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f/fffhin)y Jiiiwnlen im ci^onc freie Riilircn gek'ftctcr {Notonwiafa, Conochilnii), zitternder ovaler Kür[)erciicn sclieiiic» inneren Kiemen
ver^ileiflibar, deren zitternde Ikwejrnnn; von äusseren Bliittchen abhängt. Zur Anfnalinic von "Wasser in den innern Körper scheint eine
Oclinintíí im Nacken zn dienen, welciic hei selir vielen Arten in eine o<ler zwei spornarti^jc Röliren verlängert and mit Wiin]»ern versehen
ist, die also als Ilespiratlonsröliren dienen könnten, wodurch Wasser in den Körper ein- tind ausströme. 5) Als Emplindimgsoriruiic
sind 1, 2, 3, 4, selten mehr, rothfai-bige Angenpnnkte entweder an der Stirn oder itn Nacken so vorherrschend, dass sie hei 42 Gattungen
and 150 Arten bereits beobachtet sind. Oft sieht man sie deutlicli anf ein drüsiges Knötchen (Hirn, Aiigenganglion) gerade so
angelieftet, wie es bei Cy<7ö/7.v-Krehselien der Fall ist, wo »nan sie schon längst nnd mit Reciit Tiir wtihre Augen gehalten hat.
Sie sind unter der durchsichtigen Oberhaut frei beweglich, wie es auch das deutliche zusammengesetzte Auge der Daphnien-Krebsc
h e n ist. Ueberdiess sind noch andere, mit Nervenganglien und lait Nervenfäden vergleichbare, Organe hie nnd da, besonders anch
eine Nervensch lingo im Nacken, entschieden ermittelt; hei den andern Fonnen mögen sie nur etwas schwieriger erkennbar seyn (s. Hi/-
dntina sc/iia, Diglena iacnatrU, Not omínala Mijrmcìeo n. a. m.).
Ein Räderthierchen im Allgemeine« lässt sich denniach einigerniassen {omne simile claudicai) mit einer Daphnia vergleichen,
deren flügelartige, znAveilen häutige, Schaalen (grösste Resjiirationsblättcr?) am Bauche nicht offen, sondern verschmolzen sind,
lind welche die Kiemen nacli innen eingeschlossen unii die Respirationsiitfunng für dieselben im Nacken oder an der Kelile hat. Es ist
auch nicht getrennten Geschlechts, sondern liermajihroditisch nnd ohne Herzschlag. Sehr merkwürdig ist der durcligehendc l'arallelisnnis
panzerliiser un<l gc])anzerter Fonuenreihcn.
Ausser den hier zu Unterabthcilnngen angeweudeten Yerschiedcnhciten der organischen Bildung der Rädertliiere liessen sicli
auch wohl die Darnibildung, nnd selbst, wie hei den grossen Siingetliieren LINNE versnchte, die Zahnhildnng benutzen. Beides ist
auch bei der Umgrenzung der Gattungen, wo es nicht für im Ucbrigen allzu natürliche Gruppen trennend und störend war, hier berücksichtigt
worden, doch sind manche dieser Verhältnisse erst einer künftigen, immer tiefer greifenden, Forschung zu empfeiilen. Nach
der Dannbildung zerfallen die sämmtlichen Formen der Rädertliiere in 4 Hauptgrii|)pen: 1) mit langem fadenartigen, die Speise nur
rasch durchlassenden, nicht anhaltenden, Schlünde und verhältnissmassig kürzerem unabgeschnürten conischen Darme ohne Magen,
S c h l u n d - R ä d e r t h i e r e , Trachelogastnca, wie Ichihijdium und Chaetonotm; 2) mit sehr kurzem Schlünde und langem, nach
hinten coniseli abnehmenden, Darme ohne Magen, Darm-Räderthiere, Coelogastrica, wie Htjdalina nnd Stjnchaetai 3) mit
einer bestimmten magenartigen, durch Forin oder Einschnürung scharf abgegrenzten, Kammer oder Erweiterung des Darmes, Magcn-
K ä dor t l i i e r e , Gasterodela^ wie Euchlnnis, lirachionus, Lepadella^ Entcroplea^ Diglena, Megidotrocha u. s. w.; und 4)
mit undeutlicheni Schlünde, aber einem fadenartigen, sehr langen, die Speise in sich anhaltenden, Dünndärme nnd einem kugelartigen
Dickdarme dicht an der Auswurfsöffnang, F ad e n d a r m - T hi e r c h e n , Trachelocy sfica, \\\c Roíifer, Acti/rnnts, P/iilodina s. w.
(vergi, die Abhandl. d. Beri. Akad. d. Wiss. 1831. p. 40.)-
Nach dem Zahnbau zerfallen die Räderthiere in 3 Haupt-Griii)pen: in Z a h n l o s e , Agomphia^ F r e i z a h n i g e , Gi/mnogoi/
ipkia, nnd H a f t z a b n i g e , Desmogomphia. Bei jenen sind die Zähne, wie die Finger einer Hand, hinten an das Kiefergerüst
angeheftet, vorn frei; hei diesen sind sie, wie der Pfeil auf einem Bogen, auf dem Kiefertheile qneer angeheftet. Die Freizahnigen
sind entweder cinzahnig in jedem der beiden Kiefer, oder mehrzahnig; die Haftzahnigen entweder do])pelzahnig in jedem Kiefer, oder
viel zahn ig. So entstehen folgende 5 Gruppen: 1) Z ahnlos e , Agomphia, ma Ickthi/dium?, Chaetotiofmi, Enteroplea; 2) Einz
a h n i g e , Monogomphia, wie Pleurofrocha, Furcularia, Cycloglena, Mono styl a, Lepadella y 3) Vielzahn i g e , Polygompìtia,
wie Hydiitiiia, Notatimi ata zum Theil, Euc/ila/iis, Siephanoceros, Brachioims n. s. w. ; 4) Doppe l z ahnige , Zygogompkia,
wie Callidina^ Roti fei', Actinurus, Philodiua, Monolabis und Pterodina; und 5) Rei h e nz a hu ige, Lochogoinphia,
wie Ptygura, Megalotrocha, Melicerta, Ob man die Arten einiger sehr natürlich scheinenden Gattungen, der Differenz
ihrer Zahnbildnng halber, trennen dürfe, muss eine spätere intensivere Beobachtung lehren, üeber die Zahnlosen vergleiche man
Chaetonotus. (S. d. Abhandl. d. Beri. Akad. d. AViss. 1831. p. 46.)
Die Formen der Classe der Räderthierchen sind in Euro])a überall sehr verbreitet, und in Nordafrika, im nördlichen und westliclien
Asien, und auch {Rotiferì) in Amerika in Carolina beobachtet.
E R S T E FAMILIE: WIMPERFISCHCHEN.
I c b t l i y d l n a . Iclitliydleiis.
CHARACTER: Auinialia rotatoria, nuda, organo rotatorio unico, continuo, nec margine lobato.
CARACTÈRE: Anknaux rotatoires, sans carapace, avec un seul organe rotatoire continu, sans
échancrures mi bord.
Die Winiperfiscliclien bilden eine Famille der gepanzerten Rildertbiere mit einzelnem ganzrandigen
Wirbelorgan ohne Ausbuchtungen.
Die 1830 mit 3 Arten in den 2 Gattungen Ichthydimn und C/iaetonotus gegründete Familie umfasst
jetzt 6 Arten, welche in 4 Gattungen gescliieden sind, Ptygura, Ichthydium und Glenophora jede
mit 1 Art, und Clmetonotus mit 3 Arten. Diese Thicrchen gehören zu den verbreitetsten Infusorienformen.
Schon JOBLOT bildete 1718 deutlich Ichthydnmi Podura ab, und Chaetonotus Lartts zeiclinete wohl
EICHHORN 1775. Ptygura und Glenophora sind 1831 von mir zuerst angezeigt. MÜLLER nahm diese Kürpercheu
zuerst, jenen unter dem Namen Cercaria Podura 1773, und diesen als Trichoda Anas 1776,
in der systematischen Zoologie auf, und imderte den letzteren Namen 1784 in Trichoda Laras. Die
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Cercaria verzeichnete LAMAKCK 1815 in seiner Gattung Furcocerca, und Nrrzscii zog sie 1817 (1827)
mit Eugtena viridis zu Enchelys. BORV DE ST. VINCENT hat die beiden iiltcrcu Formen 1824 als Furcocerca^
Podura und Leucophra Larus, letztere 1826 als Diceratella Larus aufgcfiilirt. Die Organisation
der Familie ist reichhaltig ermittelt, aber noch zu vervollständigen. Ein kreisförmiges RiUlerorgau (Rad)
dient bei Ptygura und Glenophora der Bewegung, ein bandartiges lang-elliptisclies am Hauche bei Cluietonotus
und Ichthydium. Ein Gabelfuss ist bei Chaetonotus und Ichthydium, ein einfacher bei Ptygurfi,
und Glenophora. Ein einfach conischer Darm mit langem dünnen Schlünde ohne Zähne (i) des Mundes
findet sich bei Ichthydifum und Chaetonotus, mit 2 einzelnen Zähnen und einem kurzen Schlünde bei
Glenophora, mit je 3 Ziihnen und einem .abgeschnürten Magen bei Ptygura. Pancreatische Drüsen sind
nur bei Chaetonotus und Ptygura beobachtet. Blinddärme und Gallengefässe fehlen. Die mänidichen Sexualtbeilc
sind noch bei keiner Form beobachtet, aber wahrscheinlich nur übersehen. Als weibliclier Sexnalorganisnnis
ist bei 2 Gattungen ein Eierstock mit wenigen grossen Eiern erkannt. Als Anzeigen eines
Nervensystems sind die beiden rothen Stirnaugen bei Glenophora deutlich geworden. Auffallend ist die
borstige Behaarung des Rückens bei Chaetonotus.
Die geographische Verbreitung der Familie ist über ganz Europa und in Dongala des tropischen Nordafrika's
beobachtet.
ü e b e r s i c h t der 4 Gattungen der Wimperfiscbchen:
Aiigculos . Kiirjicr uultiiliaart
cinfacli ah^cstiiixtcr Sciiwaii/.riiss {Pscudupitdittm') Ptygura
gabelartiger Scluvaiizfiiss Ichtliydium
Rückcii mit borstigen Haaren Ijesetzt Chaetonotus
Mit 2 Stirji-Aiigcn Glenophora
E R S T E GATTUNG: FALTENSCHWANZ.
P t y g n r a . Ptygure.
CHARACTER: Animal ex Ichthydinorum familin, ocellis destitutum, nec pilosum, pseudopodiu tereti, simpliciter
truncato.
CARACTÈRE: Animal de la fanälle des Ichthydiens, dépourvu (Tyeux et de poils, ayant un
faux-pied cylindriqtie, simplement tronqué.
Die Gattung Faltenschwanz zeichnet sich in der Familie der Wimperfischchen durch Mangel an
Augen und an Behaarung, so wie durch einen einfach abgestutzten drehrunden Schwanzfuss aus.
Die Gattung wurde 1831 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit 1 Art aufgestellt, <uul ist
seitdem nicht formenreicher geworden. Ja, es sind Zweifel bei mir selbst rege geworden, ob diese Formen
nicht junge Thierc anderer Gattungen sind. Die Organisation ist mannigfach ermittelt. Ein Räilerorgan als
einfacher fast geschlossener Ring, ein Schlundkopf mit vielen Hnftzähnen, zwei pancreatiscbe Drüsen, ein
kleiner enger Schlund, ein langgestreckter Magen und ein kugelförmiger Dickdarm sammt Auswurfsoffimng
an der Basis des Schwanzfusses bilden das Ernährungssystem. Ein kurzer geknäuelter Eierstock liegt neben
dem Darme, und neben dem kugelförmigen Dickdarme war eine contractile Blase undeutlich bemerkbar.
Innere contraliirende Längsmuskeln wurden sanunt andern organischen Details nicht scharf unterschieden,
weil die Formen nicht häufig und nicht zu bequemer Zeit für strengere Untersuchung vorkamen, doch wurden
Augenpunkte umsonst mühsam aufgesucht.
Die geographische Verbreitung ist ausser bei Berlin nicht bekannt.
1 . Ptygura Melicerta, der Faltenscbwanx. Tafel X L i n . Fig. I.
P t . corjiore tei-eti clavato, aniica parte tiirgido, liyalitio, ore bicoi-ni, tubulü ccrvicis(.?) unico, brcvi.
Ptygure Méllcerte, a corps cylhidrhiuc en forme de massue, gonfié vers Je hont antérieur, hyalin,
ayant deuxi petites cornes crochues a la bouche et un seul petit tube a la mu/ue ( ? ).
Phjuurn MdkeHa, AbliandI. .1. Akail. <1. Wissenscli. zii Berlin, 183Ï. p. 122.
A u r c n t h a l l : Bel Berlin.
leii entdeclite das Tiiierchen in mehreren Exemplaren im Frühjahre t83I mit Ceratophyllum, und sah es im Sommer noch
einige Male, aber nie zu sehr ghnstiger Zeit für liie sjieeielle Beobaehtnng aller einzelnen Systeme des Organismns. Es nahm sichtlich
Indigo in seinen nrsprünglieh grün ernillten Darm auf und hatte neben dem Darme iu seinem farblosen klaren Körper einen weissen,
weniger dm-elisichtigen, kurztiu Eierstock mit einem fast reifen Eie. Der cylindrischc dicke Schwanzfuss blieb immer (lueergefaltet.