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rciclilioli orkiHiiit, aber noch weiter zu verfolgen. Diese nicdliclien Tliiercbeu sitzen in gallertigen Futteralen
einzeln an Wasserpflanzen fest. Das Futteral ist oft sehr durchsichtig und seliwer zu sehen. — Das
Kildcrorgan ist wohl immer 6spaltig und von einer cigenthiimlichen Bescliaffenlieit, welchc weniger umsichtige
«cbaohtcr verleiten kann, es gar nicht für ein lläderwerk zu halten, wie es auch sclioii von PELT.EU
gescliehen ist. — Der Ernährungsorganisuuis ist als ein einfacli conisclier Darm (Caelognstrica:) erkannt,
welcher bei einer Art deutlicli, bei der andern weniger deutlich, einen mit 2 doppclzahnigen Kiefern verseheneu,
zweiten Schlundkopf hinter einem zaiinlosen ersten hat, auch vorn 2 paucreatische Drfisen führt.
Besonders merkwürdig ist bei beidcu Arten der doppelte Schlundkopf. — Als Fortpflanzungsorganisuu.s ist
ein Eierstock luit wenig grossen Eiern bei beiden beobachtet. Männlichen vergleichbare Organe blieben noch
nuerkannt, wenn nicht die 2 muskelartigen Körper im Fusse vielleicht Scxnaldrüsen sind. Die Eier werden
ins Futteral gelegt. — (iefässe sind noch nicht ermittelt. — Empfindnngsorgane sind als 2 rothe Augenpunkte
bei den Jungen und beim Fötus Im Ei beider Arten erkannt. Die Formen haben Aehnlichkeit
m i t Acinetn.
Die geograpliische Verbreitung der Gattung ist nur, aber mannigfach, in Europa gekannt.
±7. moscutaria proboscidea. Rüssel-Blumenrildclien. Tafel XLVI . Fig. I.
K . iiiajnr, niTCMilo Inalino, li)Iii.s rotatorii.i l>rcvins ciliatis 6 , probosciclciu inccliain ciliatain ajnlicnnliliiis.
Floscnlnire h trompe, plus grande, « gaine hyaline, ayant, sia! ìoies rotatoires a dis courts entourfuit
une trumpe ciliée.
F/ora.l«ri,i ,,™to.<dJra, Abhanill. il. Akademie il. Wi..enscl]. zn Berlin, 1S33. p. 207.
A n f e u t l i a l t : Bei Berlin.
Diese seltnere Art entdeckte ich am 10. Inni un,l 15. Angnst 1832 in fielen Excnjilarcn anf Jen Blattern Jer Uottonia
palustris in Terfgriilien bei Berlin, and habe sie seitdem nicht wieder gesehen. Sie liat mir zur Erläuterung der älteren 2ten Art
sehr gedient. Das~ gallertige, cjlindrische, abgestutzte Futteral, worin das Tbierehen lebt, ist äusserst durchsichtig, daher ohne Tru-
Ijung'des Wassei-s mir sebi unsicher, eigentlich gar nicht, zu sehen. Zuweilen verrathen es anhängende fremde Kor|)er. Der eiförmige
Kürzer hat vorn ein manschettenartiges 6theiliges Räderorgan und hinten einen langen griffelförmigcn contractile« Fuss, welcher sich
am Grunde des Futterals ansangt. ^Im ganz ausgedehnten Zustande ragt der ganze Körper nnd noch ein Theil des Fusses aus dem
Futterale hervor. Aus der Mitte des 6thciligen, zuweUen scheinbar Sllieiligen, Räderorgans ragt eine grössere cjlindrische etwas biegsame
Röhre hervor, welchc vorn eine grosse Oeffming zu haben schien. Das vordere Ende dieser riisselartigen Röhre und die geknöpften
Zacken des Räderorgaus tragen lauge träge Wiiii|iern, ivelehe nur partiell kräftig wirbeln, wenn sie Nahrang fühlen. Man könnte
desshalb dieses Räderorgan als ein vielfaches 'betrachten, jedoch schien mir die kraiisenartige Basis, welche offenbar dazu gehört und
eine mnskelartige Beschaffenheit hat, es zu vertheidigen, die Forinenverwandtschaft mit Stephanoceros jener andern Ton Metopidm
oder Colurns vorzuziehen. Die Wimjiern sind im ansgcdehntesten Znstande etwa nm das Do|ipeltc länger, als die Basis. Em deutlicher
kugelfiirmiger Schlundkopf mit 4 Mnskelparthieen nnd doppelten Szahnigen Kiefern {ZygogompMa), ein enger, sehr kurzer,
nur angedeuteter Schlund, ein grosser einfacher conischer Dann und ein kurzer Eierstock mit meist 1 entwickeltem Eie sind innere Organe.
Von Darmdriisen hat sich nur eine Sjiur als weisslichc Ohren am vordem Darme erkennen lassen. Besonders merkwürdig erschien
ein doppelter Schlundkopf, indem yor dem schon beschriebeDen zahnfiihrenden noch ein 2tes schluckendes Organ mit 2 zahnlosen
Kiefern befindlich war. Im Innern der Futterale fanden sieh nicht selten 2 — 5 ausgeschiedene Eier und in einigen ganz entwickelte,
sicli bewegende, Embryonen mit 2 rothen Angenirankten, welche beim Erwachsenen nicht sichtbar waren. — Länge des ausgedehiiteu
Köi'iiers Vs Linie, des Futterals Vi Linie, Ei VÌI Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XLTI. Fig. L
Fig. 1. ist ein in sein Futteral znriickgMOgenea Tbierehen, welches 3 Eier neben sich hat. Fig. 2. oberer Theil eines ganz ausgedehnten Thierchcns
ohne sein Futteral; ein Theil des untern Fusses ist weggelassen, o' vorderer erster Scblunilkopf, lo hintere DarmniUndung, i ein Theil dos Eierstocks
oder vielleicht eine münaliche Sexualblase, aOOnial vergrüssert. Fig. 3. ein Wirlel der Uottonia palastrü, mit beiden Arten von Flo.cularia
reichlich besetzt, in doppelter natürlicher Grösse. Fig. i. Spitze einer Blattfieder mit 3 Thiercheu in verschiedener Aiisdebnnng, mit der Lupe
vergrössert. Fig. 5. Schlundkopf und Kiefer, SOOmal vergrüssert.
1 8 . moscutaria ornata, ScHmnck-Bädclien. Tafel XLYL Fig. IL
F . minor, nrccolo hvalino, loUs rotatoriis 6 longius ciliatis, proboscide nulla.
Flosculaire ornée, plus petite, à gaine hyaline, ayant six lobes rotatoires « cils longs, sans (rompe
au milieu.
Ammninla, BAKBH? Employment for tlie Microscope, p. 302, Deotecli p. 381. Tat. XII. Fie- 2. ir.W.
iriitliioiHis Ä;/ncin(ftmi«, PALLAS? Klench. Zoophyt. p. 93. 1766.
I),T KICBIIOKK? Bei t r ïge i. Kenntni.« d. kl. Wa.serlliiere, p. 39. Taf. III. Fifr. G -L, 177!).
Cerrarii» »0». «pre., moue«, Nalurforsolier, Dt. p. 209. 1776.
TnchlL-rrolnP, Bîîîkb? Leipiiger Magazin d- Naturk. IV. St. 3. Nr. 2. Fig. 14. 1784.
rwUcelta fiyiiciìithìna, GMHLIN, LINNÉ'S Systema Naturae, ed. XIII. 1788.
J-'ioscüliirirt AJ/ncmiftÎJin, OKEN, Lelirbuch d. Nalurg. III. p. 49. 1815.
oiwlo, Abhandl. der Akademie d. Wis.ensel,. za Berlin, 1830. p. 45. 1831. p. 35, 125. 1833. p. 207, 332. faf. VIII.
Fig. n.
Nouvelle espace de Flosculaire, PKLTIKR, L'Institut, 23. Nov. Nr. 183. 1836.
A u f e n t h a l t : In England, bei Danzig, bei Mietau in Curland, bei Berlin und Paris beobachtet.
Ob BAKEBS Thierchen ans einer bleiernen Cisterne im Sommersetgartcn zu London diese Form war, ist zweifelhaft. Es
schwamm frei, wirbelte stark nnd schien vorn eine härtere Schaale zu haben. Die Abbildung passi jedoch anllidlend und die Beschrci-
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biing scheint er einige Jahre später, wie er selbst sagt, erst gemacht zu haben. EICHHORN'S Tliierchen war wohl diese Art samint
der "vorigen. Er hat zwar in einigea Figuren weniger und mehr Theile des Räderorgans (4 — 10) gezeichnet, als hier vorkommen,
allein die Zahl der Theile ist et«™ schwer zu ermitteln. Er fand es zuerst am 27. Mai 1767 und vsieder am 7. nnd 12. ilai 1769
in Menge, und beschrieb es sehr umständlich und gut. Weder BAKF.R noch Eiciiiiouiv sahen die Futterale der Tbierehen, auch ersterer
liicht ihre Wimiiern, die der letztere aber sehr richtig, obwohl unklar, bemerkte; beides ist ohne geKihtes Wasser sehr schwer
zu erkennen. EICHHORN sah auch ein iieriodisches Wirbeln und das Räderorgau erschien ihm wie ein Kelz, welches das Thiereben
zum Fang ausbreite und plutzlich zusammenklappe. EICHHORK fand sein Thierchen bei Danzig in Gefässen mit Wasserpllanzen, die
etwas gestanden hatten, frei an der Oberfläche, wie andere, sonst in Futteralen festsitzende, Tbiere allerdings auch vorkommen, wenn
das W'asser matt nnd trübe wird. Die Stentor bauen sich aber ein Futteral, nra.darin zu sterben. Der dritte bisherige Beobachter
war wohl Trof. BESEKE in Mietau, dessen Tbierehen freilich eine Aoineta seyn konnte. Auch er sah weder das Futteral, noidi die
Wimpern. OKEN verband zuerst BAKER S nnd EICHHORN'S Tliierchen. Die erste |ih)siologische Umgrenzung der Gattung unil der
jetzige Name wurden dieser Art 1830 gegeben, weil BAKEK'S und EICHHORN'S Formen doch andere Arten sejn könnten, und so
scheint es noch jetzt zweckmässig, sie beizubehalten. Neuerlich hat I'EITIER vor der Pariser Akademie über eine neue Art gesprochen,
aber offenbar nur in der Absicht, eine Opposition gegen die seit 1830 veröffentlichten Organisationsverhältnissc der Infusorien zu
bilden, ohne tüchtige Beobachtung nnd ohne Beachtung der schon seit 60 Jahren vorhandenen Kenntnisse vnn dieser Form.
Bei Berlin ist diess niedliche Thierchen zn fast allen Jahreszeiteu sehr häufig. Ich fand es im Sommer 1830, am 18. Aug.
1831, am 24. April und 20. Juni 1832, am 12. März 1835, am 4. Sept. 1837 oft an Conferven, noch öfter an VeratophjUum,
meist in Gemeinschaft mit Vor t iccl len oder gestielten Baci l larien. Das crystallbelle Futteral ist meist schwer zu erhenuen, hei
Färbung des Wassers aber sogleich anschaulich. Das Thierchen ist sehr träge, entfallet sich langsam, zieht sich aber oft rasch zusammen
und verbirgt sich in sein Hänschen. EICHHORW hielt diess für ein Fangen, allein es ist nur ein Erschrecken und Einziehen
der Glieder beim Niedersclilncken. Das Fangen geschieht nur hei ganz offenem Räderorgan und ist mit einem oft schwachen, zuweilen
kräftigen, Wirbel begleitet, welcher, wie bei allen Räderlbieren, die Nahrung zum Schlundkopfc führt, während das glockenarlig
entfaltete Räderorgan selbst den Miind bildet. Neuerlich habe ich, wie bei der vorigen Art, vor dem deutlicheren Kieferapparate noch
ein zweites vorderes Schlingorgan erkannt, aber bei keinem ganz deutlich Zäline gesellen, vermullic jedoch in den hintern Kiefern ebenfalls
je 2 Zähne, deren Spuren ich sogar direct erkannte. Das Räderorgan hat meist deutlich 6 Einschnitte, und jeder Theil liat ein
verdicktes Knöpfchen, worauf 5 — 8 sehr lange Wimpern sitzen, die meist steif ausgestreckt sind, aber wenn sie Nahrungsstoiro fühlen,
mit einigen raschen nnd kräftigen Schwingungen diese in den Mund bringen. Bei der Contraction bilden die Wimjiern ein dickes
langes Bündel, welches immer ans dem Futterale hervorragt, aber auch nicht sehr in die Augen fällt. Das Verschlingen grösserer Kör-
]ier, Naviculae dergl., geschieht mit Contraction des ganzen Körpers. Chlamidomonas ist eine Lieblingsnahrung. Der Schlnndkopf
sitzt ohne Schlund auf dem Darme nnd hat neben sich 2 helle Flecke, die wohl pancreatische Drüsen sind. Der After ist da, wo der
grünlich errällte Darm hinten endet nnd wo auch meist 1 Ei liegt. Das Ei bildet bei durchgehendem Lichte eine dunkle, bei rUckstralileudem
Lichte eine weisse Masse, der Eierstock liegt als trüber, weniger dunkler, Körper daneben. Oft fand sich üherdiess in
dieser Gegend ein brauner ovaler Körper, dem ähnlich, welcher bei Microcodon vorkommt, auch hei Lacinularia, Enteroplea und
Notommata granularis wohl vorhanden ist. Im Fusse sah ich 2 keulenrönnige trübe lange Körper, die vielleicht Muskeln, vielleicht
aber anch männliche Seiualdrüsen sind, neben denen erst die Muskelu liegen. Andere Theile blieben bisher unklar. Die Eier
werden in die Futterale gelegt, worin ich bis 5 vorfand. Meist waren einige Eier ganz entwickelt, zeigten Bewegung der Fötus und
2 rothe Angenpunkte. Bei leichtem Drucke platzte die Schaale, nnd das Junge kroch schwach wirbelnd hervor. Die Wimpern waren
noch kurz nnd nuklar, aber der Schlundkopf schluckte. Der Fuss der Alten war am hintern Ende abgestutzt und zuweilen verdickt,
bei der Contraction qiieergefaltet. — Grösse des Körpers bis Va Linie, des Eies Vis Linie.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. XLVI. Fig. U.
Fig. 1. ist nach einer, 1835 etwas abgeänderten, Zeichnung von 1832 mit scheinbar Sthcillgcm RSdcrorganc. Bei o' ist das vordere Schlingorgan,
darunter das 2le grössere. Im Körper ist ein Ei, und ein ausgcschicdeaes Ei mit ganz entwickeltem 2iiugigcn Jungen liegt im Futterale. Im Fasse
sind die beiden Muskeln oder Drüsen. Fig. 2. hat ein normales 6theiliges Räderorgau, im Darme eine NavicUa gracitU mit Chlamidomotim,
und daneben den unentwickelten Eierstock. Bei to ist die AftersteUe. Fig. 3. ist zurückgezogeu, hat 1 Ei im Leibe und 3 im Fntteiale, ubcrdiess
den braunen Körper neben dem Darme. Vergrösserang 300mal im Durchmesser. In aatürUcher Grösse gleicht das Thierchen der Fig. I. 3." derselben
Tafel, ist aber viel durchsichtiger und daher weniger zu sehen. Der Körper in der Cenferve bei x drehte sich.
N a c h t r a g zur Familie der Blumcnfischchen.
In die Nähe dieser Formen würde die Galtung Balcerina dipteriphora gehören, welchc BORY DE ST. VINCE-NT 1824 aus
einem von BAKER beobachteten Thierchen gebildet hat, das er auch gleichzeitig FoUiculina Bakeri nannte, welches aber eine Miikkcularve
war, deren Verpuj)]ning BAKER selbst dabei anzeigt (s. FoUiculina p. 296.).
Was die Massenentwickelung sämmtlicher Formen dieser Familie anlangt, so ist sie hei keiner bisher besonders in die Angen
faUend beobachtet worden. Sie sind einzeln, wie seltene schöne Blumen auf einer Wiese, nnd erfreuen gleich ihnen das Auge des
Beobachters. AUe lassen sich trocken anfbewahrcu, selbst Stephanoceros besitze ich recht deutlich erhalten, nnr mnss man dazu bei
einigen das Thier aus seinem Futterale herausnehmen.