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Die Familie der Mantelfiscliclicn uiitersclieidet sich in tier Classe der Riulcrthiere diircli ein
niplirfachcs oder wirlslicli getlieiltes, melir als zweitlieiligcs, Riidcrorgan, und durch Besitz einer besonder!!
Hülle oder eines Panzers.
I T c b e r s i c b t l i c l i e K r l ä u t e r u n g zur F ami l i e der mantclfiscbclien.
Nüdist den Cr )• s t a J I i i s c l i ehe n ist diese Familie die forraenrcidiste der RädertLiere. Sic wurde 1830 ebenfalls in den Aliliamll.
d. BerUiicr Aliadeniie der Wisscnscli. zuerst grenzt und hatte 12 Arten in 6 Gattungen. Ein Tlieil ilirer Formen war als
eine licsunderc Ifarailie Slcphampina abgetrennt. Jetzt sind, nacli Vereinigung beider Fa.i.iiien, 36 Arten in 11 Gattungen namhaft
zu machen, nä,„licl, Euchlann Ä«//,/«« jede mit 6 Arten, Coh.rm ,nit 4 , Lepadctta, Mouosfyla, Dimcharh^Metopidia
und Siephamps jede ni.t 3 Arten, Mouura null Srpmmeïïa jede mit 2 , und Mmtigocerca mit I Art. Unter JOBLOT'S Abliildaugen
V(IN 1718 linilen sieb schon einige Formen dieser Familie, ivclclie man vielleicht mit den Namen EncManh Lima, Munostyla
corHuta N..d Lepadella avalis belegen kann. II,Li bat 1751 vielleicht unter dem »amen Brachiurus 3 Formen in sein Sjstem
des Tb.erre.chs aufgenommen, die .nan als Monostyla nnd Dimcharh bezeichnen könnte. BÍKEH bat 1752 vielleicht die Beobachimg
euer EucManh N,itgelbeilt. Keine dieser Formen wurde von PAUAS 1766 oder LIÎINÉ 1767 in das schärfer |,bilosonl,iscbe
Nystea, der Waturkürper anfge„„n„nen. Erst MÜIIER verzciehucte nach HILI, 1773 wieder 5 Arten als Brachionus Patella, crrratus.
Tripas, nncmam und mucrovatus, welche die RcprSsenfanten der Gattungen S/ephauops, Colunn und Salpina enthielten.
Derselbe kannte bis 1788 12 Arten in 3 N,it Pobjgastrich vermischten Gattungen als Cercarla Oriis und L,ma, Trichodn cornu/
a, Poc,//um und Brä/m, nnd als Brachiomis Bractca, clrratus, dentaim, mucronatas, Ottalls, Paiclla, Trlpos nnd „„•
cuatus. Uicrnnter waren noch die Rc|irüscntanten der Gattungen Mastlgocerca und Squamella. Die ersten Formen der Gattungen
ßlmmra nnd Mctopidia sind von N,ir seit 1820 beobachtet. SC.IRA»K verzeiclinete MÜLLER'S Arten 1803 als Brachiouas
Jale/la, crratus, Trlpos, dentatua, Vaglnarla, Poclllum und Bractca, nnd Higte Brachionus muticus und Vagmarla cy-
Imdrica als neue Arten L.inzn. LAMARCK kannte nur MÜILER'S Arten nnd vertbcilte sie 1815 nnd 1816 in seine Gattun.'cn Farcocerca,
BattuJus, Trlcl,acerca, Brachionus. NITZSCII gab 1817 und 1827 für MÜUER S 2 Cercarlas den Namen Leoane.
B o n v DE ST. ^MCEÜT bat sie neuerlich in den 9 — 10 Gattungen Trlchocerca, Trichatrla, Farcularia, Lepadella, Monocerca
Sf/umnella, Mytlllna, Colurella nnd Syuatlnella nnr naeb den äusseren Cbaracteren an MÜLLER'S Abbildungen verzcicb-
,.et. \ielle.cht gebort auch eine seiner neuen Arten der Gattung Testudlnella hierher, so dass er etwa 17 Arten aufstellt, nuter
denen 3 neue, 2 nach JODIOTS unklaren Abbildungen, aber auch einige Doppelnamen sind (s. Isis 1834. p. 1182. sen,,.\. Zu den
pl.ys,ol„g,sch geordneten 12 Arten nnd 6 Gattungen von 1830 kan,en 1831 ebenda 15 andere Arten ,nit 5 anden Gatt,,,,™ Manura,
Colurus, Metap,d,a, Dinocharis, Stephanops, von denen aber die 3 Gattungen Jilonura, Colurus nnd Stephanops mit 4 - 5
Alten 1830 schon ,„ e,ner eigenen Fa,nilie Stephanopina, und die Gattung Dinocharis in der Familie der H y d a t i n a e e n verzeichnet
worden waren. Nur die Gatt,mg iVetapidla war ganz neu. I,u Jah,e 1833 wurden an glcicbeu, Orte zu vc,-sel,icdenen Gattungen
dieser Kannhe noch 7 neiie Arten hinzugefügt, nnd auch hier sind 2 bisher nicht beschriebene Arten cingescbaltct worden.
Alle b,s jetzt bekannten Formen dieser Fa„,ilie haben einen scbaalenartigen Panzer, wie S c h i l d k r ö t e n oder K r e b s e , welcher
da wo er überall geschlossen, nur vorn nnd hinten offen ist, eine wirkliebe S cba a l e vorstellt (Testa, Téstala), yào Schi ldkroteusehaalc,
da aber wo er a,n Bauche oder auf dem Rücken in der ganzen Länge klafft, den Sebaalen der Krebse gleicb, einen
nmgebogenen Seh. ldcben (S«,tellnm) gleicht. Deutlich zweiscbaalige, welche MÜLLER zn sehen glaubte, sind ,nir nicht vo,-geko,n-
,ne,,, a,,cb is das 4se aalige Thierchen bei BAKER wohl eine einsehaalige gewesen. Es scheint in der freien u.nl,erschweifenden
Beweghcbkeit all dieser For.nen und ihrer Raubinst ein Grund zn liegen, warum sie nie biichsenartige Panzer nnd auch nie einiache
Raderorgane haben, denn die kleinen Stephnno|,!Ren, denen ich früher ein einfaches Räderorgan zuschrieb, bähen später ein znsam,
nongesetztes erkennen lassen. Als besondce Anhänge kommen Borsten (Setae) bei Eachlauis und Stephanops, Haken (Uneini)
ßl'-ocharis, S|,ore„ oder Respirationsröbren (Calcar, Slpha) bei Euchlanis nnd Salpina,
c „ e Sf,rnkappe bei Stephanops vor. Alle Arten der meisten Gattungen haben einen Gabelfuss, „ur wenige Gattun^e,;
bähen e,nen einfachen Grilfelfnss, und fusslose sind gar nicht vorgekommen. Unter der ganzen Forn,enmasse sind nur 3 (von 36) a,igenlos,
und die^ .lesbalh in besonderer Gattung abgetrennt. - Die Substanz des Panzers hindert „,1er erschwert oft die Einsicht in
das organ,sebe Detail, wie ein noeb so belles Glasfenster die Betrachtung der Dinge in einem Glassebranke immer erschwert. Gesonderte
Be,vegnngsn,nske n s,nd Kr das Räderorgau aber bei allen Gattungen ckaunt, innere freie Muskeln besonders bei 3 Arten der
Gattung Euchlams he, einer sogar mit Längs- und Çneerstreifen erkennbar gewesen. Besondere Fuss,nuskeln sind auch meb,seiti.
denlhch. - Das Ernabrnngssystem bat bei allen 11 Gattungen einen ,nuskeligen Schlundkopf „,it 2 zahunihrendeu Kiefern erkennet
i Z ^ e b l f h?! u f '^AtT^ (<^V'nnoson,phia) gehören. Sie sind bei vielen, aber noch nicht bei allen
Alten scbar beobachtet, ^le Formen baben eine sehr kurze Scblnndröhre. In den 8 fonnenrciche,-en G,.ttnngen ist der bei allen Arn
beobachtete Speisecanal bei ein,gen einfach coniscb (Coelogastrica), bei andern du,cb eine Einschnürung ,nit einen Magen ver-
. 1 n ( tas eraaeta). «ui bei den 3 Gattungen Mastigocerca, Monura nnd der formcnrcicbcn Sal pma kommt Jtcin Ma"en vor.
Zwei rundí,che oder cfonnjge Darmdrüsen sin,l in allen Gattungen bei fast allen Arten beobaebtet. Die Dar.nöflnung ist auf der Rüekd
e , t n R "" Augenstellung scharf gegeben, und hei den 3 augcnlosen durch Analogie zu cru
t "7 1 geknäuelter Eierstock mit wenig gleichzeitig entwickelten Eiern ckannt. Männliche Befrucb-
S , r l 2 lia„dart,ge Sexualdriisen und contractile Blasen bei den Gattungen Eaohlanis, Mouostyla, Stephanops „nd
sta d ! f T " Lepadella nnd Mastlgocerca beobachtet, so dass nur 4 Gattungen in Rüekr
v o n ; ^r""- T -T" """ - T"» Ge,ässsyste,n siu,l Spu,-en bei 2 Ar-
1 / 1 2 1 7 I T . " ' als Zittero,gane aufgefunden, aneb ist die Res|,i,ationsrOh,-e hei Salpina nnd Eu-
Zald n'n'd St r " 10 Gattungen an all ihren 33 Arten ,lnrcb rothe Augenpunkte angezeigt
nicht leo a l w f' " " « ^ ^ Gattungschanacteren hrancbbar gefunden. Nur bei einer Gattung und deren 3 Arten ist es
mebt beobaebtet. Deuthches Hirnmark ist als ma.kige Unterlage der Augen bei EucUanis, MomsiyÙ, Mastlgocerca, Salpina
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erkannt. — Nor die Gattung Lepadella entwickelt sicli zuweilen in stehendem Wasser zu solchen Mengeo, dass sie da.s Wasser
weisslich trübt.
Die geographische Verltreitang der Familie ist über ganz Europa, im sihirisciien Nord-Asien his zum Altai und im slid westlichen
Asien am Sinaigebirge Arabiens, auch in der Ostsee und im adriatischen Meere beobachtet.
UebersicUt der 11 Gattungen in der Familie der Mantelfischehcn:
Angenlose mit Gabelfuss Le p a d e l l a
i mit GrifFelfuss
Angenrührendc
mit 1 Auge
(Nackenauge)
mit 2 Augen
(Stirnangen)
[ m i t 4 Augen und Gabelfuss
mit I,icdergedriickte,n Panzer Mo n o s t y l a
mit p,is,uatiscbc,n Panzer Mastigocerca
,nit nnten klalfcndcn Panzer El i c h l a i l i s
, ,, „ 1 ,nit Hòrnchen ani Panzer Salnina mit nnten geschlossencn Panzer { , , ,, .. . 1 . .
I ol,ne Ho,-nchcn au. Panzer . . . . ])in(»cliaris
mit Grilfclfuss Jl o n u r a ¡Panzer seitlich zusa,nn,engcdriickt oder ],ris„iiitiscb Co l l i r u s
Panzer iiiedcrgedriickt oder cy- Kopf s mit Kopchfsicclu,liorrsa SMteetpohpaindoi ap s
Squamella
V I E R U N D D R E I S S I G S T E GATTUNG: SCHUPPENFISCHCHEN.
I j e p a d e l l a . Iiépadelle.
CHARACTER: Animal ex Euchianidotorum familia, ocellis earens, pede fiircato.
CARACTERE: Animal de la famille des Euchlanidés, sam yeux, pourvu d^un pied fourchu.
Die Gattung der Schuppenfisclichen ist in der Famille der Mantelßschchen durch Mangel an
Augen und einen Gabelfuss bezeichnet.
Den Namen Lepadella gab BORY DE ST. VINCENT zuerst 1824 einer Gattung von Infusorien seiner
Familie Aer Brachionides, und vereinte in derselben 4 Arten von MÜLLEU'S Briichionen und Trichoden,
welche hier zu 4 verschiedenen Generibus der Riiderthiere gezogen worden sind. Eine derselben bietet
möglicherweise Charactere einer selbststiindigen Gattung dar, und dieser ist mit einer andern bekannten und
2 neuen Formen jener Gattungsname nach neuen Cbaracteren seit 1830 überlassen worden. Die erste
Kenntniss solcher Formen hatte vielleicht schon JOBLOT 1718 mit Lepadella ovalis, die aber auch Euchlanis
Luna oder SIetopidia seyn konnte. MÜLLER hat L.i Patella {emarginata?) 1773 beschrieben.
Eine Form nannte BORY 1824 vielleicht Testudinella Argula. L. emarginata ist 1828 in deu Symholis
physici» verzeichnet worden, und L.? Salpina ist 1833 zuerst angezeigt. Im Ganzen sind 9 — 10 Specialnanien
gegeben worden, wovon hier nur 3—4 beibehalten werden. — Die Organisation ist vielfach ermittelt.
Mehrere Wirbelmuskeln sind bei 3 Arten erkannt, Fussmuskeln bei 2. Ein Sclilundkopf mit 2 einzahnigen
Kiefern ist bei L. ovalis und wohl bei L. emarginata, mit 2 drcizahnigen bei L. Salpina. Die
Seblundrühre ist bei allen Arten sehr kurz. Bei 2 Arten der Speisecanal eingeschnürt, bei L. Salpina einfach.
Ein gekniiuelter Eierstock ist bei allen 3 Arten erkannt, eine männliche Sexualblase nur bei L. Salpina.
Bei L. Salpina ist vielleicht auch ein augenloses Hirnganglion beobachtet. Nur LepadelUi ovalis
entwickelt sich zuweilen in stehendem Wasser zu zahllosen Mengen.
Die geographische Verbreitung der Gattung ist in Frankreich, Dänemark, Preussen, Baiem und vom
Sinaigebirge des südwestlichen Asiens in Arabien bekannt.
9 0 . X,epadeUa ovalis, etförmig;eä IScIiuppennscUctaen. Tafel Lvn. Fig. I.
L . testula depressa ovali, fronte attennata ut,-in(p,e trúncala, nee cnarginata.
Lépadelle ovale, a carapace déprimée ovale, amincie au frmit, tronquée aux deux bouts, sans
cchajicrures.
Tortue?, JOBIOT, Observat ions faites avec le microsc. Tab. IV, 2. Fig. G. 1754. Brach. PitUUa MÜLLKR. Brtjclùonics omlis, MÜLLER? Animale, infus, p. Tab. X L IX. Fig. 1 — 3 . 17S6. s. L. emargimin.
Brachimus omtis, LAMARCK, Hist. nat. des an. sans vert. II. p. 36. 1816. s. L. emarginnla.
MijtUina Icpitiurn, BORT DK ST. VINCENT, Kncyclopéii. métii. Vers. 1824. Lc,mMla omiis, Abi iandl . der Aliademie d. Wi s senscb. zu B e r l in, 1830, p. 45, 85. Taf, VII, Fig, IV, 1831, p, 127,
A u f e n t h a l t : Bei Paris, Copenbagen nnd Berlin beobachtet.
E s ist dessbalb wabrscbeinlicher, dass die früheren Beobachter dieses Tbiercben eher als andere äbnliebe kannten, weil es mir
als eine sehr bäulig vorkommende ï'or,n vorzugsweise bekannt geworden ist. Es ist hei Berlin in allen olfen stehenden Aufgüssen und
a l l e n stagnircnden Wasser zn allen Jahreszeiten das gemeinste Rädertbiercben nnd nicht selten darin so bänCg, dass es das Wasser
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