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ineiiisamcs Bewegungsorgan. Ophrydium zeigt einen zweiten Wimpcrkranz am Rücken, raid TinUnnus
Imt einen Sclmellnmskcl im Fussc. — Die polygastrisclicn Erniilirmigsorgane sind durch Farbenalirung iibcrall
leicht anseliaulicli geworden, der Darnikanal aber nur bei Ophrydium direct erliannt. — Der Hei-mapliroditisnius
des Gesclilechts ist bei Ophrydium mit grünen Eiern, einfacher Sanienblase und bandartiger Drüse
klar ermittelt, bei den übrigen Gattungen sind nur Eikörnchcn als weiblicher ThcU beobachtet. Es giebt
grüne, gclblichc und weisse Eicrchen. üebcrdiess ist bei Vaginicola und Cothumia Liingstlieilung des
Körpers ohne den Panzer, bei Ophiydium mit demselben und ftueertbeilung (?) beobachtet. Nei-ven nnd
Gefiisse sind wiegen Feinheit noch nicht erkannt
Die geographisciic Verbreitung der Familie erstreckt sich den jetzigen Beobachtungen nach über einen
grossen Thcil von Europa, zwischen Paris, Berlin und Norwegen.
Uebersicht der 4 Gattungen der Panzer-Glockenthierchen:
MimadcusioekbiUiing durcli unvollkommene Selbsttlicilung des Panzers
[ Körper im Piinzer gestìelt, sclinelleuil
Oplirydiuni
Tintiunus
EinzeHhiere nime Scll.rttl.rilnns des Panzers . ) Körper st.i.e llos P»"™"- jj^u VCaogt ihnuimcoilaa
F Ü N F U N D N E U N Z I G S T E GATTUNG: GALLERTGLÖCKCHEN.
Ophrydium. Ophryde.
CHARACTER: Animal ex Ophrydinoruni familia, lorica gelatinosa, spontanea corporis perfecta, loricae
imperfecta divisione, in globos gelatinosos consociatum.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Ophrydiñes, ayant -une carapace gélatineuse et s attroupant
par la division spontanée parfaite du corps, mais imparfaite de la carapace
en globes gélatineux.
Die Gattung der Gallertglöckchen unterscheidet sich in der Familie der Panzer-Glockentliierchen
durch gallertigen Piinzer und kuglige Monadenstockbildung mit Hülfe vollkommener Selbsttheilung des Körpers,
aber unvollkommener des Panzers.
Die Gattung Ophrydium wurde 1830 in den Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. mit dieser Einen Art
crrichtet. Eine Gattung Ophrydia mit ganz andern Characteren nnd meist aus Vorticellen-Leibern bestehend,
hiitte BOBY 1824 gegründet und bis 1827 auf 6 Arten vermehrt. Die erste Beobachtung dieser
Form machte vielleicht schon LINNE 1745, der sie JJlva jirunifomiis des Mälarsees nannte. GLEDITSCD
bescln-ieb sie deutlicher 1767 als Kugelpflanze oder Seepflaume, Fucus subglobosus. Dann ist sie vielleicht
von ÜILLEII als Conferva globosa und von WEIGEL und RETZIIS wieder als ülva prunifonnis, von andern
Botanikern als Tremella und Linckia beschrieben worden. SPRENGEL hat unter dem Namen Coccochloris
stagnina 1807 offenbar auch dieses Thierchen als Pflanze beschrieben, später aber eine Viva so
genannt. Neuere Botaniker haben eine wirkliche Pflanze Nostoc pruniforme genannt, und diese ist von
LTNGBTE 1819 abgebildet. Zuletzt luit AG.iRDn 1824 das Thierchen als Pflanze fraglich in der Gattung
Echinella verzeichnet, wenn es nicht noch als Coccochloris und Palmella hyalina hie und da gemeint
worden ist. Den thierischen Character erkannte zuerst MÍ;ILLER (1786), desshalb nannte er den Körper
Vorticella versátilis. SCHRANK nfinnte ihn 1802 Lin%a pruniformis, LAIHARCK 1816 Vrceolaria und
BORY 1824, ohne ihn zu kennen, Ophrydia nasuta, zum Tlieil auch Raphanella. Seit 1830 ist der
Name Ophrydium versatile angenommen. Die, schon bei den Familien-Characteren angezeigten, organischen
Veriiältnisse sind von mir reichlich ermittelt. Besonders wichtig für die äussere Erscheinung ist die Selbsttheilung,
wonacli jeder Körper sich oft wiederholt so theilt, dass die beiden Theile sich ganz trennen, aber
der zellcnartige Panzer nur eine Scheidewand erhalt. Sehr schnell bilden sich auf diese Weise Tausende
nnd iVIillionen zusammenhängende gallertige Tliierzellen, die faustgrossc Gallertmassen darstellen, welche
ganz einem Nostoc gleiclien.
Die geographische Verbreitung ist im mittleren und nördlichen Europa in Landseen, Teichen und
in Gräben beobachtet, worin Chara wächst.
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4 t l . Ophrydium versarne, grUnes Ctallert^liickcbcn. TaW xxx. Fig. r.
O. eorpusculis eloiigatis, ntrinqiie attennatis, laete viridilHis, in polyjjariis suliglolxjsis, glaltris, liyiilinis, lilieris ant
all'ixis ad pisi pngnive inagniindinein consiteiatis.
OpJtryde versutile, h corpmcnìes aììongés, amhtcis ana: deux loufn, vwemtint verta, sociaux dans
des polypiers lisses, globuleux, hyalins, libres ou attaches, de la grandeur d'un pois ou d*un
poing.
Utva prtmifoTviis, LINNÉ?, ecica, Fucus siiiijloàosiis, iiiiyci/Flora sn 1745. Tremella pmnifonms?, Syst. Nat. éd. XII. 1767.
Conferva ijlobtisa,TIUME,i/fnH^ GLEDITSCH!e, Seeii/ Vermiflciite
Abliandl. 1767. 111. [I. 1 — 16.
Vim prmiformie,HALLEK? Ilistori i stiriJ. lielvet. n. 2110. 1768."
IIIIFJTIN pnmfunm's, WEIBKL? Observi
t. bolan. I77J. Tab. II. Fig. 4. » RETZ,os? Flora scan.l. proilr. 1779.
WIGGKRS? PRIM
it. flor. holaat. 1780.' SCHUMACHER? Knum. [)lant. Seeland. 1801.'
L'orlWΫ .ersnliK», MOILE»! Animale. Inti.sor. 1786. p. 281. Tab. XXXIX. Fig. 14-17. Tremdla jmitiifoniiis, KOTM? Flor. eernian. 111. |J. 548. 1788.°
Li«z« priimTormri, SCKRAKK! Briofe an N A D , 1802. p. 91. Taf. II. Fig. 1 - 1 2 . Fauiia boica, III. 2. p. 313. 1803. Cocmch/oris S(N,,IIT7IN, SPRENGEL, JUNO'a Observât, bot. in Floram lialens. 1807. KIITZISQ, Linnea, 1833. p. 380. Tab. I I I . Fig. 22. Vrceolnria versniitis, LAMARCK, Ilist. nat. des animaax sans vert. II. 1810. Edimdln? vcrsntiUs, ASAROH! Systems Algarum, p. 16. 1824. Orhnjcim, n' osaI wB,O RY| DE S T .^ ^V INCEVNITN! ClEiNnTc!y cHlnoepvéedl.o néd. métUod. Vers. 1 8 2 4 . ROnpphbrnifidmiiUtma vUeTrsOatlcilne,, )A bhandl. der Akademie d. Wissonscb.
gen der Beri. Gesellscli. natu
;u Berlin,1830. p. 41. 1831. p. 91. 1835. p. 161, 164. Mittbeiliinf.
Freunde, 1836. p. 52.
Ä n f e n t l i a l t : In Norwegen liei Dröback, den Seen der Cliur- nnd Nen-Mark, bei Ingolstadt, bei Ilalie, Berlin und Intmraslaw,
vielleicht ancU in Holstein, Dänemark, Pommern und in Scbweden im Mälarsee, immer nur iui Süsswasser beobachtet.
Ich fand sonst diese, einer grossen lebhaft oder blass grünen Gallcrtalge mit der Consistenz des Froschlaiclies sehr iihnlichen,
Torticellenstücke nur im Angnst frei schwimmend im Pliitzensee bei Berlin; seit 1835 habe ich sie aber zu allen Jahreszeiten im Thiergarten,
sogar im December unter'in Eise, auch oft an Pllauzen angeheftet gefunden. Ich sah Exemplare, die 4 — 5 Zoll im Durchmesser
Latten, also kopfgross waren, nnd zuweilen, besonders im Mai 1837, wohl Hunderte von faustgrossen Knollen, die durch innere
Gasentwickelung periodisch an die Oberfläche gehoben und vom Winde an den Rand der Gewässer geführt wurden. Eine solebe
meist ungleiche, aber glatte Kugel ist von vielen Millionen Thieren gebaut, deren jedes etwa % Linie Dicke hat, aber bis '/in Linie
lang ist. In der Fläche einer Quadratlinie haben 9216 Thierchen Raum, auf der Oberfläche einer Cubiklinie 6mal mehr, also 55296,
auf der eines Cubikzolles nahe an 8 Millionen, nämlich 7,962624. Im Wasser bilden alle diese Tluerchen eine einfache dicht gedrängte
Reihe oder Fläche, wie beim Volvox; bei Erschütterung ziehen sich viele nach innen zwischen die andern, und so entstehen
3 — 5 Reihen. Anfangs scheinen alle GallertzeUcn im Ceiitrum durch Fäden verlmnden zu seyn, die später verschwinden und die Kugel
in der Mitte hohl mit Wasser errüllt lassen. GLEDITSCH hat in seiner langen Abhandlung desshalb viel Unrichtiges, weil er die
Form mit der Seepoiueranze, dem Halcyonium des Meeres von I JUPERATI , vergleichen zu müssen glaubte, und seine varietas albicans
sind wohl die von den Thieren verlassenen weissen Gallerten, in denen sich dann Oscillatorien, Baeillarien und Conferven ausiedeln.
Er fand den Körper in den Seen der Mark bei Trebnitz, nnd beschrieb ganz ii-rig weibliche und männliche Fructilicationslheile
und Samen. ASSESS nnd BIÜILER fanden ihn bei Dröback im Sumpfwasser im August. MÜLLER hielt sonderbarerweise, wohl durch
die Aehnlichkeit mit Froschlaich angeregt, die Gallertkugeln Kr Eierbaiifcn der kleinen dann freiwerdenden urnenformigen Thiere und
bildete sich ein, dass diese also unendlich klein gelegt würden, dann aber (wie Froschlaich) anschwöllen, und dass zuletzt auf höchst
eigenthümlichc Weise die Eierhanfen unendlich vielmal und selbst die langgestreckten Jungen 2—3mal grösser wären, als die Muttcrthiere,
zu deren Grösse sie also erst wieder zusammenschrumpfen miissten. Aehnliche Wunderlichkeiten linden sich auch bei SCIIRAMI., welcher
(p. 100.) die ihre Zellen verlassenden und sich an den Wänden des Glases festsetzenden Thiere irrig mit Bienenschwärmen verglich,
die sich neue Häuser bauten, aber eine demokratische Regierungsform (! ) hätten. Auch haben sie keine grünen Haare, sondern grüne
Eier. Salpetersäure löste die Masse nicht auf, färbte das Grün rostgelli und gab einige Lnftbläsclicn. Mit Recht vennutliet er, dass
der Kalkgehalt dem Wasser angehören möchte. Ich sah oft kleine KalkcrystiUle an der äusseren Fläche alter, zum Tbeil leerer, Kugeln
sitzen, und sah bei Anwendung von Weingeist und Säuren auch nur ein starkes Einschrumpfen und Gelbwerdcn. BORT hat die
Gallerte für nicht dazu gehörig gehalten, weil er den Körper nicht selbst sah nnd ihn mit Englenen verwechselt. KÜTZINO hat
eine Abbildung von SPREKGEL' S Coccochloris 1833 nach trocknen Exemplaren ans dessen Herbarium gegeben. Auch diese Körner
können leicht die Eier der Thierchen seyn. Schon 1830 zählte ich das Thierchen unter den mit Indigo gejirüften polygastrischen Formen
auf, und 1835 habe ich auch die männlichen Sexualtheile angezeigt. Selbsttheilung habe ich als Längstheilung oft gesehen und
vermnthe, dass SCI IRANK' S Angabe der Queertheilnng, die nebenbei auch vorhanden seyn könnte, doch ein Irrthum war. — Grösse
der grünen Einzeltliierclien ausgedehnt bis Vio Linie; sie sind eben so lang, als die Zellen und die Dicke der Gallertscbicht der Kugeln
im ausgedehnten Zustande. Contrahirt sind der letzteren Wände oft 3 — 4 Linien dick und beliebig dicker, dann sind aber die
Zellen zwischen nnd hinter einander geschoben. Die sehr durchsichtigen Ränder der Oelfiiungen der Zellen habe ich noch nie direct
sehen können, habe aber oft genug die Thiere lang hervorragen gesehen. — Grösse der Kugeln bis 5 Zoll Durchmesser.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXX. Fig. I.
Fig. 1 — 3. sind Gallertkugclu oder Polypenstöcke verschiedener Grösse im natürlichen Zustande, ohae Vergrösserung. Fig. 3. ist ansitzend. Fig. 4.
ist ein Stiick der Obertläche bei 4nialiger Linearvergrösscrung. Fig. 5. ist ein Durchschnitt einer contrahirtea jungen Kugel. Fig. 6. ist ein Raniltheil
mit seinen Thieren bei lOOmaligcr Linearvergrösserung. Fig. 7. ist ein durch ein aufgelegtes Glasblültchen etwas ausgcbreiteler Theil desselben,
-wobei die eigentlichen Panzcrgreuzeu als Gallertzelleu, die Magen und Sesualblase sichtbar werden; links ist ein Tiiierclien in der Selbsttheilung.
Fig. 8. ist eiu wirbelndes ganz ausgestrecktes Thier; t die Sexualdrüse, über welcher zunächst 1 oder 2 contracrile Sexualblasen liegen, die übrigen
Blasen sind, zum Tbeil mit Indigo erfiiUte, Magen. Fig. 9. hat die RUckenwimpern hervorgeschoben und die hello Sexualblase in der Mitte. Fig. 10.
ebenso mit eingezogeuen Stirnwimpeni, contraliirt. Fig. I i . excernirend, mit heller Samenblase. Fig. 12. contrahirt, Hintertheil nach oben {liinellu).
Fig. 13. zeigt die Mimdötfnung. Fig. 14. ist ganz kugelartig contrahirt. Fig. 15. Krallenform mit Sexualblase. Fig. 16. Knospenf
o r m i . Fig. 8—16. sind 300mal lineär vergrössert. Fig. 6—16. zeigen grüne Eikörnchen.