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siflicre Cícscliiclitc der Gattung gicbt es vor Í829 gar nicht, da die Charactere bis dahin ganz übersehen
M orden sind. Die ersten Formen liannte vieileiclit doch schon HAiiars 1694 in der Diglena forcipala.
L Ì Ì D E H M Ì Ì L L U R gab 1763 vieileiclit die erste Abbildung der Diglena caudata, aber noch sehr nnsicher.
M Ü L L E I I beschrieb 1773 3 Arten als Cercaria Catellm, Vorticella vermi^ularis und Catulus. CO R T I
zeichnete 1774 eine der D. aurita sehr ähnliche Form, und EicimoRN viclIeiclit die D. caudata deutlicher
1775. MÜLiJäR hat dann 1786 noch 6 Arten als Cercaria forcipala, catellina, Trichoda bilunis. Vorticella
larva, furcata und Canicula, im Ganzen 9 Arten beschrieben. SCORANK nainite wohl EICHDORN' S
Form 1776 lirachiwms bicandatus und liess sie 1803 als Vorticella Felis MÜL L ERS wohl ganz fallen,
da er diese, aber nicht jene wieder, verzeichnet hat. Die Späteren haben bis 1830 zu diesem Material
nichts zugesetzt, nur die IVamcn verändert. LAMARCK nannte 1815 und 1816 M Ü L L E R S Formen Furcularia
Larva, furcata. Canícula und Catulus, Trichocerca vermündaris und forcipala, Furcocerca Catellm
und Catellina. NITZSCH bildete 1816 und 1827 aus Cercaria Catellina, vermicularis, forcipata,
Catelhis und Lupm {Cycloglena) die Gattung Dicranophorun. BO R Y D E ST. VINCENT hat 1824 dergleichen
Formen Cephalodella catellitia und Catellm, Diurella lunulina, Furcularia Lai-va und Canicula,
Furcocerca furcata und serrata {?), Leiodina vermicularis und forcipata genannt. Zwei Arten, D.
catellina und mirila, wurden 1828 in der Gattung Typìdiìia der Phi lodinacen, eine als Enteroplea
tacustris inul zwei vielleicht 1830 als Hydatituie, verzeichnet. Noch einen neuen Gattungsnamen für die
alten, schon viel benannten. Formen gab M O R R E N 1830 als Dekinia vermicularis m\A forcipata. — Die
Organisation dieser Formen ist seit 1828 sehr befriedigend, besonders reichlich bei D. lacmtris, ermittelt.
Ausser dem Gabelfuss und Riiderorgan hat keine bekannte Art ein äusseres hervorstehendes Organ, einige
schieben aber die Zähne zangenartig vor. — Das Ernähningssystem zeigt sich bei allen Arten in einem muskeligcn
Scliluudkopfe mit 2 einzahnigen Kiefern, einer nur bei D. humstris langen, bei den übrigen sehr
kurzen, Schlinulrühre, einem bei 6 Arten einfach conischeu, bei 2 aber mit einem Magen versehenen, Darme,
welcher bei allen Arteu vorn 2 kuglige Pancreasdriisen trägt, die bei D. lacmtris allein lang cylindrisch
und vorn 2hörnig oder gabelförmig sind. — Der Eierstock ist bei B. lacmtris bandartig, bei den übrigen
geknäucit. Jlännliche Sexnaldrüsen sind bei 3 Arten beobachtet, contractile Blasen iiber bei 4 Arten. Keine
Art ist lebendig gebärend, keine trägt die Eier iuisscrlich angeheftet mit sich hcrnm. — ftueergcfässe sind
bei 3 Arten, bei einer auch ein Gefässnetz am Kopfe erkannt. Zitternde Kiemen sind bei 3 Arten beobachtet
und bei 2 derselben deutlich an die Sexnaldrüsen geheftet. — Das Nervensystem ist in besonders
rcicher Entwickelung bei D. tacustris, bei allen Arten aber als farbige Stirn-Augen isolirt beobachtet. —
Eine Art lebt vielleicht in Gallen der Vancherien.
Die geographische Verbreitung der Gattnng ist mit grosster Wahrscheinlichkeit über ganz Europa
ausgedehnt, ostwärts bis in die Mitte des sibirischen Asiens und bis zum Altai, nahe an die Grenze der
Mongolei beobachtet, auch in Dongala Nubiens des tropischen Nordafrika's erkannt.
6 6 . Biglena lacustri», Iiacben-Zweiauge, Dreigabel. Tafel LIT. Fig. IT.
D. corjore ovato crasso, crystaliino, fronte rccte trúncala, snbito pede attenuato, ijiiartani corjioris partejn paruju superante,
digitis tertiani |)edis partem longis.
Digl'ene des marais, h corpa ovale gros, crysiaUin, le front escarpé, le pled inisr/Hement ami/ici,
égalant tin peti plus du r/uart éu corps, les doigts dnn Hers de la lougueur du pied.
talris, IIEJIPRICH o. KIIHÜNIIEAO, S jniLoI a e pl i j . icac. Krericbrala I. P l i j toioa I. Tab. III. Kg. IV. 11. 1828. AHaniII.
der Akademie d. Wi . seiucb. zu Ber l in, 1830. p. 46. Digifíin ífíeusiris, HEMPRICM U. KBRESBERS, Symbolae pbysicae. Evertebrata I. Text 1831.
Bijto;n ¡«cusirá, Abbaadl . der Akademi e d. Wi s i emc b . zu Ber l in, 1831. p. 45, 62, 136, 1S3. Taf. III. Kg. 10, Taf. IV. Fie. 14.
1833. p. 215, 335. Taf. X. Kg. 2. 1835. p. IGSI.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin (Ciiarlottenbnrg, Pankow).
Die ersten Beohacl.tnngen des Tliiereliens inaclte ich vielleicht sclion 1818 in Delitzsch, doci. unterschied ich damals die Formen
der ISotommaia clmuUUa und Eosphora Najas nicht genau, ilie ich erst 1831 scl.iirfer sonderte. Die erste siclicrc Bctdiachtnng,
olischon ohne Angen, ersehe icli aus meinen Zeichnungen von 1827 in Berlin, welcl.e ich in den 1828 gefertigten Tafeln der
Symbolae physicae, zur Erläuterung der afrikanischen Fonnen, in ganzer Figur stechen liess. Die Ahliüdungen, welche iclt 1831
raitgetheilt habe, hetrelren den Vcrdanungsapparat und die Zähne mit dcjn Schlumlkopfe allein u.id in schärferer Darstellung. Eine noch
detailhrtere ganzo Figur habe ich 1833 mitgetheilt, und 1835 ist die Entdeckung lies Gefässkianzes um den Kopf gemeldet worden.
Bas Tliicrchen ist bei Berlin in torligen Brüchen nicht selten, auch fand ich es 1831 im August iu einem grünen Sumpfwasser bei
tharlottenburg. Im Plötzensee fand ich es am 3. und 25. Juni 1832. Ich vennissto es 1833 und 1834, sah es tiber am 30. Mai,
1. Jum, 26. Juni und 17. JuU 1835, letztere im Grnnewaldc, auch fand iclt es am 3. Juni 1836 in einem grünen Wasser von Chlamid4>
moi,as und Phacelomonas in Pankow. Zuletzt habe ich es am 12. und 19. Aug. 1837 beobaclitet und habe viele Hunderte
davon gesehen, doch aber neuerlich erst die zitternden Kiemen und die Samendrüsen erkannt, nacbdem ich sie mit aller Anstrengung
schon fndier ninsonst gesucht hatte. Die Durchsichtigkeit ist zuweilen ein kanm zu überwindendes Hindcrniss Tiir ilie Erkenntniss der
Innern Organe, obsehon sie sehr gross sind. — Die Oberhaut ist fein chagrinirt. Im Raderorgane zählte ich 8 Miiskelbündel, im
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Lcil)c nciiorlicli 6 Längs- und 2 Fnssiimskoln. — Ein etwas srlucfcr Sclilnn(lkoj)f mit 2 (einzaliiiigcti oder zwoiznlirii/icni') fiahülzalinigen
Kiefern, ein langer Scliliind, eine JMagenanscliwellnng niul ein Janger dünner Dann liüden die Verd;innng.sorganc. Am Ma/icn
sind 2 lange dicke, vorn gabelartige, .Uriiseii nnd 6 fadenartige dünne Anhänge. — Ein Ijandartiger Eierstock, /uei vorn H{jiralar(ig
gc)iogeno, mit Zitterorganen besetzte, Sexnaldrüsen nnd eine grosse contractilc Blase am Mastdarme si ini die Forlpflanzung.sorgane. —
Ein netzartiger (Gefäss-) Kranz nni die Stirn nnd 8 jiarallcle Queergefässe dc.s Leibes bilden, nebst einer bewimperten (Hespirations-)
OeJliiung im Nacken nnd 4 Zitierorganen, vernintblieben Kiemen, das (iefässsystem. — Das Eínjiíindnngssyslein ist «Inreb 2 nillie Slirnaugen,
einen dicken Hirnknoten, eine mit 3 Ganglien versebenc Nackenseblinge iind dardi 2 freie Ncrvenstämnje, welcbe nnrh 4—5
Ganglien-Paare an sich baben nnd deren einer ans mehreren Zweigen in einen einzelnen Stamm verschmilzt, bezeiclmot. liei einigen
Tili eren sali i eli hinter dem Hirnknoten einen dunklen (weissen) Beutel, der mich fast verleitete, an eine nene Art von ìùintphora /.w
denken. Bei genauer Analyse gab es aber kein drittes Ange darauf, nnd es scIiien, dass es Jugend-Cliaracter wäre. — Die Bläschen-
Krankheit habe ich öfter beobachtet, nnd auch das Verschlingen von Räderthicren und Lijiiccna gesehen. — Grösse bis Vr. Linie, des
Eies Vau—V24 Linie.
E r k l i i r n n g der Abbildungen Taf. LIV. Fig. TV".
F i g . 1. rechte Seiienansicht nach einer Zeichiiting von 1832 mit neueren Ergünziingen; im Magen eine Notommntn laci?tnlata. Fig. 2. linke Seilenansicht
mit einem Lyiiceus im Mitgen. c Hirnknoien; g Ganglion; gp ¡lancreatische Gubcldrüscn; i'" Ulincldärme, vielleicht nielirCache pancreatU
sche oder Gall-Organe (Leber?); m VVirbelmuskelo; vi^ linker Rückenmiiskcl;. w*® liuker Scitonmiiskel; linker Baachoiüskel; « verzwoigler Nervenstamm;
0' Mnndstelle; 0" Er, 0 + Eierstock, ph Schluudkopf; r Gcfiissnetz am Kopfe; s männliche coiitriictüe Scxualblase: ¿ bewimperte ResplraíionsüíFnung
und Ende der Nerveoschlinge im Nacken; s" sacciilas cerebralts\ t männliche Drüsen; + + + (iiiccrgeilissc; CD hintere Darmmiindung
auf der Riickenseite {Aiigeuseite). Fig. 3. Schlundkopf durch Druck ausgebreitet, oe Schluudröhrc; + Schlicssmuskel des Eingangs zur Scliluiidröhre.
Vergrösserung 300mal im Durchmesser.
O í . Biglena grandis, fineipzan^enfiscbchen. Tafel LIV. Fig. V.
D. corpore cylindrico, magno, gracili, fronte oblique trúncala, digitis jiede crasso loagioribu.s, recti.s.
Digiene grande^ a corpa grande cyUndrif/iiOi grele, oblif/uement ironrjué nu front, íes doigté droií.>s
pluR longs que le gros pied.
ByduHnni itUicmúai, Abliandl. d. Akad. <1. Wissensch, zu Berl ín, 1830. i». 63. 1831, p. 127. (Vergi. Uydalinu.)
Diglena grandis, Abl iandI. der Akademie d. •Wissenscli. zu Ber l in, 1831. p. 137.
A u f e n t l i a l t : Bei Berlín und vielleicht bei Tobolsk im sibirischen Asien beobachtet.
Diese Form ist im September 1830 zwischen Conferven nnd Oscillatorien entdeckt, seitdem aber nicht wieder beobachtet.
Die geraden und kürzeren Finger an» Fnsse, die kleineren Zähne und der beutelartige Hirnfortsatz im Nacken n «terseliei den sie von
der folgenden, die ich öfter sali. Der zweizahnige Schlundkopf steht oft, wie eine Ktieijizange, weit vor und dient dem in seinen Bewegungen
heftigen Raubthiere zum Fangen. Eine dünne Schlundröhre geht zti einem, wohl nur zufällig öfter eingescliniirten, einfach
conischen Darme über, an dejn vom 2 kleine Drüsen sitzen. Im Eierstocke sah ich ein reifes Ei mit Keimbläschen. Besonders auffallend
ist der vorn 2gablige Hirnbeutel, dessen Gabel zwischen den beiden deutlich umgrenzten Angengiinglien liegt. An<lere Verhältnisse
blieben unklar. Ein isolirtes Thierchen hatte nach 2 Tagen ein Ei mit entwickeltem, aber todten, mit Monaden erfüllten, EJUbryo
neben sich. — Grösse Vio? Vs? Vß Linie beobachtet. Ei V24 Linie. Das sibirische Thierchen war V24 Linie gross. (Vergi.
Pleurotrocha co?isiricia.)
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. LIV. Fig. V.
Fig. 1. Rilckenansicht des Erwachsenen. Fig. 2. zusammengezogen. Fig. 3. rechte Seitenansiclit eines kleineren Thíercbcns. Fig. 4. zusammengezogen
mit vorgeschobenen Kiefern. Sämmtliche Figuren SOOmal im Durchmesser vergrössert. Fig. 5. Kopf, 500mal vergrössert und durcli Druck
ausgebreitet. 5 Wirbelmuskeln, 2 QueergeHisse, 2 Nacken-Nerveni g' Augen-Ganglien, s" Ilirnbeutel, 4--f QueergeDisse, ÜJ hintere Darm-Mündung.
Fig. 6. reifes todtes Ei mit spiralem Embryo und innen -wimmelnd von Mo n a d e n {M. Crcpuiculum).
6 8 . mglena forcipata, krummfing-riges Zweiauge. Tafel LV. Fig. I.
D. corpore cylindrico, magno, gracili, fronte obliqne trwncata, digitis pede crasso longíoribus decurvis.
Di gl en e Porte-pinco, a corps grande ci/lindrif/ne, grelc, oblifjuevient Ironf/ué au front ^ les doigts
décourbés plus longs fjue le gros pied.
Animai like an ear-wig, ILÌRRIS? Philos. Trai ì'orlicclla vermicularia, MULLER, VERMI uni flu Cercnria forcijiaia el vermicularis, MOtLER, Anii
IVicfioccrcrt vennicularìs ci foi-cipaln, LAMARCK, 1
act. 1696. p. 254. (1694.)
Iiist. p. 107. 1773. itfntliti-SnumTra.
le. Infu8. p. J34. Tab. XX. Fig. 21—23. 1786.
st. nat. des anim. sans vert. 11. p. 25. 1816. GOLDFOSS, 11
I . p. 69. 1820.
Dicranophorus vcmiicularis et forcipatus, NITZSCH, Beitrage z. Infus
1827. Cercaria.
riJnicIt der Zoologie,
k ü n d e , p. 4. 1817. ERSCH und GRUBBR'S Kncyclopäd.
LeiotUua vennicularis et forciì>ala, BORY DB ST. VIKCBHT, Encyclopéd. méth. Vers. 1824. Delinia verminilarls^ MOKRHK, Bydragen tot de Natuurkund. Wetenscliappen door van Hall, Vrolik
p. 227. cum icon. 1830.
1 M u l d e r , Tii. V. Nr. li.
Diglenit forcipata, Abl iandl . der Akademie d. Wissensch. zu Berlin, 1831. p. 137, 154. Taf. IV. Fig. 10.
A u f e n t h a l t : In England.?, bei Copenhagen, Brüssel und Berlin!,
Ob das TJiierchen von H A R R I S aus dem Regenwasser in Winchelsea in Sussex hierher gehöre, ist nicht mehr zn entscheiden,
es wäre aber möglich. MÜLLER'S Thierchen fand sich ntir einmal Ende Novembers 1781 im Sumpfwasser bei Copenhagen, allein
wahrscheinlicli nannte er dasselbe schon 1773 Vorticella vermicularis, wo er es mit Meerlinsen fand und mit JoBLOT'S Figuren des
Rotifer vulgaris verwechselte. MÜLLEK'S letztere Form könnte mau auch za Notonunata decipiens beziehen. MORREN'S Figuren
sind eben so unkenntlich, als die von MÜL L E R . Ich fand diese Art 1831 zwischen Meerlinsen, gab eine Zeichnung des Sclüundkopfs,
nnd sali sie am 2. April und 17. Juli 1835 wieder, immer einzeln. Zwölf Wirbelmuskeln, ein grosser Schlundk.o]»f mit 2 einzalinigen
Kiefern, feilenartig gefaltetem Schlundeingange und kurzer Schlundröhre, ein cinfach conischer Darm, zuweilen durch Tcrschluckte ganze