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von Klirfricitiit kommen. Die Pfliitizcn, mit denen liie Bactrel lcn zusammenlebten, wären voltaiselie Säulen, von denen diese Tliierrlien
eleetriscli Hürden, nnd die aus ilinen eleetrisehe Rädchen maciiten {Messager des sciences de Gand^ Vol. VI. 1830. liullciìiì
des scienc. naiur. de Férussav^ Voi. XXVII. 203.). So lielianptete aneli DÜTROCHET 1833, dass BORT'S Zooearpen
{l^ttgieml viridis R. a. m.) sammt allen kugelförmigen oder elli|itisclicn Infusorien Pllanzenbläsehen wären, die durch electrische Strömungen
bewegt würden {L'ageiit immédiat du mouvement vital.). Diese iieiden letzteren Ansichten sind aber ohne alle Beweise ansgeaprochen
und ohne Begründung. Ebendahin gehört ROMÏEU'S Beobachtung und Ansicht, dass die Infusurieu den kleinen (bis 1 Linie
grossen) sich auf Wasser drehenden Kampbertheilchen gleich wären, deren Bewegung er aucli der Electricität zuschrieb {Hist. de
l^Académie-, 1756.), die aber wohl von der Vcrdüchtignng allein herriilirt. Diese Kampheriheilchen haben übrigens allerdings gleidien
Werth mit dem künstlichen Proteus (p. 139.) und können im Scherz für künstliche Infusorien gelten.
Verhalten der Infusorien gegen Oalvnuismus.
Könnte man noch jetzt die Aclchen {Anguillula) zu den Infusorien zählen, so hätte ALEX. V. HUMBOLDT'S jugendliche
Meisterhand 1797 bei den Infusorien auch den ersten 3Ietallreiz glücklich angewendet (Gereizte Muskel- und Nervenfaser, I. p. 272.).
TiiEviRAivlfs war 1803 in seiner Biologie II. p. 328. der Meinnng, dass der Galvanismns die Erzeugung der Infusorien begünstige.
Er machte daher mit Zink nnd Silber armirte Infusionen, ohne jedoch ein recht klares Resultat festgestellt zu haben. SpecieUer machte
solche Versui'lie GRUITIIUISEN 1809 und 1812 bekannt. Er fand, dass die Infusorien zwischen den Polen im Wassertro]ifen sterben,
besonders wenn sie sich dem einen oder dem andern nähern. Tanzend und sich Überschlagend heschliesscn sie ihr Leben. (Beitr. z.
Phvsiognosie, ]T. 126.) Neuerlich hat Herr PAUL ERMAN in Berlin dergleichen Versuche wiederholt und die Wirkung der galvanisclien
Kraft auf die Infusorien bestätigt. Um die Pole schnell umzukehren, wendete er das Gjrotrop an. Ich selbst habe zu verschiedenen
Zeiten Versuche mit galvanischen Säulen gemacht und mich bejnüht, einige speciellere Verhältnisse der Formen festzuhalten.
Wo keine Wasserzersetzung statt fand, äusserte sich auch gar keine Wirkung der Säule, auch niclit beim Oell'ncn und Schliessen.
A\o diese aber eintrat, waren die im Strome zwischen den um 1 — 3 Linien genäherten Drähten belindlichen Thierehen illydatina 5.,
llrachionus itrceolaris, Diglenu catellina, Euglena viridis, Paramecium Aurelia) wie vom Blitz getrofTen, zusammengezogen
und meist gleich todt. Der Strom war in dopiielter Breite der Drähte wirksam. Euplotes Charoii, Stylomjckia Mytilus, pustulatn,
Stentor pohjmorphus «nd andere zerflossen plötzlich; einige, die nur berührt waren, wurden nnförmlicli und nmchten kreisende
Bewegungen. Eben diese Erscheinungen, nnd beim Oeffnen stärker als beim Schliessen, ein Zusammenfahren, Zucken der dem Strome
nahen Thiere sab ich durch Hrn. Prof. MAONÜS Güte an seiner Sänle nach WOLIASTOS'S Constrnction mit 10 4zölligen Platten.
Gern hätte ich ALEXANDER V. HUMBOLDT'S SO überaus feine Metallreizungen mit Gold- und Silber-Nadeln, die er bis zu den Aelclien
in der Haut des Regenwurms glücklich versuchte, auch auf Räder thier e angewendet, allein so oft ich es that, babe ich
der Kleinheit halber doch kein klares Resultat erlangt.
Verhalten der Infusorien gegen Magnetismus.
GHÜITIIUISES sagt 1809 und 1812, dass die Infusorien zwischen den Polen eines sehr starken hufeisenrörmigen Magnets
wenig oder gsir keine Verändernng in iliren Bewegungen äusserten. Sie schienen sich nur in grösserer Anzahl in der magnetischen Linie
aufzuhalten (Beiträge z. Physiognosie, p. 125.). Aus Versuchen, die ich an einem neuen magneto-eleetrischen Ajiparate des Hrn.
Prof. MAGNUS SO eben anstellte, ging hervor, dass ohne Wasserzersetzung keine sichtbare Einwirkung statt lindet, mit Beginn dieser
aber die in die magnetische Linie bei 2 — 3 Linien Entfernung der Drähte kommenden Thierchen, Ilydatina senta und Brach, urceoluris,
plötzlich todt, zuweilen auch nur betäubt stehen bleiben, ganz wie heini giüvaniscben Strome.
Verhalten der Infusorien im luftleeren Räume und beim behinderten Zutritt der
atmosphärischen Luft.
Schon LEEDWENIIOEK. beobachtete 1680 in einer zugeschmolzenen, mit nicht gekochtem Regenwasser nicht ganz erfüllten,
Glasröhre nach 5 Tagen lebende Infusorien (Experim. et Contempl. p. 4.). JOBLOT sah deren 1718 keine in verkoi-kten Flaschen
und gekocken Infosionen entstehen (]i. 40.). NEEDHAM glaubte 1750 gefunden zu haben, dass sich beim völligen Ahschlnss der Luft
in gekochten Infusionen Infusorien entwickeln. SPALLAKZANI beobachtete 1765, dass die Luft auch in zugestöpselte Gefässe dringt
(p. 201.) und dass in manclien davon keine, in andern doch sich Infusorien zeigen. In kleinen ganz hermetisch verschlossenen Gefässen
fand er keine (p. 201.). Durch die Luftpumpe starben die Infusorien, wie viele Wasser-Insectcu, erst nach ein paar Tagen, und iji
Infusionen unter derselben entstanden keine Thiere (p. 200.), beim Zulassen von nur wenig Luft entstanden dergleichen (p. 202. Plijsikal.
Abhandl. 1769.). — WHISBERG hinderte 1765 den Zutritt der Luft durch 1 Linie hoch auf dem Wasser schwimmendes Gel
und sah nach 18 Tagen in Regenwasser noch keine Thiere (]J. 90.), wohl aber, wenn nur Oeltropfen darauf schwammen. CORTI bemerkt
1774, die Pflanzen und Thiere stürben um so eher iju luftleeren Ranine, je grösser sie wären. Thiere und Landpilanzen verhielten sich
gleich und stürben schnell, Wasserorganismen stürben langsamer. Die Infusorien leben und vermehren sich unter der Luflpnm|ie, ebcuso
die Oscillatoricn {Osservaz. microsc. sulla Tremella, p. 104.). — TERECIIOWSKT sah 1775 die Infusorien unter der Luft]Mim|io
8 — 36 Stnnden noch lebend, nach 4 Tagen aber todt. — Die grösste Reihe von Versuchen hat SPALLANZANI bis 1776 bekannt geinaclit.
Er fand, dass nach den verschiedenen Arten der Infusorien eine Verschiedenheit im Verhalten sej, indem einige sehr bald, andere
spät sterben. Er beobachtete die Tbierchen in dicht am Rande angebrachten Glasröhren durch die Glocke und hatte daneben ähnliche
Infusionen in freier Luft zur Vergleicbung. Sechzehn Tage ohne Luft(?) zu leben, schadete ihnen nichts, erst am 203ten Tage
hngen sie an zu sterben und am 24sten Tage waren aUe todt, während die freistehenden lebten. Andere Infusionen erhielten die Tliierchen
einen Monat lang, eine 35 Tage. In einigen starben sie in 14, 11 nnd 8 Tagen, und in luebi- als einer in weniger als 2 Tagen.
Sie pflanzen sich dabei fort, laufen nnd schwimmen wie gewöhnlich und wie es andere Tlüere auch thnn, allmälig wird alles
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langsamer. Zuweilen, aljcr seltcTi, lebten sie beim Zulassen der Lnft wieder anf. Nie sali er, wie IIUIKM-, im leeren Räume Infusorien
in Infusionen entstellen, wolil über im nicht völlig luftleeren Rnuiue. Sclion bei 13 Zi»ll Druck auf da.s i^iiecksill)cr entstanden
(lergleiclien (p. 117 —1 1 9 . Opuscoli di ßs. emirn. I. cap. VIL). — GRÜITHÜISEN erklärte (1809 nnd) 1812, dn.ss atinosuliärisclie
Luft oder ein Surrogat von dieser zur Entstellung der lufiisorien notliwendig scy. Je weniger er atnios|diiiri.s(:lie Luft im GcfüsHC
liess, desto weniger entstanden Thiere. Trieb er den Pfropfen der Flasche ins AVasser, so entstanden gar keine, niclit einmal im
Heuaafguss (|i. 113.). — TREVIRANÜS sammelte 1818 (Biologie, B. V. ji. 267.) viele Rcuere Beobachtungen über lebende grössere
Thiere im luftleeren Raniiie und ohne Zutritt erneuter atnios|iliäri5cIier Luft, woraus er schloss, dass die Thiere der niedcrn Classen
dabei weniger als die der höhern leiden, doch sind wohl niclit alle angeführten Beobachtungeii gleich sicher. Der Aufenthalt vieler Eingeweidewürmer
in den Eingeweiden nnd Flüssigkeiten des inuern Körpers machte es RUDOLPIII wahrscheinlich, dass ilir geringes Lehen
fast keiner Respiration (Luft) bedürfe (Physiol. H. 2. p. 369. 1828.). LORENT bemerkt I. c. 1837, dass Oel auf dem Wasser die
Infusorien tödtc (p. 26.). — Ich selbst habe zu meinem grossen Verdruss zahllose Male die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich Infusorien,
besonders die grösseren Räder thiere, in kleinen Gläsern zahlreich gesammelt, aber den Stöpsel in der Eile oder zufällig zu
tief in das volle Gläschen gedrückt hatte, ich alle todt nach Haase brachte. So sterben auch die Eutomostraca oft in 1—2 Stunden.
Medusen erhielt ich dann ans der Ostsee lebend in Beriin, wenn das Gefass, ohne dem Wasser zu viel Bewegung zuzulassen,
ein wenig Luft enthielt; in ganz vollen waren sie todt. Die kleineren Infusorien sind zäher, wahrscheinlich enthält das Wasser für
ihr Bedürfniss länger hinreichende Luft. Unter 3 L inien üel lebte Cldamidomouas 5 Tage lang. Ili/datiua seiltu und Jlrachionus
nrceolaris, Chlamidoinouas, Euglena viridis, Euplotes Cltaron, Monas Punctum^- und andere Formen lebten mehrere
Tage lang, starben aber dann, während andere im freien Wasser daneben noch lange fortlebten. Ja Hydatina senta in einem sie
seihst kaum überwiegenden Tröiifchen Wasser in Oel eingeschlossen, lebte wirbelnd 5 Stunden lang fort, bis das Wasser verdunstet
war. Anf Oel trocknen sie ein, wie auf Glas. Die Versuche mit der Luftpumjic zeigten mir, dass die Infusorien nur so lange leben,
als noch etwas Luft im Wasser vorhanden seyn mag, und die grosseren bald sterben.
Mephitische Luftarten, Lebensluft und künstliche atmosphärische Luft.
Du FRAY machte 1807 und 1817 mehrere Versuche mit Infusionen in verschiedenen Gasen und künstlicher atmosphärischer
Lnft bekannt. Es bildeten sich in Wasserstolf und Sauerstoff mit destillirtom Wasser, wie er sagt, sogar Podurcu, ¡Milben und
sehr viele verschiedene Anfänge von Insecten, auch einige lebende Infusor ien (p. 77.); in künstlicher atmosphärischer Luft (und
destillirteni Wasser) bildete sich nichts (p. 84.). In destillirtem Wasser mit Wasserstolf bildeten sich Mücken (p. 87.). Wasserstoff
«nd Salpetersalz gab nichts (p. 95.). Stickgas und Wasserstolfgas gab Schimmcl (p. 96.). Mehrere Gase, vereint mit Wasser,
gaben Erden (p. 283.). Er wollte daraus nichts Geringeres als die geologischen Verhältnisse erklären. Schon 1809 zeigte GRÜITiiüisEN,
dass auf diese Versuche nicht zu bauen sey, und allerdings scheinen sie auf eine sehr Ilüchtige und nngenaue Weise gemacht
zu seyn. GRUITHUISEN selbst ist 1812 ]i. 130. der Meinung, dass die Infusorien in den sogenannten mephitischen Gasarten desshalb
entstehen, leben und gedeihen können, weil diese nie ganz frei von respirabler Luft wären, und künstlich davon befreit, entschieden
tüdtlich wirken würden, wie er es bei F l iegen beobachtet. FRANZ SCHULZE'S die generatio spontanea nicht begünstigende Versuche
mit gereinigter atmosphärischer Luft wurden 1836 in POGOEND. Auual. d. Phys. p. 487. angezeigt. — Um SpccialverhiUtnisse
kennen zu lernen, habe ich selbst mehrere Versuche mit Gasarten angestellt. Mit Wasserstol fgas gefüllte Fläsclichen mit eingeriebenem
Stö]isel füllte ich unter reich belebtem Infusorien-Wasser zu V» ibrcs Inhalts mit diesem Wasser dadurch, dass ich die Luft so
weit entweichen liess. Der Stöpsel wurde unter m Wasser wieder eingebracht nnd die Flaschen verkehrt hingestellt, nachdem sie stark
geschüttelt waren. Hydatina senta und Brachionus nrceolaris waren am Abend, nach 6 Stunden, noch lebend, aber am Morgen,
nach 17 Stunden, todt. Ebenso verhielten sich einige Mückenlarven. In einem dieser Gläser war Cyclops ijuadricornis schon
nach 2 Stunden gestorben, Ndis proboscidea lebte nach 17 Stunden in demselben noch, war aber nach 2 Tagen todt. Uuter Kohl
e n s ä u r e waren Cyclops r/uadricornis nnd Mückenlarven nach 1 Stunde todt. Brachionus nrceolaris und Hydatina senta
starben erst über Nacht nach 17 Stunden. Unter % Stickgas über '/a Wasser lebten Brachionus und Cyclops kümmerlich bis 20
Tage, und noch veriöschte die Lnft sogleich die Kohle. Im Sauerstoffgas (Lebensluft) lebten in allen Gläsern Cyclops,
M ü c k c n l a r v e n , Brachionus und Hydatina ohne Veränderung lustig fort. Am 3ten Tage brachtc ich eine glühende Kohle an
die Müridnng eines geöffneten Fläschchens, die sich sogleich entzündete. — Da man (INGEKHOUSZ, HALLER) behauptet hat, ein Thier
lebe 5mal länger in Lebensluft, als in atmosphärischer Luft, was aber HEUZ und HUMBOLDT (Gereizte Muskeif. II. |). 309.) auf Reizung
und schädliche Ueberreiznug reducirt haben, so ist das Verhalten der Infusorien nicht aulfallend, und dass sie in kohlensaurem
Gas und WasserstofFg.is sterben, in Stickgas lange leben, ist ebenfalls den bekannten Erfahrungen an andern Thieren ganz gemäss.
Liess ich Schwefeldaniiif in ein Glas steigen und liess ich dann '/« der Luft unter Infusorienwasser austreten, so waren nach 2 Stunden
die dafür eingetretenen Infusorien todt.
üeber die Gifte für Infusorien und ihr Verhalten gegen Arzneistoffe.
Schon LEEÜWENHOEK machte die Bemerkung, dass Essig, Kaffee und geringe Wärme die Thierchen im Schleime der Zähne
tüdten, Pfeifer aber sie erzengen helfe. Auch sah er die lebenden Essigälchen in Essig und Wein. HARTSOEÜER, HuroENS,
BUTTERFIELD nnd Andere machten darauf Aufgüsse von mehreren scharfen Gewürzen und erhielten lebende Thiere. Eine ganze Reihe
von Beobachtungen über schädliche Substanzen machte der Engländer KrNO 1693 bekannt, und es war besonders anirallend und angenehm,
dass Zncker ein wirkliches Gift für Infusorien sey. Salz, Vitriolöl, Tinte, Tinctura Salis Tartari, frisches Blut, Urin und
Sect (Wein) tödteten sie ebenfalls (Philos. Transact. XVll. Nr. 203. p. 861.). JOBLOT beobachtete dann 1718, dass Fäulniss des
Wassers den Infusorien nicht nütze, sondern schade (p. 45.), dass Wasser aus kupfernen Röhren ein Gift fiir die Thierchen sey nnd
dass Znsammenmischung zweier verschiedener aromatischer Aufgüsse keine Thierchen gehe (p. 52.). Aufgüsse von Senna, Rhallarher
und Tabak scheinen ihm unerwartet Tbierchen gezeigt zu haben. — BAKER nennt 1743 Speichel als tödtlich (The microsc. p. 75.).
HILL machte 1751 Tbierchen aus Aufgüssen von Nusc vomica, Hyoscyamus-^mKR und mehreren starken Gewürzen bekannt. Ein