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Nachtrag zur Gattung Ophrydium.
Von Herrn Lanilratii v. WOLANSKI erhielt ich 1832 Zeichnungen dieser Form ans Inowraslaw (Tien-Brcskn) im Bezirk
Posen. "Wahrscheinlich war anch ilie grüne Echinelta rridiosa von N E E S VON ESENBECK ans Erlangen (Algen des süssen Wassers
1812) dieser Kiir|]er. Boni's 6 Arten der Gattung Ophrydia hahen folgende Synonymie: 1) O. cimata (1824) = THchodina?,
roTt. uotulij: gemmai; 2) 0. Gi/rlnua (1824) = Triehodiiml, VorliceUae gemmai; Ì) O. Lagennlata (1824), Lagenula
(1827) = Vorticellae corfuta; 4) O. nasuta (1824) = Ophrydium versatile; 5) O. Troclius (1824) = Trichodinai, VorliceUae
gemmai ; 6) O. vm-licettiim (1826) [Essai/ liune classi/, des microsc.} = Ophryd. versai.
S E C H S U N D N E U N Z I G S T E GATTUNG: KLÖPPELGLÖCKCHEN.
T I n t i n n u s . Battant.
CHARACTER: Animal e familia Ophrydinorum, solitarium, corpore dividuo, lorica urceolari non divldua,
corpore intra loricam pedicello flexili instructo (pistillum tintinnabuli refcrente).
CARACTÈRE: Animal de la famille des Ophrydines, solitaire, divisant le corps, non la carapace
urcéolaire, le corps ayant dans t intérieur de la carapace un pédicule flexible
{semblable au battant (tune clochette).
Die Gattung der Klöppelglöckclien ist in der Familie der Panzer - Glockentliicrclien durch Theilliarkcit
des Körpers, aber Untbeilbarkeit des bücbsenartigen Panzers, mithin Mangel an Bestockung characterisirt,
und bat einen schnellenden Fuss am Korper innerhalb des Panzers. Der Körper gleicht dem Klöppel
in einem Glöckclien.
Die Gattung ist von SCHRANK 1803 mit 3 Arten gebildet, von denen 2 in andere Gattungen gehören.
Sie sollte spracliricbtiger Tintinnabulum helssen. Die einzige Art entdeckte MÜLLER 1776 und
nannte sie Trichoda inguilimts. OKEN nahm 1815 SCHRANK'S Gattung Tintinnus auf, aber LAMARCK, unbekannt
mit diesen Arbeiten, gab 1816 den neuen Namen Vaginicola, unter welchem sie auch BORY 1824
aufgeführt hat. Die jetzige Begrenzung erhielt die Gattung 1830, wo ihr nur eine von SCDRANK'S Arten,
die genannte Trichoda ini/uilinns MILLER'S, zuertheilt ward. Eine zweite, neue Art gab ich 1832, wenn
nicht anch diese ein Synonym von MILLER'S Vorticella vaginata ist. An Organisation sind ein Winiperkranz
um die Stirn und ein schnellender Stiel für die Bewegung, sich sichtlich anfüllende Magenzellen
siimmt einer seitliehen Mund- und zugleich Anal-Oeffnung für die Ernährung, und eine gelbliche Trübung
im Körper als Spur von Eierstock erkannt. Die Selbsttheilung hat MÜLLER beobachtet.
Die geograpliische Verbreitung der beiden Arten beschrankt sich bis jetzt auf das Wasser der Ostsee.
4 1 2 . Tintinnu» inqutlinus, cylindriscbes Klöppelglöckchen. Taid xxx. Fig. n.
T . corjtore hyalijio ant flavicante, lorica cylindrica, hyalina.
Battant locataire, a corps hyalin ou jmmätre, la carapace cylindrif/ue, hyaline.
TRICÄORFN INI/UFIINUS, MÜLLER, ZOOLOG, DANICAE PRODROMIIA, ADDEND. I>. 281. 1776. ZOOL. DAN. (CONES, TAB. IX. FIG. 2.
& M H - S P I U I R M , DANNEMARK OG NORG. DYR-HISTORIE, I. B, P.
Tiniinnm inquilinits, SCHRÄNK, FANNA BOICA III. 2. P. 317. 1803.
Inginiculn int/uilina, LAMAHCK, HIST. NAT. D. ANIM. SANS TCRT. 1816. II. BOBT DE ST. VINCENT, ENCYCLOPÉD. MÉTH. 1824.
TiiKtmjttS inquilinus, ABLANDI. DER AKAD. d. WISSENSCH, ZN BERLIN, 1830. P. 41. 1831. P. 95. 1833. P. 273.
A u f e n t h a l t : Im Scewasser hei Copenhagen und Kiel.
Diese interessante Form ist ausser von M Ü L L E R nnd mir niclit heohachtet worden. Ich fand sie 1830 und 1832 in Kieler
Seewasser, welches mir Dr. M ICHAE L I S mit Lenchtthieren sandte, und 1833 heohaclitetc ich es in Cojienhagen seihst im Hafcnwasscr.
Die letzteren Thierchen schwammen .-illc frei im Wasser, die ersteren sassen zum Theil an Pllanzenfragmenten fest. Sic nahmen
leicht Indigo auf. MÜLLER sah und zeichnete andi 2 Individuen in Einer Zelle, mithin Selhsttheiliing. Die gelbliche Farhe des Körpers
der Kopenliagener Form schicn mir den Eiern anzugehören. — KörpcrgrSsse ohne den Stiel '/»« Linie, mit dem Stiel VJO! Panzer
Vis Linie. Dicke des Panzer-Cylinders zuweilen kaum 2mal, zuweilen mehr als 3inal in der Länge.
E r k l ä r u n g der Ahhildungen Taf. XXX. Fig. IL
Fig. i—3. sind Formen ans Kiel, die ich in Berlin nach dem Leben gezeichnet; einige sind aasgedelmt, andere eingezogeo. Fig. 4 — 5. sind von
mir in Copenhagen gezeichnet. Linearvergrösserung SOOiual.
4 t 3 . Tintinnus sübulatus, spitzigres Klöppelglöckcben. Tafel xxx. Fig. ra.
T. hjalinus, lorica conica, postica longe suhnlata.
liattant aigu, hyalin, a carapace conijue, allongée en pointe longue postérieure.
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L'ORTICRIL» mstn,M, MÜLLE»? ANIMALE. INFUS. 1786. P. 310. TAB. XLIV. FIG. 12-13.
T M I M M »«¿»TO, ABLIANDL. D. AKAD. D. WISSENACL. LU BERLIN, 1833. P. 774.
A u f e n t h a l t : Im Seewasser hei Copenhagen? nnd Kiel!.
Ich heohachtete die Form im Octohcr 1832 mit Lcnchtthierchen ans Kiel, nnd fand in einem der Glilser his 6 freie Exemplare,
aber nur 2 lebend, 4 als leere Schaalen. Der Panzer zeigte hei einigen leiciite Quecrriefen. Der cylindriaclic Körper der Thierchen
war farblos lind sass auf einem spiralförmigen zuckenden innern Stiele. Der Panzer war äusserst durchsichtig, daher das Ganze,
obwohl gross, doch schwer zu sehen. MÜLLER'S Yorticelle war ansitzend nnd schien ihm nicht in die Scheide zuriickziehbar, war
daher vielleicht eine nicht günstig beobachtete Epistylis. LAHARCK. verzeichnete sie als Folliculina vaginata^ BORY als Vaginicola
Vorticella. Wäre die Zuspitzung des Panzers dieser Form ein Stiel zn nennen, so verlangte die Conse([uenz einen hesonderii
Gattnagsnanien, doeli blieb ich darüber ungewiss. Ich sah es-nicht schwimmen, auch nicht sich bis über den Rand der Scliaale entfalten,
aber es entfaltete innerhalb seine Wimpern, zog sie wieder ein, zuckte zusammen nnd zeigte innere Magenblasen. — Länge des
Panzers bis Vs Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XXX. Fig. lU.
Fig. 1. sich ausdehnend nach dem Zusammenschnellcn. Fig. 2. mit gerade ausgedehntem Stiele. Fig. 3. leere Schaale. Vergröss. 300mal im Durchm.
S I E B E N U N D N E U N Z I G S T E GATTUNG: MANTELGLÖCKCHEN.
V a g i n i c o l a . Vaginicole.
ClIARACTER: Animal ex Ophrydinorum familia, solitarium, corpore dividuo, lorica urceolari non dividua,
corpore loricaque sessilibus.
CARACTÈRE: Animal de la famille des Ophrydines, solitaire, divisant le corps, non la carapace
urcéolaire, ri ayant ni le corps ni la carapace pédiculés.
Die Mantelglöckchen sind einfache Panzer-Glockenthierchen, vfelche neben der Selbsttheilung
des Körpers keine Thcilbarkeit des Panzers haben, nnd die weder am Körper noch am Panzer einen Stiel
besitzen.
Die von LAMARCK 1816 gegründete Gattung Vaginicola umfasste in 3 Arten diese und auch die
vorige und folgende Gattung. Erst 1830 wurde die jetzige Umgrenzung mit 3, 1 alten und 2 neuen, Arten
festgestellt, die sich seitdem nicht vermehrt haben, und es wurde auf etwa eben so viele, von Andern
beobachtete, Arten hingewiesen. Die erste Kenntniss der Formen hatte schon LEEPWENHOEK 1702. Dann
beobachtete dieselben erst Eicnnon!« wieder 1775, und MÜLLER hielt dessen Zeichnung damals für Stentor
{Vortic. stentorea). Später sah sie auch MÜLLER selbst, und er beschrieb 1786 wohl 2 Arten als Trichoda
ingenila und Vorticella Ampulla. COLOMIIO 1778 und KAMMACUER 1798 bildeten dann 2 oder 3
Arten namenlos ab. SCHRANK nannte dergleichen 1802 und 1803 Lin%a stentorea und gleichzeitig Tintinnus
sessilis. LAMARCK gab 1816 einer von MÜLLER'S Arten den Namen Vaginicola, der andern den Namen
Folliculina. GOLDFCSS stellte 1820 MÜLLER'S Trichoda in die Gattung Limnias, und BORÏ DE ST.
VINCENT folgte 1824 bis 1830 LAJLVRCK, mit Zusatz der Vag. Vorticella, MÜLLER'S Vort. vaginata. —
Der Organismus dieser Formen, seit 1830 entwickelt, gleicht ganz dem der Vorticellen und Stentor
ohne den Mantel. Die abgestutzte Stirn umgicbt ein Wimperkranz, und in diesem am Rande liegt der
Mund. Der polygastrische Ernilhrungscanal wurde bei allen 3 Arten schon 1830 mit Aufnahme von Farbestoffen
erwiesen. Das Fortrücken der Speisen nnd Wiederkehren zur Mundoffnung war deutlich. Bei V.
crystallina sind gi-iine periodisch sich verlierende Eikörnchen sichtbar, welche bei den übrigen Arten weiss
zu seyn scheinen. Die miinnlichen Sexualorgane wurden bei keiner Art deutlich, doch könnte man aus
MÜLLER'S Abbildung der V. crystallina eine bandartige Drüse abnehmen. Spontane Lilngstheilung ist bei
allen Arten beobachtet.
Die geographische Verbreitung der Mantelglöckchen ist in Holland, Dänemark, England, Baierii und
bei Berlin im Süsswasser beobachtet, vielleicht giebt es auch eine Art im Meere.
4 1 4 . Taginicola crystallina, crystallenes Mantelglîîckclien. Tafei xxx.
V. lorica crystallina, nrccolari, recta, ovulis viridibus.
Vaginicole crystalline, h carapace crystalline, urcéolaire, droite, les oeufs verts.
BM-Uke OTIMOMN, LEBOWSNHOEK, PILILOS. TRANSAD. XXIII. NR. 283. P. 1304. FIG. 8. O, P. Q ^R. (1702.) 1703.
Fig. T.
RTU. P. 73. TAF. 3. FIG. F . 1775.
EK, PBILOS. TRI
Dns TRONIJIEICIK/IITT, EICHHORN, BEITRIIGO Z. KENNTNISS DER KL. WA
ForliceUn SLEIILORCN, MOLLBR, NATURFORSCLIER, IX. P. 209. 1775,
T R M A IRIJTNIL», MOLLER? ANIMALE, INLAS. P. 219. TAB. XXXI. FIG. 13—15. 1786.
IIOIIFM NSLUCCIO, nllcrn spezie. COLOMBO, OSSERV. MICROSC. 1787. DENTSCH 1793. P. 88. FIG. 7.
Aaiimlaila, KAMMACUBE, IN ADAM'S KSSAY ON DIE MICROSC. P. 570. FIG. B. TAF. XXVI. ED. U. 1798.