494
(ícncniíiitticii orzeuffcn (III. ]i. 23.). Beim Rädertliicrclicn (]). 43.) sagt er: „Sein AiifersteLen ist ein Miilirclicn." LAMARCK liiclt
es í8ífi (olimi eij;eiie Untersuelmng) Rir wülirsclieiiilieli, (lass alle Infusorien die Füliiglieit lies Wiederaaflebeiis liesüsseti {Hisi. nni.
fl. a, H. p. IL p. 21.). TnicviRANua nennt 1818 die Erscheinung des AVicderanficbens dieser Riidertliierc Lcbenstenaeität, erzülilt
aber dabei IiistitriscL nielirei'c Beiiliaclitunge» der Früheren von jalireiangeiu Eintrocknen, oiine diess zn nnlcrscbciden (Biologie, B. 5.
1). 273.). SciiwEioGEK sriiiieb 1820 in einem eigenen Abschnitte seines Handbuches p. 25t . über die Fortdauer des Lebens getroclvneter
Vilirioncn (nnd Räderlhiere). Er liielt die Vibrionen und Infusorien für einfache organische Materie, glaubte niclit, dass
die Vibrionen im brandigen Getraide vorhanden sind, sondern dass sie sieli erst bei Desorganisation des Getraides im Wasser bilden.
Rädcrtbiere und auch andere Infusorien verlialten sieli ebenso. Diese Erscheinungen schienen ihn darauf iiinzuleitcn, dass Infusorien sieli
durclians anders verhallen, als andere Tliiere, dass sie lieine bestimmte Tliiersjtecies, sondern mehr oder minder einfache organische
Materie sind, in welclie Körper bei ilirer Zerstörung sieli auflösen (p. 255.}.
RunoLpiii hielt 1821 die Wiedererweckung vertrockneter Tliiere jeder Art für ein Miihrchen, das einer dem andern nachspricht,
lind niiterschicd diess scharf vom Scheintode durch Külte oder Erstarrung (Physiolog. 1. p. 285.). FRANCIS BAUER und
HOME bestütigten 1823 die Wiederbelebung der Waizen-Aelchen. Ersterer gab vortreffliche Zeichnungen und Untersnchungen, die
er seit 1807 vorbereitet liatte. BAÜER fand die längste Lebensdauer getrockneter Waizen-Aelchen 6 Jahre nnd 1 Monat. Zweioder
dreimal in 8—10 Tagen wieder erweckt, starben sie. Fiinf Tage lang auf Glas getrocknet, lebten sie wieder auf. Ganz Erwachsene
lebten nie wieder auf. Besonders interessant ist sein gelungenes Einimpfen der Aeichen in die Narbe der Waizen-Sainen
nnd seine Beobachtung ihrer Entwickelung im Innern des jimgen Halmes (Philos. Trantact. 1823. p. 1. Annale» des sc. not.
T. II. p. 154. 1824.). BORT DE ST. VINCEIVT längnete 1824 das Wiederaufleben getrockneter Rüdertbiere gänzlich, als auf schlechten
Beobachtungen beruhend, weil so zusammengesetzte Thiere, die ein Herz und eine Circalation hätten, in deren Function nicht unterbrochen
werden könnten {Encyclopéd. méth. p. 536.). Auch das Wiederaufleben der Vibrionen und aller Infusorien sey fabelhaft
(ibid. p. 775, 779.) und die Monaden selbst sterben (p. 548.). Er citirt bei Vibrio den Aufsatz von DUGES, welcher erst
1 8 2 6 erschienen ist. BIAINVILLE sah bis 1 8 2 6 nur einmal einen Rotifer mit Sand wieder auflebend und hielt sie samnit Arctiscon
für Iiisectcnlarven {Annales des sc. nat. 1826. p. 110.). Ohne Sand bläliten sie sieb, nur leblos, bis lOnial au einem Tage auf
{p. 109.). Ausfiibrlicbere Untersnchungen über die Kleister -Aelchen machte DDGES 1826 in den Annales des sc. nat. IX. bekannt,
und er widerlegte durch seine Erfahrung ein Wiederaufleben derselben nach mehr als '/i — 1 Stunde nach dem Eintrocknen,
wiess auch BABER'S nnd HOME'S Behauptung, dass sie hermaphroditisch wären, mit Recht zurück. BORI DE ST. VINCENT hat 1828
{Osci/Zarics) und 1830 {Vibrio) im Dictionn. classif/ue seine frühere Meinung wiederholt, aber die jahrelang unzerstört in einer
Flasche im Wasser von ihm beobachteten Leichname des Vibrio Bacillus waren wohl Kieselpanzer der Navicala Actis.
Die neueste Zeit hat wieder mannigfache Vertheidiger des Auferstehens der mikroskopischen Organismen gefunden. SIGISMUND
SciiuiTZE berichtete, was SPALLANZANI und HUMBOLDT früher vennutheten, 1828 beobachtet zu haben, dass der überall
heruinlliegende Staub mit einer grossen Menge eingetrockneter Infasionsthierchcn gemengt sey, aber auch dass der Regen die erkennbaren
Räderthiere an die äussere Fläche der Fenster anklebe. Allein aus der Erzählung gebt eine feine Genauigkeit der Untersuchung
nicht hervor, znmal da er ans Staubinfnsioncn nach p. 30. und 31. auf vertrocknete und wicderauflcbcnde Monaden nur schloss (Mikrosko]!.
Unters, über R. BROWN'S selbstbewcgte Theiklien). Ich selbst sjiracb begründete Zweifel über die Wiederbelebung zuerst in
den Abbandl. d. Beri. Akad. d. Wiss. 1830. p. 83. und in POCGENDORFF'S Annalcn der Phys. 1830. |i. 513. aus. Hierauf theilte
1833 (1832) Prof. CzERMAc in Wien (Beitr. z. Lehre v. d. Spermatoz. p. 14.) mit, dass er oft das Wiederaufleben angetrockneter
Infusorien beim Befencliten beobachtet, nnd sogar mit Indigo gefiitterte, nach dem Trocknen auf Glastäfelchen wiederbelebte,
vorgezeigt habe. Noch bestimmter wurde 1833 in der Versammlung der Naturforscher zu Breslau übet diese Erscheinung von
Prof. SioisM. ScHuiTzE berichtet. Er batte den Wasserbär nnd Furculnria rediciua, wie er glaubte, seit dem 2. Mai 1829
im Dachrinnen- und Dacbmoos-Samie getrocknet, und das Wiederaufleben dieser über 4 Jahr alten Tliierchen wurde vorgezeigt. Den
W a s s e r b ä r nannte er Macrobiotus Hafelandii und war der Meinung, dass beide Thierfonnen in einem völlig ausgetrockneten Znstaude
wären, aber nicht alle, nur einige wieder erwachten, wenn sie befeuchtet würden (FROHIEP S Notiz. Oct. 1833. Nr. 824. p. 151.
/IFW, 1834. p. 709.). Ich erhielt von diesem Sande etwas durch Herrn Prof. RETZIUS und wiederholte in dessen Gegenwart die mir
bis dabin niclit zugänglich gewesene Thatsache mit günstigem Erfolge. Nur darin, und freilich in der Haujitsache, blieb ich anderer
Meinung, dass diese Thicrchen todt gewesen seyn sollten. Ich erkannte niiinlich in ihnen nicht den LEEUWENIIOEK'schen Rotifer,
sondern 2 Arten Philodina, Ph, enjthrophthalma und roseola, und sah bei den einzeln zwischen vielen todten scheinbar wiederauflebenden
den Speisecanal mit grünen Theilchen erfüllt, deren ähnliche als Confcrven-Fragmente in dem Sande häulig um sie waren.
Da ich den sehr zusammengesetzten Organismus dieser Tliierchen schon 1830 und 1831 erläutert und auch ihre Kiefer und Zähne kennen
gelernt hatte, nnd da ich ferner bei den meisten hier abgehandelten Infusorien unwillkührlich, absichtlich aber bei Rotifer vulgaris,
Philodina enjthrophthalma, Hydatina senta, Brachionus urceolaris. Euglena sanguinea, E. viridis, CUamidomonas
Pulvisculm lind Anguillula fluviatilis sehr zahlreiche Wiederbelebungsversuche immer umsonst angestellt halte, auch jene trocknen
Körperchen als oviU-runde ziemlich glatte Kügelchen gestaltet sah, so schien mir vorzuziehen und kein bedeutendes Hiiiderniss obzuwalten,
ihnen eine blosse amphibische Lebensart zuzuschreiben nnd eine, seit den 4 Jahren gar nicht unterbrochen gewesene, Lebensthätigkeit
zuzuerkennen. Der Erscheinung nach konnten sie langsam fortgefressen nnd langsam fort Eier gelegt haben, so dass die Urgrossmütter
gesammelt, die Urenkel aber beobachtet wurden. ScunANK's Name Arctiscon fiir den Wasserbär war mir entgangen,
aber die ältere Geschichte desselben mannigfach bekannt und ich (heilte über ihn umständliche Beobachtungen mit (Isis 1834. p. 710.).
JOH. MÜLLER äusserte sich in seiner Physiologie 1833. I. p. 28, 29. hierüber so, dass der Keim im rnliendcn Eie und Samen
nicht todt sey, aber anch nicht lebe, sondern nur eine specihscbe Lebensfähigkeit habe, der entwickelte Organismus werde sebcintodt
oder sterbe ganz ab, wenn die zur weitern Entwickelung nöthigen äusseren Reize fehlen. Einfachere Thiere leben nach ihm leichter
vom Scheintode wieder auf, z.B. vertrocknete Räderthiere (|i. 32.). Hierauf erschien ein Aufsatz von CARUS, dem verdienten physiologischen
Anatomen, in MÜLLER'S Archiv für Physiol. 1834. p. 551., worin die eigentliümliche Dascynsform der gesaniuiten Welt mit
dem Ausdrucke Leben bezeichnet, nnd das engherzige Beschränken des Lehens auf die Thier- und Pllanzenwelt als gänzlich unstatthaft
crkiait wird. Es wird ein latentes gebundenes Leben in dem Sinne angenommen, wie man neuerlich von latenter Wärme und Electricität
spricht, und diesem ein freier, ein manifester Zustand des Lebens gegenüber gestellt. Das Ueberwintern der Insecteneier nnd das Wiederaufleben
der Räderthiere werden, wie bei CORTI und PROCIIASKA, durch gebundenes Leben erklärt. Nur wenn alle Theile gleicliinässig
eintrocknen, daher nur im Sande, beharre bei letzteren das latente Lehen, ausserdem folge Zcrreissnng und Tod. Winterschlaf
nnd Sommerschlaf der Thiere nnd selbst der gewöhnliche Schlaf sey ein partielles Snspendiren oder Latentwerden von Lehensfunclion.
495
Auch selbst die Krankheit sey ein organisches Ganzes. Es gebe ein manifestes nnd latentes Krankheitsleben, und so werde auch das
Effluvinni der Pest verständlich. Bald darauf erschien PERTT'S Aufsatz in der Isis 1834. p. 1246., welcher in all den, seit LRECWENHOEK
und SPALLANZANI angestellten, Versuchen eine völlige Beweiskraft für das Wiederaufleben findet. Er nennt es gut constatirte
Thatsachen und die klarsten Erfabrungen, nnd tadelt die Andersdenkenden. Aus den verschiedenen, waiirsclieinlich fehlerhaften,
Beschreibungen des Wasscrbär s bildet er 4 Arten, nnd nennt sie mit besondern Namen in einer besonderu Familie der Krebse.
Im gleichen Jahre dedicirte S. SCUÜLTZE das Arctiscon tardigradum, welcher Name ihm fremd geblieben war, an IIÜFELAND zn dessen
Doctor-Jubiläum in einer besondern Schrift; Macrobiofas Ilufelandii, und war der Meinung, dass es nach völligem Vertrocknen viel
länger, a]s ohne diese Unterbrechung, lebe. In gleichem Verhältniss sey Furcularia rediviva {Philodina) nnd Vibrio Anguillula
der Dächer. WIEGMANN jun. fand 1835 (Archiv, f. Naturg. I. p. 16.) das latente Leben nach CAKUS für geeignet zur Erklärung
der Wiederbelebung nach dem Vertrocknen, und NITZSCH gab ebenda (p. 374.) einen Beitrag zur Kenntniss des Arctiscon, bildete
2 nicht verbürgte Arten ans den voriiandenen Nachrichten, und hielt die neuesten Eifalirnugcn des Wiederauflebens nach dem Vertrocknen
ebenfalls für sehr sprechend (|). 378.). DUTHOCHET hat 1837 seine früheren Beobachtungen wieder abdrucken lassen. Zuletzt
habe ich in den Berichten der Beri. Akad. d. Wiss. 1837. ]). 107.; Abhandl. 1836. den am|iliibisclien Znstand der Baci l lar icn, welche
Wochen und Monate lang ohne Wasser im Zustande der Dammerde, ohne zu vertrocknen und ohne Scheintod, fortlebten, angezeigt.
Dass bei dieser Uebersicht der Beobachtungen und Meinungen seit mehr als 100 Jahren von einer Klarheit nnd gut constatirten
Thatsachen nicht wohl die Rede seyn kann, crgiebt sich fiir das critische Auge sogleich, und die eigene vielfache Untersuchung
all der factischen Verhältnisse hat mich belehrt, dass grosse Missgriffc in der Beobachtung und im Urtheil über die Thatsachen geschehen
sind. Zuvörderst haben die meisten Beobachter das völlige Vertrocknen der kleinen Thiere mit dem Scheintode durch Frost nnd
Winterschlaf verglichen, was sich gar nicht vergleichen liisst, dessen Gleichheit eben erst scharf zu erweisen war. FONTANA'S Beobachtungen
würden schon entscheidend gewesen seyn, wenn sie nicht offenbar übertrieben oder falsch beurtbeilt gewesen wären. Er mag
nicht bedacht haben, dass, wie der dicke wollene Mantel den Araber in der Wüste vor der afrikanischen Sonne schützt, so anch der
Dachrinnensand und der Moosrasen die Rädertliiere in voller Sonne vor dem Vertrocknen bewahrt; beim freien Antrocknen auf Glas
mag er Bewegung für Lehen gehalten haben. Dass ROFFREDI ferner die Grösse Gottes zn bewundern Gelegenheit nahm, liegt auch
am Tage, nnd dass unter den Aeichen nur die Waizen-Aelchen, ihrer Lebens-Oekonomie halber, die Fähigkeit, vom Tode aufzuerstehen,
allein und nothwcndig besässcn, hat sich späterhin nicht bestätigt, man hat es bei allen Arten gesehen. Die Abnahme der
Zahl bei der Wiederbelebung der Räderthiere bei ROFFREDI nnd SPALLANZANI spricht sehr dafür, dass die übriggebliebenen wenigen
keineswegs eriiärtet und wirklich todt waren, sondern sich kärglich erhalten hatten. Die oft ausgesprochene Nothwendigkeit einer Umgebung
von Sclileim bei den Aeichen nnd von Dachsand bei den Rädertbieren ist ein Beweis mit, dass ein wirkliches Vertrocknen behindert
seyn mnss, das eintretende aber den Tod bringt. Besonders bei den Waizen-Aelchen kann ein solches Erhalten am Leben
desshalb nicht auffiillond seyn, weil der Waizenkern ihnen ein selbst lange lebendes Haus und Magazin bietet. GUANZATI'S detaillirte
Beobachtungen sind nicht klar nnd finden in den neuesten Kenntnissen keine Stütze. GIROD CIIANTRANS hat viele andere falsche Beobachtungen
bekannt gemacht (vergi. Euglena, Navicala). DÜTROCHET'S Erklärung passt nur, wenn das Factum passend erwiesen ist.
LAMARCK hat nie selbst beobachtet und keine Garantie fiir sein Urtheil. SCIIWEIGOER hat alle Beobachter gegen sich. SCHULTZE'S
Meinung von 1828 war nicht dctaillirt erörtert nnd nicht ansprechend. CZERMAC enviilint anch die Sache nur nebenbei, nnd könnte
wohl Bewegung für Leben gehalten haben. Die übrigen wichtigeren Schriftsteller sprachen von Scheintod, nicht vom Tode. Die neueren
beruhigten sich mit dem Nachweise der Wirklichkeit belebter Wassertliiere im trocknen Sande beim Befeuchten, und meinten irrig,
damit das physiologische Interesse befriedigt zu haben. Ans meinen eigenen Beobachtungen ist besonders hervorzuheben, dass dieselben
Arten von Rotifer und Philodina, welche im Dachrinnensaude sich nach dessen jahrelanger Trockniss eriialten zeigen, ans dem Sumpf- und
Baidi-Wasser genommen und auf verschiedene Weise getrocknet, mir auch bis heute nie ein erhaltenes Leben nach dein Eintrocknen
der Flüssigkeit zeigten, so dass ich eine Gewohnheit bei den Dachrinnenthierchen vermuthe und erkenne, bald mit viel, bald mit wenig
Feuchtigkeit zn leben, und darin den Schlüssel fiir das ganze Geheimniss zn finden meine. Freilich wer an die von dem berühmten
nnd verdienten Physiker BODGUER mit kindlicher Gläubigkeit 1749 erzählte Geschichte glaubt, wonach der Pater GUMILLA und
der Chirurg GRANCHAMP in Mompox ihm glaubwürdig versicherten, dass es am Orinoco cine sehr giftige Schlange, Tatacua, gebe,
welche getödtet imd 10 bis 12 Jahre lang an einem Bauniaste angeknüpft, oder im Rauchfange hängend, zu jeder beliebigen Zeit wiederaiiflebe,
wenn man sie nnr in schlammigem Wasser einige Tage der Sonne aussetzt, wobei er treugläubig hinzufügt: „denn die
Thiere sind Maschinen, wie DESCARTES sagt," — wer dergleichen glaubt, ist anch mit dem Auferstehen todter Räderthiere leicht vollkommen
einverstanden {La Figure de la terre. Voyage au Pérou, p. XCVII. 1749.).
Der nencstc Ausweg, den Zustand vertrockneter Räderthiere als ein latentes Leben zn erklären, welchen mehrere Physiologen
vorgezogen haben, ist schwerlich gangbar. Es ist olfeubar keine glückliche Vergleichung, wenn man latente Wärme und latente Electricität
mit dem Zustande vertrockneter Räderthiere zusammenstellt. Denn es giebt weder wännelose noch sicher electricitätslose nahmhaftc
Körper, aber es giebt ohne Widerrede leblose Menschen und Räderthiere. Das Leben ist nicht ein Gleichartiges mit der Wärme,
ist kein Gesainmtznstand der Welt, sondern ist ein bestimmter Zustand der organischen Körper, an dem sich Freiheit des Geistes entwickelt
nnd dessen Achnliches weder die Erde, noch andere Weltkürper zeigen, deren Organismus niemand bisher nachgewiesen, so lächerliche
Beschreibungen vom Leben der Erde man auch entworfen hat (WAOENER, vom Leben des Erdballs, 1829.). Der Tod ist nicht
ein gebundenes Leben, sondern Mangel an Leben. Es ist mit diesem latenten Leben offenbar, wie mit dem schon erwähnten Quasi-
Körper-Gottcs der Epicnräer, von dem CICERO sagt, dass er sich ihn nicht denken könne. Wo Lehen still steht, neutral, gebunden,
latent ist, da ist der Tod schon eingetreten. — In den, Dammerde bildenden, Naviculis, welche sich ihrer Kieselscliaale halber
nicht zusammenziehen können und durchsichtig sind, aber anch jetzt schon 10 Monate ohne anderes Wasser, als das der Atmosphäre,"
fortgelebt haben, lässt es sich sogar erweisen, dass die sichtlich fortlebenden nie getrocknet waren. Nur die kriechen im Wasser wieder
umher, welche ihre gelbgrünen Eierplatten und den inneren gallertigen Körper in natüriicher Lage erhalten zeigen. Das Zusammenleben
der an ein Leben in geringer Feuchtigkeit gewöhnten Räderthiere mit hygroskopischen Substanzen, leicht wasseranziehenden
Kalk-Salzen und Mooswnrzeln hilft ebenfalls diese Erscheinung erklären, an welche sich manche interessante Vergleichung, aber wohl
schwerlich ein so wichtiges physiologisches Puncip, knüpft, das die Infusorien von allen andern Thieren sonderte. Zu einer Verglcichnng
mit den Weltgesetzen sind diese Erscheinungen zu beschränkt, zn verborgen. Die Naturgesetze verstecken sich nicht. Die Räderthiere
leben, einmal vertrocknet, nie wieder auf, sondern werden zu Mumien, die ein beliebiges Alter allerdings erreichen, wenn sie trocken
bleiben. — Ob die im Wasser wieder freie Bewegung zeigenden Infusorien der fast trocknen Erden, in Scheintod, Schlafsucht dergl.
versunken, jahrelang keine Nahrung genossen haben, ist nicht erwiesen, aber nicht nothwendig anzunehmen. Allerdings können selbst