19) Die iinsid>ll,arcn Inf,.serien l.alicn selbst Läuse und Einsewcidowliriiier, und die Länse der Infiisoricn haben wieder crkendwre
Länse (s. 2Í1, 510. Tnfel XVII. Fig. L IV. Taf. LXIII. Fig. V. 3.). , • •• fr
20) Die Infusorien hnben ein anseliulicl, langes Leben, auel. abgesehen ™n, Emlluss der Sclbsttlie.lung, nud sie mögen oft
einen Winterschlaf durch Trockniss ans Frost, nnd einen Sonnncrsehlat durch Troekniss uns Wärme haben, wahrsei,en>l,eher aber hegen
sie ohne Seblaf und Erstarrung nur in Trägheit dabei nnd leben dadurch schwerlich länger, «elmchr gcmss kürzere Zeit.
91) Wie Ficlilen-Bliithenstaub jährlich als Schwetelregen ans den Wolken Killt, s« seheinen die .lel kleineren Infnsoritn,
mit dem WaLerdunst ,,as.i, gehnben, ullerJings .ahlreieh nnd wolkenaitig, lebend nnsielitbar in der Atmosidiäre sebweben, sel ener
»iolleicbt lebend dem Stuiibe beige,niseht zu sej-n. Direete Erfalirnngen hierüber sin,l noch niebt hmreieheud vie e und streng wissenscliai'tliclic
aii^cä(cllt. Nur in. Anfange der Platzregen siml sie zu erwa,-tcn, and ehe da 5 einzelne Tro|ifcn nntersnclit sm. , u u
Gelen^enheit vergangen. Um mir 1000 Troiifen der Regen gena,. zu nntersnehen, verlangt es viele Zeit, und was s,nd 1000 1 ,-oplen
eines'^Ile.ens? D^ interessante Feld liegt der Beobachtung nneh olfen. Auch nach F r anz Sciiülze's und S c hwa n n s neueren Versncl,
™ .i,!t kiinsUich gereinigter at,nos|d,ärisel,er Luft giebt eine Wasserdunst- nnd Staub-Iose Luft, keine Thiereben fnr Infusionen.
(PociüivD. Annalen d. I'bjsik, 1836. 1837.) . • ,• i i • l
22) Ln Allgemeinen verhalten sieh die Infusorien gegen alle äusseren EinüUsse den griisseren Organismen z,e„,Iich gleich.
Sie verzehren zwar zuweilen starke Gifte ohne rasebcn Nnehtheil, aber doch mit allmäligem schädlichen Einllusse derselben. Sie er ragen
unter .Gewissen U,„ständen hohe Hitze- nnd Kälte-Grade, wie es auch andere TLiere und Menschen thun. Sie leben mit nnd ohne Li^ht.
23) So leicht aueh das Gewicht der nnsiclitbaren Infusorien ist, so ist es doch berechenbar nnd gewogen, und allerdings
mag der leiseste Luftzug, welcher Federn hebt, mit solchen Kiiriierchen, wie mit dem Wassenlunste, siiielen (s. p. 170.).
24) Die scheinbare grosse Geschwindigkeit der Infnsorienbewegung im vergrösserten Trojifen, zu,a klaren Bewnsstseyn gebraebt,
ergaí mir, ,lass .enta 1 Linie in 4 Secunden, Mona. Punctum 1 Linie in 48 Secunden, Navie,du grach.
1 Linie in 6 Minuten 24 See. durchläuft. Somit braucht Ihjdatina mnta zu einer Meile Weges 21 Wochen, Mona, Punctum
5 Jahre, Naoicula graoUh 40 Jalire. Eine Schnecke (Llmmteu. .tagnalh) läuft % Linien in 1 Secunde, ein Mensch im Eilschritt
5 Fuss in der Seeunde, ein Militairiiferd im Trapi) 13 Fuss in 1 Secunde.
25) LinnÍ snraeh ans: Aller Kalk konnue von AVñnnern (Omnis cala; e vermibu¿). Jetzt wird man angeregt daran zu
denken, ob nicht alle Kieselerde nud alles Eisen (also 3 Hauptbestandtheile der Erde) auch aus Würmern ko,n,nen, oder ob sie von
ihnen nicht wenigstens doch organisch .aannigfach n„,gewandelt, schon einmal verzehrt wurden. Omnh Mea> omno ferrum
0 vcrmibus. Es zn behaupten oder zu verneiuei,, ist jetzt gleich unrichtig. Nur immer siieeiellere Untersuchung wird Licht geben.
26) Die directen bisherigeu Beobachtungen fiir die mutterlose Erzeugung o,-ganischer Korper {geucratio primitwa) cnnangeln,
wie es nnn seheint, säuuntlich der nöthigen Schärfe. Dieselben Beobachter, welche das plötzliche Entstehen der klcnshn Organismen
ans üi-stolfen geseheu zu haben meinen, haben die sehr zusan„nengesetzte Structur derselben ganz hbersehen. Ein^arges
Missverhältniss ist dabei nicht zu verkennen und eine Täuschung liegt am Tage. Beobaebtungcn über das Entstehen krebsartiger Tliiere
nnd Lisecten ans Urstollen sind die Nachklänge einer veralteten Zeit, wo die Raupen aus den Blättern wachsen. Gescbicbtlicl, ist vol-
]i.r dentlich die Urzeugung, von den Antochthonen-Menschen anfangend, ani die Frösche, von den Fröschen auf die Insecten, von den
Insecten auf die raikroskopiselien nnd der Untersuchung schwer zugänglichen Forme« allmälig durch bessere Erkenntuiss zurückgedrängt
worden. Aueh bei diesen schwindet der Boden, auf dem sie stehen soll.
27) Die wunderbare stete For.nveränderung mancher Lifnsorien hat sich auf Grenzen and organische Gesetze zuriicknihren lassen.
28) Die Kraft der Infusorien-Organisation ist durch ein starkes Kaugeriist n,it Zähnen in ihren, Mande anschaulich bezeichnet,
aueh haben sie völlig deutlielie Geistcsfähigkeiten, wie andere Thiere. Dass sie gerade, wie Cuusiüs, der Pb,losoi,b, (Aaleit. ab.
nat. Begeh, nachzud. IL p. 1226. 1749.) aus der Selbsttheilung schliesst, eine vollko,u,ne,iero Seele hatten, ,uag ilahin gestellt seyn.
29) Die Infusorien-Beobachtung hat eine schärfere Begriflsbestimiimng des Thieres im Allgcneiuen herbeigeffihrt, wonach
sich alle PHanzen nnd Mineralien dareh Jlangel der tbierisch-organischen Systeme scharf und streng scbeidcu.
30) Es ergiebt sich aus diesen Untersuchungen endlich, dass die Erfahrung eine Uncrgriindlichkcit der organischen Schöpfungen
dem kleinsten Räume zugewendet zeigt, wie die Sternenwelt dem grösstcn, deren nicht naturgemässe Grenzen d,e optische,. Hullsmittel
ziehen. Eine Milchstrasse der kleinsten Organisation geht dureli die Gattungen Monas, Vibrio, liactermm, Bodo.
Ucbcr die innere Einriclitiing des Werkes, welclies durcli den Herrn Verleger in Hinsieht auf die
Darstellungen im Kupfersticli ohne alle Pralilerei einerseits, und ohne Rücksicht auf Ersparniss andererseits,
nur mit Hinsicht auf entschiedene Zweckmässigkeit angelegt wurde, ist zu bemerken, dass die Eleganz des
Druckes mehr als eine secundar nothwendige, gleichartige Zugabe erschien, und wenn es mir gelungen wäre,
dem Texte selbst den innern Gehalt zu geben, welclier dieser äusseren Eleganz nicht unangemessen ist, so
wurde ich nur meine Pflicht ffir die Wissenschaft und für das mir geschenkte Vertrauen erfüllt zu haben
glauben. Uebrigens soll dieses Werk keineswegs ein abgeschlossenes System darstellen. Es ist nur ein erster
Versuch, die durchgreifende Organisation der so schwer übersehbaren mikroskopischen Formen übersichtlich
zu machen. Nur eine möglichst feste Grundlage für künftige weitere Forschung soll es bieten.
Täglich finde ich selbst mehr Detail imd noch immer neue Formen. Darein habe ich besonders mein Bestreben,
meinen Stolz gesetzt, wo möglich nirgends zu viel, sondern überall nur zu wenig gesellen und dargestellt
zu haben. Alles, was ich aufnalim, habe ich selbst beobachtet, alle Zeichnungen habe ich selbst
gefertigt. Diese Zeichnungen bilden die Basis der wörtlichen Beschreibung, sie sind mit möglichster, vielfach
von Neuem prüfender Sorgfalt entworfen und sind als Darstellungen des Lebendigen nicht Abzeichnungen, sondern
Compositionen aus vielen Beobachtungen, wie sie kein Maler fertigen konnte, der nicht selbst Beobachter
ist. Alle Meinungen, Zahl der Gattungen dergl. sind Nebensachen, aber die Facta sollen wahr seyn. Noch habe
ich grossen Fleiss auf das Geschichtliche gewendet, obschon es meist nur eine nmthmassliche Deutung seyn
konnte. Von Willkühr hierbei habe ich mich, so viel ich konnte, fern gehalten und vielleicht eher zu viel,
als zu wenig Zeit und Raum auf die Synonymie verwendet, doch hielt ich sie für vvissensehaftlicli nothwendig.
Auch von den ungenauesten und leichtfertigsten früheren Beobachtern habe ich zuweilen doch Vortheil
für die geographische Verbreitung der Formen gezogen, aber es sind fast überall nur die von mir selbst
beobachteten Lokalitäten sicher. Alle Schriftsteller, die ich citire, habe ich selbst nachgesehen, was nur
mit Hülfe der sehr reicblialtigen, selten wichtige Lücken bietenden, Berliner Königlichen Bibliothek in einem
solchen Grade möglich war. Die wenigen ungeprüften sind mit Steriichcn und Fragzeichcn versehen.
Durch Anvi'cndung von Zahl und Maass auf diese unsichtbare Formenwelt und auf ihre organischen Thcile
hat sich eine früher ungekannte Schärfe in die Dnterscheidung der Arten bringen lassen. Mit gleicher Sorgfalt
und Anstrengung habe ich mich sehr häufig bemüht, den ganzen Entwickeliingscyelus der Individuen zu
verfolgen und im Detail festzuhalten. Vieles, besonders über Bacillarien, hat sich im Laufe des Druekcs noch
sehr erweitert und vertieft, so dass nur die Resultate noch im Allgemeinen aufgenommen werden konnten.
Vielleiclit finden späterliin Nachträge eine geneigte Aufnahme, lieber die meisten Einzelformen hätte ich
freilich noch viel mehr von ihrer Lebensart erzählen können, allein die generellen Uebersichten scheinen dem
Bedürfniss zu genügen, und eine noch grössere Ausdehnung des Werkes schien für jetzt unzweckmässig.
Fleiss und Treue in den Thatsachen und Fülle in den Beobachtungen sind mein Wahlspruch gewesen. Die
Einkleidung hätte nur auf Kosten der Fülle oder der Kürze gewinnen können, und so sehr icli selbst die
Eleganz und Leichtigkeit der Darstellung schätze, so kann sie doch nur auf zweiter Stufe stehen, und Fülle
und Klarheit der üebersiebt sind nähere Freundinnen des Wissens.
M E T H O D E DES S-4MMELNS, DER BEOBACHTUNG USD DES AUFBEWAHRENS DER INFUSORIEN.
Die Infusorien findet man nicht in übelriechenden Pfützen dergl. Diese wimmeln zwar von Infusorien,
aber ziemlich alle von denselben wenigen und gemeinen Arten (p. 526.), auch besteht nicht aller Schlamm
und Moder aus Kiesclthieren. Das Aufsuchen von Infusorien-Formen ist durchaus dem Pflanzen- und Insecten
Sannneln ähnlich. Die lieblichsten und auffallendsten Gestalten, namentlich auch fast alle Räderthiere,
fiuden sich im klaren Wasser langsam fliessendcr oder nachquellender Gräben, Lachen und Bassins, in denen
fein zertheilte Wasserpflanzen, besonders Lemna, CeratophyUum, Conferven dergl. wachsen. Sehr
reichhaltig an ausgezeichneteren Arten pflegen Torflachen oder AViesengräben zu seyn. Sieht man scheinbar
mit Schimmel überzogene Pflanzen nnter'm Wasser, so hat man eine reiche Emdte. Es sind meist liebliche
Glockenthierchen (Vortieellen), zwischen denen Räderthiere verschiedener Gattungen, Blumenfischchcn,
Schwanenthierchen und viele andere Formen gleichzeitig nmnter leben. Kleine gelbliche Giillertkugeln au
CeratophyUum sind die lieblichen Sonnenschirmtbicrchen. Der weisse Schimmel an den Wurzeln der Meerlinsen
ist meist Vm-ticella nelndifera, und kleine schwärzliche, im rechten Winkel von der Meerlinsen-
Wurzel dergl. abstehende, kurze Borsten sind die licbliehe Melicerta. Findet man irgendwo zwischen Meerlinsen
das Kugelthier {Volvoic Ghhntor), so darf man nur bei mehreren mit der Lupe nach innern weissen
Flecken suchen, um alsbald den Raubsehiffer zu entdecken. Die staubige oder häutige Oberfläche stagnirendcr
Lachen ist oft voll von seltenen Formen. Grüne, gelbe, blaue, braune, rothe schleimige Ueberzüge
der Wasserpflanzen oder Färbungen der Gewässer sind in der Regel von liebliehen Infiisorien - Formen gebildet,
und was dem Vorübergehenden höchstens sonderbar ist, das wird dem mikroskopischen Forsciier zum
überraschendsten Schauspiel des formenreichsten Lebens. Jeder, wer Lust oder Beruf zu solchen Beobachtungen
hat, findet leicht die specielleren ihm bequemsten Methoden des Sammeins und Beobaclitcns von
selbst, und was manchem bequem und forderlich ist, ist dem andern unbequem. Nützlich sind vielleicht folgende
Bemerkungen: Man nuiss nicht Gläser auf das Geradewohl, mit modrigem stinkenden Wasser gefüllt,
mit sich nach Hause nehmen, das ist lästig und unzweckmässig. Was nmn zur specielleren Untersuchung
mit sich nimmt, muss schon eine sichere Anzeige eines bestimmten Gehaltes und Interesses haben.
Um diess zu erfahren, muss man Gläser von weissem klaren Glase auf Erholungswegen oder mikroskopischen
Excursionen bei sich haben, und eine (entweder gewöhnliche oder besser nocl« applanatische) Lupe, d. i.
eine gefasste einfache oder doppelte Glaslinse von etwa 4maliger Vergrftsserung im Durchmesser, an einer
Schnur befestigt, bei sich führen, damit sie nicht zu leiclit ins Wasser fiUlt. Stärkere Vergrösserimgen sind zeitraubend
und unnütz, sogar eine 2malige des Durchmessers reicht aus. Auch ist ein kurz zusamnienschiehbarer
Stock mit einem Haken am Ende nützlich. Sehr dünne klare Reagenz-Gläser, die jeder Apotheker
verschafft, mit guten Stöpseln, in ein bequemes, etwa 4 Zoll langes, gegen 2 Zoll hohes und 3 Zoll breites,
Blechkästchen auf Baumwolle in doppelter Lage neben einander gelegt, kann man dutzendweis ohne
Unbequemlichkeit bei sich haben; um aber von der Oberfläche der Gewässer bequemer eiuzuscböpfen, be