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D R E I U N D Z W A N Z I G S T E GATTUNG: IIÜLLENTHIERCHEN.
CIiI ami d o m o n a s . Chlamf do monade.
CHARACTER: Animul c familia Volvooinoriim, sine canda, sed occilo et diiplici probóscide flagelliformi
instrnctum, singulornin spontanea divisione in polypariis siniplici et aeqnali.
CARACTÈREf Animal de la famille des Volvociem, dépourvu (Time qïieue, nmis distingué par un
oeil et la trompe filiforme double, à division spontanée simple et égale des corpuscules
dans les polypiers.
Die Gattung der lltillcntliierclien ans der Familie der Kngeltliiere nntersclicidet sich von allen
übrigen Gattungen derselben Familie durch Mangel an Schwanz, aber Besitz eines Auges und doppelten
peitsclienartigen Rüssels, sowie durch einfache und gleichförmige Selbsttheihing der Einzelthiere in den Monadenstückcn.
Diese Gattung umfasst wieder bis jetzt nur eine einzige Art, eins der wohl am frühesten, vielleicht
schon IIAIIRIS und LEECWENHOEK bekiuinten, Infusorien, welches O. F. MCLLEB Monas Pulvisculm nannte.
Die Gattung wurde erst 1832 (Abhandlungen der Berliner Akademie, Í833. p. 288.) zur Aufnahme empfohlen,
bis dahin aber die Form von mir selbst als 3Ionas Pulviwuhes mit Microglena monadina zuweUen
verwechselt, bis ich den wichtigen Unterschied beider Formen mir allmiilig deutlich machte, welcher in dem
doppelten Rüssel, dem gemeinsamen Panzer und der einfachen runden Samendriise der Chlamidomonas
besteht und nun leicht zu ermitteln ist. An OrganisationsverhiUtnissen sind folgende Einzelheiten festzustellen
gelungen: Der Panzer ist ein Biichschen (Urceolus), welches das Thier bis zum Munde eng umschliesst
und in welchem es sich einfach oder mehrfach theilt, worauf er platzt und die Einzelthiere frei lilsst. Bei
den Jüngern Einzelthieren ist der Panzer schwer zu sehen, oft völlig nnunterscheidbar. Sobald die Theilung
anfangt, wird er als abstehendes Hiuitchen sichtbar. — Als Bewegungsorgan sind 2 fadenförmige Rüssel
am Munde vorhanden. — Als Ernährungsorgaue liegen kleine Bliischen im innern Körper, welche ich
in früheren Zeichnungen dargesteUt iiabe, die mir aber später nicht wieder klar wurden, wo ich die andern
Thcile des Orgauismus sah. — Als Fortpflanzungsorgane haben sich sowohl Eier als Samendrüsen zu
erkennen gegeben. Als ersterc kann man grüne Körnehen betrachten, welche den innem Körper ganz erfüllen
und ihm die grüne Farbe geben. Für letztere einen grossen, runden, drüsigen Körper in der Leibes-
.nitte, welcher zuweilen doppelt ist. Neben diesem findet sich auch wohl zuweUen eine helle Blase, die
ich aber nicht contráctil sah und die entweder zu den Magenzellen gehört oder eine Samenblase ist —
Das schönrothe Auge bildet eine Spur des Empfindungssystems. - Vom Gcfásssysteme sind keine Anzeigen
anschaulich geworden.
Die sichere geographische Verbreitung dieser Form ist nicht leicht auszumitteln, da man mit dem Namen
Monas Pulvisculus gar viele kleine grüne Thierchen bisher verwechselte, indem man Chlamidomonas,
Mwroglena, Phacelomonas nnd junge andere Thiere verschiedener Gattungen nicht unterschied Auch
hat eine speculative Richtung der Pliyslker und Algologen die Beobachter der neueren Zeit von der einfachen
Erscheinung oft abgelenkt, und Verbindungen dieser kleinen schöngrünen Thierchen mit Pflanzen behauptet
und Verwechselungen mit Pflanzensamen herbeigeführt, die zum Theil unanflösUch sind. Jedenfalls
mag sich aber diese Form weit über Europa erstrecken. Schweden und Dänemark, London, Delft nnd Pan
s , Ingolstadt, Erlangen, Ouedlinbnrg, Bremen, Berlin und Danzig mögen als geographische Anhaltspunkte
erschemen. Von mir selbst ist die Form in Berlin, Wismar, Delitzsch und Jena beobachtet.
81. Chlamidomonas Pulvisculus, grünes HUIlentUierchen. Stanftmonade. Tafel m . Fig. x .
Cl,. '»«^te r„l,ro, „.ccolü M.scmta iuclusis (|,rol,culo duplici), ,,„ly|,arii. ¡„.„dpa-
Chlamidomonadc Poussier, a eorp.mcules «vnhs verts eu enveloppe ureéoUe, „,j„„t uu oeil ronge
t;J ^ trompes); polypiers petit, presque sphérif/ues, ne contenants ,,u-„n petit nombre, 3
ou 4 (a 8?) animalcules.
HARRIS? ^ÜHM Wasser, Philos. Transact 1696 p 254
L,R„™S„„RK? Epi.t. physiol. p. 583. 5. NOY,'1716. ¡¡t 55. ANG. 1701
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Mo,™ 1„„, NEE, »0» ESBKBBCK, Algen de, sU.sen Wasser., W
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ColpoJn vermis iufMorius viridissinvis, LINK, Phi los. botanica, 1824 p 425
' ^ " Z T " " ! " " ^ ' i ' - I'-'
Protococcus viridis, MEYBN in NEBS VON ESKUNECK ROBUI
Monns Puluisculus, Abltandl. der Akademi e d. Wis
. 1824.
Chiamitlomonas Puloisculusy — - —
1- Bhow
s e u s c l i . z
's Vormi schten .Sclirifte
B e r l i n , 1831. p. 67.
— 1833. p. 288.
, IV. I.. 331. 337. 1830.
Diç EnUcckimg dieses Tliierchcns, «eklies ,lic Ayasserkiil«! nni aile Lad,en imd ITüteen i„. Frülualu-c, „ft aad, i,„ Soniin
«- „„ lWsM,e,anders nacii Gewittern schon grün fiirM, sdieint eine der frül,Osten sey„ müssen, wci. es'den l,,„ss 1 .Z ,
se ne el,har grüne Far e schon sehr anf ällt nnd man sd.on frühzeitig grüne n,ikr„sk„,usd,e Thierehen in grünem Wa.,ser he^d'lete.
ujicji gieiJt CS aliiuicuc noch ¡indcrc iJiierclieii, allein die Laben (liinn alle vorliiutig Tlieil «in deu ersten gescliiclitliclien Ëriunci'iin'TRn
Iriltn- e ™ S'»""""»«.^.!« stol. seyn aaf ihre Gesdiiehfe nnd da ich üher die Strnctur'erh.
Jtnisse das Tfothige hc. den Gattnngscharacteren angeführt hahe, so ist hier der Ort für das Geschichtliche der Art.
diese höchÜ^oT" T- 1696 E-glencn vorherrschend gesehen hahen, .wischen denen er aher als kleine Formen anch
k ö l in Ddft bcohachtete 1701 sd.on Euglena sa,guinea nnd dazwischen
kleine ginne Thierchen, aber noch denthdier sah er sie wohl 1716, wo er sogar ihre Monadenstöcke heschrciht? Er sah ahcr 8-Theibeobachte
Sic erer is die folg^=nde Erwähnong dieser Thierchen von GÜZE in Çoedlinborg, welcher Räderthiero damit fütterte.
Koch deutlicher beschreib diese Form EICHHOU:, ans Danzig nnd setzt ahnnngsvoU ßr ihre Geschichte in nenester Zeit liiiizu: „diese
kleinen Puñete zeigen sich am frülicsten im Jahr, _ dass man glauben sollte, sie wären die erste Anlage zn allen übrigen wLserinsecten."
MÜLLER zog E.CHHOHN'S Form irrig zu seiner Mona. Lens, worin SCHRANK ihm folgte, weil er das Citat nicht
pnifte INCENHOÜSS m London hat, nachdem PR.ESTLEI die Anfmcrksaiiikeit anf die grünen, sdileimigen nnd erdigen Absätze des
stehenden der Sonne a„.,gcsetztcn, Wassers gelenkt hatte, höchst wahrscheinlich kein anderes, als dieses Thierdien zn einer grossen
Celcbntat gebracht nnd an ihm direct zn erkennen gcgianbt, dass es in Treniellen oder Pflanzen ähnliche Könier ersterbe nnd dass
diese wieder in belebte grüne Thierchcn erwachen. Dorch TREV.RANÜS Biologie worden dieso Ansiditen in Deotsdiland eingeßlirt
nnd mi eignen gleichartigen Bcobachtongen, die er in Bremen anstcUto, bestätigt. GOLD,„SS theilte 1810 ans Erlangen ähnliche
Beohachtnngen mit. Dodi könnte er anch bewegte Samen von Tetraspora lubrica nnd Confer.a r i M s vor sich gehabt haben
(Abh.D.Eriang |,hys.Soc.L,,.46.f.34.). NEES VOIM ESE»BECK, damals anch in Erlangen, beobachtete, dass aus Infusorien sich die
grüne Mater« bilde und dass diese als das Ur,,rincij, der PU.anzcnbildnng nherhaupt, zunächst aber erschöiifend für die Algenforination
des süssen Wassers erscheine. Das Thierchen nannte er Momis Lens, welchen Namen Hün»sc„üc„ entlehnte, nm dergldchen Verwandlung.
sbeobaditungen in Moose, H.jpnum, riparium, in Osci l latorien, Conferva frígida nnd emtanea niitzntheilen: CASSEBEER
nannte es später Monas Termo. Inzwischen hatte ich schon 1820 die Mundtheile dieser Körnerchen angczdgt, denn auf
diese grünen Monaden, vielleicht mit Phacelon^onas, die ich damals nidit unterschied, bezogen sich meine Beobachtungen. ACAROU
bMte 1820 seine Tdee der Verwandlungen, bei Pünnzen, nämlich der Entstehung grosser Pflanzen ans kleinen durch Juxtaposition
dieser, indem s.e aus Weinen selbstständigen Körpern zn Organen grösserer würden nnd spricht dabei anch von grünen Thieren, in
welche die Algen eich auflösen, was anf diese StaubmonaJen sich, zum Thcil wenigstens, beziehen mag. LINK beobachtete diese grünen
Monaden in Berlin nnd billigt die Ansicht, dass sie aus todten Pflanzen entstehen, nicht aber zu Pflanzen werden. Dieselbe Ansicht
medeiholte HEYEN 1827 in der lAmma p. 396 nnd 428, nur mit dem Unterschiede, dass lebende Confervcn in grüne Infusonen
(11. 461.) nnd Oscillatorien in Baci l larien zerfielen, die Priestley'sche Materie aber von Anfang an eine Pflanze sey. Boar
DE ST. yracE»T ist spater besonders ansführlich über diese vermeintlichen Verwandlungen gewesen und hält geradehin auch Tetraspora
(TO«) Wric« für die erstarrten Haufen der Monas Pulvisculus, so wie er denn schon 1825 ein ganzes Naturreidi ersann,
weldies abwechselnd Thier nnd Pflanze sey. Er nennt es französisch ñégne Psychodiaire, meint aber ein dipsychisches Reich, zu
dessen Aiinahiiie ilin irrige Beobachtungen fiihrten {.Diction, classique Art. Histoire naturelle). Noch vide andere neuere Schriftsteller
haben d.esdben Ideen ausgesprochen nnd diese freien grünen Infusorien mit bewegten grünen Pflanzensamcn nnd wirklidic Monadcnstocke
der Infusorien (Schizonema, CoccocMori, (Ophrydium)) mit Algen für idcuHsch gehalten. MEXE» hat zuletzt in ROBEUT
BROWNS yen,„sehten Sdiriften die von INCENHOÜSS, TREVIRANDS und ihm selbst beobachteten grünen bewegten Tbierchen, Protococcus
mr,d,s genannt, für schwankend zwischen Thier imd Pflanzen erklärt nnd in der Botanik abgehanddt.
V l -li • Bewegungsorganen, Augen, Eiern, Samendrüsen nnd Magcnzdlen versehenen Staubmonaden sind, dersdben
Verhältnisse halber, hier als vollendete, mit Pflanzen in gar keiner Beziehung stehende, Thiere angesehen. Wo sie sidi in Menge
entwickdn entsteht sehr bald dadurch, dass ihre veriassnen Hüllen als todte Thcile zergehen, theils andi die Einzdthieie selbst sterben
und duKh dann eintretende Gasentwicklung in ihrem Körper an die Oberfläche kommen, eine grüne Haut. Unter dem Mikroskope
ist diese, einer Ulve zuweUen ähnliche. Haut von jeder Ulvo auf das Wesentlichste verschieden. Sie zeigt die aneinander gereihten
odten, olt Ihr Augenpigment noch deutlich lange erhaltenden, grünen Thierchen verbanden dnrdi eine farblose, aus viden andern färbt
e n und todten Infusorien (die meist ganz wohl erkenntlid, sind) und ans häutigen Fragmenten (der Panzer) gebildete Zwischenhant.
Diese Haut ist keine Ulvc. Bei kalter Witterung hört dio Gasentwicklung auf nnd die eigne Schwere senkt die todten Thierchen zn
Oden, wo sie zerlallen, zuweilen aber bei neu eintretender Wärme und Gasentbindung sich als eine blasige^ grüne Trcoiel len- oder
Ulven-artige, gekräusdte Masse wieder heben. Die, wo sie gehänft sind, grünen Eierchen werden vereinzelt unsichtbar, bilden aber
wie es schcint, einen gnteu Thdl des Morastes nnd dos Staubes, wddier die Atmosphäre erfüllt. Millionen und aber Millionen mögen
nie zu weiterer Entwicklung kommen, aber zalillose Millionen entwickeln sich im Frühjahre bei günstiger electrischer Spannnn^r
der Atniosphäre. f o
Besonders anifallend ist bei diesen Thierchcn der spermatische Geruch, wdchen das Wasser hat, worin sie zahlreich leben
ï>o lange man sie als erste Entwicklungsstufe anzusehen sich berechtigt meinte, war diese Eigcnthümlidikeit nidit ohne einiges Gcwidit
.•ille.n den jetzigen Entwidilungen der Kenntnisse zufolge bldbt es eine Eigcnsdiaft, die wenn auch nicht übersehen werden darf'
doch keinen physiologisch besonders hohen Werth hat (vergldchc Euglena viridis).