand et bruaquement aminci vers le pied.
MCEI-IIJIIMRTÎ UIJÄ N iong tail, BAKER, Employment of the Microscope, «leutscli p. 380. Taf. XII. FIG. 1. 1753.
Furficc/io MNCTIWIRN, MÜLLER, bei HERRMAIÎN, Natur for scl ier , XIX. p. 57. Taf. II. Fig. 23. 1783. zum Tlieil. (s. Jcfin«r«s.)
Rotifer nwcrourus, SCHRANK, F a n n a hoica III. 2. p. 111. 1803. zum Theil. (s. Actin,mis.)
Ezechielina ¡^aciUcauda, BORY DB ST. VINCENT, Encyclopéd. method. Vers. Microscopiques. 182I. Diet, class. 1828. Kotifùrc.
Rotifer macrtirus, Abhandl. d. Akad. d. Wissensch, zu Ber l in, 1830. p. 48. 1831. p. 145. Tai. IV. Fig. 22.
A u f e n t h a l t : Bei Nor^ricL in England und bei Berlin beobaclitet.
Ob irgend jemand diese Fonu vorher gesehen bat, ist unsicher, da die Beschreibungeu und Abbildungen mehr oder eben so
gut auf Aciiimrus passen, docli ist BAKER'S Tliierchen walirsclieiulich dasselbe gewesen. Es unterscheidet sicli von Actinurus sogleich
durch seine kleinen Finger nnd Hörnclien, aber aiicb durch de« dicken, plötzlich absetzenden, Leib. Die vorige arabische Art
bat viel Aebnlichkeit mit dieser. Ich sab sie 1828 häufig in einem sumiifigen Wasser, am 4. Juui 1832 fand ich Hunderte in der
Nähe eines todten Blutegels, und am 12. imd 18. Aug. 1837 habe ich es mit Per idiuien und Euglena sanguinea in der Juugfernhaide
am "VVege nach S]>andau zahlreich aogetroifen. Im Allgemeinen hat es die Structur des R. vulgaris^ allein sein Speisecanal
schien mir sehr aulTalleud abzuweichen. Doch vermutlie ich noch einen Irrthum von meiner Seite. Ich sah nie einen fadenartigeu Canal,
sondern einen dicken conischen grün errallten Darm, wie bei Ihjdatina senta. Schlundkojtf und Darmdrüsen waren deucn
von R. vulgaris ähnlich. Ueberdiess sah ich deutlich, wie mir schien, 2 Sexualdrüseu sauimt einer grossen contractilen Blase. Vier
innere Längstnuskelu wurden ganz deutlich. Auch 2 Fussmuskeln erkannte ich. Der Griffel iiu Nacken war sternartig be\nnipert. Icli
sab Eier mit Keimbläschen und lebendige ausgekrocbeue Junge im Innern, auch einmal eine Zertbeiluug der zuweilen runden, zuweilen
ovalen Augen in 7 — 8 Häufchen, wie es auch bei Daphnien vorkommt. — Grösse V32 Linie, der Eier Vau Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. LX. Fig. VIT.
Fig. 1. linke Seitenansicht von der Bauchseite; / Respirationsröhre des Rückens im Wirbeln. Fig. 2. Bauchseite, wirbelnd und auswerfend. Vergrüsserung
SOOmal. Fig. 3. Kiefer und Zahne, 800mal vergrössert.
1 3 3 , üotifer tardus, das faule Rüsselrädcben. Tafel LX. Fig. VIIL
R. corpore fusiformi, albo, in pedem sensim attenuato, stricturis profundis articulisque spiirüs quadratis insigni, ocellis
oblongis.
Rotifere paresseu^v, à corps fuselé, blanc., peu à peu aminci vers le pied, aiya?tt des étranglemenis
profonds en forme ¿f articzilations fausses f/uttrrées, les y eux oblongs.
Rotifer lardiiirndus, AbJiandl. der Akadeinie <1. W' i s sensch. zu Ber l in, 1830. p. 48. I83I. p. 145.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin.
Die eckigen Forjnen des Thierchens bei JOBLOT (Taf. 11.), welche sein Zeichner VIONEÜX 1718 gemalt hat, passen einigermaassen
auch auf diese Art, deren Character aber uiclit angegeben ist. Am meisten Aebnlichkeit hat diese Form mit R. citrinus,
doch giebt es auch Exemplare des R. vulgaris, welclie man der Form und Trägheit nach hierher ziehen könnte, allein diese haben
ruude Augen. AII(r die, welche ich mit länglichen Aiigeu sah, waren eckig ubgesclinurt uiid träge, und verloren selbst beim Schwiin-
.men die Schcingüederuug des Körjiers nicht. AVie weit die.se Charactere bezeicfinend sind, miiss späterer Untersucliurig vorbehalten
bleiben. Auch hier sah ich fast reife Junge im Leibe und, wie überall, so auch hier entwickelte sich erst der KJeferapparat, ehe die
Augen sichtbar wurden. Im Allgemeinen war die Structur ganz wie bei R. vulgaris, so weit sie nur erkennbar wurde. — Grösse
bis Vo I^inic beobaclitot; Ei 'Aü Linie.
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E r k l ä r u n g der Alibildungeii Taf. LX. Fig. VlII.
F i g . 1, Baucliseite mit eingezogenen Rüiierorganen. Fig. 2. liieselbe eines andern mit entwiclielten Uiiderorganeu unii ganz viirgestreciiteni Kusse.
Fig. 3. Sciilundiiopf, gedrüciit, SOOmal vergrössert. Fig. 4. Kopfstücii eines Tliierdiens mit abnormer Zerspaltung der 2 Augen iu 2 Reiiien
Pigmeutileclie. Diese Figuren sind SOOmal linear vergrössert. Fig. 5. eine Zciclinung von 1826 bei lOOmaliger Linearvergriissernng.
Nachtrag zur Gattung Rotifer.
Ausser den liier verzeielineten 5 Arten sind nocli 5—7 niclit anwond!)are Specialnainen gesellen worden, deren CUVIER 1801
1, DÜTROCIIET 1812 nir liesondere Arten 4 gab. Sie hallen folgende Synonyme: 1) R. alöoven/Hnft Dvrtt. = Llmnian C'eratophylli^
Tubicolariat, Oecistes?; 2) R. confervicola DUTR. = Limniasi^ Oeristes?; 3) R. crnriger DÜTIT. — Limnimi;
4) R, macronnts SCÍIRANK (1803) = R. macrurus et Aciiuurus 7tcpi.; 5) R. f/unäricircularia DÜTR. = Meliceria Tingens;
6) R. redwivus CDV. = R. vulgaris; 7) R. iardigradus (1830) = R. tardus^ sjiraclirielitiger.
Die liier sich verlierenden 3 Gattungen Rotaría^ Ezeciñelina und Slphottosioma Italien folgende Synonyme: I. Hoiaria
SCOPOLI = Rotifer. II. Bzechielina BORY (1824): 1) E. Bakeri = Rotifer vulgarist, Philodinai; 2) E. cnpmlaris
= Noiommata auriia, Philodinai- i 3) E. gracilicauda = Rotifer macrurus; 4) E. Leeuwenhoekii = Rotifer vulgaris;
5) E. Miilleri = R. vulgaris. HI. Siphonostoma parasiticum ZENTCER = Rotifer vulg.
Uebersicht der Kenntnisse von den Augen der Radertliiere nnd Magentliierclien.
Die erste Kenntni.ss der Augen bei Infusorien gewann GÖZE 1772 am Rotifer vulgaris. Es waren aber nur sebwarze
Piinkfcbeu, die für Angen zu lialteu es an liinreiclienden Gründen fehlte. MÜLLER, EICIIIIORS und DUTROCIIET bestätigten die beständige
Existenz dieser Pünktcben an derselben Stelle, nnd MÜLLER fand nneli andere Tbierelien mit älmlielien augenartigen Punkten.
Die Anwesenheit von Atigen bei mikroskopischen Thieren war übrigens in der früheren Zeit ein oft beobachteter und zwar eben so oft
bewunderter, aber nicht ]ihysiologisch noeli systematisch wichtiger, Character, so lange man, wie LEEÜWENIIOEK, JOBLOT und BAKER,
alle mikroskopischen Tliierchen in eine und dieselbe Gruppe stellte. Bei Ci/clops^ Dajilinien, den kleinen Insectenlarven und
3Iilben hatte mau längst Angen gesehen und beschrieben. Nur erst das Sondern der Infusorien als eigene Tliierclasse durch MÜLLER
brachte ein grosseres Interesse fiir die Erselieinang in dieser Gruppe. Die natnrphilosojihische Richtung der neueren Zeit, welche von
den Sängethieren nach dem kleinsten Räume hin eine Abnahme der Organisation gebietend verlangte imd in den Infusorien das einfache
Material der grösseren Organismen, die organische ürsnbstanz, feststellen wollte, liess es immer von Neuem laut werden, dass die Infusorien
weder innere Organe, noch auch Augen haben könnten. Man dachte an Scheinorgane, Skizzen, Vorzeiciiniingen (Prototypen)
tind ähnliclie AnsdUchtc. MÜLLER hatte bis 178Ö an 14 Infusorien dnnkle Punkte an den verschiedensten Kiir|ierstellen angemerkt,
die er aber zum Theil selbst für farbige Kanorgane itud tinklare Ersclieiniingen hielt. Es waren Forticeila Canícula^ rotatoria,
longiseta, trémula nnd aurita, Trichoda Charon und loiigicauda, Leucophra notata, Cercaria inr/uieta nnd Lemiia, Vibrio
Sagitta und Acus, Enchehjs punctifera und Mona-t Ocellns. Bei Vibrio Acus und Vorticella lougiseta sah er auch schon
die rothe Farbe deutlich. Das Auge der Euglena sanguinea erkannte 1790 WEBER in Halle als dunkeln Punkt, und das der Euglena
viridis NITZSCH in Halle 1817. Die Natur dieser Punkte als wahrer Angen vertheidigte zwar Nirzscn (Beitr. z. Infusorienknnde,
p. 10. 1817.), allein da sie bei den übrigen Pflanzenthieren, den Ecliinodermen, (Quallen, Polypen nnd Corall
e n , constant fehlen, so scy ihr Daseyn bei den Infusorien doch unerwartet. CÜVIER und JIECKEL (Vöries, über vergleich. Anatomie
von CUVIER, übersetzt und mit Anmerk. von MECKEL, 1809. II. B. p. 344.) erklärten, „dass sie auch nicht entfernt daran gedacht
haben, sich zu überzengen, ob die Infusorien ein Nervensystem besitzen oder nicht," so wiessen auch LAHARCK und SCHWEIGOER
bis 1820 (p. 235, 304.) diese Augen ganz zurück, indem keine Sjinr von Nerven überhaniit in diesen Thieren vorhanden sey, daher diese
schwarzen Punkte eine andere Bestimmung haben müssten. BORT DE ST. VINCENT längnete 1824 und 1828 auch die Existenz der
schwarzen Punkte, obwohl sie DUTROCIIET 1812, freilich mit dem Irrthume, als wären auch die beiden Sporen der Melicerta gestielte
Angen, wiedererkannt hatte. Seit 1830 ist nicht bloss die Existenz, sondern auch der Zusammenhang dieser Punkte mit dem
Tfervenmarke yergleichbaren Organen bei sehr vielen Infitsorien beider Classen theils direct nachgewiesen und abgebildet, theils sehr
wahrscheinlich gemacht worden (Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1830. ¡1.32!, 33!, 38, 39, 44. seq. Tab.). Ja, es hatte sich
sogar in diesen Augenpunkten ein wesentlicher Character Dir die systematischen Abtlieilnngen ergeben. Noeii ausiuhrliclier wurde 1831
]i. 12. und 1833 p. 193. die Natur dieser Organe ebenda auseinandergesetzt und mit dem einfachen Daphnien- und Cycfo/>»-Angc
so durchaus vergleichbar dargestellt, dass jetzt kein Zweifel mehr über die ganz ähnliche Natur nnd Function dieser Punkte bei den
Krebsen und Infusorien begründet werden kann. Bei D a p h n i e n -Kr e b s e n sind sie noch begleitet von zusammengesetzten Angen,
wie bei den Insecten, bei den 6^c/o/«-Krebsen sind sie, ohne jene, allein fungirend. SCHÄFFER\S vortreffliche Abbildung der/>«-
plmia Pulea; (Zackige Wasserllöhe, 1775. Taf. II. Fig. II. g.) gab schon seit mehr als 60 Jahren die Mittel zur Vergleichnng dieser
einfachen Angen und zur Erkenntiiiss ihrer wahren Natur, sie wurden aber von JURINE und selbst von STRAUSS nicht beachtet.
Die Tafeln dieses AVerkes werden eine noch weit vollständigere und leichtere Uebersicht nicht bloss über die sehr weit verbreitete Existenz
der nicht schwarzen, vielmelir überall rotben, Pigmentstellen geben, sondern auch den Znsammenhang derselben mit darunter liegenden
Nervenknoten in so hinreichend vielen Fällen erläutern, dass die unklar gebliebenen ein entgegengesetztes ürthcil zu befestigen
nicht mehr erlauben. Die ebenfalls von mir aufgefundenen Augen derMedusen, Seesterne und Nema toide en, sammt den mit ihnen
verbundenen nervenartigen Organen geben diesem Urtheile eine noch immer breitere und festere Basis. Ob auch eine wahre Hornhaut
vorhanden ist, wie WAGNER (Lehrb. d. vergl. Anatomie, II. p. 422. 1835.) annimmt, nnd ob eine Crystalllinse vorhanden ist, wie
es beim Cijstophlhalmus von CORDA behauptet worden, ist nicht wahrscheinlich nnd späterer Entwickclung za Uberlassen. An grösserer
Zusammensetzung wird es nicht fehlen, doch scheinen Hornhaut nnd einzelne CrystalUinsen eine schärfcr abgeschlossene Pigment-Anhäu