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(iinoe seiner Scllistfiioilnng, die ich nie sah. SÜBIKAI sah nach BIAINVILLE bei der Formvcrwanillun!; keine OrfsTcrändernns, was
wolil ziiiïUJitr war, da ich sie hiiiiliir sali. RÖSEL fand sein Thierchen mit Volvox Globator in ziemliclier Menge, imd er heobachtele
Exemplare von etwa YJ Linie Grösse, wie er sagt und ahhildet. Verletzt zerlloss es in Körnchen, wie viele andere Infusorien
OS auch thnn. Ich seihst haljc Exemplare heohachtet nnd schon 1830 ahgehildct, die Stäbchen der Synedra Vhia verschlungen hatlen,
welche 4 - his 6inal so lang waren, als ihr ganzer Körper und sich daher in einen Ueherzug dieser Stäbchen verwandelt hatten,
dabei aber aach noch Zacken bildeten. Die cQntractile helle Stelle, welche ich damals für den Mund hielt, halte ich jetzt für verschieden
von diesem, ohschon der Mund, wenn er sich ölTnet, ihr ganz ähnlich ist. Der wahre Mund öffnet sich aber nur im Acte des
Vcrsehlingens oder Auswerfens nnd bleibt nicht so lange offen, als diese helle Stelle aasdauert. SCTIRANK fand seine Thierchen im
Mai, Jani nnd August 1794 und 1795 im Donauwasser nùi Ceratophtjllum; die GLEiciiENSche Forju, welche dieser in Gerstenanfguss
gefunden, sah SCHRANK im Aufguss des Eiscnhiitchens (Actmitum) nicht selten im Juni. — Grösse von Va Linie (?) selten, häufig
Hu bis Via Linie gross.
E r k l ä r n n g der Abbildungen Taf. YIH. Fig. XIL
E s sind 7 Formen dargestellt, welche zwar von mehreren Thieren entlehnt sind, aber ebensowohl als blosse Veränderungen eines und desselbeu
Individuums gelten können. Alle sind SSOnial vergriissert. Fig. 1. ist der ganz contraliirte Zustand. Fig. 2. ist dasselbe Thierchen, nachdem
es 3 Ilürachen liervorgeschofien; beide mit Indigo gefüttert. Fig. 3. ist ein anderes Thierchen, welches eine Synedra Ulna nad eine Navícula gracilis
verschlungen hat und welches ich vielfach abbildete. Fig. 4. ist dasselbe zackentreibend ; beide würden contrahirt der Fig. 1. gleichen. Fig. 5. ist
ein 4zackiges Thierchen ohne farbige Nahrung. Fig. 6. und 7. sind andere Fprmen mit Farbe geuiibrter Individuen, welche wieder im Fig. 1. sieb
anreihen.
1 4 5 . Amoeba radiosa, strahllges Wecbseltbiercben. Tafel Vin. Fig. xra.
A. minor, 20mam lineae partem fere aequans, processibus tenuibus, longis, crehris, acutis, radiatis varians, liyalina.
Amoebe rayonnante^ petite, égalant k peu près Viu millimétré, ayant de» appendices variables
brrntx, longs, gr'eles, en forme de rayons et aigus, à couleur hyaline.
Anioela radiosn, Abhandl. der Akademi e d. Wissenscli. zu Ber l in, 1830. p. 39. 1831.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin, vielleicht anch bei Tnrin beobachtet.
Ich entdeckte diese sehr ansgezeiclmete Form vor dem Jahre 18.S0 bei Berlin im Sommer zwischen Meerlinsen, jedoch nur
einzeln. Ich habe sie seitdem einzeln öfter im Sumj)fivasser beobachtet. Das Besondere der Art besteht in dem spitzen Auslaufen der
Fortsätze, welches auch im contrahirteren Zustande deutlich bleibt. Bei grosser Expansion könnte man das Thicrchen einem Stachclschweine
vergleichen, zusammengezogen ist es von der gemeineren A. diffluens nicht zn nnterscheidcn, bildet aber sehr bald und in[-
mer wieder seine dünnen, langen, stachelarligen Stiahlen nnd schreitet dabei gar nicht langsam vorwärts. Es gehört zu den leicht mit
farbiger Nahrung zu füllenden Infusorienformen. Eier, Samenhlasen u. s. w. waren nicht deutlich. Grösse Vso Linie.
LOSAKA'S ähnlicho Formen sind unsicher in der Auffassung, und die so wenig sorgßltig gezeichneten Abbildungen könnten
auch nur zulallig spitzer gerathcn sejn, aLs sie in der Natur waren. Ich wage nicht, das Vorkommen dieser Ai-t hei Tnrin diuxh jene
Abbildungen fdr sicher gestellt zu halten. Es mag desshalb die flüchtig bcobachfetc und gezeichuetc A. diffluens gewesen seyn, weil
diese überhaupt am meisten verbreitet ist.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. Vm. Fig. XIII.
E s sind 4 Zustände eines und desselben Thierchens dargestellt, alle 380nial vergrössert,
Fig. 1. nnd 2. sind in der stärksten Ausdehnung;
Fig. 3, und 4. contrahirt.
Nachtrag zur Gattung und Familie der Wccliselthierchen {Amoebaea).
Die 89 Artnamen der Gattungen Proteus und Amiba, von denen nur 4 hier angewendet werden konnten, .sind in der übrigen
grossen Mehrzahl folgendermassen zu verstehen: 1) BAKER'S Proteus ist = Lacrimaria Olor. Von MÜJ.LEH'8 3 Arten ist
eine benutzt: 2) Proteus diffluens; sie ist die Stammform Amoeba diffluens; 3) P. tenax = Distigmai ten. 4) P. (Gleichemi)
= P. diffluens sind eingezogen. SCHRANK'S neue Art 5) P. crystallinus ist wohl = Amoeba diffluens. Boni's G.lttnng
Amiba íit Proteus enthält nach ihju 11 Arten mit 12 Namen, davon sind 4: 6) A. Roeselii, 7) Amiba divergens (1822), 8)
A. Múlleri (1824) und 9) A. Oleichenii nur als Synonyme Einer Art, der Amoeba diffluens, angesehen, die übrigen gehören
ganz andern Gattungen an; 10) A. ochrea ist = Trachelius^ oder Amphileptusl 11) A. Anser und 12) A. Cygnus = Amphileptus
Anser; 13) A. Olor = Lacrimaria Olor; 14) A. Anas, 15) A. Solea nnd 16) A. loblotii sind = Trachelius
Anas; 17) A. cydonea ist Kolpoda Cucullus. LOSASA'S 69 Arten gehören wohl ebenfalls zum Theil ganz andern Gattungen an:
18) Proteus comosns, 19) flavescens, 20) hutnilis, 21) infundibuliformis, 22) rostratas und 23) sinicus könnten Synonym«
von Amoeba princeps seyn; 24) P. cataphractus, 1b) Mrtus und macherophoms, den er selbst für P. diffluens hält, könnten
zu Amoeba radiosa gehören; 27) P. Cyclidium könnte ein Cyclidium, 28) P. praeceps eine Fornj der Stylonychia seyn;
alle übrigen 58, 29) bis 86), nnd anch alle 69 zusammen, könnten verschiedenartige Zerrbilder der Amoeba diffluens seyn Ich
habe seit 1830 den, vielen heterogenen Dingen gegebenen, Namen ^mi i a sprachgcmässer in Amoeba umgewandelt, und die genannten
zahlreichen nnd die zahllosen ungenannten Gestalten auf die obigen 3, physiologisch zu characterisirendcn, neuen Arten 87) bis 89)
beschränkt.
DBJARDIN'S wunderliche Behauptung {Annal. des sc. nat. IV. 1835. p. 352.), den Proteus iena^vt in der Banchhöhlc
des Regenwurms gefunden zn haben, mag sich, wie auch WIEOMAJIN (Archiv 1836. II. 184.) bemerkt, anfein Entozoon beziehen.
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Ueber das künstliche Wechsclthierchen, den künstlichen ProteuH.
Zu den merkwürdigen Sonderbarkeiten gehört die Verwirklicliung der seit alter Zeit spukenden Idee, dass irian Infiisionsthierchen
machen könnte. LINNE'S und anderer Meinung nach waren Oeltröpfchen im Wasser schon an sieh gleich den Infusorien. Auch
neuerlich, noch
rien wären den durch
llipti-schcn Infusozu
ina<!hcn.
1 8 3 3 , glaubte DÜTROCHET {JJ agent imnwdiat du inouvement vital), alle kugelfiiruiigcu oder ellipti.sch(
ilm-eli eiectrische Strömung bewegten Bläsclieu (des Pllanzensaftes) gleich, und siiiiiit «äreu sie kiinstlicb zi
CAONIARD-LATOUR glaubte sie sogar noch 1834 aus ölbildcndem Gas (KohlenwasserstoHgas) bereitet zn hallen, alier die ihm unbekannten,
Ton ihm fabricirten, Tbiere erkannte ADDODIN für Branchi opoden, Wasscrflöbc, Krebse, und theille gewiss nicht
jene Ansicht der BUdnng (V Institut, lournal, 17. Mai 1834). Diese ollcnbar ganz irrigen Beobachtungen und Ansichten, welchc
bei meist all den Schriftstellern mehr oder weniger schroff wiederkeliren, welche die Generatio spontanea und die Verwandlungen vertheidigen,
von denen im Nachtrage zn den Ast'asiacen gehandelt ist, beruhen auf nicht hinlänglich scharfer Beslimmung und Kenntniss
der beobachteten Gegenstände und auf Mangel am Gebrauche guter Mikroskope.
Viel interessanter, als diese verfehlten Bemühungen, und wirklich merkwürdig ist die Bildung des künstlichen Proteus, welche
Herr Prof. v. BONSDORFF ans Heisingtors in der Versammlung der deutschen Naturforscher in Stuttgart 1834 iriilgetheilt hat, nuil die
ich bald darauf in Berlin zn meiner grossen Freude von ihm bereiten sah. Tropft man nämlich die Auflösung von salzsaurer Thonerde
in Kali-Auflösung, so entstehen durch Fällung und Wiederauflösung der Thonerde im Ueberschuss des Kali's cl.emische Wirkungen
nnd 1
Töllig
Crystall auf Quecksilber „
tigkeit gebracht wird, wie ähnlich es ERMAN nnd HENSCHEI auf andere Weise fiäher auch bcobachtcten (s. POGOENDORFKS Annalen
Kali-Auflösung, so entstehen durch Fällung und Wiederauflösung der Thonerde im Uchcrschuss des ivnJi s cnenuscne inrkungen
d Reactionen in den Tropfen der Thonauflösung, wclche dieselben ganz den Evolutionen einer Amoeba diffluens glcicli gestalten und
llig lebendig aussehen. Tanzende Bewegungen, aber keine Evolutionen, zeigen Kamphertheilchen auf Wasser unil ein Kupfervitriol-
•ystall auf Quecksilber in etwas Kochsalzauflösnng, wenn diese durch Eisen nach RUNCE'S Methode berührt und in chemische Thä-
v n l . 1826. p. 106.). Dem scharfsinnigen Entdecker dieses niedlichen Proteus ist es, wie es sich versteht, nie wahrscheinlich
gewesen, dass der ähnliche künstliche Körper irgend eine andere als blosse Formverwaadtschaft mit dein thierischen habe und sich zu
ihm anders als die Puppe oder das Uhrwerk zum Kinde verhalte.
NEUNTE FAMILIE: KAPSELTHIERCHEN.
A r c e l l l n a . Arcellines.
CHARACTER: Ammalia polygastrica, anentera (tubo intestinali destituta, unica apertura instructa), loricata,
corpore processibus viiriubilibus pediformibus appcndiculato, multiformi; loricae univalvis,
urceolatae aut scutellatac apertura unica. = Amoeba lorica urccolata inclusa aut scuteUo
obtecta.
CARACTÈRE: Animaux pohjgastriques, sam canal alimentaire, ayant une seule ouverture du
Corps, pour-vus (Fune carapace et changeant la forme du corps par den appendices
•variables semblables anx pieih; carapace univalve urcéolée mi scuteUée h ouverture
simple. = Atnèbe en carapace urcéolée ou défendue par un bouclier.
Zur Familie der Kapscl thierchcn gehören alle solche polygastrische Thiere, welche bei einfacher
Korpcrüffnnng keinen deutlichen Darmkaual erkennen lassen, die gepanzert und nnr am Vordcrtheile des
Korpers mit willkührUch verilnderUchen fnssartigen Fortsätzen versehen sind, und deren Panzer ein gcsclilossenes,
mit einer einzelnen Oefflmng versehenes, Büchschen oder Schüdclien bildet. = Mit büchsenartigem
oder schildartigem Panzer versehene Wechselthierchen.
Es gehören von bis jetzt bekannten Thieren 9 bis Ì0 Arten zu dieser Familie, welche in 3 Gattungen
vertheilt sind: Difflugia mit 4 bis 5, Arcella mit 4 Arten mid Cyphidium mit einer Art. Die
ersten Formen der Familie wurden im .Tahre 1815 von LEON LECLBRC in den Mémoires du Museum dhist.
nat. Vol. II. beschrieben. Er hatte in Lavai 2 bis 3 Arten beobachtet und gab der Gatt.mg den Namen
Difflugia. L,IMARCK stellte 1815 diese Formen als Difflugia ¡yrot^iformis zu den Cristatellen der
Moosthiere, OKEN 1817 zu Melicerta der Riiderthiere und Acn. RICHARD 1824 fraglich zu den Annulatcn;
RASPA.L hielt sie 1827 für Halcyonellcn-Eier, BOBY stellte sie 1828 in sein Reich der Doppelseclen.
Die richtigste Ansicht batte der Entdecker selbst, er hielt sie für dem Proteus verwandte Infusorien.
Die besondere Familie wurde im Jahre 1830 in den Abhandl. der Berlin. Akad. d. Wissensch, mit
2Gcnerihus, Arcella mxA Difflugia, und 5 Arten im Gegensatz der nackten Amoebaeen gegriindet. Ebenda
VMH-dc 1831 eine dritte Art der Gattung Difflugia zugefügt. Das dritte Genus wurde 1835 a. a. 0. angezeigt
und wird hier zuerst genauer besciu-ieben. üeberdiess ist hier jeder der beiden frUberen Gattungen
noch eine neue Art zugefügt.
Als Organisationsgelialt der FamUie ist imgeachtct der Schwierigkeit des meist undurchsichtigen
Panzers Folgendes ermittelt: - Der Panzer selbst ist als Körperbedeckung ein bald mehr hiiutiges, bald
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