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I. Pl. v in. Fig. 17. An. X. (1802.)
N a t i i r l e l i r t f , VII. 116. ISQe.
Vitlmir ínrKsíríít, GIIUID CH.VNTRANH, Ueclierclies sur leu Conlerves
F^IIEHDYS srtiytimm, FIIIIÌBH. NKBS iin.l GOI.DFUSS, KASTNKH.Ì Archi v fii
liiKjleiiti snnt/iihteii, r<>r.(insDORFF's A n n a i e n d. l ' h y s i k , IS.ÌO. p. 508.
- - Alilinn.ll. ,Ior Akai lcmi o il. Wi s sons c l i . zu Bei ltn, 1831. p. 71, 1.11. Tat. I. Fig. 4.
l'OFUFTT Caìmnm, I'HITCHAR», N a t u r a i hist, of A i uma l c u l e a , p. 39. 1834.
A u f c i i t h a l t : In Halle!, Berlin], Kilaii!, in Dclft.f, Egcr in Nonvcgcn?, Besançon?, BonnP, London?, Aegypten?
Bs ist jar niclit nnwalireeljcinlicli, ilasä die Ijliitartige Farlie, wciclie zalillose Mengen dieses Tliierclicns auf ganzen Teichen
liei-vurlii-ingen, die Veranlassnng gewesen, dass man schon zu Mosis Zeit eine directe Ansclianinig -von Infiisorieu hatte nnd auf dieselbe
aufiiierksain war. Der mit grossen Mcngou derselben verbundene modrige und widerliche Gerneli des Wassers, sammt dem Sterben der
Fische dadurch, passt recht wolil auf die historischen Nachrichten aus jener Zeit, doch könnte nicht das Flusswasser, sondern es wiirilen
nur alle Teiche, Bassins und Grüben von der Fürbung iiilicirt gewesen seyn, so dass, anstatt Uebcrfluss au Trinkwasser, kurz
nach der XJeberschwcuiiuung im ganze» Lande nur Modergeruch und blutartige Trübuiig der stagnirenden Gewässer vorhanden war, eine
Erscheinung, die sich in wenig Tagen einstellen nnd auf das Unglaublichste steigern und verbreiten kann. Ob gerade jenes Färbende
Euglena saì/gìthiea oder Asfttsia haematodes war, ist natürlich nicht zn entscheiden, bis eine dieser Formen dort wieder beobachtet
scyn wird. IcJi selbst habe mit Dr. IlEMpnrcil in Aegypten drei Arten, das Wasser nnd feuchte Erde rothfärbeiider, Organismen
beobaclitct: Sarcnderma saiiguimum, Geocharis uilotica und Sphaeroplea atmuüna, und das rotile Meer bei Tor in Arabien
durch Trichodesiumm onjthracum iu weiter Aiisdehnang an der Küste blntartig geröthet gesehen, allein kein rothes Infiisorium beobachtet,
was bloss Folge der Pcriodieität ihrer Entwickelung seyn kann. (Vergi. POOGEXDORFF'S Annalcn der Physik 1830. über blntartige
Ei-sclieiniiugen p. 503. sey.)
Erst fast 100 Jahre nach der Erliudnng des Mikroskops entdeckte LEEUWESIIOEK am 25. August 1701 in einer bleiernen
Dachrinne seines Hauses in Delft in stagnirendem Regenwasser direct ein, das Wasser durch seine Menge rothlarbendes, Tliierehen,
und beschrieb sehr umstündlich die Nebeuamstäude der Erscheinung. Es war offenbar eine Astasia oder Euglena, und da die letztere
in DeutscUand häufig, die erstere nur in Sibirien heobaelitet ist, so liat man die Beobachtung auf die deutsehe Form vorläufig zu
lieziehen. Am 15. Juli 1790 beobachtete der Kümmerer WEBER in Halle die blntrotbe Färbung eines Teiches bei Giebiclienstein
als durch mikroskopische sehr kleine Thierchen bedingt, welche deutlich Euglena sanguinea Ovaren, nnd gleichzeitig sah der Professor
der Theologie STnoi i r in Eger in Norwegen einen Fischteich Mntartig gefärbt, dessen Farbe er durch MÜLLER'S rothwerdendc Cercaria
viridis bedingt angiebt. Er sah es im Juni, Juli bis zum August 1790 anhaltend, und gab die erste Abbildung des Thicrchens
bei zu geringer Vergrosserung. GIROD CHÄNTRASS beobachtete eine gleiche Erscheinung 1797 bei Besançon. Er sali das Wasser
von iprüclitig rother Farbe {rouge éclatant), deren Nüance zwischen Zinnober und Carmin war. Unter dem Mikro-skope erkannte er,
dass die Färbung aus Thierchen bestand, die er Vilvox lacusfris nennt. Er sammelte den rothen Bodensatz eines Gefässes, 70 Gran
an Gewicht, liess ihn trocknen und bereitete sich eine rothe Farbe darans, welche ihm vollkamnien dienlich war, das Thierchen selbst
damit zu malen. Er erhielt diese Menge aus etwa 1 Maass Wasser {pinte de Paris). Er vermuthet, dass, wenn man Bassins mit
diesem Thierchen erfüllen wollte, was durch ihre eigene rasche nnd enorme Vermehrung leicht sey, man sie wie Cochenille als schönen
Farbeköriier würde brauchen können. Essigsäure tödtete die Thiere nnd machte die Farbe braun, Salpetersäure löste sie getrocknet
mit Brausen auf (der Kalkgehalt des Wassers brauste wohl mir), nnd änderte die Farbe in schmuzig Gelb. Der Rückstand betrug
VJ des Ganzen nnd gab, verbrannt, den Geruch von verbranntem Hörne. Nach der Calcination fand er noch etwas Eisen nnd
gicbt die chemischen Bcstandtbeile so an: 0,60 Kalk, 0,02 Eisen, das Uebrige Wasser nnd verbrennliche Stoffe. Getrocknet, mit Alkohol
Übergossen, gab die Masse dem Alkohol eine schöne Orangefarbe, die sich bei langsamem Eintrocknen erhielt, mit Wasser gemisclit
aber an der Sonne ausbleichte. Blosse Auflösung der rothen Farbe in Wasser znm Malen widerstand der Sonne, nnd gefärbtes
Papier änderte die Farbe, auch dem starken Lichte au.sgesetzt, niclit bedeutend. Sjiäter (1802) beobachtete derselbe, dass Conferva
glmnerata sich in diesem Volvox auflöse, und hielt HALIER'S rothe Conferve der Schweizer Seen mit Unrecht für dasselbe,
welche walirschcinlicb Oscillatoria ruòesccns war, die wieder 1825 den 3inrten-See roth färbte. Er gab auch eine unkenntliche Abbildung
des Thierchens. Tiefer im Wasser lebende sollten blasser seyn, nnd sie lebten, gctroeknet, nach 4 Jahren wieder auf (p. 168).
Uebcr die vielfach unrichtigen Beobachtungen GIROD CHANTRASS rücksichtlich der Verwandlungen von Baci l lar ien in Oscillatorien
ii. s. w. ist aber die Familie der Bacillarien nachzusehen.
Im Jahre 1826 beobachteten F n i E O R . NEES VO» ESENBECK und GOLDEUSS im botanischen Garten zu Bonn in einem WasscrgefSsse
im September ein ähnliches Thierchen, welches sie Enchelys sanguinea nennen. Das dunklere Auge haben sie nicht bezeichnet,
allein es ist erst deutlich, wenn man, von seiner Existenz nnd Stellung überzeugt, es aufsucht, und es ist der Farbe halber
bei grünen Thicrchen leichter zu unterscheiden als bei rothen. Im Jahre 1830 stellte ich in PoooEjiDORrF's Annalcn der Physik die
mir damals bekannten Nachrichten über blutartige Erscheinungen kritiscli zusammen und erwähnte auch der Euglena satiguinea,
aber nicht aus eigner Anschaniing. Erst bald darauf, im October 1830, erhielt ich auf meine Bitte durch Herrn Professor GOEPPERT
in Breslau ein rothes Wasser ans einem Teiche bei Eilan ohnweit Sprottaii in Schlesien zur Post, worin dergleichen rotile Thierchen
belindlich waren, welche Herr GOEPPERT im September oder Anfang Octohers dasellist beobachtet hatte. Diese Thierchen hatten
sümmtlich ein deutliches rothes Auge nnd unterschieden sich sehr von der sibirischen Astasia. Ich habe sie über einen Monat lang in
Berlin lebend erhalten. Seitdem habe ick dasselbe Thicrchen auch bei Berlin selbst in seiner ganzen Uberraschenden, oft ziegclrotheu,
-Ma.ssennirbung beobachten können, nnd habe es iu den letzten Jahren (1834 und 1836) an derselben Stelle in den Chausseegrüben und
den Sumpf-Lachen am Eintritt der Birkenstrasse in die Jungfernheide immer wieder aufgefunden. Ln Jahre 1834 fand es sieh am
20. Juli bis zum 1. August, im Jahre 1836 im Juni nnd noch am 16. October. (Mittheilungen d. naturforsch. Freunde zu Berlin
1836. p. 30.) Neuerlich will es auch der Mechaniker PRITCIIARD in London gesehen haben nnd hat daraus eine neue Art mit dem
Namen Folvox Calamus gebildet, aber keine Zeiclmung gegeben, während er alle übrigen nach den Vorbildern abgebildet hat.
Die Bewegung dieser bald fiseliartigen, bald kugelartigen, bald anders gestalteten Thierchen ist langsam, aber oft schwimmend
nnd dabei um die Längsaxe drehend. Manche sind noch ganz grün, andere halbroth nnd halbgriin oder gelleckt. Im Innern erkennt
man viele körnige Kugeln. Ich halte diese Kr mit farbigen, erst grünen, dann rothwerdenden, Eiern dicht umhüllte Magenzellen.
Ein sehr feiner fadenartiger Rüssel von mehr als Körperlänge will sorgfiiltig gesucht seyn. Er ist Verlängerung der Oberlippe
nnd scheint einziehbar zu seyn, oft sucht man ihn durcliaus umsonst. Seine Thätigkeit sieht man, wenn man das Wasser durch Farbe
trübt. Beim Antrocknen einzelner Thierchen anf recht klares Glas kann man ihn sehr schön nnd deutlich znr Ansicht eriialten. Einmal
sah ich 2 Rüssel. Unter dem Rüssel ist ein 21ippigcr Mund, dahinter im farblosen Kopfe das rothe Auge auf der Riisselseitc.
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Oft bleiben alle Tliicrcben selir lange in der Contraction und sin«! tliinn ganz kiigellômiig. Sic sind immer, wenn sie rotli sind, grösser
als E. viridis. Selbsttlieilung ist niclit beobachtet. Getrocknete Tbierclien, lange dem Lichtc ausgesetzt, verloren ihre rothe Farbe
nnd ivnrden grünlichgelb. Ebenso sind die 1829 gesanimeUeu nnd auf Tarier gctrockueten der siljirisclien Anltufia jetzt (1837) fast
ganz verbleicht, lieber die rothen'Färbungen der Geuässer im Allgemeinen ist im Nachtrage zur Faiiiilii; Nachricht gegeben. Gröftse
V24 bis V20 Linie, oft kleiner.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. VTi. Fig. Vi.
Es sind 11 Thierchen in verschiedenen Fonnveräiidorangen dargestellt. Die 2 oberen sind im Scliwlnunen begriffen, die mittleren Formen
kommen beim Schwimmen seltner, öfter liinm Kriechen vor. ßei ß. ist ein ganz kugelförmig contrahirtes mit vielleicht eingezogenem Rüssel gezeichncf.
Fig. a. ist das einzige beobachtete Thierchen mit 2 Kiisseln. Ein plalïendes Exemplar ist mit ® bezeichnet. Vergrosserung SOOiiial.
1 2 2 . Xjuglena liyalina, farbloses A u ^ e n t l i i c r c b c n. Tafel v n . Fig. Vll.
E . corporc extenso fusiformi, ca])itc attcnuato, obtaso, bilabiato, cauda brevi subacuta, C(flore hyalino allncante.
Euglcne hyaline^ s étendant e7i forme d'un fuseau a tète amincie obtuse^ fendue au bonf^ a t/ucue
courte aiguë; couleur hyaline blanchâtre.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin, vielleicht von SCHRANK 1780 (p. 475.) hei Passan unter Etichelis viridis beobachtet.
Diese farblose Ai-t ist mir nie häiiiig vorgekommen. Ich habe sie früher immer für Euglena viridis nach dem Eierlegen
gcdialten, allein ich Labe neuerlich sie wieder mit Meridion vernaJe am 14. März 1835 beobachtet nnd besondere Eikornclien auch
m ihr entdeckt; ich halte sie daher jetzt Tür ei]ie eigene Art. Spuren von runden Blasen mögen die Magenzellen scjn. Der Rüssel
und die Theilung sind nicht beobachtet. Das hellrothe grosse Auge lässt diese Form in» Mikroskope sehr angenehm erscheinen.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. VU. Fig. VII.
Es sind 2 Exemplare bei SOOmaliger Vergrosserung dargesteüt. Das spindelförmige schwimmt, das eirörmige liegt ruhig und ist zusammengezogen.
1 2 3 . JEuglena deses, träges A u g e n t h i e r c b e n . Tafel v n . Fig. vm.
E. corpore extenso cylindrico, cajjite subito rotnndato, obsolete bilabiato, cauda brevissima apicnlata; viridis, deses,
repcndo iiexnosa, nunquam natans.
Euglene paresseuse^ s^ étendant en forme d^un cylindrea tête subitement arrondie, légèrement
echancrée, h queue en forine de tres-petite pointe; verte, paresseuse dans ses mouvements^ tortueuse
en rampant, ne nageant jamais.
Enchchìs ilescs, MÜLLER? Anima le, infus, j:
. 55. Tafel !V. Fi^. 45. 1786.
2. p. 38. 1803.
— — SCHRÄNK, F a u n a boica, III,
— — BORY, Kncycl . inéth. 1824.
Eiiijhiin Avus vnr.. Ab li a n d I. der Akademi
Euylcìin lieses, — - —
z u B e r l i n , 1831. Tafel I. Fig. III. g.
- 1833. p. 248. Tafel Vl l . Fig. VIII.
A u f e n t h a l t : Bei Berlin itnd Paris, vielleicht auch bei Copenhagen und Landshnt.
Früher habe ich diese Form der Angentbierchen als einen Zustand der Euglena Acus angesehen und sie auch 1831 unter
dieser abgebildet. Seit 1832 Jialte ich sie für eine eigene Art, iveil ich sie in grossen Mengeu sehr Constant sah, nnd ich gab schon
1833 eine characteristische Abbilduug, welche 1835 noch um wesentliche Details verbessert wurde. Ob MÜLLER'S Enchelys deses
dieses Thierchen ist, lässt sich nicht entscheiden. Ich habe seine Abbildung auch zu Monas deses citirt. MÜLLER sah es im Winter
in einem Anfgusse von Meerlinsen, aber unbiegsani. SCHRANK sali es hei Landshut im August zwischen 31eerlinsen und biegsam.
BORT DE ST. VINCENT besclireibt es in äusseren Characteren am deutlichsten, hielt es aber fìir Samen (Zoocarpes) der Cotiferva
rivularis oder C. fracta, mit denen gemeinschaftlich er es bei Paris fand.
Der stets schlalfe Körper gleicht einem nicht elastischen Faden, ist nie spindelförmig, sondern cylindrisch, und schwimmt nie.
Er windet sich langsam ohne Haltung von einem Orte zum andern und bildet nur selten, aber doch zuMcilen, die knotenartigen Ansciiwellungen,
wclclie der E. viridis die an/fallende Form eines Sclmellrädchens geben. Alle Bewegungen sind träge und sjiannungslos.
Ein flaclier Ausschnitt am vordem Ende bildet die MundöH'nung, deren Oberlippe einen fadenförmigen Rüssel von V* bis % der
Körperlänge führt. Dieser Rüssel, 1833 noch vermuthet, ist seit 1834 beobachtet. Er macht einen dentlichen Wirbel. Beide Enden
des Körjiers sind in gennger Ausdehnung farblos, der ganze mittlere Körjier ist durch grüne sehr feine Körnchen erfüllt, die zum
Theil Magenzellen zu umhüllen scheinen. Dazwischen aber liegen viele, polyedrischen Crystallen äluiliche, grössere helle Körjjer, die
ich mit den stabartigen der E. Acns vergleiche und für Samendrüsen halte, welche reihenweis verbunden zn scyn schienen, was aber
nicht klar wurde. Der Schwanzlheil gleicht einem sehr kurzen Spitz chea und ist oft eingezogen. GrÖsstC Länge Vso Linie, kleinste
beobachtete Ve^ Linie. Dicke 6- bis 12mal in der Lange.
E r k l ä r u n g der Abbildungen Taf. VII. Fig. Vm.
Es sind 8 Thierchen in verschiedenen Bewegungen und Grössen abgebildet, alle 300mal vergrössert. Einige haben den Schwanztheil ganz
eingezogen, aber dessen Undeutlichkeit ist auch oft nm* Folge der Körperlage.
1 2 4 . Euglena viridis^ grünes A u ^ e n t b i e r c b e n . Tafel v n . Fig. IX.
E. corporc extenso fusiformi, capite breviter attenuato, bilabiato, canda brevi conica (neo fissa); colore viridis, utro-
(jue fine hyalina.
Euglene verte, s étendant en forme d'ufi fuseau, a tete amincie courte, fendue au òout, a t/ueue
court e conitfue {poiut fendue'); couleur verte, hyaline aux deu¿c bouts.