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eine cirifacli« Pllanzc, iiiid «lie im Innern eingeschlossenen Tliierc fiir eine besondere Form des PflanzenstofTes {Globuline)., den er iV«-
viculine nennt.
Si'RENCEL hielt 1827 Aclmanihea^i FrusiuUa^ Mcridion nnd Gloeonema fiir Eier oder Brat von Thieren. Schon die
(Jattnnn- Dititoma, wclcl>e er mit FragUaria und Schhoneina bei den Pilanzen auffiihrt, sey zu zweideatig. BORY spracli 1827
gegen GAILLON itii Arlicle Ncmazoaires des Dict. class. d'hht. nat. Aber METEN behanptetc wieder, -wie LEO und GJROD
CHANTRANS, dass die Bacillarien ans den Oscillatorieu entständen {Lnnnea IL 401. 1827.). AGARDH billigte 1828 die Stellung
des Closterium von LEIBLERN «nd war aucli nicht abgeneigt, die Spon^illa lacustrü zn den Diatomeen (Bacillarien) zu stellen
{Speciea Algarmn IL p, XXV. XXFIIL). Im Jahre 1828 bildete auch METEN die Gattungen 31) Pediastrum {Micranterias),
32) Scenedcstnus {ArthrodeHmus) ^ 33) Sta/iraatrum und 34) Sp/iaerastrmn, welche er als Spiele der bildenden Natur
ansah und als Pflanzen beschrieb. REICIIENBACH stellte die Bacillarien in die Familie der Confervaceen. TÜRPIN errichtete die Giittung
Surirella {Navicula) als eine zwischen Pflanzen und Thieren scliwebende Form, nnd nannte die Gattungen 35) Stomatella
{Micrasteriais)i 36) Tessarlhonia {Tessararthrd) ^ 37) ürsl/iella {Euastrum) und 38) Gemmella {Euastrum). LOSANA bildete
1829 eine Thier-Gattung Oplarimii aus denselben und ähnlichen M i c r a s t e r i e n f o rme n . AGARDH schrieb 1830 seine üeissige
erste akademische Gelegenheitaschrift über die Familie der Diatomeen, worin er den Namen Frusiulia in 40) Cijmbella umänderte.
Auch BLAINVILLE erklärte 1830 die Bacillarien fiir Pflanzen. Xu gleichem Jahre wiude von mir die Familie der Bacillarien zu den
|M)lyg«.slrisclien Thieren gezogen, ein harter glasiger zweischaaligcr Panzer bezeiclinet, und die Familie mit den Gattungen 41) Syncdra
nnd 42) Cocconema vermehrt. Die Bedeutung der Gattung Echinella wurde jdiysiologisch zn befestigen gesntht. LEIBLEIN
stellte die Spangilla lacustns zu den Diatomeen. MORREN bildete die Gattung 43) Crucigenia {liacillaria?). AGARDH gab
1831 die Fortsetzung seines Conapectiis Diafomacearum. GRAT bildete die Gattung 44) Biddnlphia ans der Coriferva biddulphiana
und oblif/nata {hiJmiia). [Arra»ge?nefit of brit. pL\
Im Jahre 1831 gelang mir durch neue Beobachtungen die Stellung der Bacillarien im Thierreiche zn befestigen und ich bildete
die Gattung 45) Enastrum. AGARDH fiigte 1832 die Gattungen 46) Isfhinia, 47) Odoniella, 48) Striatella nnd 49) Gratnmonema
{FTfig^ilarid) hinzu. Im gleichen Jahre setzte ich die detaillirteren Mittheilungen fort und vermehrte die Kenntniss dieser Familie
nm die Gattung 50) Xa7ithiduim. Im Jahre 1833 bearbeitete KÜTZING eine Synopsis Diatomacearum und verzeichnete die neuen
Gattungen 51) Sigmatella {Navicula), 52) Encyonema {Monema)^ 53) Patjgmatella {Exilarid), 54) Trochiscia {Tessararthrä)
und 55) Aristella {Epipyans), Derselbe fand auf chemischejn Wege, dass die gliisjirtige Härte des Panzers vieler dieser Formen dwrch
Kieselerde bedingt sey und beliandelte sie sämmtlicli als Pflanzen. Ich untersuchte mit Prof. H. ROSE und bestätigte diese chemische
Eigentliümlichkeit. WALLRÜTH versuchte die weniger glücklichen lateinischen Namen FrustuUa und Fragilaria durch die griechischen
Rhnbdmm nnd Temachium zu ersetzen, hielt aber diese Formen in einem Anhange zu den Pflanzen als Flygrophyioxoa zusammen.
GAILLON gab 1834 eine neue Uebersicht der Nemazoaires mit vielen durchgehend neuen nnd sehr sprachAvidrigen generisclien
Namen für alle schon benannten Formen, welche der Vergessenheit zu übergeben sind. Auch CORDA gab 1835 viele neue Gattungsnamen,
welche auf obwohl ücissiger, doch nicht hinreichend critischer, Beobachtung und Mangel an Yergieichung des schon Bekannten
bernIlten, als: 56) Pharyiigoglossa {Navicula)y 57) Cosmarium {Euastrum), 58) Colpopelia {Euastrum), 59) Stauridium
{Micrastcrias), 60) Sp/iaerozosma {Odoniella),. 61) Syrinx {Fragilarid), 62) Paradcsmus {Fragilaria), 63)
Pleurosicyos {Closterium) und 64) Scalptrum {Navicula). Derselbe Beobachter spricht von Mundöfl'nnngen, Gesclilechtsöirnnngen,
einem fadenartigen Dannkanal nnd sogar von einer Zunge mehrerer Formen, ohne jedoch diese Verhältnisse wissenschaftlich festzustellen.
Ancli ein OeiTnen und Schliessen der beiden Schaalen wird als beobachtet angezeigt, was ebenfalls nicht statt linden kann. Lu
Allgemeinen hält er diese Formen nicht für Pflanzen, sondern für Tliiere, und schliesst ihnen die Oscillatorieu an. In gleichem Jahre
machte ich auf die characteristischen Merkjuale vieler Arten aus ihrer Streifung und deren Zahl aufmerksam. HENLE glaubte wunderbarerweise
dergleichen Formen in den innern Fortpflanznngsorganen grösserer Thiere beobachtet zn haben. JÜRGENS zahlte 1835 diese
Formen wieder in der Flora von Norderney auf. METEN erklärte wiederholt die Closterien und Pediastra fiir Pflanzenzellen.
I n weiterer Ent^vickelung der früheren Ansichten über Infusorien, deren wachsendes Interesse gerade au diese Familie fesselte, habe ich
1835 die Gattungen 65) Pentasterias, 66) Cocconeis, 67) Pyxidicula, 68) Podosphenia, 69) Tessella nnd 70) Syncyclia
liiuzugefiigt, und in gleichem Jahre wnrden die 10 Tafeln dieses AVerkes gestochen, welche den Bacillarien gewidmet sind.
Seit 1836 sind die Formen dieser Familie besonders durch ihr gleichzeitiges, geographisch sehr getrenntes. Vorkommen gleicher
Arten im Mineralwasser zu Carlsbad, in Salinen und im Meerwasser merkwürdig geworden, zu deren vergleichender Untersuchung
die Combinationen mich hinleiteten. Zur weiteren intensivesten Beobachtung und Mittlieilung der Carlsbader Umgebungen dieser Ait
durch mich veranlasst, entdeckte Herr FISCHER die Bacillarien im Franzensbader Kieselgulir. Weitere Combinationen liessen mich
die Formen dieser Familie im Polirschiefer suchen und flnden. Ja die Halbojjale nnd Feuersteine haben sich demnächst zu organischen
überreichen Denksteinen der Bacillarien umgestaltet, und ausgedehnte Felsmassen, deren jeder Cubilczoll 40 Tausende Millionen Thierchen
nmschliesst, sind die unleugbaren Zeugen des grossen Einflusses der mikroskopischen auf die grössere Formenwclt geworden. Es
ist ein vergebliches Bemühen, wenn man durch Mangel an Uehnng in mikroskopischer Beobachtung, oder durch unvollkommene Mikroskope,
oder dnrch Lust am Widersj>ruch verleitet, jetzt noch, nachdem von allen Seiten das Material iierbeidrangt und schon verarbeitet
vorgelegt ist, die fossilen vollgebildeten mikroskopischen Thierformen für zerriebene Theile, für bloss verkleinerte organische
Ueberreste, für gewöhnlichen Schutt halten will. TÜRPIN hat 1837 das, von mir durch Herrn v. HUMBOLDTS Vermittelung dem
französischen Institute ubersandte, Material zu einem nm so beklagenswertheren Widerspruch verwendet, da aus seinen grossen, aber
nicht correcten Abbildungen auch nur eben hervorgeht, dass er alles nngefähr eben so gesehen, nur unrichtig gedeutet, Xanthidium
und Peridinium verwechselt nnd letzteres verkehrt gezeichnet hat. (Vergl. Xanthidium und Peridinium.)
Neuerlich sind von mir in den Berichten der Berliner Akademie der Wissenschaften 1837 die Gattungen Aciinocyclus und
Eunotia hinzugefügt worden, und auf gegenwärtigen Tafeln wurden schon im Jahre 1835 die Najuen Scenedesmus und Moneina
sprachrichtiger Arthrodesmus und Naimema geschrieben; die Ut e Tafel ist 1837 gestochen.
Der Organisationsgehalt der Familie ist, der Lichtbrechung und Härte des Panzers halber, schwierig zn erkennen, doch haben
sich folgende Kenntnisse allmälig entwickeln und za grosser Wahrscheinlichkeit bringen lassen: Der characteris tische Panzer aller
Formen ist von verschiedener Natur. Der Masse nach theilen sie sich in harte Formen mit starkem Kieselgehalt und in häutige, kiesellose,
und es ist sehr bemerkenswerth, dass noch keine kalkhaltigen vorgekommen sind. Bei einigen ist der Panzer, wie es scheint,
ein E i s ens i l i c a t . Manche haben um den harten kieseligen Panzer nocli eine weiche, gallertige, verschiedengefonnte Hülle {Frustu-
Ua, Schizo7iema, Micromega u. s. w.). Der Gestalt nach sind sie büchsenartig {t*rceoli) mit einfacher Oefl'nung, oder zwei- und
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inclirscliaaün (olmo Scliloss verwachscn) mit raeliicren OclOranscii. Voilicrrsdicml ist cinc rnndc unil cinc prismatiscLc 4seltÍRC Gestalt
l)ci den kicscllialtigcn, tuul cinc llaclic Sscitigc nnil Sscitigc lici den kicsclloscn. Bcwc^nnssorsanc sind als Fiililorganc bei Arínela
sehr (Icntlicli, doch Heiehen sie vorn Cliaraeter dei- »¡rossen Cin|i|)c so sehr ab, dass sie wohl als Ty|ias einer eigenen Grn|i|ie gelten
können, daher diese Gattnng vorläiilig als Anhang betraehtet worden ist. Ucbrigens ist nnr bei Nmicula-kxivvi ein »chncckeiilnssartiges
unzcrtheiltes Bewegungsorgan beobachtet worden, nnd es scheint arn öftersten ans der Sehaalc wenig hervorzuragen. Ob die bewegten
Körnelicn bei einigen Nnoiculis (wie bei Closteriuni) hierher gehören, ist zwcirelbart. — Der Krnilhruiigsorganisinns ist noeli
bei keiner Art dnrch farbige Nabrang in seiner Function anschaalich geworden, hat sicli aber bei vielen Arten, wie es scheint, (lirect
erkennen lassen. Eä linden sieh bei vielen Formen verliiiltnissniüssig grosse, wasserhelle, verändcriiehe, farbliisc Blasen in der iarbigen
Eierinasse, welche ganz den Magenblasen der andern polygastrischen Tiiierclien gleichen, nnd «eiche GIROD CIIANTBANS bei hmnrn-
Ks für Eier gehalten. - - Als annehmbare Fort|)llan?,nngsorganc sind bei fast allen Gattungen farbige, bei einigen Formen farlilose ciartige
Körnchen anschanlieb geworden. Oft ist die sehr feinkörnige gclii, braan oder grün gefärbte innere Masse deutlich in 2 bis 4
Platten oder Seblilnclie vertbeilt, «eiche in der Körpennittc vereinigt sinil, so bei Navicula, Cocconema, Naunema ii. s. w. , olt
ist sie in viele kleine unter einander zart verbundene, rundliclie Haufen oder Beutelebcn vertbeilt, die sicli sjiiiterliin, wie bei Achunnthes,
zuweilen als ein Krenz (4lbeilig), oder, «ie bei Desmidium, 3—6thcilig vereinen, zuweilen einfach zusainnicnballen un(l entleeren,
so bei Gallionella, Pyxidicula, Isihmia ii. s. w. Bei einigen scheint ein einfacher, den ganzen Körper ernillender, Eierschhiucb
vorhanden zn seyii, welcher die Magenzellcn nnd übrigen Organe iiinbiillt. So bei Xanthidium, Euasirnm, Micras/erias. Manche
dieser Formen scheinen nach dem einmaligen Eierlegen zn sterben, viele entwickeln die Eier erst, wie es scheint, dann zu völliger
R e i f e , nachdem sie sich sajuinl dem Eierstocke vielfach nnvollkommcn getheilt, zn Monadenstöckcn umgestaltet null wieder völlig getrennt
haben, ein Umstand, welchcr die ürsache von aU den vielen VerKiindlungsbeobachtangen der Thiere in rilanzcn n. s. w. geworden
ist. Selbst ein laiinnlicbcr Sexnalorganismus scheint sich vorgefunden zu haben. Kugelförmige einfache oder doppelte, Sajucndriiscn
vergleiclibare, Organe zeigen die Gattungen Micrasteria», Arthrodemnus, Texsararthra, Xanthidium und die verwandte Anneta.
Contractilc Samenblascn sind nirgends sicher erkannt. Zu den Fort|ilIanzungsverhültnissen gesellt sich besonders die Sdbsttbei-
Inng, welche immer Lüngstheiinng zn sevn scheint, so dass die confervenartigen Formen nicht fadenartig lang und schmal sind, «ie
Pflanzen, sondern fadenartig breit'nnd kurz. Die unvollständige Tl.eilung geschieht aber zuweilen vom Rücken zum Bauehc hin, wodnrch
Bänder entstehen, indem die Seiten an einander bleiben (Navicula, Fragilaria), zuweilen von Seite zn Seite, wodurch andere
(hdbmondartige) Formen entstehen, wie bei Eunotia, Coccotiema. Bei den dop]jelt nmhUllten theilt sieb tncist nur der innere eigentliche Panz
e r , die äussere Hülle wächst und entwickelt sieb, wie die Hülle der K o g e l t h i e r e , nach andern Gesetzen. Oft bilden djesc Formen
Monadenstöcke, Bacillarienstöcke, als Conferven- nnd Fucns-ähnliche Bäumclien, welehc die Botaniker daher, nicht ohne allen Sehern
des Rechtes, zu den Pflanzen zogen.— Von Em]ilindungs- nnd Circulationsorganen ist bisher noch keine Sjiur in der Familie erkannt.
Die gcogra]ibische Verbrei tung der Familie ist weit über Europa hinaus ermittelt. Island nnd Isle de France, dicPhili|ipinen, der Altai
und Tenerifl'a geben die Grenzen der Beobachtung. In geologischer Hinsicht ist ihre Verbreitung nicht auf die Jctztwclt beschränkt, sondern erstreckt
sich durch die gcognostischc TerÜärhildung der Erde deutlich nnd sicher bis in die Krcidegebilde der Secundärfor.nation, und durch ihr
Vorkommen in Halbojialen älterer vulkanischer Massen wohl in noch tiefere und ältere Perioden der Erdbildung. Ihr Kiesel - und Eisengehalt
macht sie geeignet, die tiefen Geheimnisse der Erdbildung nnd Entwickclnng mehr enthüllen zu helfen, als der leichter auHösliclie Kalkgchalt
der kalkhaltigen Organismen es vermag. ("Vergl. Xanthidium, Pyxidicula, Gallionella, Aciinocyclus, Navicula, Eunotia.)
Die FamUie theilt sich in 4 Sectionen: 1) D e smidi a c e en , 2) Naviculacccn, 3) E c b i n e l l e c n, 4) Lacernaten.
U e b e r s i c h t der 35
prismatische
. .
freie
einfach gepanzerte
eiuschaali- | runde .
ge : Des- {
midiacea
f flache .
, runde .
2 oder
mchrschaalige
: Na'
viculacea Ii'"»™»«-
sehe .
b i s 36 Gattungen idreiseitige
vierseitige
fünfseitige 1glatte
sbtaancdhalrigtieg e
scheibenartige oder plat-
¡J tenartige einfach kugelartige . . . .
Corallcnstock bildende , .
vollkommen selbsttheilige,
nie bandartige . . . . iunvollkommen selbsttheil
i g e , Monadenstock
bildende, bandartige .
d e r Familie der Bacillarien:
Monadenstöckc i)erlsclinurartig
beerenartig .
gedrängt an einander liegende . .
mit Zapfen verbundene
(viele in jeder Scheibe
( zwei in jeder Scheibe
I einzeln plattenartig
(einzellige, gliederfadenartige . . •
I concentrisch vielzellige imit 6 Panzeröffnnngen
¡mit 4 Panzeröilnungen . . . . . .
mit 1 Panzeröil'nung stabartige . . .
gelenkbildendc . . .
gclenklose, brii- gerade Bänder
/ einzeln breiter als lang
/ stiellos ansitzend
ange - chige Spirale Bänder
heftete :
EchinelUa
leinzeln
Uänger als i
Ibrcit . . . \ gestielt
stabförniig
keilförmig
keilförmig
durch Längstheiinng dichotomisch .
durch Längstheilung gcwirtelt. . .
lanzenförniig, gerade aufsitzend
fahnenartig, schief auf- mit mittlerer Oefl'nung
sitzend oline mittlere Oefl'nung
Desmidiiini
Staiirastruiii
P e n t a s t e r i a s
T e s s a r a r t l i r a
Spliacrastniiii
Xantliidiiini
Arthrodesmus
. Odoiitella
• Micrasterias
. Euastriim
. Microtheca
. Pyxidicula
. Gallionella
. Actinocychis
• Navicula
. Eunotia
. Coccone'is
. BacHlaria
. Tessella
. Fragilaria
• Meridion
' Isthmia
• Syncdra
• Podosphenia
• Gouiphunema
• Echinella
• Cocconema
• Achnanthes
• Striatella