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Zur raniilic der Scfiildrildcrtliierchcn gehören nlle gepanzerten Riidertliierclien, welche nur 2
(^iiit'avhc Wirhelorgiine in Form zweier Riidcr führen.
I T c b e r s i c I i t l i c h e E r l ä u t e r u n g e n zur Fami l i e der Scbildrädertlilere.
Eijic Familie mit dem IVaiiicn Brachiomdm bildete BORT DE ST. TISCENT 1822 im Dicthnmiiro clasulz/im (Thigf. nat.,
diese iimrasste die Bracliionaeen, aljer aiicli die meisten daiaals bekannten Formen der EurManidota sammt Cye/o/<i-Larven. Er liatte
darin 11 Genera (Mid war ntigcwissj ob sie zu den K r e b s e n oder Polype n zn stellen wäre. In der EnctjcLopedie 1824. A r f ,
iWicröscopü/neii bildete derselbe eine ürdnnn«' der krebsartigen Infnsorien, Crustodes^ die den Entoitwstracis parallel wären, und
in dieser jt!;ab er d«r Familie der Jlrarhhnidea 9 Genera mit Ausscblnss ym Atmraea^ aber mit Einscblnss vieler Enchlanidoten.
In noch andern 2 Familien derselben Ordniing hatte er aneh |iolyjr.istrischc Infusorien, Euplota. Die jetzige, anders und Schürfer umgrenzte,
Familie der Uracluuuaea ist seit 1830 ganz in gleicher Weise, wie hier, mit 6 Arten in 4 Gattungen gegründet worden.
Die Artenzahl ist seitdem auf 27 gestiegen, die der Gattungen unverändert geblieben. Jetzt enthält die Gattung Aniiraea 14, Brachimms
9, Ptcrod'nm 3 Arten nud Nofeus 1 Art. Die ersten Formen entdeckte nnd zeiclinete JORLOT 1718, es waren BracUoni.
Die ersten Fornien der Gattungen Anuraea und P/erodhrn entdeckte EICIIHOR!« 1775, und die Gattung Notcus ist von mir 1830
zuerst verzeiclmet. IlriL, welcher 1751 die ersten systematischen Namen gab, nannte einige Foriaen der Familie in seiner Ordnung
der Cercarien Brarhiiiriis, andere aber Urachmms neben Floscnlarien und Philüdinaeen. LIUSE, der besonders
SciiÄFFER's Beolmeiilungen auszeichnete, nahm nur dessen Brack'mnus unter dem Namen Tubipora Orccus 1761 in der Fauna
mecica auf. I'ALLAS verzeichnete 2 Arten 1766 in der Classe der Zonphyten unter der Gattung Brachimuu, und LIUSE
folgte ihj]i 1767 in der Xllten Ausgabe des Sijslema Naturae, nannte aber die einzige aafzanelunendc Art ForticeUa nrceolarh.
MÜLLER nannte 1773 alle ilun bekannten Formen dieser Fajuilie Brachioims, gesellte zu ihnen sämrntliche EucJdanidota und stellte
sie zu den Infusorien. So verzeichnet sie auch sein Opus posthumum 1786. Seitdem sind einige Formen (Anuraecn) von SCHRANK
zur Gattung Faginnria gezogen worden, und später ist nur von BORY DE ST. VUSCENT und von mir die Svstejnatik, wie oben angezeigt,
abgeändert worden, allein BLAISVILLE, V. BAER, NITZSCH und REICIIENRACH hielten sie fiir nächste Verwandte der Krebse.
Seit 1830 beruhen die Namen nnd Gruppen auf den Characteren der Innern Organisation und sind von denen der Crus t a e e e n scharf
geacbieilen. (S. ¡i. 3 8 4 . )— Der Panzer ist bei allen 4 Gattungen einer SchUdkrötenscbaule gleich (Testula), nicht ein Schildchen (Scutellum),
wie hei K r e b s e n (vergl. Anuraea striata). Das Bewegungssysteni hat theils äussere besondere Organe, theils innere Muskeln. Das
Kiiderwerk ist oft scheinbar ans 5 Theilen zusammengesetzt, 3 mittleren rrnd 2 seitlichen. Nnr die beiden grösseren Seiteutheile sind
Röderorganc, die mittleren sind nur bewimperte Stirntheile, welche beim Wirbeln des Räderwerkes steif ausgestreckt ruhen nnd Fühlorgane
bilden. Mit diesen Räderurganen sind die Ohren der H y d a t i n a e e n vergleichbar, nicht identisch. Einige, vielleicht alle, Brachioni
haben 2 Borsten im Räderorgane, wie Stjnchaeta. Die 2 Gattungen Noteus nnd Brachionus haben einen Gabelfuss, Anuraea
ist fusslos nnd Ptcrodina hat eine Sangscheibe am Fussende ohne Finger. — Die Ernährnngsorganc sind denen der Hydatin
a e e n nnd E u c h l a n i d o t e n sehr ähnlich. Alle Gattungen haben deutlich gezahnte Kiefer in einem 4rauskeligen Sclilundkopfe. Diese
sind bei 3 Gattungen vielzalmig (Pohjgnmphia), bei P/erodina allein theils zweizahnig, theils reihenzahnig {Zi/gogomphia, Lochogompkia).
Der Sjieisecanal ist bei Notcus und Pterndiita eingeschnürt mit Magen [Gasterudßta)^ hei den übrigen theils einfach
{Coe/ogasirica), theils mit Magen. Bei allen Gattungen sind Darjadrüsen beobachtet. — Vom Fortpflanznngasysteni sind bei allen
Gattungen ein Eierstock mit grossen und wenigen Eiern, die nie im Mntterleihe auskriechen, und männliche Sexnaldrüsen sammt contractilen
Blasen beobachtet. Viele Arten von Anuraea und Brachiomu, auch Noteus, tragen ihre Eier nach dem Legen an Fäden
angeheftet mit sieb herum. — Vom Gefiisssysteni, welches des Panzers halber schwer zn erkennen ist, sind zitternde kiemenartige, an
die innern Sexnaldrüsen geheftete, Organe hei 3 Gattungen, nnr bei P/erodina nicht, beobachtet. Resjiiratinnsröhren sind bei einigen
Arten von Anurnea und Brachiomis und auch bei Noteus erkannt. — Das Nervensystem ist bei 3 Gattungen durch rothfarhige Augenpunkte
bezeichnet, nur Noteus hat keine Spur von Angen, aber doch anscheinend einen grossen Hirnknoten. Andere Nerventheile
sind nicht mit Sicherheit ermittelt. — Einige Brachioni vermehren sich zu zahllosen Mengen, so dass sie das Wasser milchig trüben.
Die gcograpliische Verbreitung der Familie ist über ganz Eurojia bis zum Altai des sibirischen Asiens heobachtet.
Uebersieht der 4 Cattungen der Sehildrilderthierchen:
Augenlose mit Gahelfnss Notcus
ohne Fuss Anuraea
Augenführende . mit 1 (Naiken- ) Auge _ _ _ Brachionus
mit 2 Stirnaugen und Grilfeliuss Pterodina
Z W E I U N D F U N F Z i G S T E GATTUNG: EITRAGER.
]Voteus. nrotée.
CHARACTER: Animal e Braehionaeorum faniilia, ocellis destitutum, pede fiireato. ( = Braehionus ocello
carens.)
CARACTÈRE: Animal «fe la famille des BracMonés, dépourmi dyeux, le pied fmtrchu. (=Itrachion
sans yetiw.)
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Die Gattung Eitrilger aus der Familie der Schildriidcrthierehen zeichnet sieli diircli Mangel an Augen
nnd durch einen Gabelfuss aus.
Seit 1830 gegründet, gebort diese Gattung zu denen, welche, anstatt an Formenzaiil zn waclisen,
abgenoninien haben. Der Grund davon liegt in der nicht immer gleiciien Leiclitiglieit der Erlienntniss des
Auges bei den wirklich Augen führenden. Sie wurde mit 1 Art, N. Bakeri, zuerst aufgestellt, erhielt aber
1831 2 Arten. Die erste Art ist hier znrücligononinien, weil das Auge doch wolil nur überselien wurde,
da sie seitdem nie wieder vorgekommen, und eine ganz ülinliehe Form mit einem Auge,- Bracltionus Bakeri,
baufig ist; die zweite, jetzt einzige, Art ist zn verscfiiedenen Zeiten und selbst ganz neuerlich als
angenlos wieder erkannt. Es scheint nicht, dass frühere Beobachter diese sehr ansgezeichnete und grosse
Form gekannt haben, und es wäre offenbar eritiklos, wenn man all die alten unvollkommenen aiigcnlosen
Zeiclinungen der Brachionen für Noteen erklären wollte. — Das zweiräderige Wirbelorgan schliesst eine
dreilappige bewimperte Stirn ein, ist ohne längere Fühlborsten und zeigt sauunt dem Gabelfusse deutliche
Muskeln. Der Panzer hat vorn und hinten Stacheln. Ein Sclilundkopf mit vielzahnigen Kiefern (Puhjgotnphid),
ein eingeschnürter Darm mit Magen (Gasterodeln), 2 grosse Darmdrüsen, ein Eierstock, 2 Sexnaldrüsen
nnd eine contractile Blase sind, sammt einer Spur von zitternden Kiemen, einer kurzen und dicken
Respirationsröhre, und auch einem grossen, zwischen den Wirbelmuskeln gelegenen, Hirnknoten, ermittelt
worden.
Die geographische Terbreitung ist nur aus Preussen bekannt.
144. Noteus quadricornis, vierhörnlgrer Kiträger. Tafel LXI I . Fig. I.
N. testala snhorbiculari, depressa, scabra, areolata, fronte ijnadricorni et aculeis duobus in fine dorsi ìnsignis.
Notée a quatre cornes, la carapace presf/ue orbiculaire, déprimée, scabreuse et parquetée, le front
garni de quatre cornes, deua> épines a € extrémité du dos.
¡Vote» ,»n<lricon.i!, Abl.an.ll. der Akademie d. Wissenuch. 2U Ber l in, 1831. p. 143. Taf. IV. Fig. 5. Sdilundkoiit.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin.
I c h entdeckte dieses grosse sehr durchsichtige weissliche Tbicrchen im August 1826 zwischen faulen Scliilllilättern bei Berlin,
sah es wieder im Juni 1832 an verschiedenen Tagen, zahlreich am 23. Jiini. In den folgenden 2 Jahren suchte ich es umsonst, fand
CS aber wieder am 22. und 24. Juli 1835 zwischen Conferven des Thiergartens. Am 3. Juni 1836 fand ich es mit Diglena lacustris
in Pankow bei Berlin, und am 20. Februar 1838 sah ich viele Exemplare an üockigen WasserpHanzen unter dem Eise. Vom
Auge hat es keine Spar, sonst aber ganz die Gestalt eines Brachionus. Der rauhe, auf dem Rücken mit Fünfecken facettirte, Panzer
ist auf der Bauchseite flach, aber etwas convex. Vorn ist die Stirn halbniondrórmig ansgescliweift nnd hat auf der Rückenseite
2 gekrümmte Hürnchen, die mit den 2 Ecken 4 Spitzen bilden. Der KinnranJ ist glatt. Hinten sind 2 ziemlich lange Spitzen am
Panzer über der Fussbasis. Die Oelfnnng für den Fuss ist ebenfalls halbmondförmig. Die Scheingelenke des Fusses sind etwas geschttollen,
die Finger spitz. Die Kiefer des Schlundkopfs sind je 5zahnig, wie bei Hydatina. Die Danndrüsen sind birnßrmig, ges
t i e l t , zuweilen mit innern Blasen. Nur einmal sah ich ein Zittcrorgan an der rechten Sexnaldrüsc, woraus sich auf mehrere schliessen
lässt. Der dicht vor dem Schlandkopfe gelegene mittlere der 5 innern weichen Knoten, wovon je 2 seitliche die Muskeln des Räderwerkes
sind, schien eine Nervenniark-Masse zu seyn. Die contractile männliche Sexnalblase erfüllte den Raum der Panzerölihung
für den Fuss, oder lag auch neben dieser. — Grösse Vm — Ve Linie, Ei Linie beobachtet.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. LXII. Fig. L
Fig. 1. Rückenansicht im Wirbeln. Rechts in der Mitte am Rande eine Kiome. Fig. 2. rechte Seitenansicht; M hintere Darmmiindung. Fig. 3.
Bauchiläche. Fig. 4. Kiefer and Schlundgerüst beim Druck. Linearvergrösserung 300mal.
D R E I U N D F U ^ F Z I G S T E GATTUNG: STUTZRÄDCHEN.
A n u r a e a . Anurée.
CHARACTER: Animal e Brachionaeorum familia, ocello unico occipitali, pede nullo. ( = Brachionus
pede carens.)
CARACTÈRE: Animai de la famiUe des Brachionés, ayant un seul oeil h la nuque, point ds
pied. { = Brachion sans pied.)
Die Gattung der Stutzrädehen ist in der Familie der Schildräderthierchen durch Besitz eines einzelnen
Nackenauges und durch Mangel an Fuss kenntlich.
Unter den 2 Namen Anourella und Keratella sonderte zuerst BORÏ DE ST. VINCENT 1822 wahrsclieinUch
einige Formen dieser Gattung im Dietimi, class, dhist. nat. von den Brachionen ab, woliin
sie, nach MÜLLER, I^MARCK gestellt hatte. Keiner von ihnen hat den Character der Augen erkannt. Da